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Der Krieg um unseren Müll 

Abgründe eines globalen Milliardengeschäfts

von Alexander Clapp

ISBN: 9783103971934
Erscheinungsdatum: 24.09.2025
Verlag: S. FISCHER
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Übersetzung: Jürgen Neubauer
Format: Hardcover
Umfang: 400 Seiten
Preis: € 26.80
Kurzbeschreibung des Verlags

Mülldeponien auf der ganzen Welt sind über­füllt. Über die täg­lich an­fal­len­den Mil­lio­nen Ton­nen von Müll ent­ste­hen fast über­all regel­rechte Krie­ge. Der Müll wird il­le­gal ent­sorgt oder als heiße Ware ver­schifft, ver­kauft oder ge­schmug­gelt. Der Jour­na­list Ale­xan­der Clapp be­reiste auf den Spu­ren unse­es Mülls fünf Kon­ti­nente und ent­hüllt eine katas­tro­phale Re­a­li­tät: Un­ser Müll hat in den letz­ten 40 Jahr­en eine welt­um­span­nende, mil­li­arden­schwere Wirt­schaft her­vor­ge­bracht – mit ver­heeren­den Fol­gen für die ärms­ten Län­der der Welt.

FALTER-Rezension

Müllimperialismus: Wie Abfall die Welt regiert

Peter Iwaniewicz in FALTER 42/2025 vom 15.10.2025 (S. 39)

In Abwandlung eines Werbe­spruchs der Firma Mül­ler­milch müs­sen wir uns heut­zu­tage fra­gen: „Alles Müll, oder was?“ Denn das Ge­samt­ge­wicht der von Men­schen ge­mach­ten Ob­jek­te reicht in­zwi­schen an das der Bio­mas­se des Pla­ne­ten heran. Künst­li­che Din­ge, von Wol­ken­krat­zern über Au­tos, Com­pu­ter bis zu Plas­tik­trink­hal­men, wer­den bald mehr wie­gen als alle Bäume, Pflan­zen, Tiere und Men­schen zu­sam­men. Oder noch deut­li­cher for­mu­liert: Die Fähig­keit der Menschh­eit zur Pro­duk­tion von Müll be­zie­hungs­weise von Din­gen, die frü­her oder spä­ter zu Müll wer­den, über­steigt zu­neh­mend die Kapa­zi­tät des Pla­ne­ten zur Pro­duk­tion von Leben.

In „Der Krieg um unseren Müll“ (engl.: „Waste Wars“) legt der Jour­na­list Ale­xan­der Clapp ein fes­seln­des Stück in­ves­ti­ga­ti­ven Jour­na­lis­mus vor. Wäh­rend Roman Kös­ter in sei­nem 2023 er­schie­ne­nen Buch „Müll“ die Kul­tur­ge­schichte un­se­rer Ab­fäl­le be­schreibt, geht es bei Clapp um die Fra­ge, wa­rum unser Müll von einem Kon­ti­nent zum an­de­ren trans­por­tiert wird und wie der schein­bar so ba­nale Akt des Weg­wer­fens einen welt­um­span­nen­den Han­del her­vor­brachte, der wie ein Zerr­spie­gel der glo­ba­li­sier­ten Wirt­schaft, von Aus­beu­tung, Pro­duk­tion und Kon­sum, wirkt.

Clapp ist als Reporter den Spuren des Mülls um die ganze Welt gef­olgt und hat mit Men­schen ge­spro­chen, die vom Han­del mit Müll pro­fi­tie­ren, ihn ver­ar­bei­ten und il­le­gal ent­sor­gen, so­wie mit je­nen, in deren Um­welt die Ab­fälle de­po­niert werden.

Die aktuelle Müllbilanz der Welt ist astro­no­misch. Wo­che für Wo­che pro­du­ziert die Mensch­heit ihr Eigen­ge­wicht an neu­en Wa­ren, von de­nen sechs Mo­na­te nach dem Kauf nur noch ge­schätzt ein Proz­ent in Ge­brauch sind. Tag für Tag wer­den 1,5 Mil­liar­den Plas­tik­becher, 120 Mil­lio­nen Kilo­gramm Tex­ti­lien, 220 Mil­lio­nen Alu­do­sen und drei Mil­lio­nen Auto­rei­fen weg­ge­wor­fen. So wur­den zum Bei­spiel in der Mi­nute, die Sie brauch­ten, um die­se Zei­len zu le­sen, eine wei­te­re Mil­lion Plas­tik­fla­schen weg­ge­wor­fen und eine wei­tere Last­wa­gen­la­dung Müll ins Meer ge­kippt.

Aber dieses Buch bietet weitaus mehr als diese depri­mie­ren­den Zah­len und Fak­ten. Clapp er­zählt Ge­schich­ten, bie­tet leben­dige Ge­sprä­che mit Au­gen­zeu­gen, er­zeugt greif­bare Bil­der von je­nen Ge­gen­den, in de­nen Müll so­wohl Lebens­grund­lage als auch Ge­fahr für die Um­welt ist.

„Abgründe eines globalen Mil­li­ar­den­ge­schäfts“ ist der Un­ter­ti­tel des Buchs, das die er­schrecken­den Di­men­sio­nen die­ses glo­ba­len Wirt­schafts­zweigs aufzeigt.

„Wenn Sie wissen wollen, wie der Müllhandel funk­tio­niert, den­ken Sie an den Dro­gen­han­del. Mit dem Unter­schied, dass der Müll von den rei­chen in die armen Län­der kommt“, zi­tiert Clapp Teodor Niţă, einen ru­mä­ni­schen Staats­an­walt, der die il­le­gale Ent­sor­gung aus West­eu­ro­pa verfolgt.

Als der US-amerikanische Publizist Vance Packard in sei­nem 1964 er­schie­ne­nen Buch „Die große Ver­schwen­dung“ erst­mals die Fol­gen des Über­kon­sums der Nach­kriegs­ge­sell­schaft auf­deckte, blieb Müll noch in dem Land, in dem er pro­du­ziert wurde. Doch seit den 1980er-Jah­ren wurde ein Teil un­se­rer Ab­fäl­le nicht mehr in De­po­nien vor Ort ent­sorgt, son­dern über­quert Gren­zen und Meere. Aus Ab­fäl­len, die man in die nächste Ton­ne warf und ver­gaß, wurde ein Ex­port­gut. Be­son­ders ge­winn­träch­tig war da­bei weni­ger der Müll selbst, son­dern vor al­lem des­sen Transport.

Besonders augenöffnend sind die Pas­sagen, in denen Clapp die Illu­sion von Re­cyc­ling ent­larvt. Wer glaubt, dass die brav ge­sammel­ten und in die Re­cyc­ling­tonne ge­wor­fe­nen Plas­tik­ab­fäl­le die Um­welt scho­nen, muss sich einer an­deren Wirk­lich­keit stel­len. Her­stel­ler könn­ten je­des Ma­te­rial als „wie­der­ver­wert­bar“ de­kla­rie­ren, selbst wenn es nie­mand re­cycelt. Die Rea­li­tät: Ein Groß­teil der an­geb­lich re­cycel­ten Ma­te­ria­lien wird nur in den glo­ba­len Sü­den ex­por­tiert, ver­seucht Bö­den in Mexi­ko, endet als bren­nen­de Elektro­schrott-Hal­den in Ghana und er­zeugt töd­li­che Dämp­fe über in­di­schen Dörfern.

„Beim illegalen Handel mit Holz oder Elfen­bein ver­lie­ren Län­der wert­volle Roh­stoffe“, er­klärt ein Lei­ter der Son­der­er­mitt­lung von Inter­pol die Motiv­lage der In­dus­trie­länder. „Aber wenn Müll außer Lan­des ge­schafft wird, ent­le­di­gen sie sich einer Bürde. Sie ha­ben allen An­reiz, ihn ein­fach zie­hen zu las­sen. Es ist ein Ge­schäft von un­fass­ba­ren Di­men­sionen.“

Clapps Analysen durchbrechen den Mythos der in­di­vi­du­el­len Ver­ant­wor­tung. Nicht das rich­tige Tren­nen ret­tet den Pla­ne­ten, son­dern die Re­duk­tion der Wa­ren­pro­duk­tion. Müll ist kein in­di­vi­duel­les, son­dern ein sys­te­mi­sches Prob­lem und damit eine poli­ti­sche Frage.

Das Buch ist ein Weckruf, der die Bequem­lich­keit unse­rer grü­nen Punkte, gel­ben Sam­mel­säcke und Mar­ke­ting­ver­spre­chen von an­gebl­ich um­welt­scho­nen­den Ma­teria­lien zerstört.

Clapp bemüht sich stilistisch um Sachlich­keit, doch er schreckt auch vor pro­vo­ka­ti­ven For­mu­lie­rungen nicht zu­rück. Man spürt seine per­sön­li­che Be­trof­fenh­eit und kann gut nach­voll­zie­hen, wie er in den zwei Jah­ren sei­ner Rei­sen zu den Hot­spots der Müll­ent­sor­gung im­mer tie­fer in die Ab­gründe von glo­ba­len Fir­men­netz­wer­ken, poli­ti­scher Kor­rup­tion und toxi­scher Um­welt­zer­stö­rung ein­tauchte.

„Der Krieg um unseren Müll“ ist ein hef­ti­ges, bril­lant recher­chier­tes Buch, das Repor­tage, Ana­lyse und per­sön­liche Er­leb­nis­se so ge­konnt ver­bin­det, dass man stel­len­wei­se meint, einen Krimi­nal­ro­man zu lesen.

Die Mechanismen und Auswüchse der Müll­wirt­schaft soll­ten im Zen­trum der Klima­de­bat­te ste­hen. Nach­dem man die­ses Buch ge­le­sen hat, müs­sen wir uns der Fra­ge stel­len, ob wir wei­ter im Müll­impe­ria­lis­mus le­ben wol­len oder be­reit sind, die Kos­ten un­se­res Kon­sums selbst zu tragen.

Posted by Wilfried Allé Wednesday, October 15, 2025 8:18:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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Digitaler Kolonialismus 

Wie Tech-Konzerne und Großmächte die Welt unter sich aufteilen I Nominiert für den Deutschen Sachbuchpreis 2025

von Ingo Dachwitz, Sven Hilbig

ISBN: 9783406823022
Sammlung: Deutscher Sachbuchpreis 2025
Verlag: C.H.Beck
Format: Hardcover
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 351 Seiten
Erscheinungsdatum: 26.05.2025
Preis: € 28,80

 

Kurzbeschreibung des Verlags
 

Der Kolonialismus im digitalen Zeitalter wie Tech-Imperien die Welt unter sich auf­teilen

Innovativ, mächtig, rücksichtlos kaum eine Geschichte wird so oft er­zählt wie die vom un­auf­halt­samen Auf­stieg der Tech-Kon­zerne an die Spit­ze der glo­bal ver­netz­ten Welt. Nur ein Kapi­tel wird da­bei aus­ge­las­sen: Der Preis, den der Glo­ba­le Sü­den da­für be­zahlt. Der Tech-Jour­na­list Ingo Dach­witz und der Glo­bali­sie­rungs­ex­per­te Sven Hil­big be­leuch­ten die­sen blin­den Fleck und zei­gen die welt­wei­ten Fol­gen des digi­ta­len Ko­lo­nia­lis­mus so­wie be­ste­hen­de An­sät­ze für eine ge­rech­tere Digi­ta­li­sie­rung auf. So­viel steht fest: AI will not fix it.

Das Versprechen der Digitalen Revolution ist die Heils­er­zäh­lung un­se­rer Zeit. Die­ses Buch er­zählt eine an­de­re Ge­schich­te: Die des digi­ta­len Kolo­nia­lis­mus. Statt phy­si­sches Land ein­zu­neh­men, er­o­bern die heu­ti­gen Kolo­nial­her­ren den digi­ta­len Raum. Statt nach Gold und Dia­man­ten las­sen sie unter men­schen­un­wür­di­gen Be­din­gun­gen nach Roh­stof­fen gra­ben, die wir für un­se­re Smart­phones be­nö­ti­gen. Statt Skla­ven be­schäf­ti­gen sie Heere von Klick­ar­bei­ter­:innen, die zu Nied­rig­löh­nen in digi­ta­len Sweat­shops ar­bei­ten, um so­zi­ale Netz­wer­ke zu säu­bern oder ver­meint­lich Künst­li­che Intel­li­genz am Lau­fen zu hal­ten. Der Kolo­nia­lis­mus von heu­te mag sich sau­ber und smart ge­ben, doch ei­nes ist gleich­ge­blie­ben: Er beu­tet Men­sch und Na­tur aus und küm­mert sich nicht um ge­sell­schaft­li­che Fol­gen vor Ort. Im Wett­kampf der neu­en Kolo­nial­mäch­te ist Digi­tal­poli­tik längst zum Ins­tru­ment geo­poli­ti­scher Kon­flikte ge­wor­den der Glo­bale Sü­den ge­rät zwi­schen die Fronten.

  • Beim digitalen Kolonialismus fließen Daten und Pro­fite nur in eine Rich­tung. Renata Ávila Pinto, Men­schen­rechts­ver­teidi­gerin
  • KI und Daten, Rohstoffe und Repression: Eine um­fas­sende Ana­ly­se des digi­tal­en Kolo­nia­lismus
  • Augenöffner für Leser:innen: Wieso die Digitalisierung auf Aus­beu­tung beruht
  • Die Rolle Europas neben den Digitalimperien USA und China
  • Sehr gut lesbare Mischung aus tiefgreifender Analyse und be­we­gen­den Repor­tagen
  • Basierend auf Kooperationen und Interviews mit Forscher:innen und Akti­vist­:innen aus dem Glo­balen Süden
  • Mit einem eindringlichen Appell von Renata Ávila Pinto, Ge­schäfts­füh­rerin der Open Know­ledge Foun­dation
Posted by Wilfried Allé Saturday, June 28, 2025 8:19:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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Survival of the Richest 

Warum wir vor den Tech-Milliardären noch nicht einmal auf dem Mars sicher sind | Eine scharfsinnige Analyse

von Douglas Rushkoff

Reihe: edition suhrkamp
ISBN: 9783518029992
Verlag: Suhrkamp
Übersetzung: Stephan Gebauer
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 281 Seiten
Erscheinungsdatum: 23.02.2025
Preis: € 22,70

Kurzbeschreibung des Verlags

Spätestens seit der Allianz von Donald Trump und Elon Musk ist klar: Die Tech-Mil­liar­däre sind nicht nur die reichs­ten Män­ner der Welt, es geht ihnen auch um poli­ti­sche Macht und um die radi­ka­le Um­ge­stal­tung von Ge­sell­schaft und Natur.

Als Douglas Rushkoff eine Ein­la­dung in ein ex­klu­si­ves Wüs­ten­re­sort er­hält, nimmt er an, dass er dort über Zu­kunfts­tech­no­lo­gien spre­chen soll. Statt­des­sen sieht er sich Mil­liar­dä­ren ge­gen­über, die ihn zu Luxus­bun­kern und Mars­ko­lo­nien be­fra­gen. Wäh­rend die Welt mit der Kli­ma­katas­tro­phe und so­zi­a­len Kri­sen ringt, zer­bre­chen sich diese Män­ner den Kopf, wie sie im Fall ei­nes Sys­tem­kol­lap­ses ihre Pri­vat­ar­meen in Schach hal­ten können.

Der Medientheoretiker Rushkoff verfolgt die Inter­net­re­vo­lu­tion seit Jahr­zehn­ten, ist Er­fin­der der Be­grif­fe »viral gehen« und »Digi­tal Na­tives«, be­wegte sich lange im Kreis von Vor­den­kern und krea­ti­ven Zer­stö­rern. In ei­ner Zeit, in der Elon Musk und Peter Thiel sich im­mer stär­ker in die Poli­tik ein­mi­schen, re­kon­stru­iert er, wie aus der Auf­bruchs­stim­mung der 1990er ein Pro­gramm aus Angst und Größen­wahn wer­den konnte. Viele Tech-Unter­neh­mer wol­len uns Nor­mal­sterb­liche ein­fach nur hin­ter sich las­sen, wer­den aber als Vi­sio­näre ge­feiert. An­ge­sichts der Zer­rüt­tun­gen, die ihre Ge­schäfts­mo­del­le pro­du­zie­ren, müs­sen wir uns von ihrem Mind­set be­freien – denn mit­neh­men wer­den sie uns auf ihrem Exo­dus sicher nicht.


Ein flammendes Plädoyer gegen Egomanie und für die Wieder­ent­deckung ko­opera­ti­ven Han­delns


FALTER-Rezension

Das irre Mindset von Musk &Co

Barbaba Tóth in FALTER 22/2025 vom 30.05.2025 (S. 18)

Douglas Rushkoff ist der Stichwortgeber der digitalen Revo­lu­tion, wie kein an­de­rer analy­siert der Me­dien­theo­re­ti­ker die großen Ver­än­de­run­gen der Sili­con-Val­ley-In­dus­trie. Er lie­fert ein er­schrecken­des Psy­cho­gramm der Tech-Mil­liar­däre, be­schreibt ihren Es­kapi­smus und to­tali­täre Ideen.


Von der Hippie-Kommune zum Technofaschismus

Matthias Dusini in FALTER 13/2025 vom 28.03.2025 (S. 16)

Eine Einladung in ein Luxushotel wurde für Douglas Rush­koff zum Schlüs­sel­er­leb­nis. Eine Grup­pe von Mil­liar­dä­ren hat­te den Au­tor für ei­nen Vor­trag en­ga­giert, und er machte sich auf Fra­gen zur techno­lo­gi­schen Ent­wick­lung ge­fasst. Doch er saß Män­nern ge­gen­über, die zwar von der di­gi­ta­len Revo­lu­tion pro­fi­tier­ten. Statt aber von der Zu­kunft zu schwär­men, setz­ten sie erns­te Ge­sichter auf.
Rushkoff traf auf Pessimisten, die vom nahen Ende über­zeugt sind. Sie woll­ten wis­sen, wie stark Neu­see­land vom Klima­wan­del be­trof­fen sei. Wie ver­trauens­wür­dig sind Si­cher­heits­dienste? Da­von über­zeugt, dass Um­welt­kol­laps, Atom­bom­ben und Epi­de­mien die Welt ins Chaos stür­zen wer­den, zie­hen sich die­se In­ves­to­ren in unter­ir­di­sche Bun­ker­an­lagen zurück.

Rushkoff, der sich selbst einen marxistischen Medien­theo­re­ti­ker nennt, be­schreibt in sei­nem Buch "Sur­vival of the Richest" den Ty­pus des sozio­pa­thi­schen Außen­sei­ters. Bis­her as­so­zi­ier­te man da­mit Son­der­linge, die vor der Zivi­li­sa­tion in den Wald flie­hen. Laut Rush­koffs Recher­che fin­det die­ser Rück­zug je­doch bei den obe­ren Zehn­tau­send statt. Im­mer mehr Oli­gar­chen glau­ben, dass der Dooms­day (der Jüngste Tag) un­mit­tel­bar be­vor­steht.

Reiche Leute erzeugten in den USA bisher durch philan­thro­pi­sche Ga­ben zu­min­dest den An­schein, als wür­den sie eine größe­re so­zia­le Gleich­heit an­stre­ben. Tradi­tio­nell bil­dete wis­sen­schaft­liche und tech­ni­sche Inno­va­tion außer­dem den Kern der mo­der­nen Fort­schritts­er­zäh­lung: mög­lichst vie­len das Leben zu er­leich­tern.

Nun hätten jene das Sagen, die sich vor dem dro­hen­den Zu­sam­men­bruch in Sicher­heit brin­gen wol­len. Als Bei­spiel nennt Rush­koff Tesla-Grün­der Elon Musk, der eine Mil­liar­därs­sied­lung auf dem Mars plant, oder KI-Visi­o­när Ray Kurz­weil, der be­ab­sich­tigt, sei­nen Geist in ei­nen Super­com­pu­ter hoch­zu­laden. Auf die in Armut und Krieg ver­sin­ken­den Mas­sen herab­blickend, kennt der Geld­adel kei­ne mo­ra­li­schen Skru­pel mehr: "In ihren Au­gen er­füllt die Techno­lo­gie der Zu­kunft nur ei­nen Zweck: Sie sollte ih­nen hel­fen, vor dem Rest von uns zu fliehen."

"Survival of the Richest" liefert keine Theorie des Silicon Valley. Rush­koff zeich­net viel­mehr mit Anek­do­ten und per­sön­li­chen Beo­bach­tun­gen das Bild ei­nes dro­hen­den Auto­ri­ta­ris­mus. Macht ver­bün­det sich in die­sem Sze­na­rio -vor dem Hin­ter­grund ei­nes kol­la­bie­ren­den Ge­mein­we­sens -mit Tech­no­lo­gie. Rush­koffs ei­ge­ne Bio­gra­fie macht die Schil­de­rung glaub­würdig.

Ausführlich erinnert er an die Frühzeit des Cyberspace, als Pio­niere LSD nah­men und von ei­ner Ver­schmel­zung mit dem Kos­mos und der vir­tuel­len Ver­net­zung der gan­zen Mensch­heit träum­ten. "An­fang der 1990er-Jahre wa­ren die Gren­zen zwi­schen der psy­che­de­li­schen Kul­tur und der Welt der Pro­gram­mie­rer fließend", er­in­nert sich Rush­koff. "Die Soft­ware­ent­wick­ler, die tags­über den Code für Apple schrie­ben, kratz­ten nach Feier­abend Peyote­knos­pen von Kak­teen und wa­ren die ganze Nacht high."

Frühe Nerds produzierten Shareware, die von allen kosten­los ge­nutzt wer­den sollte. Erst lang­sam ka­men In­ves­to­ren und frag­ten, wie viel man mit die­ser ihnen frem­den Spie­le­rei ver­die­nen kön­ne. Um das Jahr 2000 ent­deckte die Wall Street das Sili­con Val­ley - und so ge­riet die digi­ta­le Sub­kul­tur in den Mahl­strom der fi­nan­ziel­len Spe­ku­la­tion. Aktien­kurse tö­te­ten den opti­mis­ti­schen Hippie-Geist.

Davon profitierten jene, die sich heute in Prepper-Manier in Festungen ver­bar­ri­ka­die­ren -eine End­zeit­sekte der Super­rei­chen. Mit Zugang zum Weißen Haus.


Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.03.2025

Viel über die Ideologie der Superreichen der Gegen­wart er­fährt Rezen­sent Tobias Ober­meier in Doug­las Rush­koffs Buch, das sei­nen An­fang bei ei­nem Tref­fen nimmt, zu dem ei­ni­ge die­ser Reichen aus der Tech-Bran­che den Autor ein­luden, um zu er­fah­ren, wie sie den von ihnen selbst be­feuer­ten Katas­tro­phen am bes­ten ent­kom­men kön­nen, zum Bei­spiel mit­hilfe von Luxus­bun­ker­sys­te­men. Eb­en das ist Rush­koff zu­folge ty­pisch für den "Mind­set" - auch in der deut­schen Über­set­zung ist das der zen­tra­le Be­griff - der Super­rei­chen, die da­rauf hof­fen, den Prob­le­men, die sie selbst aus­lö­sen, durch tech­ni­sche In­no­va­tion zu ent­kom­men, skiz­ziert Ober­meier. Was laut Rush­koff aller­dings nicht funk­tio­nie­ren wird. Ober­meier fragt sich, ob die be­schrie­be­nen Mecha­nis­men nicht schlicht Kapi­ta­lis­mus as usual sind, ver­weist dann aber mit Rush­koff da­rauf, dass das Neue in der Hoff­nung der Eli­ten be­steht, sich selbst auf eine hö­here Ab­strak­tions­ebe­ne, et­wa ins Zucker­berg'sche so­ge­nannte "Meta­verse" zu ret­ten, während der Rest der Welt vor die Hun­de geht. Mit klas­si­sch kapi­ta­lis­ti­schem Wett­be­werb hat das nicht mehr viel zu tun, er­kennt Ober­meier bei der Lek­türe, um­so mehr mit den anti­demo­kra­ti­schen Vi­sio­nen ei­nes Trump oder Musk. Ins­ge­samt je­den­falls ein ziem­li­cher Wahn­witz, von dem Rush­koffs le­sens­wer­tes Buch be­rich­tet, schließt der Re­zen­sent, dem letzt­lich nur die Hoff­nung bleibt, dass Musk und ähn­li­che Ge­stal­ten sich frü­her oder spä­ter selbst ein Bein stellen.

Posted by Wilfried Allé Monday, June 9, 2025 9:29:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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Souveräne Entscheidungen 

Vom Werden und Vergehen der Demokratie

Über kritische Wegmarken der Demokratiegeschichte

von Philipp Lepenies

ISBN: 9783518128442
Reihe: edition suhrkamp
Verlag: Suhrkamp
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 264 Seiten
Erscheinungsdatum: 31.03.2025
Preis: € 20,60
 
Kurzbeschreibung des Herstellers:

Wie gelang in England, den USA oder in Fran­kreich einst der Sys­tem­wech­sel zur par­la­men­ta­ri­schen Demo­kra­tie? Wel­che Gründe führ­ten ihre Be­für­wor­ter an? Und wa­rum voll­zog sich die­ser Wan­del in Deutsch­land erst re­la­tiv spät?

Um diese Fragen zu beantworten, befasst Philipp Lepenies sich mit Weg­mar­ken der Demo­kra­tie­ge­schichte. Zu sei­nen Pro­ta­go­nis­ten zäh­len die eng­li­schen Level­lers, der Ameri­ka­ner James Madi­son und der Fran­zose Abbé Sieyès, Georg Fors­ter in Mainz, Fried­rich Jucho in Frank­furt und Hugo Preuß in Wei­mar. Aus dem Wis­sen um das Wer­den der Demo­kra­tie las­sen sich Er­kennt­nis­se ge­win­nen, die hel­fen, sich ge­gen ihr dro­hen­des Ver­ge­hen zu stem­men – in einer Zeit, in der sich der Sou­verän im­mer häu­fi­ger ge­gen das Sys­tem ent­schei­det, das ihm die höchs­te poli­ti­sche Macht einräumt.

Leseprobe ->

Posted by Wilfried Allé Monday, May 12, 2025 11:52:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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Digitaler Humanismus 

Über Digitalisierung und Künstliche Intelligenz

von Hannes Werthner

ISBN: 9783711721594
Verlag: Picus Verlag
Format: Hardcover
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 160 Seiten
Erscheinungsdatum: 26.02.2025
Preis: € 24,00

 
Kurzbeschreibung des Herstellers:


Die Informationstechnologie (IT) verändert uns, unsere Gesell­schaft, unse­re Welt, von der indi­vi­du­el­len Ebe­ne bis hin zu geo­poli­ti­schen Macht­spie­len. Sie be­ein­flusst auch, wie wir die Welt se­hen und über sie den­ken. Die­ser Wan­del ge­schah in ei­ner für die Ge­schich­te der Mensch­heit ex­trem kur­zen Zeit­span­ne, mit sehr ho­her Ge­schwin­dig­keit. Und er dau­ert an – mit Künst­li­cher Intel­li­genz als ak­tuell heraus­ra­gen­dem Bei­spiel. IT hat das Po­ten­zial, zur Lö­sung der Kri­sen die­ser Welt bei­zu­tra­gen, unse­re Welt bes­ser zu ma­chen, gleich­zei­tig ist sie Teil des Prob­lems (für man­che so­gar die Ursache).
Hannes Werthner thematisiert die fort­schrei­tende Digi­ta­li­sie­rung (in­klu­sive Künst­liche Intel­li­genz), be­schreibt die enor­men Mög­lich­keiten, die sich da­raus er­ge­ben, und ana­ly­siert auch de­ren gra­vie­rende Mängel.
Sein Konzept des digitalen Humanis­mus ver­steht sich als Ant­wort auf die­se Si­tua­tion und will – ne­ben der Ana­lyse der Wech­sel­wir­kung von Men­sch und Ma­schine  – durch ak­ti­ve Ein­fluss­nah­me digi­ta­le Tech­no­lo­gien ge­stal­ten und re­geln, so­dass sie zum Wohl von Men­sch und Na­tur ein­ge­setzt werden.

Posted by Wilfried Allé Thursday, May 8, 2025 3:33:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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Mehr als Geld 

Warum Ungleichheit unsere Zukunft bedroht

von Rosa Lyon

ISBN: 9783710608575
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 176 Seiten
Format: Hardcover
Verlag: Brandstätter Verlag
Sammlung: Zukunft denken
Erscheinungsdatum: 19.03.2025
Preis: € 25,00

Kurzbeschreibung des Verlags

Zu Ungleichheit haben alle eine Meinung. Die Unter­schiede zwi­schen oben und un­ ten sor­gen schnell für hit­zige De­bat­ten. Doch oft ist un­klar, was mit Un­gleich­heit über­haupt ge­meint ist: Geht es um Ein­kom­men, Ver­mögen, Kon­sum, Chan­cen oder Ge­sund­heit – oder um al­les zu­sam­men? Die meis­ten sind sich ei­nig, dass die Un­gleich­heit zu groß ist und ver­rin­gert wer­den sollte. Die Fra­ge ist nur, wie stark.
Die studierte Ökonomin und Journalistin Rosa Lyon bie­tet ei­nen er­hel­len­den und nüch­ter­nen Blick auf die viel­fäl­ti­gen Fa­cet­ten der Un­gleich­heit. Sie for­dert uns auf, un­sere An­nah­men und Vor­ur­tei­le zu hin­ter­fra­gen und hin­ter die Zah­len zu blicken.
Wir leben in einer Gesellschaft, die glaubt, dass Leis­tungs­be­reit­schaft und Ta­lent die so­zia­le Posi­tion be­stim­men. Doch die Rea­li­tät sieht an­ders aus: Weit wich­ti­ger als Fähig­kei­ten und An­stren­gun­gen ist die Fa­mi­lie, in die man hi­nein­ge­bo­ren wird. So­zia­les, kul­tu­rel­les und öko­no­mi­sches Kapi­tal wer­den wei­ter­ge­ge­ben, und der Sta­tus wird vererbt.
Das Buch macht deutlich, dass Ungleichheit nicht natur­ge­ge­ben ist, son­dern von Men­schen ge­macht. In frü­hen Jäger- und Samm­ler­ge­sell­schaf­ten war es kaum mög­lich, Be­sitz an­zu­häu­fen. Erst mit Sess­haf­tig­keit und Land­wirt­schaft be­gan­nen sich wirt­schaft­li­che Unter­schie­de ab­zu­zeich­nen. Be­sitz­lose Bauern stan­den ihren Feu­dal­her­ren ge­gen­über. Das Kon­zept des Pri­vat­eigen­tums, das recht­lich durch den Staat ge­schützt wi­rd, war eine auf­klä­re­ri­sche Idee.
Rosa Lyon zeigt, wie sich ökonomische Ungleich­heit auf Bil­dung, Lebens­dauer und das Klima aus­wirkt, wel­che Rol­le Ge­schlecht und Her­kunft spie­len und vor al­lem, wie Un­gleich­heit unse­re Ge­sell­schaft spal­tet, Kri­sen ver­schärft und un­sere Zu­kunft ge­fähr­det. Die­ses Buch ist un­ver­zicht­bar, um Wirt­schaft bes­ser zu ver­ste­hen und die rich­ti­gen Fra­gen zu stel­len. Etwa: Wie viel Ar­mut und wie viel Reich­tum wol­len wir in un­se­rer Ge­sell­schaft?

FALTER-Rezension

Was uns der gestiefelte Kater über Un­gleich­heit erzählt

Eva Konzett in FALTER 19/2025 vom 09.05.2025 (S. 18)

Probieren wir ein kleines Gedanken­ex­peri­ment. Wenn das ge­samte öster­rei­chi­sche Ver­mö­gen eine Tor­te wäre, dann könn­ten auf ei­ner Party die fünf reichs­ten Pro­zent fast die hal­be Tor­te da­von es­sen, wäh­rend 50 Pro­zent der Be­völ­ke­rung sich weni­ger als ein Tor­ten­stück tei­len müss­ten. So un­gleich ist Ver­mö­gen in Öster­reich - und nicht nur hier -ver­teilt. Ten­denz: stei­gend. Aber ist das über­haupt ein Pro­blem? Ist Un­gleich­heit nicht ein An­reiz für die Ärme­ren, nach oben zu stre­ben? Und was sagt die Ver­mö­gens­ver­tei­lung über die Le­bens­qua­li­tät der Men­schen und ihre so­zi­a­le Ab­si­che­rung aus?
Normalerweise kümmern sich Ökonomen in Fach­publi­ka­tio­nen um die­se Sach­ver­halte. Die ORF-Jour­na­lis­tin Rosa Lyon - sie hat selbst Volks­wirt­schaft stu­diert - lie­fert nun in ei­nem Buch Ant­wor­ten auch für die in­ter­es­sier­te Masse.

Zügig erzählend und gut - vielleicht fast ein bisschen zu eif­rig -doku­men­tie­rend tas­tet Lyon sich an die Fra­gen he­ran, zi­tiert Pop­kul­tur (so die Pros­ti­tuier­te Vivian aus "Pretty Woman" als Bei­spiel für nicht vor­han­de­nes so­zia­les Kapi­tal oder den Kana­rien­vo­gel des AKW-Be­sit­zers in den "Simp­sons" als Bei­spiel für ver­schlei­erte Ver­mö­gens­werte) so­wie die Ge­brü­der Grimm. Dann näm­lich, wenn das Mär­chen vom ge­stie­fel­ten Ka­ter den Le­sern den hoch­kom­plexen Gini-Koef­fi­zien­ten näher­bringt.

Der Gini-Koeffizienz ist eine Messgröße für Un­gleich­heit in ei­ner Ge­sell­schaft, die er auf einer Skala von null (per­fek­te Gleich­heit) bis eins (per­fekte Un­gleich­heit) auf­lis­tet. Lyon ge­lingt es nicht nur, das Kon­zept an­schau­lich zu ma­chen, sie ar­bei­tet gleich­zei­tig des­sen Schwä­chen he­raus. So han­delt es sich um eine mathe­ma­ti­sche Vor­gangs­weise und nicht um eine mo­ra­li­sche Wer­tung. Ein­fluss­fak­to­ren blen­det der Gini-Koef­fi­zient aus. Und selbst sei­ne Aus­sa­ge­kraft ist be­schränkt. Ers­tens weil "es in der For­schung kei­ne aus­rei­chen­den Da­ten und Zah­len gibt, um ein um­fas­sen­des Bild über die öko­no­mi­sche Ver­tei­lung des Wohl­stands zu zeich­nen", wie Lyon schreibt. Vor al­lem aber auch, weil die­se Mess­größe ei­nen ent­schei­den­den Gleich­macher unter den Tisch kehrt. Den So­zial­staat.

Wer beispielsweise in Österreich lebt, (noch) nicht um sei­ne Ge­sund­heits­ver­sor­gung oder sei­ne Pen­sion ban­gen muss, der muss auch weni­ger an­spa­ren. Er kann Lebens­ri­si­ken out­sour­cen und das Geld statt­des­sen aus­ge­ben. Der Gini-Koef­fi­zient wür­de die­se Per­son als arm mes­sen. Am an­de­ren Ska­len­ende steht ein be­son­ders rei­cher Mensch in ei­nem ero­die­ren­den Staat. Er muss mehr Geld auf­wen­den, um sein Ver­mö­gen ab­zu­si­chern (und sei es durch phy­si­sche Bar­rie­ren wie Sta­chel­draht). Eine we­sent­lich "är­mere" Mil­lio­nä­rin im öster­rei­chi­schen Rechts­staat kann sich aus­ruhen. Ihr Ver­mö­gen ist vor dem Zu­griff an­de­rer ge­schützt -in Form von Poli­zei­beam­ten und durch bei funk­tio­nie­ren­den Ge­rich­ten ein­klag­bare Eigen­tums­rechte.

Wir lernen Mansa Musa kennen, der der reichste Mann der Ge­schichte ge­we­sen sein soll (bis Elon Musk kam) und der - er lebte im 14. Jahr­hun­dert -sein gan­zes Gold im­mer mit­schlep­pen musste. Wir ler­nen vom Un­sinn des Eigen­heims und sei­ner Rol­le als Um­ver­tei­lung von un­ten nach oben, von den Fall­stricken der Merito­kra­tie und den mög­li­cher­weise öko­no­mi­schen Ur­sachen der Fentanyl­krise in den USA.

Geschickt verbindet Lyon die Aktualität mit ideen­ge­schicht­li­cher Grund­lage und den für das Ver­ständ­nis hilf­rei­chen er­zäh­le­ri­schen Pas­sa­gen. Um letzt­lich zu die­sem Fa­zit zu kom­men: "Für die Wirt­schaft gel­ten keine Natur­ge­setze. Wirt­schaft funk­tio­niert so, wie wir sie ge­stal­ten."Kon­­trol­­le der Ka­pi­­tal- und Han­­dels­­ströme. Da­mit wäre auch die De­­bat­­te um Mi­­gra­­tion ent­­schärft: Rechts­­po­­pu­­lis­­ten wür­­den nicht dort be­­son­­ders da­­zu­­ge­­win­­nen, wo vie­­le Mi­­gran­­ten le­­ben, son­­dern dort, wo Ar­­beits­­plät­ze ver­­schwinden.

Posted by Wilfried Allé Wednesday, May 7, 2025 9:10:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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Wie Demokratien sterben 

Und was wir dagegen tun können

von Steven Levitsky, Daniel Ziblatt

ISBN: 9783421048103
Verlag: DVA
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 320 Seiten
Format: Hardcover
Übersetzung: Klaus-Dieter Schmidt
Erscheinungsdatum: 29.05.2018
Preis: € 22,70

Kurzbeschreibung des Verlags

Ausgezeichnet mit dem NDR Kultur Sachbuchpreis

Demokratien sterben mit einem Knall oder mit einem Wim­mern. Der Knall, also das oft ge­walt­same Ende einer Demo­kra­tie durch ei­nen Putsch, ei­nen Krieg oder eine Revo­lu­tion, ist spek­ta­ku­lärer. Doch das Da­hin­sie­chen ei­ner Demo­kra­tie, das Ster­ben mit ei­nem Wim­mern, ist all­täg­li­cher – und ge­fähr­li­cher, weil die Bür­ger meist erst auf­wa­chen, wenn es zu spät ist. Mit Blick auf die USA, Latein­ameri­ka und Euro­pa zei­gen die bei­den Poli­to­lo­gen Steven Levit­sky und Daniel Zi­blatt, wo­ran wir er­ken­nen, dass demo­kra­ti­sche Ins­ti­tu­tio­nen und Pro­zes­se aus­ge­höhlt wer­den. Und sie sagen, an wel­chen Punk­ten wir ein­grei­fen kön­nen, um diese Ent­wick­lung zu stop­pen. Denn mit ge­ziel­ter Gegen­wehr lässt sich die Demo­kra­tie ret­ten – auch vom Sterbebett.


FALTER Rezension

Wie Demokratien dahinsiechen
Barbara Tóth in FALTER 25/2022 vom 24.06.2022 (S. 20)

Ein Putsch, eine Revolution: So rut­schten frü­her Demo­kra­tien ins Dik­ta­to­ri­sche ab. Die Har­vard-Pro­fes­soren Steven Levit­sky und Daniel Zi­blatt zei­gen ei­nen ge­fähr­li­che­ren, weil weni­ger spür­ba­ren Weg der Ent­demo­krati­sie­rung: die schlei­chende Aus­höh­lung von in­nen, die selbst ge­fest­igte Demo­kra­tien tref­fen kann. Be­son­ders ge­fährl­ich ist es, wenn eta­blierte Main­stream-Par­teien in Kri­sen nicht "staats­tra­gend" agie­ren, son­dern Ex­tre­mis­ten eine Chance ge­ben - in ihren ei­ge­nen Rei­hen wie als Koa­li­tions­partner.

Demokratien sterben heutzutage in Zeitlupe
Barbaba Tóth in FALTER 22/2018 vom 01.06.2018 (S. 19)
Ein US-Bestseller analysiert, wie Demo­kra­tien schlei­chend unter­wan­dert wer­den. Lesens­wert – ge­rade aus öster­rei­chi­scher Sicht
Ein Putsch, eine Revolution: Das waren die Ereig­nisse, mit denen frü­her Demo­kra­tien ins Dik­ta­to­ri­sche ab­rutsch­ten. Die bei­den Har­vard-Pro­fes­so­ren Steven Levit­sky und Daniel Zi­blatt ha­ben in ihrem in den USA viel dis­ku­tiert­en Best­sel­ler „How Demo­cra­cies Die“ zahl­rei­che Bei­spiele ver­sam­melt, die ei­nen viel ge­fähr­li­cheren, weil weni­ger spür­ba­ren Weg der Ent­demo­kra­ti­sie­rung auf­zeigen: die schlei­chende Aus­höh­lung von inn­en, die selbst ge­fes­tigte, eta­blierte Demo­kra­tien tref­fen kann.
„Die Erosion der Demokratie geschieht für die meisten Bürger so gut wie un­merk­lich“, schrei­ben Levit­sky und Zi­blatt. Demo­kra­tien könn­ten heute „nicht von Gene­rä­len, son­dern von Prä­si­den­ten oder Premier­minis­tern um­ge­bracht wer­den (...), die genau je­nen Pro­zess, der diese an die Macht ge­bracht hat, unter­mi­nieren“.
Levitsky und Ziblatt analysieren mögliche Stationen auf dem Weg ins Autori­täre, und wer ihr diese Woche auch auf Deutsch er­schei­nen­des Buch liest, fühlt sich er­schreckend oft an die öster­rei­chi­sche Poli­tik er­innert. Die bei­den Poli­to­lo­gen brin­gen his­to­ri­sche und ak­tuel­le Bei­spiele wie Hugo Chávez in Vene­zuela und Viktor Orbán in Un­garn, sie nen­nen die Phi­lip­pinen, Polen oder die Tür­kei und Deut­schland der 1930er. Solide, gute Ver­fas­sungen sind im­mens wich­tig, eben­so wich­tig sind aber die un­ge­schrie­be­nen Re­geln und Normen der poli­ti­schen Aus­einander­set­zung. Levit­sky und Zi­blatt ver­glei­chen das mit ei­nem Bas­ket­ball­spiel in ei­nem Hinter­hof, das nach an­de­ren Spiel­regeln ab­läuft als NBA-Spiele, aber funk­tio­niert, so­lange sich alle da­ran hal­ten, weil sie ja mor­gen weiter­spie­len wol­len, auch wenn man heute ver­loren hat.
Zu diesen Regeln gehört etwa, den poli­ti­schen Geg­ner zwar scharf zu kri­ti­sieren, ihm aber nicht die grund­sätz­liche Legi­ti­mi­tät, am poli­ti­schen Pro­zess teil­zu­neh­men, ab­zu­spre­chen. Da­zu ge­hört auch, Schiedsr­ichter-arti­ge Ins­ti­tu­tionen wie Höchst­ge­richte nicht infrage zu stel­len. Aber auch die Pres­se, Inter­essen­ver­tre­tungen und die Geheim­dienste. Ein Blick zu­rück in die letz­ten bei­den Jahre zeigt, dass die FPÖ ge­rade das ge­macht hat. Sie hat ver­sucht, den Ver­fas­sungs­ge­richts­hof, den Ver­fas­sungs­schutz und jetzt ge­rade den ORF sys­te­ma­tisch zu desa­vouie­ren. „Wer ein Fuß­ball­spiel mani­pu­lie­ren will, nimmt sich zu­erst die Schieds­rich­ter vor“, schrei­ben die Autoren.

Besonders gefährlich ist es, wenn etablierte Main­stream-Par­teien in Kri­sen nicht das Wohl des Landes im Auge ha­ben, also „staats­tra­gend“ agie­ren, son­dern Ex­tre­mis­ten eine Chance ge­ben – in ihren ei­ge­nen Rei­hen wie als Koa­litions­partner. Levit­sky und Zi­blatt kri­ti­sie­ren aus US-Sicht natür­lich vor allem die Repu­bli­kaner, deren füh­rende Leute ent­setzt über Donald Trumps Kandi­da­tur waren, aber den­noch die­sem und nicht Hil­lary Clin­ton zum Sieg ver­halfen.
Auf Österreich umgelegt lässt sich fragen: War es ein Feh­ler, dass füh­rende ÖVPler zu­erst Sebas­tian Kurz mit sei­nem an der FPÖ an­ge­lehn­ten Paro­len an die Macht kom­men und dann auch noch eine Koa­li­tion mit der FPÖ ein­ge­hen ließen? Levit­sky und Zi­blatt stel­len diese Frage nicht, ihr Buch wurde vor Kurz’ Macht­über­nahme ge­schrie­ben. Aber sie brin­gen ein an­deres inter­es­san­tes Bei­spiel aus der öster­reichi­schen Poli­tik, um zu zei­gen, wel­che wich­tige Wäch­ter­funk­tion Main­stream-Par­teien haben. Sie loben jene hoch­ran­gigen ÖVPler, die sich in der über­par­teili­chen Wahl­be­we­gung für Bundes­prä­si­dent Alexan­der Van der Bellen enga­gier­ten, um den ­Ex­tre­mis­ten Nor­bert Hofer zu ver­hin­dern. Dass dann aus­ge­rech­net dieser Van der Bellen Hofer zum Ver­kehrs­mi­nis­ter ange­loben würde, wussten die Auto­ren da­mals noch nicht.

Posted by Wilfried Allé Sunday, January 12, 2025 9:16:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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Das Prinzip Trotzdem 

Warum wir den Journalismus vor den Medien retten müssen

von Roger de Weck

ISBN: 9783518128633
Verlag: Suhrkamp
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 224 Seiten
Format: Taschenbuch
Reihe: edition suhrkamp
Erscheinungsdatum: 13.10.2024
Preis: € 17,50

Kurzbeschreibung des Verlags

Autoritäre Populisten trumpfen auf. Des­infor­ma­tion und Fake News gras­sie­ren. Und der Jour­na­lis­mus, der dem weh­ren sollte? Er kommt aus der Kri­se nicht he­raus. Es gibt zwar mehr Me­dien, aber imm­er weni­ger Mit­tel für den Jour­na­lis­mus. Ver­lage wol­len ihre Ein­bußen wett­ma­chen, indem sie noch mehr laute Mei­nun­gen und Soft-The­men brin­gen. Doch die »Boule­vardigi­tali­sie­rung« nützt just den Popu­lis­ten, die sich der­sel­ben Stil­mit­tel be­die­nen: Zu­spit­zung, Skanda­li­sie­rung, Auf­re­gung.

Roger de Weck liebt Journalismus als Beruf. Er kennt ihn in al­len Fa­cet­ten – als Zei­tungs­ma­cher und Rund­funk­chef, Re­por­ter und Modera­tor. Und er macht sich Sor­gen, weil die Ge­set­ze des Medien­be­triebs und die des Jour­na­lis­mus imm­er wei­ter aus­ein­ander­lau­fen. Da­gegen setzt de Weck auf das »Prin­zip Trotz­dem«: Recher­chie­ren, ab­wägen, sich treu blei­ben – trotz Spar­maß­na­hmen, trotz X & Co. Doch wie geht das? Der Au­tor zeigt, wie sich Jour­na­lis­mus stär­ken lässt. Denn ohne diesen wert­vol­len Spiel­ver­der­ber läuft das Spiel nicht in der Demo­kratie.


FALTER Rezension

"Viele Journalisten sind auf dem Ego-Trip"

Tessa Szyszkowitz in FALTER 49/2024 vom 06.12.2024 (S. 22)

Roger de Weck ist auf dem Sprung. Er leitet ein Semi­nar in Wien und unter­rich­tet Stu­die­rende in Brügge. Der 71-jäh­rige Jour­na­list, der viele Jahre Print-und Fern­seh­me­dien ge­lei­tet hat, prä­sen­tiert ge­rade sein neues Buch "Das Prinzip Trotzdem" in den deutsch­spra­chi­gen Lan­den. Es ist ein Plä­doyer für den klas­si­schen Jour­na­lis­mus, der sich ge­gen Click­baiting und Con­tent-Mana­ge­ment weh­ren muss. Und für eine star­ke, kluge Medien­poli­tik, die ge­nau die­sen fördert.
Falter: Herr de Weck, warum müssen wir den Journalismus vor den Medien retten?

Roger de Weck: Der Medienbetrieb ist zusehends emotional, der Jour­na­lis­mus aber sollte nüch­tern blei­ben. Die Medien bie­dern sich an, der Jour­na­lis­mus hält Dis­tanz. Die Me­dien pushen die Nach­frage, die Klicks. Der Jour­na­lis­mus inter­es­siert sich zu­nächst für das An­gebot. Das sind zwei Paar Schuhe.

Ist es per se schlecht, wenn Journalismus auch darauf aus­ge­rich­tet ist, was die Leute lesen wollen?

de Weck: Der Klick-Journalismus bedient genau die­sel­ben Ins­tinkte, die auch die Popu­listen be­wirt­schaf­ten. Bei­de emo­tio­na­li­sie­ren, pola­ri­sie­ren und set­zen auf das Pri­mi­tive. Doch sol­cher Wechs­el von der Auf­merk­sam­keits­öko­no­mie zur Auf­regungs­öko­no­mie stößt mehr und mehr Nut­zer­innen und Nut­zer ab. In ohne­hin ner­vö­sen Zei­ten ent­fer­nen sie sich still und leise vom hyper­ner­vö­sen Medien­bet­rieb. Rapide nimmt die Zahl der soge­nannten Nach­rich­ten­ver­mei­der zu. Das ver­lei­tet wiede­rum die "Con­tent Mana­ger", die an die Stel­le her­kömm­li­cher Chef­redak­tionen tre­ten, erst recht, alle Knif­fe an­zu­wen­den, um die Klick­zahl zu meh­ren. Ein Teufels­kreis. Das Publi­kum bin­det man lang­fris­tig nicht mit kurz­fris­ti­ger Klick­maxi­mierung.

Wir konsumieren aber alle dank der Digitalisierung Informationen heute schneller als früher?

de Weck: Ja, und das verstärkt den Trend, die sozialen Medien zu imi­tie­ren. Auf X muss ein Post pla­ka­tiv sein, um Be­ach­tung zu fin­den -und auch der Jour­na­lis­mus wird ten­den­ziell noch zu­ge­spitz­ter als ohneh­in. Insta­gram ist ein Jahr­markt der Eitel­kei­ten -und eben­so sind viele Jour­na­lis­ten auf dem Ego-Trip. Der Ich-Jour­na­lis­mus wu­chert, manch­mal ist der Be­richt­er­stat­ter wich­ti­ger als der Ge­gen­stand der Be­richt­er­stat­tung. Prin­zi­piell habe ich nichts ge­gen Ich-Jour­na­lis­mus, den ein Norman Mailer und ein Truman Capote er­fan­den. Aber wenn junge Kol­le­gen ihre Pri­vat­sphäre jour­na­lis­tisch ver­wer­ten, wird's ex­hibi­tionis­tisch. Wer schützt sie ge­gen das, was Richard Sennett schon 1977 die "Tyran­nei der In­ti­mi­tät" nannte?

Das ist das "Prinzip Trotzdem", das Sie propagieren: Der Jour­na­lis­mus soll sich sel­ber treu blei­ben. de Weck: Das Recher­chieren ist das Wich­tigste. Die Fak­ten muss man su­chen, prü­fen, analy­sie­ren, ein­ord­nen. So kann man sie ge­wich­ten und er­läu­tern. Erst dann kommt die fakul­ta­tive Auf­gabe des Kom­men­tie­rens. Am Ende ei­ner seriö­sen Ver­ar­bei­tung von Infor­ma­tion wird bei Be­darf aktua­li­siert oder kor­ri­giert, da wir ja ein schnel­les Ge­werbe be­trei­ben. In so­zia­len Me­dien aber wird haupt­säch­lich die fakul­ta­tive Funkt­ion er­füllt: das Kom­men­tie­ren, es herrscht Meinungs­in­fla­tion. Bis zu dem Punkt, an dem Mei­nun­gen x-belie­big wer­den -wie auf X von Elon Musk.

Elon Musk ist nicht unbedingt mit X erfolgreich, aber er nutzte das ehe­ma­lige Twit­ter, um seine poli­ti­sche Macht aus­zubauen.

de Weck: Nie hat ein Mensch dermaßen viele Dimensionen der Macht auf sich ver­einigt: die Medie­nmacht, die Propa­ganda­macht, Geld­macht, Techno­logie­macht, die poli­ti­sche und geo­poli­ti­sche Macht -selbst im Ukra­ine­krieg spielt er mit. Das ist krass un­demo­kra­tisch. Ein wach­se­nder Teil von Sili­con Val­ley denkt anti­demo­kra­tisch. Der Groß­inves­tor Peter Thiel, der Sebas­tian Kurz als Be­rater holte, hält die Demo­kra­tie für frei­heits­feind­lich, nur die Techno­lo­gie bringe Frei­heit. Wider jede Spiel­art des Autori­taris­mus sollte der Jour­na­lis­mus an den Maß­stä­ben der Auf­klär­ung fest­hal­ten. Das ist kein ver­lo­re­ner Kampf. Wer han­delt, ist opti­mistisch.

Wie können sich Medienhäuser am besten wappnen?

de Weck: In der Blüte gedruckter Zeitungen finanzierten sich die Ver­lage bis zu drei Vier­teln mit Klein­an­zei­gen und Wer­bung. Die An­zeigen frei­lich ha­ben sich zu On­line-Märk­ten ver­la­gert, die Wer­bung zu Such­ma­schi­nen und so­zi­alen Me­dien, wo sie ziel­si­cherer das Publi­kum er­reicht. Also muss sich der Jour­na­lis­mus nun­mehr selbst fi­nan­zie­ren. An­ders ge­sagt muss er sub­stan­ziel­ler wer­den, denn es ver­kauft sich nur, was Subs­tanz hat. Jene Qua­li­täts­me­dien fah­ren am bes­ten, die in die Redak­tion und ins An­ge­bot in­ves­tieren. Me­dien wie die Frank­fur­ter All­ge­meine oder in Frank­reich Le Monde fah­ren ziem­lich gut. Der Monde-Eigen­tümer Xavier Niel hat die Redak­tion von 300 auf 550 auf­ge­stockt, wo­rauf sich die Zahl der Abon­nen­tinnen und Abon­nenten auf 600.000 ver­dop­pelte. Auch mein frü­heres Blatt Die Zeit hat dank kon­ti­nuier­licher Inves­ti­tio­nen der Ge­brüder Holtz­brinck mas­siv zu­ge­legt und ist zu einer blü­hen­den Ver­lags­gruppe gediehen.

Nicht jeder hat diese finanziellen Möglichkeiten.

de Weck: In der Tat fehlt vielen Lokal-und Regional­medien das nötige Geld. Und hier kommt mein Punkt: Der Jour­na­lis­mus ist eine elemen­tare Infra­struk­tur der Demo­kratie. Also ist es eine ele­men­tare Staats­auf­gabe, die­se Infra­struk­tur in­stand zu hal­ten und öffent­liche Gel­der für lo­kale und regio­nale Me­dien be­reit­zu­stel­len. Medien­wüsten sind ger­ade in födera­lis­ti­schen Län­dern ver­heerend. Siehe die Bundes­re­pu­blik: Ein Teil von Thürin­gen ist Medien­wüste, da er­scheint kein Lokal-und Regio­nal­me­dium mehr. Also in­for­mie­ren sich die Men­schen über so­ziale Me­dien. Und dort radi­ka­li­sieren sie sich.

Was sind gute Beispiele für Medienförderung?

de Weck: Kanada hat Anreize geschaffen, um insbesondere älteren Leuten -trotz ihrer Schwel­len­angst - den Wech­sel von einer ge­druckten Zei­tung zu einem Online-Abo zu er­leich­tern: Bis 2024 durf­ten sie den Preis für das digi­tale Abon­ne­ment von der Steuer ab­set­zen. Die Maß­nahme wurde nicht ver­län­gert, weil sie nicht mehr nö­tig war. Auch in Nord­eu­ropa gibt es be­völ­ke­rungs­arme Flä­chen­staaten: Hat ein Ver­lag alle 50 Kilo­meter drei Abon­nen­tinnen, ist der Zei­tungs­ver­trieb rui­nös. Da­rum haben die Nord­euro­päer vor Jahr­zehnten schon För­der­mo­delle ent­wickelt. Schwe­den hat sys­te­ma­tisch die Num­mer zwei und drei in einem Ein­zugs­gebiet unter­stützt. Dank dem hat jede Klein­stadt unab­hän­gige Lokal­me­dien, die nicht von der Zen­tral­redak­tion eines Kon­zerns ab­hängen. In Däne­mark über­nimmt die öf­fent­liche Hand einen Pro­zent­satz des Redak­tions­bud­gets: Kürzt der Ver­lag die­ses Bud­get, gibt's weni­ger Zu­schuss. För­der­model­le kön­nen sehr wohl Erfolg haben, wenn un­ab­hän­gige Ver­gabe­ins­tan­zen das Geld ge­mäß fes­ten Regeln quasi-automa­tisch zu­teilen -fernab partei­poli­ti­scher Inter­es­sen wie in Öster­reich. Nord­euro­pa ist spitze in den Rang­listen der Medien­frei­heit, der Medien­viel­falt, des Medien­ver­trauens - und der Medien­förderung.

Sie kritisieren in Ihrem Buch das österreichische Förder­system, weil Sie sagen, es sei eine An­samm­lung unter­schied­licher Töpfe, die eine kohä­rente Stra­te­gie ver­hin­dern. Das wie­de­rum nähre den Filz. Wie könnte man das ändern?

de Weck: Es ist natürlich schwierig, trotz "Freunderlwirtschaft" auto­nome In­stan­zen ein­zu­setzen. Eine un­ab­hän­gige kri­tische Presse stärkt aber die Demo­kra­tie und liegt an sich also im ur­eige­nen Inter­esse demo­kra­ti­scher Poli­tiker­innen und Poli­tiker. Die autori­tären Reak­tionäre -die ich in mei­nem vori­gen Buch "Die Kraft der Demo­kratie" erör­terte - wol­len ja im­mer die ganze Macht. Sie miss­ach­ten das Parla­ment, instru­men­ta­li­sie­ren die Justiz und möch­ten die Presse als Vierte Gewalt zähmen. Sie funk­tio­nieren nach dem Prin­zip: "Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich -also ist eine jour­na­lis­tisch-unab­hän­gige Hal­tung gegen mich."

In Schweden werden auch fremdenfeindliche Blätter be­zu­schusst. Sollte man alle finan­zieren, auch wenn es Neonazi-Zeitungen wären?

de Weck: Nein, und trotzdem ein bisschen ja. Es hängt von der Tradi­tion eines Staates ab. Schwe­den war 1766 das erste Land, das die Presse­frei­heit in die Ver­fas­sung schrieb: Diese "Druck­freiheits­ver­ordnung" geht so weit, dass eine Straf­tat be­geht, wer nach den Infor­man­ten einer Zei­tung fahn­det. Schwe­den will den aller­größten Frei­raum. Tief sitzt in Deutsch­land und Öster­reich je­doch das Trauma, was die Nazis an­rich­teten und wie­der an­richten könnten. Be­greif­lich, dass man eher Grenzen setzt.

Roger de Weck, 71, war Generaldirektor des Schweizer Radios und Fern­sehens und Chef­redak­teur der deut­schen Wochen­zei­tung Zeit. Heute ist er Gast­pro­fes­sor am College of Europe in Brügge. Er war Mit­glied des Zukunfts­rats für Revformen bei ARD, ZDF und Deutsch­land­funk. Mode­ra­tor von "Stern­stun­den Philo­so­phie"(3Sat / SRF) und Chair­man of the Board des Geneva Graduate Insti­tute of Inter­national and Develop­ment Studies

Sollen Redaktionen Haltung zeigen?

de Weck: Journalismus und Demokratie sind Kinder der Auf­klä­rung. Die libe­rale Demo­kra­tie ist auf einen un­ab­hän­gigen Jour­nalis­mus an­ge­wiesen, der un­ab­hän­gige Journa­lis­mus auf die libe­rale Demo­kratie -sie sind Zwil­linge. Die jour­na­lis­tische Grund­hal­tung wur­zelt also in den Wer­ten der Auf­klä­rung: gute Infor­ma­tion für eine er­kennt­nis­orien­tierte De­batte, Re­spekt der Men­schen­würde, Zu­sam­men­halt der Ge­sell­schaft, Ein­bezug der Minder­heiten, Förde­rung der Kul­tur. Ob aus die­ser Hal­tung sich auch mal eine Wahl­empfeh­lung ab­leitet, ist nach­rangig. Vor­ran­gig ist, beim Fakti­schen zu blei­ben: die Kraft der Fak­ten zu be­stär­ken in einer zu­sehends post­fak­tischen Ge­sell­schaft. Gel­ten die Fakten nicht mehr, lau­fen näm­lich so­wohl die Demo­kratie als auch der Jour­na­lis­mus auf; sie brau­chen eine Wahr­heits­umgebung.

Verzerrt Haltung faktenbasiertes Berichten? de Weck: Ich bin Gast­pro­fessor am Col­lege of Europe in Brügge. Mit den Stu­den­ten und Stu­den­tinnen er­ör­tere ich gern das Fall­bei­spiel guter ara­bi­scher und israe­lischer Me­dien, die über diesel­ben Tat­be­stände auf völ­lig andere Weise be­richten. Jede Redak­tion hat - selbst wenn sie alle jour­na­lis­ti­schen Stan­dards ein­hält - ihre kul­tu­relle und sozio­lo­gische Prä­gung. Ein wei­te­res Bei­spiel: So­lange in Redak­tionen lau­ter Herren saßen, über­sa­hen sie, dass die Medi­zin in Diag­nose und Thera­pie auf die Män­ner ab­stellt. Erst als end­lich auch Redak­teurinnen mit­reden durf­ten, wurde thema­ti­siert, dass die bis­herige Medi­zin von ihrem An­satz her sexis­tisch ist.

Das öffentlich-rechtliche Fernsehen ist vor allem vonseiten der Popu­lis­ten unter Be­schuss. ORF oder ARD wir­ken zu­weilen schon be­häbig in dem Ver­such, alle Sei­ten gleich­mäßig zu Wort kommen zu lassen?

de Weck: Ein britischer Journalismus-Dozent lehrte mal seine Studen­tin­nen und Stu­den­ten: Wenn der eine sagt, es reg­net, und die andere er­widert, nein, draußen ist es trocken, dann müsst ihr das Fens­ter öffnen -statt euch damit zu be­gnü­gen, die beiden zu zi­tieren. Sonst ent­steht eine "false balance" fun­dierter und hoh­ler Aus­sagen. Gerade die öffent­lichen Medien­häuser haben dank öffent­li­cher Finan­zie­rung nicht den ge­rings­ten Grund, sich dem kom­mer­ziel­len Er­regungs­betrieb hinzugeben.

Schauen die Jüngeren noch fern?

de Weck: In meinem Land, der Schweiz, verlangte ein Volks­begehren die fak­tische Ab­schaf­fung des öffent­li­chen Medien­hauses. Knapp 72 Pro­zent der Bür­ge­rinnen und Bür­ger lehn­ten das im Jahr 2018 ab. Die Alters­grup­pe, die die­ses popu­lis­tische An­sinnen am stärksten ver­warf, waren die 18 bis 28-Jährigen. Mit 80 Pro­zent! Die junge Gene­ra­tion ist bes­ser aus­ge­bil­det als je in der Ge­schichte, sie ent­faltet ihren Ini­tia­tiv­geist in Start-ups, sie bringt sich poli­tisch in NGOs und Bürger­be­we­gungen ein. Ein be­trächt­licher Teil der jun­gen Jahr­gänge ist wie eh und je an einer ernst­haf­ten, um­fas­sen­den Infor­ma­tion inter­essiert: am Handy und am Laptop.
 

Am Montag, den 28. Oktober, 19.00 Uhr,
war der Schweizer Publizist und Medienmanager Roger de Weck mit seinem aktuellen Buch
"DAS PRINZIP TROTZDEM. Warum wir den Journalismus vor den Medien retten müssen"
Gast von Robert Misik im Bruno Kreisky Forum, Armbrustergasse 15, 1190 Wien.
Die Diskussion wurde aufgezeichnet und ist auf YouTube abrufbar. mehr ->

Posted by Wilfried Allé Wednesday, December 4, 2024 6:57:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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Die Achse der Autokraten 

Korruption, Kontrolle, Propaganda: Wie Diktatoren sich gegenseitig an der Macht halten

FRIEDENSPREIS DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS 2024 FÜR ANNE APPLEBAUM

von Anne Applebaum

ISBN: 9783827501769
Verlag: Siedler
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 208 Seiten
Format: Hardcover
Übersetzung: Jürgen Neubauer
Erscheinungsdatum: 10.10.2024
Preis: € 27,50

Kurzbeschreibung des Verlags

Wie Xi Jinping, Putin, Chamenei & Co. sich Geld, Macht und Straf­frei­heit ver­schaf­fen und zu­gleich unsere Demo­kratie zer­stö­ren: Eine hoch­ak­tu­elle Ana­lyse der neu­en auto­ri­tären Netzwerke.

FRIEDENSPREIS DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS 2024 FÜR DAS GESAMTWERK VON ANNE APPLEBAUM

Autokratische Herrschaft besteht im 21. Jahrhundert nicht länger nur aus einem Ty­ran­nen an der Spitze, der mit Ge­walt sein Volk unter­drückt: Heute wer­den Auto­kra­tien durch aus­ge­klü­gel­te Netz­werke ge­führt, es hat sich eine neue inter­natio­nale auto­kra­tische Alli­anz ge­bil­det, wie Best­seller­auto­rin Anne Apple­baum in ihrem neuen Buch zeigt. Von China bis Weiß­russ­land, von Sy­rien bis Russ­land unter­stüt­zen sich Auto­kra­ten von heute ge­gen­sei­tig mit Res­sour­cen und Equip­ment made in Iran, Myan­mar oder Vene­zuela: von Pro­pa­ganda-Troll­farmen und Bots über Inves­ti­tions­mög­lich­keiten für ihre kor­rup­ten Staats­unter­neh­men bis hin zum Aus­tausch mo­dernster Über­wachungs­techno­lo­gien. Apple­baum of­fen­bart, wie die Dik­ta­to­ren der Welt hin­ter den Ku­lis­sen zu­sam­men­ar­bei­ten und sich mit ag­gres­si­ven Tak­ti­ken ge­gen­sei­tig Sicher­heit und Straf­frei­heit ver­schaf­fen. Und sie macht deut­lich, wie diese auto­kra­ti­sche Al­lianz unsere Demo­kra­tie unter­gräbt.

»Das ist die eigentliche Lehre aus der deutschen Geschichte: Nicht, dass Deut­sche nie wie­der Krieg füh­ren dür­fen, son­dern dass sie eine be­son­dere Ver­ant­wor­tung da­für haben, sich für die Frei­heit ein­zu­set­zen und dabei auch Risi­ken ein­zu­gehen.« (Aus der Dankes­rede von Anne Apple­baum zum Frie­dens­preis 2024)


FALTER-Rezension

Geldgier als Kitt für eine neue Achse von Autokraten

Tessa Szyszkowitz in FALTER 45/2024 vom 08.11.2024 (S. )

Der BRICS-Gipfel im russischen Kasan machte es gerade wie­der deut­lich. Die auto­kra­ti­schen Füh­rer Russ­lands und Chinas stan­den Seite an Seite mit jenen des Irans und Vene­zue­las. Der alte Sys­tem­kon­flikt - Kommu­nis­ten ge­gen Kapi­ta­listen - ist vor­bei. "Ihre Bande unter­einan­der sind keine Ideale, son­dern Ge­schäfts­be­zie­hungen, die der Auf­wei­chung inter­natio­naler Sank­tio­nen, dem Aus­tausch von Über­wachungs­techno­lo­gie und der ge­gen­sei­ti­gen Be­reiche­rung die­nen", schreibt Anne Apple­baum in "Die Achse der Autokraten".
Es ist trotzdem nicht ungefährlich, von einer "Achse der Auto­kraten" zu spre­chen. Im eng­li­schen Ori­gi­nal heißt der Band "Autocracy. Inc", was den In­halt des Buches bes­ser be­schreibt. Denn: "Es gibt er­heb­liche Unter­schiede zwi­schen dem Kom­mu­nis­mus Chinas, dem Natio­na­lis­mus Russ­lands, dem boli­va­ri­schen Sozia­lis­mus Vene­zue­las, der Dschutsche-Ideo­lo­gie Nord­koreas und der radi­ka­len Schia der Is­la­mi­schen Re­pu­blik Iran", schreibt sie: "Im Gegen­satz zu frü­heren mili­tä­ri­schen und poli­ti­schen Bünd­nis­sen tritt diese Grup­pe nicht als Block auf, son­dern eher wie eine Ko­ope­ra­tion von Unternehmen."

Pazifismus nicht um jeden Preis Als Autorin und Journa­listin hat die US-Ameri­ka­ne­rin, die in Yale stu­dierte, die Grund­lagen für diese Ent­wick­lun­gen er­forscht, seit sie 1988 in War­schau Korres­pon­den­tin für den Eco­no­mist ge­wor­den war. Für ihr Werk "Der Gulag" ge­wann sie 2003 einen Pulit­zer-Preis. Ge­rade hat sie den Frie­dens­preis des Deut­schen Buch­han­dels in Frank­furt er­hal­ten. In ihrer Rede sprach Apple­baum da­von, dass Frie­den und Demo­kra­tie manch­mal auch mit Waf­fen ver­teidigt werden müssen.

Wenn es bei Applebaum im ersten Kapitel um Russlands Weg in die Auto­kra­tie geht, kommt auch Wien vor. 1967 traf sich in der alten Habs­burg-Metro­pole die deut­sche und öster­rei­chi­sche Gas-und Stahl­indus­trie. In Si­bi­rien waren Gas­felder ge­fun­den wor­den. 1970 wur­den die ers­ten Pipe­lines ge­baut. Die Ost­poli­tik Deutsch­lands ba­sierte auf Wan­del durch Han­del, die öster­rei­chi­sche, möchte man iro­nisch hin­zu­fügen, hofft da­rauf bis heute. Als Putin zur Jahr­tausend­wende Russ­land über­nahm, ließ er den Wes­ten im Glau­ben, an ei­ner ko­opera­ti­ven, demo­kra­ti­schen Ent­wick­lung inter­es­siert zu sein. Und bau­te sich seine, wie Apple­baum schreibt "auto­kra­ti­sche Klepto­kra­tie" auf, ei­nen "Mafia­staat", der nur ein ein­zi­ges Ziel hat­te: die Selbst­be­rei­che­rung sei­ner Anführer.

Hetzen gegen Richter Was diese modernen Autokratien absichert, ist ein eng­maschi­ges Netz an Des­in­for­ma­tions-und Pro­pa­gan­da­maß­nah­men. Nicht nur hat China der ei­ge­nen Be­völ­ke­rung das freie Inter­net ab­ge­dreht. Die Volks­re­pu­blik küm­mert sich bei der digi­ta­len Er­schließung Afri­kas mit großem Eifer da­rum, dass ihre Welt­sicht, die äußerst kri­tisch ge­gen­über der west­li­chen Demo­kra­tie ist, weiter­ver­breitet wird.

Nach innen schwächen Autokraten gerne die demokratischen Institutionen ihrer Länder, um ihre Inter­es­sen un­ge­stört durch­set­zen zu kön­nen. Im Falle von Donald Trump, schreibt Anne Apple­baum, ging es wäh­rend und nach sei­ner Amts­zeit ge­gen Rich­ter und Wahl­hel­fer. Um ihre Inter­es­sen durch­zu­setzen, wol­len Auto­kra­ten -jeder für sich, aber auch ge­meinsam -die inter­natio­na­len Or­gani­sat­io­nen wie die Ver­ein­ten Natio­nen los­werden. Inter­natio­na­les Recht oder Men­schen­rechte sind für sie un­ge­fähr so ge­fährl­ich wie für den Teu­fel das Weihwasser.

Posted by Wilfried Allé Wednesday, November 6, 2024 10:26:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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Wir füttern die falschen Kühe 

Der betrogene Konsument - Wege aus dem System

von Leo Steinbichler

ISBN: 9783800078271
Verlag: Carl Ueberreuter Verlag
Umfang: 268 Seiten
Format: Hardcover
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Erscheinungsdatum: 22.03.2023
Preis: € 26,00
Kurzbeschreibung des Verlags

Wir Konsumenten werden von früh bis spät ge­täuscht. Durch ein Sys­tem, das von fal­schen Ver­spre­chun­gen zu Tier­wohl und Lebens­mit­tel-Quali­tät lebt. Profi­teure des üb­len Spiels mit un­serer Er­näh­rung und Ge­sund­heit sind Super­markt­rie­sen und Lebens­mit­tel­indus­trie, be­güns­tigt durch Dop­pel­moral, Freun­derl­wirt­schaft und Total­ver­sagen der Politik.

Wie ausweglos ist die Lage? Wie machtlos sind wir tat­säch­lich?
Leo Steinbichler, Vollblutlandwirt und Voll­blut­poli­ti­ker, kennt bei­de Sei­ten wie kaum ein ande­rer. Schonungs­los wie spitz­zün­gig zeigt er auf, wo die Fä­den zu­sam­men­lau­fen, wer die Ak­teu­re sind.

Aber er ortet auch Wege aus dem System – für eine lebenswerte Zu­kunft, faire Preise, hoch­wer­tige Nah­rung aus nach­hal­ti­ger Be­wirt­schaf­tung und ech­tes Tierwohl.

  • Unser Essen im Sumpf aus Handel, Industrie & Politik
  • Agrar-Rebell, Landwirt und Politiker
  • Gnadenlos ehrlich
FALTER-Rezension

Gerlinde Pölsler in FALTER 26/2024 vom 28.06.2024 (S. 44)

In seinen "Stallvideos" gibt der ober­öster­reichi­sche Land­wirt Leo Stein­bichler gern den "Agrar­re­bel­len": Be­vor er aus dem Bauern­bund flog, saß er für die ÖVP im Bun­des­rat und spä­ter fürs Team Stro­nach im Natio­nal­rat. In sei­nem Buch krie­gen alle ihr Fett ab: die Agrar­poli­tik und Raiff­eisen, ÖVP und SPÖ, die AMA und schein­hei­li­ge Kon­sumen­ten. Mit Ein­blicken zu Bezirks­jäger­tagen und Bauern­bund­sit­zungen.

Posted by Wilfried Allé Thursday, June 27, 2024 8:48:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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