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Survival of the Richest 

Warum wir vor den Tech-Milliardären noch nicht einmal auf dem Mars sicher sind | Eine scharfsinnige Analyse

von Douglas Rushkoff

Reihe: edition suhrkamp
ISBN: 9783518029992
Verlag: Suhrkamp
Übersetzung: Stephan Gebauer
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 281 Seiten
Erscheinungsdatum: 23.02.2025
Preis: € 22,70

Kurzbeschreibung des Verlags

Spätestens seit der Allianz von Donald Trump und Elon Musk ist klar: Die Tech-Mil­liar­däre sind nicht nur die reichs­ten Män­ner der Welt, es geht ihnen auch um poli­ti­sche Macht und um die radi­ka­le Um­ge­stal­tung von Ge­sell­schaft und Natur.

Als Douglas Rushkoff eine Ein­la­dung in ein ex­klu­si­ves Wüs­ten­re­sort er­hält, nimmt er an, dass er dort über Zu­kunfts­tech­no­lo­gien spre­chen soll. Statt­des­sen sieht er sich Mil­liar­dä­ren ge­gen­über, die ihn zu Luxus­bun­kern und Mars­ko­lo­nien be­fra­gen. Wäh­rend die Welt mit der Kli­ma­katas­tro­phe und so­zi­a­len Kri­sen ringt, zer­bre­chen sich diese Män­ner den Kopf, wie sie im Fall ei­nes Sys­tem­kol­lap­ses ihre Pri­vat­ar­meen in Schach hal­ten können.

Der Medientheoretiker Rushkoff verfolgt die Inter­net­re­vo­lu­tion seit Jahr­zehn­ten, ist Er­fin­der der Be­grif­fe »viral gehen« und »Digi­tal Na­tives«, be­wegte sich lange im Kreis von Vor­den­kern und krea­ti­ven Zer­stö­rern. In ei­ner Zeit, in der Elon Musk und Peter Thiel sich im­mer stär­ker in die Poli­tik ein­mi­schen, re­kon­stru­iert er, wie aus der Auf­bruchs­stim­mung der 1990er ein Pro­gramm aus Angst und Größen­wahn wer­den konnte. Viele Tech-Unter­neh­mer wol­len uns Nor­mal­sterb­liche ein­fach nur hin­ter sich las­sen, wer­den aber als Vi­sio­näre ge­feiert. An­ge­sichts der Zer­rüt­tun­gen, die ihre Ge­schäfts­mo­del­le pro­du­zie­ren, müs­sen wir uns von ihrem Mind­set be­freien – denn mit­neh­men wer­den sie uns auf ihrem Exo­dus sicher nicht.


Ein flammendes Plädoyer gegen Egomanie und für die Wieder­ent­deckung ko­opera­ti­ven Han­delns


FALTER-Rezension

Das irre Mindset von Musk &Co

Barbaba Tóth in FALTER 22/2025 vom 30.05.2025 (S. 18)

Douglas Rushkoff ist der Stichwortgeber der digitalen Revo­lu­tion, wie kein an­de­rer analy­siert der Me­dien­theo­re­ti­ker die großen Ver­än­de­run­gen der Sili­con-Val­ley-In­dus­trie. Er lie­fert ein er­schrecken­des Psy­cho­gramm der Tech-Mil­liar­däre, be­schreibt ihren Es­kapi­smus und to­tali­täre Ideen.


Von der Hippie-Kommune zum Technofaschismus

Matthias Dusini in FALTER 13/2025 vom 28.03.2025 (S. 16)

Eine Einladung in ein Luxushotel wurde für Douglas Rush­koff zum Schlüs­sel­er­leb­nis. Eine Grup­pe von Mil­liar­dä­ren hat­te den Au­tor für ei­nen Vor­trag en­ga­giert, und er machte sich auf Fra­gen zur techno­lo­gi­schen Ent­wick­lung ge­fasst. Doch er saß Män­nern ge­gen­über, die zwar von der di­gi­ta­len Revo­lu­tion pro­fi­tier­ten. Statt aber von der Zu­kunft zu schwär­men, setz­ten sie erns­te Ge­sichter auf.
Rushkoff traf auf Pessimisten, die vom nahen Ende über­zeugt sind. Sie woll­ten wis­sen, wie stark Neu­see­land vom Klima­wan­del be­trof­fen sei. Wie ver­trauens­wür­dig sind Si­cher­heits­dienste? Da­von über­zeugt, dass Um­welt­kol­laps, Atom­bom­ben und Epi­de­mien die Welt ins Chaos stür­zen wer­den, zie­hen sich die­se In­ves­to­ren in unter­ir­di­sche Bun­ker­an­lagen zurück.

Rushkoff, der sich selbst einen marxistischen Medien­theo­re­ti­ker nennt, be­schreibt in sei­nem Buch "Sur­vival of the Richest" den Ty­pus des sozio­pa­thi­schen Außen­sei­ters. Bis­her as­so­zi­ier­te man da­mit Son­der­linge, die vor der Zivi­li­sa­tion in den Wald flie­hen. Laut Rush­koffs Recher­che fin­det die­ser Rück­zug je­doch bei den obe­ren Zehn­tau­send statt. Im­mer mehr Oli­gar­chen glau­ben, dass der Dooms­day (der Jüngste Tag) un­mit­tel­bar be­vor­steht.

Reiche Leute erzeugten in den USA bisher durch philan­thro­pi­sche Ga­ben zu­min­dest den An­schein, als wür­den sie eine größe­re so­zia­le Gleich­heit an­stre­ben. Tradi­tio­nell bil­dete wis­sen­schaft­liche und tech­ni­sche Inno­va­tion außer­dem den Kern der mo­der­nen Fort­schritts­er­zäh­lung: mög­lichst vie­len das Leben zu er­leich­tern.

Nun hätten jene das Sagen, die sich vor dem dro­hen­den Zu­sam­men­bruch in Sicher­heit brin­gen wol­len. Als Bei­spiel nennt Rush­koff Tesla-Grün­der Elon Musk, der eine Mil­liar­därs­sied­lung auf dem Mars plant, oder KI-Visi­o­när Ray Kurz­weil, der be­ab­sich­tigt, sei­nen Geist in ei­nen Super­com­pu­ter hoch­zu­laden. Auf die in Armut und Krieg ver­sin­ken­den Mas­sen herab­blickend, kennt der Geld­adel kei­ne mo­ra­li­schen Skru­pel mehr: "In ihren Au­gen er­füllt die Techno­lo­gie der Zu­kunft nur ei­nen Zweck: Sie sollte ih­nen hel­fen, vor dem Rest von uns zu fliehen."

"Survival of the Richest" liefert keine Theorie des Silicon Valley. Rush­koff zeich­net viel­mehr mit Anek­do­ten und per­sön­li­chen Beo­bach­tun­gen das Bild ei­nes dro­hen­den Auto­ri­ta­ris­mus. Macht ver­bün­det sich in die­sem Sze­na­rio -vor dem Hin­ter­grund ei­nes kol­la­bie­ren­den Ge­mein­we­sens -mit Tech­no­lo­gie. Rush­koffs ei­ge­ne Bio­gra­fie macht die Schil­de­rung glaub­würdig.

Ausführlich erinnert er an die Frühzeit des Cyberspace, als Pio­niere LSD nah­men und von ei­ner Ver­schmel­zung mit dem Kos­mos und der vir­tuel­len Ver­net­zung der gan­zen Mensch­heit träum­ten. "An­fang der 1990er-Jahre wa­ren die Gren­zen zwi­schen der psy­che­de­li­schen Kul­tur und der Welt der Pro­gram­mie­rer fließend", er­in­nert sich Rush­koff. "Die Soft­ware­ent­wick­ler, die tags­über den Code für Apple schrie­ben, kratz­ten nach Feier­abend Peyote­knos­pen von Kak­teen und wa­ren die ganze Nacht high."

Frühe Nerds produzierten Shareware, die von allen kosten­los ge­nutzt wer­den sollte. Erst lang­sam ka­men In­ves­to­ren und frag­ten, wie viel man mit die­ser ihnen frem­den Spie­le­rei ver­die­nen kön­ne. Um das Jahr 2000 ent­deckte die Wall Street das Sili­con Val­ley - und so ge­riet die digi­ta­le Sub­kul­tur in den Mahl­strom der fi­nan­ziel­len Spe­ku­la­tion. Aktien­kurse tö­te­ten den opti­mis­ti­schen Hippie-Geist.

Davon profitierten jene, die sich heute in Prepper-Manier in Festungen ver­bar­ri­ka­die­ren -eine End­zeit­sekte der Super­rei­chen. Mit Zugang zum Weißen Haus.


Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.03.2025

Viel über die Ideologie der Superreichen der Gegen­wart er­fährt Rezen­sent Tobias Ober­meier in Doug­las Rush­koffs Buch, das sei­nen An­fang bei ei­nem Tref­fen nimmt, zu dem ei­ni­ge die­ser Reichen aus der Tech-Bran­che den Autor ein­luden, um zu er­fah­ren, wie sie den von ihnen selbst be­feuer­ten Katas­tro­phen am bes­ten ent­kom­men kön­nen, zum Bei­spiel mit­hilfe von Luxus­bun­ker­sys­te­men. Eb­en das ist Rush­koff zu­folge ty­pisch für den "Mind­set" - auch in der deut­schen Über­set­zung ist das der zen­tra­le Be­griff - der Super­rei­chen, die da­rauf hof­fen, den Prob­le­men, die sie selbst aus­lö­sen, durch tech­ni­sche In­no­va­tion zu ent­kom­men, skiz­ziert Ober­meier. Was laut Rush­koff aller­dings nicht funk­tio­nie­ren wird. Ober­meier fragt sich, ob die be­schrie­be­nen Mecha­nis­men nicht schlicht Kapi­ta­lis­mus as usual sind, ver­weist dann aber mit Rush­koff da­rauf, dass das Neue in der Hoff­nung der Eli­ten be­steht, sich selbst auf eine hö­here Ab­strak­tions­ebe­ne, et­wa ins Zucker­berg'sche so­ge­nannte "Meta­verse" zu ret­ten, wähvrend der Rest der Welt vor die Hun­de geht. Mit klas­si­sch kapi­ta­lis­ti­schem Wett­be­werb hat das nicht mehr viel zu tun, er­kennt Ober­meier bei der Lek­türe, um­so mehr mit den anti­demo­kra­ti­schen Vi­sio­nen ei­nes Trump oder Musk. Ins­ge­samt je­den­falls ein ziem­li­cher Wahn­witz, von dem Rush­koffs le­sens­wer­tes Buch be­rich­tet, schließt der Re­zen­sent, dem letzt­lich nur die Hoff­nung bleibt, dass Musk und ähn­li­che Ge­stal­ten sich frü­her oder spä­ter selbst ein Bein stellen.

Posted by Wilfried Allé Monday, June 9, 2025 9:29:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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Zur Verteidigung der Demokratie 

Politische Schriften

von Thomas Mann

ISBN: 9783596711666
Verlag: FISCHER Taschenbuch
Herausgegeben von: Matthias Löwe, Kai Sina
Sammlung: 150 Geburtstag von Thomas Mann
Format: Taschenbuch
Genre: Belletristik/Hauptwerk vor 1945
Umfang: 288 Seiten
Erscheinungsdatum: 26.03.2025
Preis: € 16,50

Kurzbeschreibung des Verlags

Thomas Manns wichtigste Schriften zur Demokratie

»Es ist mit der Selbstverständlichkeit der Demokratie in aller Welt eine zweifelhafte Sache ge­wor­den.« Die­ser Hin­weis stammt nicht etwa aus ei­nem Kom­men­tar zur poli­ti­schen Lage der Ge­gen­wart, son­dern aus Thomas Manns Vor­trag »Vom zu­künf­ti­gen Sieg der Demo­kra­tie« aus dem Jahr 1938. Nicht zu­fäl­lig wird Thomas Mann in der Ge­gen­wart als lei­den­schaft­li­cher Ver­tei­di­ger der Demo­kra­tie wie­der­ent­deckt. Wie wenig selbst­ver­ständ­lich diese Staats­form und die da­mit ver­bun­dene Kul­tur ist, hat er durch die Zer­stö­rung der Wei­ma­rer Repu­blik am ei­ge­nen Leib er­fah­ren. Ver­sam­melt wer­den im vor­lie­gen­den Band erst­mals alle ein­schlä­gi­gen Re­den, Es­says und An­spra­chen zur Demo­kra­tie. Ver­blüf­fend ak­tuell ist Thomas Mann nicht zu­letzt des­halb, weil er Demo­kra­tie auch als Le­bens­stil ver­steht: als Ein­ü­bung in den ge­las­se­nen Um­gang mit Plura­lität.


Rezensionen

Ein Buch der Stunde! Stefan Lüddemann Neue Osnabrücker Zeitung 2025-02-11


Thomas Mann

Bis heute gilt er vielen als der In­be­griff der deut­schen Lite­ra­tur: Thomas Mann (1875–1955), der Litera­tur­nobel­preis­trä­ger von 1929. Die­se höchste Aus­zeich­nung er­hielt er für sei­nen ers­ten Roman „Die Budden­brooks“, ein Jahr­hun­dert­werk, das als Schlüs­sel­ro­man sei­ner Zeit gilt. Kurz nach die­sem Tri­umph be­gann für Thomas Mann die Zeit des Exils, zu­nächst in der Schweiz, unter­bro­chen von Rei­sen in die USA, wo ihm 1938 die Ehren­dok­tor­würde der Colum­bia Uni­ver­sity, New York, ver­lie­hen wurde. 1941 sie­del­te er nach Kali­for­nien über, drei Jahre spä­ter wurde er ameri­ka­ni­scher Staats­bür­ger. 1952 kehrte Thomas Mann in die Schweiz zu­rück, wo er 1955 starb. Zu sei­nen be­kann­tes­ten Wer­ken ge­hö­ren „Der Tod in Vene­dig“, „Der Zauber­berg“ und „Die Be­kennt­nis­se des Hoch­stap­lers Felix Krull“.

Posted by Wilfried Allé Friday, June 6, 2025 6:25:00 PM Categories: Belletristik/Hauptwerk vor 1945
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Land der Zäune 

von Markus Köhle

ISBN: 9783854496731
Verlag: Sonderzahl
Sammlung: Literatur aus Österreich
Format: Buch
Genre: Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Umfang: 240 Seiten
Erscheinungsdatum: 24.03.2025
Preis: € 25,00

Kurzbeschreibung des Verlags

Hans Sagmeister, äußerlich betrachtet ein durch­schnitt­li­cher, fast un­auf­fäl­li­ger Nie­der­öster­rei­cher, ist ent­täuscht von sei­nen Mit­men­schen. Um nicht stän­dig von sei­ner über­for­dern­den und über­grif­fi­gen Um­welt drang­sa­liert zu wer­den, zieht er sich so­zial im­mer wei­ter zu­rück. Bald schon ist sein Vor­stadt­häus­chen nicht nur ein Re­fu­gium, son­dern – dank eines ge­wis­sen Ver­mö­gens, das er sich als On­line-Ver­sand­händ­ler er­wor­ben hat – eine re­gel­rechte Trutz­burg ge­gen Nach­barn, die Fa­mi­lie, die ei­gene Ver­gan­gen­heit und über­haupt: den Lauf der Welt. Die Ab­kapse­lung von al­len Be­dräng­nis­sen sei­ner Ge­gen­wart wird ihm auch phy­sisch zum Selbst­zweck, denn je­de wei­te­re Aus­bau­stu­fe sei­ner be­trächt­li­chen Zaun­an­lage ver­leiht ihm das Ge­fühl, die Kon­trol­le über sein Le­ben ein Stück weit zu­rück­zu­er­lan­gen. Sol­cher­art ge­fes­tigt reift in Hans Sag­meis­ters Vor­stel­lungs­welt die Über­zeu­gung, dass kla­re Gren­zen nicht nur in der un­mit­tel­ba­ren Nach­bar­schaft für Ord­nung sor­gen kön­nen, son­dern auch das Po­ten­zi­al ha­ben, kom­ple­xe­re Pro­blem­la­gen zu sor­tie­ren – nie­mand muss in die Grä­ben, die unse­re Ge­sell­schaft durch­zie­hen, stür­zen, wenn die­se bloß fein­säu­ber­lich ab­ge­zäunt wür­den. Fata­ler­wei­se be­stärkt ihn se­ine ein­zi­ge »Be­zugs­per­son«, eine On­line-Seel­sor­gerin – oder doch ein un­durch­schau­ter Chat­bot? –, in die­ser An­sicht, so­dass Hans den Plan fasst, sein per­sön­li­ches Pro­gramm zu ei­ner poli­ti­schen Be­we­gung aus­zu­bauen. Der Zu­spruch, den er auf so­zi­a­len Me­dien ern­tet, macht ihn si­cher: Sein Ziel darf kein ge­rin­ge­res sein, als Zaun­kanz­ler zu wer­den! Markus Köhle ent­wen­det das Sprach­ma­te­rial der Tages­poli­tik, um mit er­prob­tem Wort­witz tief in deren Ab­gründe und die der dort instrumentalisierten Motive zu blicken. Mit satirischer Exaktheit zeichnet er so das Panorama einer von Überforderung und Engstirnigkeit halluzinierten Welt, in der sich der vir­tu­elle Zu­spruch eini­ger Weni­ger vom Voyeu­ris­mus der Vie­len kaum noch unter­schei­den lässt. Die Ge­schich­te von Hans Sag­meis­ters Auf­stieg ist eine sprach­trun­kene Paro­die, de­ren »Sätze wie Pflas­ter auf die Wun­den der Ge­gen­wart« passen.
 

Stimmen

»Selten ist der moralisch zweifelhafte, aber poli­tisch an­ge­sagte Drang, mit­tels gei­fern­der Re­den die Er­rich­tung von Zäunen zu prei­sen, mit so ele­gan­ter Lo­gik aufs Korn ge­nom­men wor­den wie hier: wo Freun­de von Zäu­nen, da Voll­pfos­ten und Holz­köpfe.« (Katha­rina Tiwald, Die Presse/Spectrum, 19. April 2025)

»Wer Zaun sein will, braucht Pfosten, oft­mals Voll­pfos­ten. Wer ein wort­jon­glie­ren­der, irr­wit­zi­ger, spitz‐ fin­di­ger, ge­sell­schafts- und poli­tisch-kri­ti­scher Sati­ri­ker und Buch­sta­ben-Künst­ler sein will, braucht Markus-Köhle-Gene. Der ge­bür­ti­ge Nas­se­reit­her hat mit "Land der Zäune" eine groß­ar­ti­ge humo­ris­ti­sche Ver­ar­bei­tung und gran­di­ose kari­kie­rende Dar­stel­lung der öster­rei­chi­schen Poli­tik­ge­scheh­nis­se ge­schaf­fen. Mit vie­len Sei­ten­hie­ben und ge­konnt ein­ge­setz­ten Zi­ta­ten lässt er den Le­ser weit­aus­mehr als ein­mal schal­lend auf­lachen. Zaun­kunst mit Zau(n)ber­kraft!« (Sabine Schletterer, MeinBezirk.at, 22. April 2025)  "etst"

»So abgedreht sich dieser Hans Sag­meister auch in sei­ne Zaun­fan­ta­sien ver­steigt, über Pol­ler und Voll­pfos­ten in Lobens­hym­nen aus­bricht und sei­ne Zu­kunfts­vi­sio­nen als Zaun­kanz­ler der Na­tion aus­buch­sta­biert, so fabel­haft ge­lingt Markus Köhle in sei­nem Ro­man ein in vie­len As­pek­ten gruse­lig ak­tu­el­ler Ge­sell­schafts­blick. Es ist die (über­zeich­nete?) Rhe­to­rik ei­ni­ger poli­ti­scher Zeit­ge­noss­*innen, die hier ge­rade­zu be­klem­mend ein­drück­lich in Hans Sag­meis­ter zu­sam­men­siedet, es ist der Zeit­geist der Grenz­ab­si­che­rung, Ab­gren­zung und Auf­rüs­tung ge­gen ›die Ande­ren‹, die ›Land der Zäune‹ zu ei­nem wich­ti­gen Ge­gen­warts­pro­to­koll ma­chen.« (Iris Gas­sen­bauer, Lite­ra­ri­sche Kurse, April 2025)

»Gesellschaftskritik wird so verpackt, dass die Lek­türe Spaß macht, aber deut­lich wird, was falsch läuft. Ly­ri­sche Ein­schübe wie die um­ge­dich­te­te Bun­des­hymne (S. 82) und das Zaun-Glau­bens­be­kennt­nis (S. 166) sind ge­ball­ter Wort­witz, der schal­lend auf­lachen lässt.« (Bar­bara Tatschl, Bezirks­blätter)

»Markus Köhle lässt der Sprache freien Lauf. Mal schält sie sich aus Zei­tun­gen heraus und mu­tiert zu ei­ner skur­rilen Ge­schichte, dann tritt sie als Es­say auf und ver­sucht, die Meta­ebene aus­zu­trick­sen, der Hör­fehler ist Dauer­gast der Kom­mu­ni­ka­tion wie die Selbst­be­spie­gelung wäh­rend der Selbst­re­fle­xion. (…) Für öster­rei­chi­sche Ver­hält­nis­se han­delt es sich um ei­nen aus­ge­spro­che­nen Thril­ler, der die Ner­ven emp­find­sa­mer Seelen im­mer an der fal­schen Stel­le er­regt. Letzt­lich kön­nen Kurz­schlüs­se, Ero­sio­nen des Le­bens­sinns und De­sas­ter des All­tags durch kei­nen noch so fi­xen Zaun ›in Zaun ge­halten‹ wer­den.« (Helmuth Schön­auer, schoenauer-literatur.com, 28. Feber 2025)

»Markus Köhle, der Altgroßmeister des ge­spro­che­nen Wor­tes und ge­poetrytem Slam hat mit ›Land der Zäune‹ in ei­nem schma­len, aber mit Wort­witz voll­ge­stopf­ten Ro­man die Fes­tung Eu­ro­pa in die Vor­gär­ten Nie­der­öster­reichs ver­legt und er­zählt an­hand des Zaun­feti­schis­ten Hans Sag­meis­ter den Ab­schot­tungs­wahn des Alpen­landes, samt Zaun­par­tei, deren Grün­dungs­mit­glie­der, die Voll­pfosten, schon bald die Macht über­neh­men wer­den, und das ge­rade pas­send pünkt­lich vor der Wien-Wahl.« (Elias Hirschl, Instagram, 21. März 2025)

Posted by Wilfried Allé Friday, May 30, 2025 8:07:00 PM Categories: Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
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Quentins Welt der Bienen. #meetthebeefamily - Beesteez 

Naturschutz mit Spaß!

So krass lebt ein Bienenvolk: Erstaunliches über Wildbienen & Honigbienen plus Tipps, wie wir Bienen helfen können

von Quentin Kupfer, Fiona Kupfer

ISBN: 9783818621476
Verlag: Verlag Eugen Ulmer
Sammlung: Weltbienentag
Format: Hardcover
Genre: Ratgeber/Natur/Naturführer
Umfang: 144 Seiten
Erscheinungsdatum: 21.09.2023
Preis: € 22,70
 
Kurzbeschreibung des Verlags

Mitten hinein in den Bienenschwarm: das Wissensbuch des Bee-Fluencers

Hereinspaziert in den Bienenstock! Quentin Kupfer führt euch sicher an den Wächter­bienen vor­bei. Wir be­su­chen die Kin­der­stube und die Ammen­bie­nen, be­o­bach­ten Bau­bie­nen bei der Ar­beit und er­le­ben, wie sich ein Bie­nen­volk ge­gen Hor­nis­sen und Krab­ben­spin­nen ver­tei­digt. Und viel­leicht be­kom­men wir ja auch eine Audi­enz bei der Bie­nen­kö­ni­gin? Bee-Fluen­cer Quen­tin macht es möglich!

Gemeinsam mit seiner Schwester Fiona Kupfer hat er ein Sach­buch ge­schrie­ben über das ge­heim­nis­volle Le­ben der Bie­nen: kras­se Fak­ten und un­glaub­liche Ge­schich­ten! Außer­dem fin­det ihr in sei­nem Bie­nenbuch:

- Leicht umsetzbare Tipps für bienenfreundliche Gärten und Blu­men­wie­sen
- Anleitungen für DIY-Projekte: Insektentränke, Sandarium, Wild­bie­nen­hotel
- QR-Codes, die euch direkt zu Info-Videos der @bee.steez füh­ren
- Ein vertiefendes Vorwort des Bienen-Experten Prof. Dr. Jür­gen Tautz
- Coole Illustrationen von Fiona Kupfer und GORILLA im Comic-SF-Stil

#savethebees – mit der Bee.steez-Community macht Insekten- und Natur­schutz Spaß!

Quentin Kupfer ist ein junger Filmemacher, Skater und aktiver Freund von Mut­ter Na­tur. Der Schutz von Wild­bie­nen, Ho­nig­bie­nen und ein­hei­mi­schen Vö­geln hat es ihm be­son­ders an­ge­tan. Mit sei­nem Wis­sen über Bie­nen und öko­lo­gische Zu­sam­men­hän­ge be­geis­tert er Mil­lio­nen Men­schen jeden Al­ters auf Tik­Tok und an­de­ren Social-Media-Kanä­len. Sei­ne Bee-Steez-Com­mu­ni­ty trägt den Vibe wei­ter: lenkt eu­ren Fo­kus auf die posi­ti­ven Din­ge in die­ser Welt und lasst uns die Zu­kunft er­schaf­fen, die wir uns wün­schen – für uns, die Bie­nen und den Planeten!

Posted by Wilfried Allé Saturday, May 24, 2025 8:57:00 PM Categories: Ratgeber/Natur/Naturführer
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Klimaungerechtigkeit 

Was die Klimakatastrophe mit Kapitalismus, Rassismus und Sexismus zu tun hat
Gewinnerin des deutschen Umweltpreises 2023

ISBN: 9783548070391
Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
Sammlung: Neue Taschenbücher
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 336 Seiten
Erscheinungsdatum: 27.02.2025
Preis: € 15,50
 
Kurzbeschreibung des Verlags

Wie gerecht kann eine Welt in der Klimakrise sein?

Der Klimawandel trifft uns nicht alle gleich. Friede­rike Otto lie­fert an­hand von acht ex­tre­men Wet­ter­er­eig­nis­sen kon­kre­te Bei­spie­le, was die wirk­li­chen Ur­sa­chen sind, wer be­son­ders be­trof­fen ist und vor al­lem: Was Klima­ge­rech­tig­keit tat­säch­lich be­deu­tet und was da­für noch ge­tan wer­den muss. Der Klima­wan­del zer­stört nicht die Mensch­heit, aber Men­schen­le­ben und Le­bens­grund­la­gen. Wir stau­nen über Re­kord­tem­pera­tu­ren, Wind­ge­schwin­dig­keiten und Re­gen­men­gen, aber fra­gen uns zu wenig, wer ihnen be­son­ders aus­ge­setzt ist, wer sich nicht er­holen kann - und wa­rum. Un­gleich­heit und Un­ge­rech­tig­keit sind der Kern des­sen, was den Klima­wan­del zum Mensch­heits­prob­lem ma­chen. Da­mit müs­sen Fair­ness und glo­ba­le Ge­rech­tig­keit auch im Kern der Lö­sung stecken. Klima­ge­rech­tig­keit geht jed­en et­was an.

Platz 1 der Sachbuch-Bestenliste Februar 2024

Posted by Wilfried Allé Friday, May 16, 2025 9:35:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
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Souveräne Entscheidungen 

Vom Werden und Vergehen der Demokratie

Über kritische Wegmarken der Demokratiegeschichte

von Philipp Lepenies

ISBN: 9783518128442
Reihe: edition suhrkamp
Verlag: Suhrkamp
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 264 Seiten
Erscheinungsdatum: 31.03.2025
Preis: € 20,60
 
Kurzbeschreibung des Herstellers:

Wie gelang in England, den USA oder in Fran­kreich einst der Sys­tem­wech­sel zur par­la­men­ta­ri­schen Demo­kra­tie? Wel­che Gründe führ­ten ihre Be­für­wor­ter an? Und wa­rum voll­zog sich die­ser Wan­del in Deutsch­land erst re­la­tiv spät?

Um diese Fragen zu beantworten, befasst Philipp Lepenies sich mit Weg­mar­ken der Demo­kra­tie­ge­schichte. Zu sei­nen Pro­ta­go­nis­ten zäh­len die eng­li­schen Level­lers, der Ameri­ka­ner James Madi­son und der Fran­zose Abbé Sieyès, Georg Fors­ter in Mainz, Fried­rich Jucho in Frank­furt und Hugo Preuß in Wei­mar. Aus dem Wis­sen um das Wer­den der Demo­kra­tie las­sen sich Er­kennt­nis­se ge­win­nen, die hel­fen, sich ge­gen ihr dro­hen­des Ver­ge­hen zu stem­men – in einer Zeit, in der sich der Sou­verän im­mer häu­fi­ger ge­gen das Sys­tem ent­schei­det, das ihm die höchs­te poli­ti­sche Macht einräumt.

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Posted by Wilfried Allé Monday, May 12, 2025 11:52:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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Digitaler Humanismus 

Über Digitalisierung und Künstliche Intelligenz

von Hannes Werthner

ISBN: 9783711721594
Verlag: Picus Verlag
Format: Hardcover
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 160 Seiten
Erscheinungsdatum: 26.02.2025
Preis: € 24,00

 
Kurzbeschreibung des Herstellers:


Die Informationstechnologie (IT) verändert uns, unsere Gesell­schaft, unse­re Welt, von der indi­vi­du­el­len Ebe­ne bis hin zu geo­poli­ti­schen Macht­spie­len. Sie be­ein­flusst auch, wie wir die Welt se­hen und über sie den­ken. Die­ser Wan­del ge­schah in ei­ner für die Ge­schich­te der Mensch­heit ex­trem kur­zen Zeit­span­ne, mit sehr ho­her Ge­schwin­dig­keit. Und er dau­ert an – mit Künst­li­cher Intel­li­genz als ak­tuell heraus­ra­gen­dem Bei­spiel. IT hat das Po­ten­zial, zur Lö­sung der Kri­sen die­ser Welt bei­zu­tra­gen, unse­re Welt bes­ser zu ma­chen, gleich­zei­tig ist sie Teil des Prob­lems (für man­che so­gar die Ursache).
Hannes Werthner thematisiert die fort­schrei­tende Digi­ta­li­sie­rung (in­klu­sive Künst­liche Intel­li­genz), be­schreibt die enor­men Mög­lich­keiten, die sich da­raus er­ge­ben, und ana­ly­siert auch de­ren gra­vie­rende Mängel.
Sein Konzept des digitalen Humanis­mus ver­steht sich als Ant­wort auf die­se Si­tua­tion und will – ne­ben der Ana­lyse der Wech­sel­wir­kung von Men­sch und Ma­schine  – durch ak­ti­ve Ein­fluss­nah­me digi­ta­le Tech­no­lo­gien ge­stal­ten und re­geln, so­dass sie zum Wohl von Men­sch und Na­tur ein­ge­setzt werden.

Posted by Wilfried Allé Thursday, May 8, 2025 3:33:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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Mehr als Geld 

Warum Ungleichheit unsere Zukunft bedroht

von Rosa Lyon

ISBN: 9783710608575
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 176 Seiten
Format: Hardcover
Verlag: Brandstätter Verlag
Sammlung: Zukunft denken
Erscheinungsdatum: 19.03.2025
Preis: € 25,00

Kurzbeschreibung des Verlags

Zu Ungleichheit haben alle eine Meinung. Die Unter­schiede zwi­schen oben und un­ ten sor­gen schnell für hit­zige De­bat­ten. Doch oft ist un­klar, was mit Un­gleich­heit über­haupt ge­meint ist: Geht es um Ein­kom­men, Ver­mögen, Kon­sum, Chan­cen oder Ge­sund­heit – oder um al­les zu­sam­men? Die meis­ten sind sich ei­nig, dass die Un­gleich­heit zu groß ist und ver­rin­gert wer­den sollte. Die Fra­ge ist nur, wie stark.
Die studierte Ökonomin und Journalistin Rosa Lyon bie­tet ei­nen er­hel­len­den und nüch­ter­nen Blick auf die viel­fäl­ti­gen Fa­cet­ten der Un­gleich­heit. Sie for­dert uns auf, un­sere An­nah­men und Vor­ur­tei­le zu hin­ter­fra­gen und hin­ter die Zah­len zu blicken.
Wir leben in einer Gesellschaft, die glaubt, dass Leis­tungs­be­reit­schaft und Ta­lent die so­zia­le Posi­tion be­stim­men. Doch die Rea­li­tät sieht an­ders aus: Weit wich­ti­ger als Fähig­kei­ten und An­stren­gun­gen ist die Fa­mi­lie, in die man hi­nein­ge­bo­ren wird. So­zia­les, kul­tu­rel­les und öko­no­mi­sches Kapi­tal wer­den wei­ter­ge­ge­ben, und der Sta­tus wird vererbt.
Das Buch macht deutlich, dass Ungleichheit nicht natur­ge­ge­ben ist, son­dern von Men­schen ge­macht. In frü­hen Jäger- und Samm­ler­ge­sell­schaf­ten war es kaum mög­lich, Be­sitz an­zu­häu­fen. Erst mit Sess­haf­tig­keit und Land­wirt­schaft be­gan­nen sich wirt­schaft­li­che Unter­schie­de ab­zu­zeich­nen. Be­sitz­lose Bauern stan­den ihren Feu­dal­her­ren ge­gen­über. Das Kon­zept des Pri­vat­eigen­tums, das recht­lich durch den Staat ge­schützt wi­rd, war eine auf­klä­re­ri­sche Idee.
Rosa Lyon zeigt, wie sich ökonomische Ungleich­heit auf Bil­dung, Lebens­dauer und das Klima aus­wirkt, wel­che Rol­le Ge­schlecht und Her­kunft spie­len und vor al­lem, wie Un­gleich­heit unse­re Ge­sell­schaft spal­tet, Kri­sen ver­schärft und un­sere Zu­kunft ge­fähr­det. Die­ses Buch ist un­ver­zicht­bar, um Wirt­schaft bes­ser zu ver­ste­hen und die rich­ti­gen Fra­gen zu stel­len. Etwa: Wie viel Ar­mut und wie viel Reich­tum wol­len wir in un­se­rer Ge­sell­schaft?

FALTER-Rezension

Was uns der gestiefelte Kater über Un­gleich­heit erzählt

Eva Konzett in FALTER 19/2025 vom 09.05.2025 (S. 18)

Probieren wir ein kleines Gedanken­ex­peri­ment. Wenn das ge­samte öster­rei­chi­sche Ver­mö­gen eine Tor­te wäre, dann könn­ten auf ei­ner Party die fünf reichs­ten Pro­zent fast die hal­be Tor­te da­von es­sen, wäh­rend 50 Pro­zent der Be­völ­ke­rung sich weni­ger als ein Tor­ten­stück tei­len müss­ten. So un­gleich ist Ver­mö­gen in Öster­reich - und nicht nur hier -ver­teilt. Ten­denz: stei­gend. Aber ist das über­haupt ein Pro­blem? Ist Un­gleich­heit nicht ein An­reiz für die Ärme­ren, nach oben zu stre­ben? Und was sagt die Ver­mö­gens­ver­tei­lung über die Le­bens­qua­li­tät der Men­schen und ihre so­zi­a­le Ab­si­che­rung aus?
Normalerweise kümmern sich Ökonomen in Fach­publi­ka­tio­nen um die­se Sach­ver­halte. Die ORF-Jour­na­lis­tin Rosa Lyon - sie hat selbst Volks­wirt­schaft stu­diert - lie­fert nun in ei­nem Buch Ant­wor­ten auch für die in­ter­es­sier­te Masse.

Zügig erzählend und gut - vielleicht fast ein bisschen zu eif­rig -doku­men­tie­rend tas­tet Lyon sich an die Fra­gen he­ran, zi­tiert Pop­kul­tur (so die Pros­ti­tuier­te Vivian aus "Pretty Woman" als Bei­spiel für nicht vor­han­de­nes so­zia­les Kapi­tal oder den Kana­rien­vo­gel des AKW-Be­sit­zers in den "Simp­sons" als Bei­spiel für ver­schlei­erte Ver­mö­gens­werte) so­wie die Ge­brü­der Grimm. Dann näm­lich, wenn das Mär­chen vom ge­stie­fel­ten Ka­ter den Le­sern den hoch­kom­plexen Gini-Koef­fi­zien­ten näher­bringt.

Der Gini-Koeffizienz ist eine Messgröße für Un­gleich­heit in ei­ner Ge­sell­schaft, die er auf einer Skala von null (per­fek­te Gleich­heit) bis eins (per­fekte Un­gleich­heit) auf­lis­tet. Lyon ge­lingt es nicht nur, das Kon­zept an­schau­lich zu ma­chen, sie ar­bei­tet gleich­zei­tig des­sen Schwä­chen he­raus. So han­delt es sich um eine mathe­ma­ti­sche Vor­gangs­weise und nicht um eine mo­ra­li­sche Wer­tung. Ein­fluss­fak­to­ren blen­det der Gini-Koef­fi­zient aus. Und selbst sei­ne Aus­sa­ge­kraft ist be­schränkt. Ers­tens weil "es in der For­schung kei­ne aus­rei­chen­den Da­ten und Zah­len gibt, um ein um­fas­sen­des Bild über die öko­no­mi­sche Ver­tei­lung des Wohl­stands zu zeich­nen", wie Lyon schreibt. Vor al­lem aber auch, weil die­se Mess­größe ei­nen ent­schei­den­den Gleich­macher unter den Tisch kehrt. Den So­zial­staat.

Wer beispielsweise in Österreich lebt, (noch) nicht um sei­ne Ge­sund­heits­ver­sor­gung oder sei­ne Pen­sion ban­gen muss, der muss auch weni­ger an­spa­ren. Er kann Lebens­ri­si­ken out­sour­cen und das Geld statt­des­sen aus­ge­ben. Der Gini-Koef­fi­zient wür­de die­se Per­son als arm mes­sen. Am an­de­ren Ska­len­ende steht ein be­son­ders rei­cher Mensch in ei­nem ero­die­ren­den Staat. Er muss mehr Geld auf­wen­den, um sein Ver­mö­gen ab­zu­si­chern (und sei es durch phy­si­sche Bar­rie­ren wie Sta­chel­draht). Eine we­sent­lich "är­mere" Mil­lio­nä­rin im öster­rei­chi­schen Rechts­staat kann sich aus­ruhen. Ihr Ver­mö­gen ist vor dem Zu­griff an­de­rer ge­schützt -in Form von Poli­zei­beam­ten und durch bei funk­tio­nie­ren­den Ge­rich­ten ein­klag­bare Eigen­tums­rechte.

Wir lernen Mansa Musa kennen, der der reichste Mann der Ge­schichte ge­we­sen sein soll (bis Elon Musk kam) und der - er lebte im 14. Jahr­hun­dert -sein gan­zes Gold im­mer mit­schlep­pen musste. Wir ler­nen vom Un­sinn des Eigen­heims und sei­ner Rol­le als Um­ver­tei­lung von un­ten nach oben, von den Fall­stricken der Merito­kra­tie und den mög­li­cher­weise öko­no­mi­schen Ur­sachen der Fentanyl­krise in den USA.

Geschickt verbindet Lyon die Aktualität mit ideen­ge­schicht­li­cher Grund­lage und den für das Ver­ständ­nis hilf­rei­chen er­zäh­le­ri­schen Pas­sa­gen. Um letzt­lich zu die­sem Fa­zit zu kom­men: "Für die Wirt­schaft gel­ten keine Natur­ge­setze. Wirt­schaft funk­tio­niert so, wie wir sie ge­stal­ten."Kon­­trol­­le der Ka­pi­­tal- und Han­­dels­­ströme. Da­mit wäre auch die De­­bat­­te um Mi­­gra­­tion ent­­schärft: Rechts­­po­­pu­­lis­­ten wür­­den nicht dort be­­son­­ders da­­zu­­ge­­win­­nen, wo vie­­le Mi­­gran­­ten le­­ben, son­­dern dort, wo Ar­­beits­­plät­ze ver­­schwinden.

Posted by Wilfried Allé Wednesday, May 7, 2025 9:10:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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Die Kämpfe der Zukunft 

Gleichheit und Gerechtigkeit im 21. Jahrhundert

von Thomas Piketty, Michael Sandel

ISBN: 9783406832475
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 158 Seiten
Format: Hardcover
Übersetzung: Stefan Lorenzer
Sammlung: Zukunft denken
Unsere Bestseller
Erscheinungsdatum: 02.04.2025
Preis: € 20,60

Kurzbeschreibung des Verlags

Gleichheit und Gerechtigkeit für das 21. Jahrhundert

Ein Gipfeltreffen der Superstars: Thomas Piketty, der Öko­nom aus Paris, und Michael J. Sandel, der Philo­soph aus Har­vard, dis­ku­tieren über Gleich­heit und Ge­rech­tig­keit. Stets haben sie da­bei die ak­tuel­len Fra­gen im Blick: die wach­sen­de so­zia­le Un­gleich­heit, den Klima­wan­del, die Mas­sen­mi­gra­tion, den Auf­stieg der Rech­ten, die Zu­kunft der Lin­ken. Wenn zwei der klügs­ten Köpfe unse­rer Zeit die Kern­the­men unse­rer Zeit er­ör­tern, dann er­gibt das nicht nur viel Stoff zum Nach­den­ken, son­dern be­rei­tet auch ein großes intel­lek­tuel­les Vergnügen.

Wir leben in einer Zeit tiefer poli­ti­scher In­sta­bi­li­tät und schwe­rer Um­welt­kri­sen. Was ist zu tun, um ge­gen­zu­steu­ern? Piket­ty und Sandel stim­men in vie­len Punk­ten über­ein: Wir brau­chen mehr In­ves­ti­tio­nen in in­klu­si­ve Ge­sund­heit und Aus­bil­dung, hö­here pro­gres­si­ve Steu­ern, kla­re Gren­zen für die Macht des Reich­tums und der Märk­te. Aber wie kom­men wir da­hin? Und sol­len wir ma­te­riel­len Wohl­stand oder so­zia­len Wan­del pri­o­ri­sie­ren? Schließ­lich: Wie ist es um all die­se The­men be­stellt, wenn über­all auf der Welt ein neu­er radi­ka­ler Natio­na­li­smus auf dem Vor­marsch ist?

FALTER-Rezension

It's not the economy, stupid! Es geht auch um die Würde

Georg Renöckl in FALTER 12/2025 vom 21.03.2025 (S. 24)

Schauplatz eins: Bill Clinton prägte einst den herab­las­sen­den, aber er­folg­rei­chen Spruch "It' s the economy, stupid". "Es ist die Wirt­schaft, Dumm­kopf!" Der Demo­krat ge­wann die US-Wah­len 1992 mit der Er­kennt­nis, dass die Wirt­schaft Wah­len ent­schei­det. Schau­platz zwei: Den Ver­hand­lun­gen zwi­schen FPÖ und ÖVP ver­dan­ken wir eine kur­ze De­bat­te über die Men­schen­rechte, de­ren ers­ter Ar­ti­kel lau­tet: "Alle Men­schen sind frei und gleich an Wür­de und Rech­ten geboren".
Was das eine mit dem anderen und beides mit der ak­tu­el­len Welt­lage zu tun hat?
Das er­klä­ren der in Har­vard leh­ren­de Philo­soph Michael Sandel und der fran­zö­si­sche Star-Öko­nom Thomas Piket­ty in ei­nem Ge­spräch an der Paris School of Eco­no­mics. Der Ver­lag spricht von ei­nem "Gipfel­tref­fen der Super­stars".

Die Frage nach Gleichheit und Gerechtigkeit ist der rote Faden des nun in Buch­form vor­lie­gen­den Ge­sprächs, das vor dem düs­te­ren Hin­ter­grund des Sie­ges­zugs von Do­nald Trump statt­fin­det. Dennoch blickt Thomas Piket­ty zu Be­ginn mit Opti­mis­mus in die Ver­gan­gen­heit. Schließ­lich sei die Un­gleich­heit noch vor 100 Jah­ren we­sent­lich aus­ge­präg­ter ge­we­sen - und wurde letzt­lich er­folg­reich be­kämpft. Der da­mals er­reich­te Ge­sell­schafts­ver­trag, in dem die Reichs­ten in den USA mit einem Spit­zen­steuer­satz von bis zu 90 Pro­zent zum So­zial­staat bei­tru­gen, ist heu­te frei­lich ka­putt. Da die Super­rei­chen kei­nen adä­qua­ten Bei­trag mehr leis­ten, wei­gert sich auch der Mit­tel­stand, für die Är­me­ren mit­zu­zahlen.

Michael Sandel sieht die Verantwortung für die stei­gende Un­zu­frie­den­heit vor al­lem bei Poli­ti­kern links der Mit­te, wie Bill Clinton, Tony Blair, Ger­hard Schrö­der und Barack Obama. Sie setz­ten auf die so­ge­nannte Leis­tungs­ge­sell­schaft, an­statt die Macht der Märkte ein­zu­he­gen. Die Rede von der Merito­kra­tie ist für Sandel je­doch heuch­le­risch, da die­jeni­gen, die es ge­schafft ha­ben, den ge­sell­schaft­li­chen An­teil ih­res Er­folgs aus­blenden.

Alle anderen gelten als selbst schuld. Ihre Wut ist für Sandel eine wich­ti­ge Ur­sache für Trumps Er­folg. Wenn ein Hedge­fonds-Mana­ger 5000-mal mehr ver­dient als eine Kran­ken­schwes­ter, dann ist das "über die Un­ge­rech­tig­keit hi­naus auch eine Art Be­lei­di­gung und eine Krän­kung, die un­sere Ge­sell­schaft de­nen zu­mu­tet, die ar­beiten".

Auch Thomas Piketty hält Höchstlöhne als Mittel zur Her­stel­lung von mehr Gleich­heit für un­er­läss­lich. Da­rü­ber hi­naus rei­che es nicht, "die Rechts­po­pu­lis­ten mit ihren von Hil­lary Clinton 'jäm­mer­lich' ge­nann­ten Wäh­lern zu geißeln. Ich denke, die regierenden Links-und Mitte-links-Parteien sollten die Schuld bei sich selbst suchen und sich darüber klar werden, dass sie selbst den Inter­na­tio­na­lis­mus und die Glo­ba­li­sie­rung so or­gani­siert ha­ben, dass nor­male Men­schen sie has­sen mussten".

Piketty plädiert für strengere Rahmen­be­din­gun­gen und mehr Kon­trol­le der Ka­pi­tal- und Han­dels­ströme. Da­mit wäre auch die De­bat­te um Mi­gra­tion ent­schärft: Rechts­po­pu­lis­ten wür­den nicht dort be­son­ders da­zu­ge­win­nen, wo vie­le Mi­gran­ten le­ben, son­dern dort, wo Ar­beits­plät­ze ver­schwinden.

Die politisch wichtigste Dimension von Gleichheit, darin sind sich Sandel und Piket­ty am Ende ei­nig, ist die Fra­ge der Wür­de. "Das Prob­lem ist die un­fass­ba­re Ei­gen­tums­kon­zen­tra­tion in den Hän­den ei­ni­ger weni­ger, die zu ei­ner Macht­kon­zen­tra­tion führt. Die ei­nen ha­ben große Macht und die an­de­ren ver­lie­ren die Kon­trol­le. Bei Wohl­stand und Ei­gen­tum geht es also nicht bloß um Geld. Es geht um Ver­hand­lungs­macht ge­gen­über an­de­ren und um die Kon­trol­le über das ei­gene Leben."

Posted by Wilfried Allé Sunday, May 4, 2025 2:36:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
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Keine Zeit zu gärtnern – Balkonglück mit wenig Aufwand 

Mit Pflanzplänen und Porträts von Gemüse, Kräutern und insektenfreundlichen Blumen | Schnell und einfach zum Blumen- und Gemüseparadies

von Melanie Kolos

ISBN: 9783745925548
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 224 Seiten
Format: Hardcover
Sammlung: Lachen erlaubt
Erscheinungsdatum: 13.10.2024
Preis: € 25,00

Kurzbeschreibung des Verlags

Kein Garten in Sicht, aber eine Ter­rasse oder ei­nen Bal­kon vor der Woh­nung? Und die Zeit ist knapp, aber die Ernte von ei­ge­nem an­ge­bau­ten Ge­müse und Obst klingt ver­lockend? Das geht ganz easy!

Wie man mit wenig Zeit aus seinem Balkon oder sei­ner Ter­rasse das meis­te raus­holt, zeigt Garten­blog­gerinMelanieKolos in die­sem prak­ti­schen Gar­ten­buch. „Keine Zeit zu gärt­nern“ hilft dir da­bei, den Zeit- und Ar­beits­auf­wand rund um dei­nen Gar­ten so ge­ring wie mög­lich zu hal­ten! Hier fin­dest du über­sicht­li­che To-Do-Lis­ten, per­fekt aus­ge­ar­bei­te­te Beet­pläne mit Obst, Ge­mü­se und Kräu­tern für je­den Ge­schmack und kom­pakt auf­be­rei­te­tes Gar­ten­wissen.

  • Mit wenig Aufwand auf kleinem Raum zum prall ge­füll­ten Ernte­korb
  • 10 Beetpläne zum Nachpflanzen: u.a. Asia-Beet, Salat­buf­fet und Kat­zen-Wohl­fühl­oase
  • Auf einen Blick: Aussaatkalender, Übersicht der monat­li­chen To-Dos und vieles mehr
  • Kompakte und übersichtliche Listen und Infos sparen schon bei der Pla­nung Zeit – so bleibt im Ter­min­ka­len­der mehr Platz für das Wesent­liche!
  • Viele Tipps für zeitsparendes und platzsparendes Gärtnern

Auch auf dem Balkon macht der An­bau von Obst, Ge­müse und Kräu­tern Ar­beit? Stimmt, aber mit ein paar Tipps und Tricks lässt sich die­se ver­schwin­dend klein hal­ten. Melanie Kolos be­glei­tet dich mit ge­bün­del­tem Gar­ten­wis­sen aus ei­ge­ner Er­fah­rung durch deine An­fänge mit dem Gärt­nern auf dem Bal­kon. Wel­ches Obst und Ge­müse ge­deiht be­sond­ers gut auf klei­nem Raum? Wie beuge ich Krank­hei­ten ge­schickt vor? Was mache ich, wenn ich keine Zeit habe stän­dig zu gießen?

Mit ihrem Buch nimmt Melanie Kolos dir zu­dem vie­le Auf­ga­ben ab und ver­schafft dir so­mit wert­vol­le Zeit, dei­nen Bal­kon oder dei­ne Ter­ras­se ein­fach mal zu ge­nießen und dich ohne viel Auf­wand am üp­pi­gen Grün zu er­freuen. Ihre 10 vor­ge­fer­tig­ten Beet­pläne kannst du ohne ei­gene Pla­nung di­rekt um­set­zen. An­hand der über­sicht­li­chen Ta­bel­len siehst du auf einen Blick, wel­che Sor­ten gut zu­sam­men ge­pflanzt wer­den kön­nen, wel­che Frucht­folge sinn­voll ist und wel­che Misch­kul­tur am bes­ten funk­tio­niert. Melanie Kolos bringt das Wesent­li­che rund um die Ernte auf dem Bal­kon auf den Punkt und er­spart dir da­mit viel Ar­beit in deinem Garten.

Posted by Wilfried Allé Sunday, April 27, 2025 11:05:00 AM Categories: Ratgeber/Natur/Garten
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