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Unser Leben mit Permakultur 

Ein Haus, 6.500 Quadratmeter Land in der Normandie, den Kopf voller Träume

von Charles Hervé-Gruyer, Perrine Hervé-Gruyer

Verlag: Löwenzahn Verlag in der Studienverlag Ges.m.b.H.
ISBN: 9783706629768
Umfang: 304 Seiten
Genre: Ratgeber/Natur/Garten
Erscheinungsdatum: 08.06.2023
Format Hardcover
Übersetzung: Christina Preiner
Einleitung von: Philippe Desbrosses
Epilog von: François Léger
Preis: € 26,90

 

Kurzbeschreibung des Verlags

Dieses Buch wird klimapositiv hergestellt, cradle-to-cradle gedruckt und bleibt plastikfrei unverpackt

Gemüse, so weit das Auge reicht: ein franzö­si­sches Dorf, zwei Aben­teuer­*innen und die Vi­sion, mit Perma­kul­tur al­les an­ders zu machen
Als Perrine und Charles Hervé-Gruyer vor knapp 15 Jah­ren ihre Ferme du Bec Hellouin auf­bauten, ahn­ten sie noch nicht, was dies in ihrem Le­ben und dem Le­ben so vie­ler an­de­rer be­wir­ken würde. Heu­te kennt ihren Na­men jede*r, der*die sich mit der Perma­kul­tur be­schäf­tigt. Weil sie auf ihrem Ge­müse­hof in­ner­halb kür­zes­ter Zeit ein Vor­zeige­modell für die Land­wirt­schaft der Zu­kunft ge­schaf­fen ha­ben. In ih­rem Buch er­zäh­len die bei­den Autor­*innen ge­nau da­von: von der Perma­kul­tur - und ih­rem Wer­de­gang. Sie be­rich­ten, wie sie auf die Prin­zi­pien der Perma­kul­tur ge­stoßen sind, wo­für die Perma­kul­tur steht und wel­ches enor­me Po­ten­tial in ihr steckt.

Wie sich mit Permakultur Ernährungs­souverä­ni­tät schaf­fen lässt
Denn: Schnell stellte sich heraus, dass die beiden Autor­*innen mit ih­rem Vor­haben, ei­nen Hof zu be­wirt­schaf­ten und sich mit Obst und Ge­müse selbst ver­sor­gen zu kön­nen, weit über das ei­gent­liche Ziel hi­naus ern­ten konn­ten. Ihre perma­kul­turel­len An­bau­metho­den lie­fer­ten ihnen auf kleins­ter Fläche eine der­art üp­pi­ge Ernte, dass sie drei Fa­mi­lien da­mit ver­sor­gen konnten. Heu­te ist die Ferme Vor­bild von 80 % al­ler neu­ge­grün­de­ter Gemüse­bauern­höfe in Frank­reich und lockt Be­su­cher­*innen und For­scher­*innen aus aller Welt an. Nicht zu­letzt, weil es sich bei ih­rer Mikro­farm um ein land­wirt­schaft­li­ches Mo­dell der Zu­kunft han­delt, das auf­zeigt, wie durch re­ge­ne­ra­ti­ve Be­wirt­schaf­tungs­me­tho­den Er­näh­rungs­kri­sen ab­ge­wen­det, Ar­beits­plätze ge­schaf­fen und die Bio­di­ver­si­tät ge­boos­tet wer­den kön­nen - und das Gan­ze ohne Ein­satz fos­si­ler Ener­gien.

Sonne auf der Haut, den Kopf voller Visionen: Inspi­ration pur
Neben all diesem Know-how rund um die Perma­kul­tur, Ge­stal­tungs­vari­an­ten und Um­setz­hil­fen ge­ben Perrine und Charles auch tie­fe Ein­blicke in ihr Le­ben und las­sen dich teil­ha­ben an ihrer Rei­se bis hin zur Farm in der Nor­man­die. Sie er­zäh­len von ih­ren Vi­si­o­nen und zei­gen, wie sinn­stif­tend sich ihr Le­ben auf der Ferme an­fühlt. Da­rü­ber hi­naus lie­fern sie jede Men­ge Ins­pi­ra­tion da­für, selbst an­zu­packen und ak­tiv zu wer­den, gleich wie den Mut, den ei­ge­nen Weg zu fin­den - mit Perma­kultur.

- Der Permakultur-Klassiker, endlich auf Deutsch
Perrine und Charles Hervé-Gruyer sind inter­natio­nale Vor­bil­der und Pio­nier­*innen auf dem Ge­biet der Perma­kul­tur. Mit die­sem Buch lie­fern sie Ins­pi­ra­tion für al­le, die die Nase von kon­ven­tio­nel­ler Land­wirt­schaft und Aus­beu­tung voll haben und in eine Zu­kunft vol­ler Ge­müse- und Arten­viel­falt star­ten wollen.

- Ein Modell für die Landwirtschaft der Zukunft
Auf ihrer Mikrofarm in der Normandie zeigen die Autor*innen, wie zu­kunfts­fä­hige Land­wirt­schaft aus­sieht und ge­lebt wird. Wie auf kleins­ter Flä­che Riesen­er­trä­ge mög­lich sind. Und wie die Men­schheit durch re­ge­ne­ra­tive Be­wirt­schaf­tungs­metho­den kom­plett er­nährt wer­den könnte.

- Informativ, gefühlvoll, stark
Du willst alles über Permakultur erfahren? Perfekt! Außer­dem er­zäh­len die bei­den von ihrem Le­ben und ihren (post­fos­silen) Vi­sio­nen für die Zu­kunft: vol­ler Er­näh­rungs­sou­verä­ni­tät, klein­struk­tu­rier­ter Land­wirt­schaft und Ver­net­zung auf al­len Ebenen.

Posted by Wilfried Allé Tuesday, June 13, 2023 9:12:00 AM Categories: Ratgeber/Natur/Garten
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Vom Ende des Gemeinwohls 

Wie die Leistungsgesellschaft unsere Demokratien zerreißt

von Michael J. Sandel

Verlag: S. FISCHER
ISBN: 9783103900002
Umfang: 448 Seiten
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Erscheinungsdatum: 23.09.2020
Format Hardcover
Ausgabe: 4. Auflage
Übersetzung: Helmut Reuter
Preis: € 30,90

 

Kurzbeschreibung des Verlags

Weltweit sind die Populisten auf dem Vormarsch – Michael J. Sandel erklärt, warum.
Gerade in Zeiten des Corona-Virus wird er­schreck­end deut­lich, dass das Ge­mein­wohl in un­se­ren Ge­sell­schaf­ten in den letz­ten Jah­ren an Be­deut­sam­keit ver­lo­ren hat. Die Demo­kra­tien ste­hen auf dem Prüf­stand, wir sind Zeu­gen ei­ner po­pu­lis­ti­schen Re­vol­te. Die Wahl Trumps, der Bre­xit, der Er­folg der AfD – das sind die wü­ten­den Ant­wor­ten auf die wach­sen­de Un­gleich­heit in der Ge­sell­schaft. Der Moral­phi­lo­soph Mi­cha­el J. San­del sieht die Ur­sache da­für in der Ty­ran­nei der Leis­tungs­ge­sell­schaft.
Wer hat in unserer Gesell­schaft Er­folg – und wa­rum? Unter dem ge­sell­schaft­lich un­um­strit­ten­en Man­tra »Wer hart ar­bei­tet, kann al­les er­rei­chen« ha­ben wir ge­lernt zu glau­ben, dass je­der ge­nau das hat, was er verd­ient. Die Pro­fi­teure und Nutz­nießer die­ses Sys­tems, das Er­folg auf Leis­tung und Ta­lent zu­rück­führt, ge­hen da­rum da­von aus, dass sie ih­ren Er­folg ver­die­nen, dass er ihnen zu­steht, eben weil sie sich an­ge­strengt ha­ben. Im Um­kehr­schluss be­deu­tet das, dass die­je­ni­gen, die am Sys­tem schei­tern, selbst Schuld sind.
Die Hybris der Gewinner eben­so wie die De­mü­ti­gung der Ver­lie­rer be­feu­ern den po­pu­lis­ti­schen Pro­test, des­sen Zeu­gen wir ak­tu­ell welt­weit sind. Im Kern zielt der Un­mut ge­gen­über den Eli­ten auf eine Kri­tik an der Ty­ran­nei der Leis­tungs­ge­sell­schaft, und diese Kri­tik ist be­rech­tigt. Seit Jahr­zehn­ten nimmt die Un­gleich­heit in den demo­kra­ti­schen Ge­sell­schaf­ten zu, Ver­lie­rer und Ge­win­ner des Sys­tems ent­fer­nen sich so­wohl auf so­zia­ler als auch auf fi­nan­ziel­ler Ebene im­mer wei­ter von­ei­nan­der.
Statt an einer trennenden Ethik des Er­folgs fest­zu­hal­ten, müs­sen wir an ei­ner Po­li­tik des Ge­mein­wohls und der Ge­rech­tig­keit ar­bei­ten, die al­len Mit­glie­dern der Ge­sell­schaft zu­gute­kommt.

»Michael Sandel: Der Meister für die großen Fra­gen des Le­bens« Andrew Anthony, »The Guardian«
»Wir sollten die Würde der Arbeit er­neu­ern und sie in den Mit­tel­punkt un­se­rer Poli­tik stel­len. Wir soll­ten uns da­ran er­in­nern, dass es bei der Ar­beit nicht nur da­rum geht, sei­nen Le­bens­unter­halt zu ver­die­nen, son­dern dass es auch da­rum geht, zum Ge­mein­wohl bei­zu­tra­gen und da­für An­er­ken­nung zu be­kom­men.« Michael J. Sandel im TED-Talk zu »Vom Ende des Ge­mein­wohls«

FALTER-Rezension

Von der Würde der Arbeit

Nina Brnada in FALTER 23/2023 vom 09.06.2023 (S. 19)

Michael Sandel ist einer der be­kann­tes­ten Phi­lo­so­phen un­se­rer Zeit. Der Har­vard-Pro­fes­sor ist nicht nur ein fes­seln­der Vor­tra­gen­der, der mit sei­nen Vor­le­sun­gen über Ge­rech­tig­keit welt­weit ein Mil­lio­nen­pub­li­kum er­reicht. Sandel ist auch ein mit­reißen­der Au­tor, der es ver­steht, auf ein­dring­li­che Wei­se die Ver­fasst­heit der po­li­ti­schen Ge­gen­wart zu be­schrei­ben, zu ana­ly­sie­ren und Vor­schlä­ge für Neu­es zu ma­chen. Etwa in sei­nem Buch "Vom Ende des Gemein­wohls".

Es erschien 2020, am Höhe­punkt der Covid-Pan­de­mie. Zu ei­ner Zeit, in der plötz­lich Super­markt­mit­ar­bei­ter­innen, Es­sens­lie­fe­ran­ten und Bus­fahrer welt­weit zu den be­klatsch­ten Hel­di­nnen und Hel­den des All­tag avan­ciert wa­ren. Erst die Not der Seu­che hatte er­ken­nen las­sen, dass die­se Men­schen, auch wenn sie schlecht be­zahlt sind, immens wich­ti­ge ge­sell­schaft­li­che Auf­gaben über­nehmen.

Genau darum geht es Michael Sandel - um die Wür­de der Ar­beit. Die­se gel­te es zu reha­bi­li­tie­ren; eben­so wie den My­thos der Leis­tungs­ge­sell­schaft fun­da­men­tal in­frage zu stel­len, der den Wert der ver­meint­lich ein­fa­chen Tä­tig­kei­ten hinter­treibt. Denn der Glau­be da­ran, so Sandel, dass jeder al­les er­rei­chen könnte, wenn er nur hart ge­nug ar­bei­te, sei ein ver­locken­der, aber trü­ge­ri­scher Glau­bens­satz, den auch die Linke kri­tik­los über­nom­men habe.

Eine toxische Illu­sion, der sich we­der die Pri­vi­le­gier­ten noch die Ab­ge­häng­ten be­wusst sind und die bei­den scha­det. Die einen ver­lei­tet sie zur Selbst­ge­fällig­keit, weil sie fälsch­li­cher­weise glau­ben ein­zig und al­lein selbst für ih­ren Erf­olg, also ih­ren fi­nan­ziel­len Wohl­stand ver­ant­wort­lich zu sein. Und die an­de­ren lässt es in Er­nied­ri­gung ver­har­ren. Das al­les hat un­mittel­bare po­li­tis­che Kon­se­quen­zen und führte, so Sandel, zum rech­ten Back­lash in den USA und der Wahl Donald Trumps zum Prä­si­denten.

Michael Sandel plädiert für eine mora­li­sche, ja gar spiri­tuel­le Über­prü­fung die­ses meri­to­kra­ti­schen Glau­bens­satzes.

Posted by Wilfried Allé Friday, June 9, 2023 11:29:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
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Genussradln rund um Wien 

Kulinarische Genüsse mit dem Fahrrad erkunden

von Florian Holzer

Verlag: Styria Verlag in Verlagsgruppe Styria GmbH & Co. KG
ISBN: 9783222137075
Umfang: 208 Seiten
Genre: Reisen/Reiseführer/Sportreisen, Aktivreisen/Europa
Erscheinungsdatum: 27.10.2022
Format Taschenbuch
Sammlung: Radfahren rund um Wien
Fotos: Rupert Pessl
Preis: € 28,00

 

Kurzbeschreibung des Verlags

Ein Stück Himmel wartet auf alle, die sich auf­machen, die kuli­na­ri­schen Ge­nüs­se rund um Wien zu er­kun­den. Hier fin­den sich Gast­höfe mit Per­sön­lich­keit und Fa­mi­lien­be­trie­be, in de­nen das Herz zahl­rei­cher Gene­ra­tio­nen steckt.
Der Gastro-Kritiker und Vintage-Rad-Aficionado Florian Holzer lädt uns zu ei­nem ein­ma­li­gen Er­leb­nis ein: Zu­erst ge­nießen wir auf zwei Rä­dern die Land­schaft, dann ma­chen wir es uns im Gast­gar­ten ei­nes uri­gen Lo­kals ge­müt­lich, wäh­rend wir alfresco dinieren – un­ter uns die Do­nau, die Wein­berge, oder gar die knos­pen­de Blü­te der Wachau.
Insgesamt 15 Touren laden zur Er­kun­dung von Nie­der­ös­ter­reich und dem Bur­gen­land ein. Unter­malt wer­den die­se von Ge­schich­ten und Ges­chichte rund um Re­gion, Land und Leu­te – so sinn­lich kann Rad­fahren sein!

Posted by Wilfried Allé Monday, May 29, 2023 2:31:00 PM Categories: Aktivreisen/Europa Reisen/Reiseführer/Sportreisen
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Nur in Wien 

Von den kleinen Dingen, die die große Stadt bedeuten

von Wolfgang Freitag

ISBN: 9783707608007
Sammlung: Wien entdecken
Verlag: Czernin
Genre: Geschichte/Kulturgeschichte
Format: Hardcover
Umfang: 240 Seiten
Erscheinungsdatum: 15.03.2023
Preis: € 25,00

 

Kurzbeschreibung des Verlags

Ob der Wiener Würfeluhr, der Lit­faß­säule oder der Schrif­tart, die auf Straßen­schil­dern zu sehen ist; ob der Straßen­be­leuch­tung, Pa­pier­kör­ben oder Kanal­git­tern: Wolf­gang Frei­tag geht in »Nur in Wien« dem Ur­ba­nen auf den Grund. In Wort und Bild stellt er cha­rak­te­ris­ti­sche Ele­mente der Wie­ner Stadt­möb­lie­rung und ihre Ent­wick­lungs­ge­schichte vor.

Wolfgang Freitag kreiert ein Mosaik aus all den all­täg­li­chen Selbst­ver­ständ­lich­keiten, die erst in ihrer Zu­sam­men­schau Wiens Iden­ti­tät stif­ten – und in ihrer Ver­än­de­rung kennt­lich wer­den. Genau die­se all­täg­li­chen »Neben­säch­lich­kei­ten« und ihre Ge­schich­te nimmt er in den Bick: von der Park­bank in Schön­brunn bis zu den Enzis im Mu­seums­quar­tier, vom »Feuer­wechsel« des 19. Jahr­hun­derts bis zum mo­der­nen Hy­dran­ten.

Das Ergebnis: ein Bild von Wien, wie es jeder kennt, aber nie­mand je wahr­ge­nom­men hat. Ab­ge­run­det wird die­ses Bild durch Ge­sprä­che mit De­sig­nern und Ar­chi­tek­ten, die den Band um ent­spre­chen­des In­sider­wis­sen be­reichern.

Rezension

»Wolfgang Freitag führt mit Finger­spitzen­gefühl zu realen Orten von Wien, die sel­ten zu­gäng­lich sind.«; Augustin, Wiener Straßenzeitung

»Spannende Entdeckungsreisen«; Wiener Zeitung

»Freitags Sozialreportagen sind wohl­recherchiert und ge­win­nen durch die Be­ga­bung des Autors, inter­es­sante Ge­sprächs­partner zu fin­den und zu be­wegen, un­ver­blümt zu sagen, was sie meinen.«; Neue Zürcher Zeitung

Posted by Wilfried Allé Saturday, May 20, 2023 8:57:00 AM Categories: Geschichte/Kulturgeschichte
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Materialfluss 

Eine Geschichte der Logistik an den Orten ihres Stillstands

von Monika Dommann

ISBN: 9783103971507
Ausgabe: 1. Auflage
Verlag: S. FISCHER
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Sonstiges
Format: Hardcover
Umfang: 288 Seiten
Erscheinungsdatum: 24.05.2023
Preis: € 28,80
Kurzbeschreibung des Verlags

Ohne Logistik ist unser täg­liches Le­ben un­mög­lich ge­wor­den, ohne Lo­gis­tik gäbe es keine Glo­ba­li­sie­rung. Doch wie ist sie zu die­ser Ma­te­rial­fluss­ma­schi­ne ge­wor­den? In ihrer weg­wei­sen­den Stu­die unter­sucht Monika Dommann den Wa­ren­fluss aus über­ra­schen­der, aus um­ge­kehr­ter Per­spek­tive. Von Si­tua­tio­nen aus­ge­hend, wo nichts mehr fließt, nimmt sie die Be­din­gun­gen des Flie­ßens in den Blick: Vom An­schluss der Ge­trei­de­si­los an die Ei­sen­bahn im 19. Jahr­hun­dert bis zu den Just-in-Time-Lie­fer­ket­ten der Ge­gen­wart, von Stan­dards wie Fracht­brie­fen oder Pa­let­ten zum De­sign von Hoch­re­gal­la­gern oder Ver­packun­gen, von der Pla­nung mit Flow­charts bis zur EDV schreibt sie die be­son­dere, im­mer auch po­li­ti­sche Ge­schich­te der Lo­gis­tik – denn de­ren wah­res Ge­sicht zeigt sich dort, wo der Fluss ins Stocken ge­rät.
Fragen, die beantwortet werden, lau­ten unter an­de­rem: Was fließt in der Lo­gis­tik ei­gent­lich und wa­rum? Wie ist die Lo­gis­tik zu je­ner Ma­te­rial­fluss­ma­schi­ne ge­wor­den, der ge­rade auch dann ver­traut wird, wenn al­les an­ders wird, als es ein­mal war? Wel­ches Wis­sen steckt in die­sen Ma­schi­nen? Und in wel­chen Kul­tur­tech­ni­ken sind sie ver­an­kert? Ist die Lo­gis­tik nicht auch in­hä­rent po­li­tisch? Wa­rum kön­nen Waren fließen, auch wenn Men­schen still­ste­hen müs­sen? Und was ge­schieht an je­nen Or­ten, wo al­les still­steht?

Posted by Wilfried Allé Sunday, May 14, 2023 2:56:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Sonstiges
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Konjunktur der Männlichkeit 

Affektive Strategien der autoritären Rechten

ISBN: 9783593516042
Verlag: Campus
Genre: Soziologie/Frauenforschung, Geschlechterforschung
Format: Taschenbuch
Umfang: 198 Seiten
Erscheinungsdatum: 12.04.2023
Preis: € 30,90
Kurzbeschreibung des Verlags

Die Politisierungsstrategien der autori­tären Rechten in Deutsch­land und Öster­reich sind durch sexual- und ge­schlech­ter­poli­ti­sche so­wie männ­liche An­ru­fun­gen ge­kenn­zeich­net. Diese mobi­li­sie­ren eine spezi­fi­sche Af­fekt­struk­tur aus Be­dro­hung, Angst, Wut und Hoff­nung. Dieses Buch er­klärt den Auf­stieg und die Er­fol­ge auto­ri­tär-rech­ter Par­teien und Be­we­gun­gen in Deutsch­land und Öster­reich vor dem Hin­ter­grund sich ver­än­dern­der Ge­schlech­ter- und Sexua­li­täts­ver­hält­nisse – im Kon­text neo­li­be­ra­ler Trans­for­ma­tio­nen und großer Kri­sen der letz­ten 20 Jahre. Deut­lich wird, dass die Rechte eine neue Kon­junk­tur der Männ­lich­keit bzw. ein anti­demo­kra­ti­sches Ge­sell­schafts­modell der Un­gleich­heit und Aus­schließung an­strebt. Zu die­sem Zweck wird ge­gen die po­li­ti­sche Eli­te, den Qua­li­täts­jour­na­lis­mus, Mi­grant:­innen, Mus­lim:­innen, LGBTIQ-Per­so­nen und Femi­nist:­innen pole­mi­siert.

Leseprobe

https://webreader.mytolino.com/reader/index.html?epub_url=https%3A%2F%2Fcdp.pageplace.de%2Fcdp%2Fpublic%2Fpublications%2FDT0400%2F9783593451114_A46629718%2FPREVIEW%2F9783593451114_A46629718_preview.epub&locale=de_DE&publication_id=64701110&purchase_url=https%3A%2F%2Fwww.buecher.de%2Fgo%2Fcart_cart%2Fcart_add_item%2Fprod_id%2F64701110%2F&reseller_id=30

Posted by Wilfried Allé Monday, May 8, 2023 11:58:00 AM Categories: Geschlechterforschung Soziologie/Frauenforschung
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Umwelt und Strafen: Überlegungen zum Ökozid 

ISBN: 9783902968838
Verlag: Edition Konturen
Genre: Recht/Internationales Recht, Ausländisches Recht
Format: Taschenbuch
Umfang: 60 Seiten
Erscheinungsdatum: 09.03.2023
Preis: € 12,00
Kurzbeschreibung des Verlags

Anhaltend hohe globale CO2-Emissionen, Arten­sterben, Ver­schmutzung der Welt­meere, Ab­holzung der Regen­wälder. Beim Thema Um­welt­schutz wird viel ge­redet und nur wenig ge­tan. Das liegt nicht nur an Staaten und Kon­zer­nen, son­dern letzt­lich auch an Men­schen, die in deren Namen han­deln. Da­her wird im­mer öfter die For­de­rung laut, bei „Ver­brechen gegen die Um­welt“ auch Einzel­per­sonen stra­fen zu kön­nen – wie das be­reits bei schwe­ren Men­schen­rechts­ver­letzungen mög­lich ist.

Rezension von Jakob Pflügl im derstandard

Sollen Staatschefs für Umwelt­ver­brechen ins Ge­fäng­nis?

Im seinem Buch "Überlegungen zum Ökozid" be­schäf­tigt sich Völker­recht­ler Ralph Janik mit der Ver­ant­wor­tung für Umwelt­ver­bre­chen mit glo­ba­len Aus­wir­kungen.

Als der britische Journalist und Autor Philippe Sands im Jahr 2021 den Straf­tat­be­stand des "Öko­zids" ent­wickelte, hatte er vor allem ein Ziel vor Au­gen: eine brei­te Dis­kus­sion da­rü­ber an­zu­stoßen, ob ein­zelne Staats­chefs für Um­welt­ver­brechen zur Ver­ant­wor­tung ge­zo­gen wer­den sol­len. Mit seinem Essay "Um­welt und Stra­fen: Über­le­gun­gen zum Öko­zid" hat sich der Wie­ner Völker­recht­ler Ralph Janik nun die­ser Dis­kus­sion an­ge­nom­men.
In seinem Essay skizziert Janik, wie sich das in den letz­ten Jahr­zehnten zu­neh­mend än­der­te. Seit der Grün­dung inter­natio­naler Straf­ge­richte rich­tet sich der Fo­kus auf der Täter­seite nicht mehr nur auf Staaten und Ins­ti­tutio­nen, son­dern auch auf ein­zel­ne Per­so­nen. Auf der Opfer­seite er­kennt das Völ­ker­recht die Um­welt zu­neh­mend als Sub­jekt mit ei­ge­nen Rech­ten an. Bei­de Ent­wick­lun­gen könn­ten in ei­nem Öko­zid-Tat­be­stand mün­den.

Dazu kann man bereits diese Peti­tion unter­schreiben:

https://secure.avaaz.org/campaign/e...c/?cTgsfjb

Posted by Wilfried Allé Saturday, April 29, 2023 9:35:00 PM Categories: Recht/Ausländisches Recht Recht/Internationales Recht
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Wandern mit Kindern 

Die 30 schönsten Tagesausflüge rund um Wien

EAN 9783854397007
Verlag: Falter Verlag
Reihe: Kultur für Genießer
Umfang: 256 Seiten
Erscheinungsdatum: 17.04.2023
Preis: € 29,90

 

Kurzbeschreibung des Verlags
So sind Familien-Wandertage auch für den Nachwuchs spannend

30 Routen, die alle öffentlich erreichbar sind und sich per­fekt für Tages­aus­flüge eig­nen. Das Buch be­schrei­tet keine aus­ge­tre­te­nen Wege, son­dern unter­nimmt Spa­zier­gän­ge am Was­ser und im Wald, steigt auf (nicht all­zu hohe) Gip­fel und er­forscht Fleder­maus­höhlen. Die hier be­schrie­benen Wan­de­rungen sind für Kin­der von 4 bis 14 Jahren ge­eig­net und bie­ten jede Men­ge Attrak­tio­nen: Wild­parks, Sonder­züge, Bur­gruinen, kinder­freund­liche Museen so­wie viele Mög­­lich­kei­ten zum Plan­schen, For­schen und Spie­len. Neben den Routen­be­schrei­bungen fin­den Kin­der hier auch Sa­fa­ris, die zur Er­for­schung der Natur ein­laden, Sagen zum Nach­lesen und zum Thema pas­sende Re­zepte für eine ge­sunde Jause zum Nach­kochen.

Das Autorenteam Katharina Bliem und Peter Hiess, das be­reits an dem Buch „Wan­dern im Wald­vier­tel“, eben­falls aus dem Falter Ver­lag, mit­wirkte, will mit dem ak­tuel­len Werk Kin­der von 4 bis 14 Jah­ren da­zu mo­ti­vie­ren, Smart­phone und Com­puter­spiele zu Hause zu las­sen und in die Na­tur auf­zu­brechen. Es wer­den nicht nur die Wan­der­routen und Attrak­tionen – Burg­ruinen, kin­der­freund­liche Mu­seen so­wie viele Orte zum Plan­schen, Spie­len und For­schen – aus­führ­lich und kind­ge­recht prä­sen­tiert, son­dern Leser:­innen fin­den in die­sem Buch auch Sagen zum Nach­lesen, „Sa­faris“ zum Er­kun­den der Na­tur und Re­zepte zum Sel­ber­machen.

Jede der 30 abenteuerlichen und land­schaft­lich schö­nen Rou­ten ent­hält eine Karte mit ein­ge­zeich­ne­tem Strecken­ver­lauf so­wie Hin­weise zu An- und Rück­fahrt, Ein­kehr- und Pick­nick­mög­lich­keiten, Spiel­plätzen und be­son­de­ren At­trak­tio­nen. GPS-Da­ten zu den Wan­de­rungen ste­hen eben­falls zur Ver­fügung.
 

Pressetext

So sind Familien-Wander­tage auch für den Nach­wuchs span­nend: „Wan­dern mit Kin­dern“ stellt 30 Rou­ten in Wien und Um­ge­bung vor, die alle öffent­lich er­reich­bar sind und sich per­fekt für Tages­aus­flüge eig­nen. Die Wan­de­rungen füh­ren El­tern mit Kin­dern in die Donau­auen, ins Wein­vier­tel, in die Wa­chau, auf Sem­me­ring und Schnee­berg, in den Wie­ner­wald und bis an die Ost­gren­ze Öster­reichs.

Das Autorenteam Katharina Bliem und Peter Hiess, das be­reits an dem Buch „Wan­dern im Wald­vier­tel“, eben­falls aus dem Falter Ver­lag, mit­wirkte, will mit dem ak­tu­el­len Werk Kin­der von 4 bis 14 Jah­ren da­zu moti­vie­ren, Smart­phone und Com­puter­spie­le zu Hause zu las­sen und in die Na­tur auf­zu­bre­chen. Es wer­den nicht nur die Wander­rou­ten und Attrak­tio­nen – Burg­ruinen, kin­der­freund­liche Mu­seen so­wie viele Orte zum Plan­schen, Spie­len und For­schen – aus­führ­lich und kind­ge­recht prä­sen­tiert, son­dern Leser­:innen fin­den in die­sem Buch auch Sa­gen zum Nach­lesen, „Safaris“ zum Er­kun­den der Na­tur und Re­zep­te zum Selber­machen.

Das Buch informiert über die richtige Vor­be­rei­tung zum Wan­dern mit Kin­dern, stellt inter­es­sante Plätze vor, führt auf (nicht all­zu hohe) Gip­fel und in Tropf­stein- und Fleder­maus­höhlen. Fa­mi­lien ha­ben die Mög­lich­keit, Wild- und Natur­parks zu ent­decken, durch Natio­nal­parks zu wan­dern, mit Fäh­ren über die Do­nau zu fah­ren und den Fluss auch auf einer Stau­stufe zu über­queren.

Jede der 30 abenteuerlichen und land­schaft­lich schö­nen Routen ent­hält eine Kar­te mit ein­ge­zeich­ne­tem Strecken­ver­lauf so­wie Hin­weise zu An- und Rück­fahrt, Ein­kehr- und Pick­nick­mög­lich­kei­ten, Spiel­plät­zen und be­son­de­ren Attrak­tionen. GPS-Daten zu den Wan­de­rungen ste­hen eben­falls zur Ver­fü­gung.

Über die Autor:innen

Katharina Bliem, in Wien geboren, stu­dier­te Publi­zis­tik und ar­beitet als Biblio­thekarin. Sie wan­der­te schon als Kind mit ihren El­tern – und spä­ter mit ihrem ei­ge­nen Sohn. Es ist ihr ein An­liegen, Kin­der weg vom Smart­phone und in den Wald zu bringen.

Peter Hiess ist Autor, Übersetzer und Wander­freund – und wohnt sicher­heits­halber schon in der Nähe des Zentral­fried­hofs. Er wan­dert seit sei­ner Kind­heit und neuer­dings auch mit (aus­ge­wähl­ten) Kin­dern gern in der Gegend um Wien.

Pressekontakt:
Sothany Kim
kim@falter.at
T: +43 1 53660 977

Posted by Wilfried Allé Saturday, April 22, 2023 11:36:00 AM Categories: Kultur für Genießer Wanderlust rund um Wien
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Anstandslos 

Demokratie, Oligarchie, österreichische Abwege

von Armin Thurnher

ISBN: 9783552072787
Verlag: Zsolnay, Paul
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 128 Seiten
Erscheinungsdatum: 20.03.2023
Sammlung: Armin Thurnhers Bücher
Preis: € 19,60
Kurzbeschreibung des Verlags:

Armin Thurnher, „einer der scharfsinnigsten Analy­ti­ker öster­reichi­scher Poli­tik“ (NZZ) über die Poli­tik Öster­reichs, von Sebastian Kurz über Kor­rup­tion zum Welt­unter­gang

„Die Welt steht auf kan Fall mehr lang“, heißt es in Nestroys be­rühm­tem „Kometen­lied“. Vieles von dem, was einst zum fes­ten Be­stand demo­kra­ti­scher Selbst­ver­ständ­lich­keiten zähl­te, scheint ab­ge­schafft zu wer­den. Wir wis­sen nicht mehr, was wir für wahr hal­ten sol­len. Ganz schnell löste sich etwa der fal­sche Glanz des kon­ser­va­ti­ven Hoff­nungs­trä­gers Sebastian Kurz auf in einer Wolke von Skan­da­len, Kor­rup­tion und dubi­osem Ge­fol­ge. Wäh­rend die mul­tip­len Kri­sen das Publi­kum aber voll­ends ver­un­si­chern, fin­det Kurz mühe­los An­schluss an jene Kreise um Donald Trump, die unser poli­ti­sches Sys­tem lie­ber heute als mor­gen über Bord wer­fen möch­ten.
In seinem neuen Buch son­diert Armin Thurnher die Lage und zeigt, dass der große Welt­unter­gang wie immer in Öster­reich seine kleine Ge­ne­ral­probe hält.

FALTER-Rezension:

Der Nuntius der Lüge

Armin Thurnher in FALTER 11/2023 vom 17.03.2023 (S. 16)

Lassen Sie sich nicht täuschen! Wenn hier von Sebastian Kurz die Rede ist und von An­stand, dann im­mer von der öffent­li­chen Per­son, vom poli­ti­schen Dar­stel­ler, vom Staats­schau­spie­ler Kurz. Er ist kör­per­sprach­lich und eris­tisch (recht­habe­risch, nicht zu ver­wech­seln mit rhe­to­risch) per­fekt ge­schult. Das ist hin­rei­chend unter­sucht, so­dass nie­mand in die Il­lu­si­on ver­fal­len muss, es handle sich um natür­liche Gaben der Selbst­dar­stel­lung oder der Be­red­sam­keit. Hier ist al­les Kunst, viel­mehr künst­lich, bis hin zum Sche­mel, den ihm bei Wahl­kam­pag­nen ein Be­glei­ter ans Redner­pult stellt, damit er größer wirkt, und an­schlie­ßend gleich wie­der weg­zieht und bis zu den Vor­gaben seines Kabi­netts, aus wel­chem Blick­winkel er zu foto­gra­fie­ren ist ("Blick­winkel leich­tes Pro­fil / nicht fron­tal / auf Augen­höhe"), wir ken­nen die Ver­trauen stif­ten­den Kör­per­hal­tungen und die seg­nen­den Ges­ten, die je­den Kar­di­nal vor Neid er­blas­sen las­sen.
Aber in dieser politischen Persona wurde von An­fang an ein poli­ti­sches Pro­gramm sicht­bar. Kurz machte nie ein Ge­heim­nis da­raus. Das Neue da­ran war die Ent­schlos­sen­heit, so ein Kon­zept durch­zu­zie­hen, voll­kom­men gleich­gül­tig ge­gen­über per­sön­li­chen Rück­sich­ten oder Um­stän­den oder gar Er­for­der­nis­sen des An­stands. Diese Ent­schlos­sen­heit ge­hört zur krie­ge­ri­schen Hal­tung einer Kaste, die Sieg will. Sie wird im Sport vorexerziert und eingeübt und hat nur ein Ziel: die Niederlage des Gegners, nein, des Feindes. Nicht von ungefähr cha­rak­te­ri­sier­te die Kurz-Trup­pe in­tern ihr kri­tisch ge­sinnte Me­dien als "Feind­medien". Man kennt die Rede auch aus dem Sprach­ge­brauch von Kon­zer­nen, die sich stets "im Krieg" mit an­deren be­finden, und aus dem Sport, wo "Mon­ster­men­ta­li­tät" mas­sen­wirk­sam ein­ge­übt und ge­for­dert wird.

Wer ist der Feind? Da ist ein­mal die re­prä­sen­ta­ti­ve Demo­kra­tie, am ver­achtens­wer­tes­ten in Ge­stalt des Sozi­al­staats. Da ist die Sozi­al­demo­kra­tie. Und das ist, was man im All­ge­mei­nen als den mo­der­nen Libe­ra­lis­mus be­trach­tet, das auf­ge­klärte Den­ken der Mo­derne, die plu­ra­lis­tische Ge­sell­schaft. Wa­rum nen­ne ich eine höchst ak­tu­el­le Figur wie Kurz anti­mo­dern? Weil man jene wirt­schaft­liche Mo­derne, auf deren Seite er sich ge­schla­gen hat, den neo­libe­ra­len Finanz­kapi­ta­lis­mus, nicht mehr zur Mo­derne, son­dern zu deren Fein­den rech­nen muss.

Die Interessen der Mächtigen laufen denen der Demo­kra­tie zu­wider. Der Real­kapi­ta­lis­mus ist vom Fi­nanz­kapi­ta­lis­mus ab­ge­löst wor­den. Das bringt ein neues Set von Ein­stel­lun­gen mit sich. Die lange Wel­le der neo­li­be­ra­len Pro­pa­gan­da hat die­se Ein­stel­lun­gen mit viel Geld und stra­te­gi­scher Aus­dauer in der Welt ver­brei­tet; der Sieg des Neo­libe­ra­lis­mus hat die ein­schlä­gige Men­ta­li­tät von Busi­ness-Schools und Wirt­schafts­eli­ten aus­ge­hend so tief ins all­ge­meine Be­wusst­sein ver­ankert, dass sich die meis­ten nicht ein­mal des­sen be­wusst sind, im Neo­li­be­ra­lis­mus zu leben. Das wäre, als hät­ten Ein­woh­ner der Sowjet­union nicht ge­ahnt, dass sie im Kom­mu­nis­mus leben.

Trotz dieser beinahe allgemeinen Ver­blendung sind in Euro­pa, vor al­lem in ei­nem Staat wie Öster­reich, die Be­har­rungs­kräfte des So­zial­staats noch längst nicht über­wun­den. Neue zi­vil­ge­sell­schaft­liche Or­ga­ni­sa­tio­nen stel­len sich aber nicht an die Sei­te des So­zi­al­staats, viel­mehr defi­nie­ren sie ihre ethi­schen Vor­stel­lun­gen iden­ti­täts­poli­tisch oder vor dem Hori­zont des Über­lebens der Gat­tung. Teile des­sen, was man einst so­zi­ale Be­we­gungen nannte, sind mit den Grünen un­ver­sehens in eine Koa­li­tion mit Kräf­ten ge­raten, die ihren Prin­zi­pi­en zu­wider­lau­fen.

Die sozialdemokratische Opposition wiederum tut sich immer schwerer, die Glaub­wür­dig­keit ihres En­gage­ments für Zivil­ge­sell­schaft und die unte­ren Klas­sen der Ge­sell­schaft dar­zu­tun, weil ihre Ex­po­nen­ten selbst in die Finanz­wirt­schaft stre­ben, als In­ves­to­ren oder ins Manage­ment bör­sen­no­tier­ter Ge­sell­schaf­ten. So fin­den wir eins­ti­ge Ar­beiter­führer als Freun­de der Oli­gar­chen wie­der, er­staunt da­rüber, dass die Mas­sen nicht mehr ihnen glau­ben, son­dern rechts­ex­tremen Agi­ta­toren, die ihnen ihre al­ten Pa­ro­len ge­stoh­len haben.

Den Gewerkschaften wiederum macht ihr Miss­trauen ge­gen neo­li­be­rale Prin­zi­pien eine Un­ter­stüt­zung echt li­be­ra­ler Ini­tia­tiven schwer, und sie unter­schät­zen das Flexi­bili­täts-und Frei­heits­be­dürf­nis der meis­ten Men­schen. Ihre Schutz­funk­tion sieht im Neo­li­be­ra­lis­mus aus wie rei­ne De­fen­si­ve und wird erst in der Krise at­trak­tiver; poli­tisch of­fen­siv wurde sie nicht.

Keine Angst, wir sind noch bei Sebastian Kurz. Was den Libe­ra­lis­mus der Angst be­trifft, genüge die kleine Er­in­ne­rung, mit wel­cher Lust er in der ers­ten Co­ro­na-Phase die da­mals ge­wiss not­wen­dige Rolle des schar­fen Mah­ners über­nahm und sie im Seiten­blick auf die Zu­stim­mung auto­ri­täts­gläu­bi­ger Kli­en­tel über­trieb.

Wir befinden uns in einer großen Aus­einan­der­set­zung, in der die pre­kä­ren Er­run­gen­schaf­ten der Demo­kra­tie, des Rechts und Sozi­al­staats, eine Öf­fent­lich­keit mit frei­er Mei­nungs­äuße­rung fun­da­men­tal an­ge­grif­fen wer­den, sicht­bar von außen durch Auto­kra­tien in­ner­halb und außer­halb der EU, am be­ein­dru­ckendsten von China und am grau­samsten von Russ­land. Weni­ger sicht­bar ist der An­griff von in­nen, von rechts, denn diese Aus­ein­ander­set­zung fin­det gleich­sam hin­ter ei­ner Nebel­wand statt. Die einen ver­mö­gen die Wand nicht zu öff­nen, die ande­ren kämp­fen da­rum, sie mög­lichst dicht zu ge­stal­ten.

Nur im Nebel wählen Menschen gegen ihre Interessen. Als Bei­spiel für die­sen Nebel kann die Aus­einan­der­set­zung von free speech die­nen. Das Pro­b­lem wurde in der di­gi­ta­len Welt des­wegen groß, weil die di­gi­ta­len Me­dien von An­fang an ge­setz­lich als Platt­for­men be­han­delt wur­den, das heißt: als Me­dien in einer rechts­frei­en Zone. Die 1996 unter dem fa­ta­len Libe­ra­li­sie­rer Bill Clinton be­schlos­sene Section 230 des Communi­cations Decency Act, eines US-Ge­set­zes ge­gen Porno­gra­fie im Netz, ent­las­tete die digi­ta­len Ver­breiter von der Ver­ant­wor­tung für die von ihnen ver­brei­te­ten In­halte. Dies ge­schah ex­pli­zit, um den Tech-Kon­zer­nen der USA einen glo­ba­len Wett­be­werbs­vor­teil ge­gen­über ana­lo­gen Me­dien zu ver­schaf­fen. Eine ver­blen­dete Linke sah die Ge­fah­ren zu­erst nicht und be­trach­te­te den Cyber­space als herr­schafts­freien Raum, in dem sie technik­ge­stützt ihre neue kosmo­po­li­ti­sche, egali­täre Ge­sell­schaft aus­brü­ten würde. Die Des­illu­sio­nie­rung war be­trächt­lich, als sich der herr­schafts­freie Raum doch als von Kapi­tal­inter­es­sen domi­niert heraus­stellte und die Sili­con-Valley-Ideo­lo­gie nicht welt­weite Be­freiung, son­dern bloß radi­ka­le Kom­mer­ziali­sie­rung der glo­ba­len Kom­mu­ni­ka­tion im Sinn hat­te und sich als der tech­ni­sche Aus­druck des­sen heraus­stellte, was öko­no­misch Neo­li­bera­lis­mus, philo­so­phisch Nar­ziss­mus heißt, in der zu­tref­fen­den Inter­pre­ta­tion von Isolde Charim die Fähig­keit, ohne Zwang zu zwin­gen.

Der Staat hatte die Frage, was in einem Rechts­staat ge­sagt wer­den darf und was nicht, durch seine Regu­lie­rung pri­va­ti­siert. Da­mit schwäch­te er sich und über­ließ die Aus­ein­ander­set­zung ge­sell­schaft­lichen Grup­pen, die auf der Lin­ken zur cancel culture ten­dier­ten und zur Rech­ten zu einem miss­bräuch­li­chen Free-Speech-Radi­ka­lis­mus. (Es gibt auch ernst­ge­mein­ten Free-Speech-Radi­ka­lis­mus, wie ihn etwa der Lin­guist Noam Chomsky vertritt.)

So kommt es, um zum Nebel zurück­zu­kehren, dass Leute wie Donald Trump oder Elon Musk sich als Hel­den der Rede­frei­heit dar­stel­len kön­nen, der schöns­ten der bür­ger­li­chen Frei­heiten, ob­wohl ihnen der Sinn nach nichts an­derem steht, als den Rechts­staat zu­rück­zu­drän­gen, den Ga­ran­ten die­ser Frei­heiten. Er soll ihnen ihre Steuer­pri­vi­legien und ihre fet­ten Auf­trä­ge garan­tie­ren, sich aber nicht mit Ge­set­zen wich­tig­machen, die ihr Busi­ness be­hin­dern. Selbst­be­stim­mungs­recht für "die Wirt­schaft" - eine Art Wirt­schafts­demo­kra­tie, in der die (Medien-)kapital­be­sitzen­den über die an­deren be­stim­men. Auto­ri­tärer Kapi­ta­lis­mus, il­libe­rale Demo­kratie -wie immer man es nen­nen mag.

Meinungsfreiheit auf Europäisch und Rechts­staat­lich be­deu­tet, die Gren­zen die­ser Rede­frei­heit frei und mühe­los ein­kla­gen zu kön­nen. Diese Gren­ze ist das Ge­setz; durch die auch von Pro­gres­si­ven ver­tei­digte Nicht-Auf­find­bar­keit von Sprechen­den im Netz, die Ano­ny­mi­tät, lässt sich die­ses Ge­setz nur unter Mü­hen durch­setzen, die nicht alle auf sich nehmen kön­nen. Es ist also nicht mehr all­ge­mein gül­tig. Pro­tes­te ge­gen die­sen Zu­stand ha­ben da­zu ge­führt, dass das Regime der Selbst­kon­trol­le, für die Pres­se nach ähn­li­chen Pro­tes­ten in den USA der 1940er-Jahre ein­ge­führt, von den Social-Media-Kon­zer­nen wenigs­tens an­deu­tungs­weise an­ge­wen­det wird. Dies bleibt frag­wür­dig, weil Selbst­kon­trol­le der Will­kür der Kon­zerne über­las­sen wird.

Es ist Willkür, einem Lügner die Öffent­lich­keit zu ent­zie­hen, wenn er nichts Ge­setz­wid­ri­ges tut, eben­so wie es Will­kür ist, einen Lüg­ner vor dem Zu­griff des Ge­set­zes zu schüt­zen, wenn er an­deren Nach­teile zu­fügt. Die Will­kür der Tech-Kon­zerne führt zur Domi­nanz der poli­ti­schen Lüge. Oder führte die Lüge zur Will­kür?

Die Lüge wurde zum Mittel rechts­extremer Pro­pa­gan­da. Die von Mil­liar­dären fi­nan­zier­ten Me­dien der Alt-Right, wie das vom noto­ri­schen Steve Bannon ("Flood the zone with shit") ge­lei­tete Portal Breit­bart, ver­un­si­cher­ten die Öffent­lich­keit mit Des­in­for­mation. Dass ihre poli­ti­schen Ge­gen­spie­ler dies­be­züg­lich nicht un­schul­dig sind, ver­steht sich; aber die Wucht der Lü­gen der Rech­ten, an­ge­führt von Donald Trump, den Me­dien des Tycoons Rupert Mur­doch und der digi­ta­len Alt-Right-Publi­zis­tik, war nicht nur über­wäl­ti­gend, son­dern sys­te­ma­tisch. Das Auf­fäl­ligste und Neue an Trump war, dass er im Unter­schied zur Kon­kur­renz und sei­nen Vor­gän­gern un­be­küm­mert log. Von sei­ner größ­ten Lüge, die Wahl sei ihm ge­stoh­len wor­den, rückt er nach wie vor nicht ab.

Dieses unverschämte Lügenprinzip in Öster­reich hei­misch zu ma­chen, das war die größte Tat des Sebastian Kurz. Es be­gann mit der Fa­bri­ka­tion sei­ner Un­wider­steh­lich­keit mit ge­fälsch­ten Um­fra­gen und setzte sich fort bis zur from­men Lüge, er sei ab­ge­tre­ten, weil er sich seiner Fa­mi­lie wid­men wol­le. Durch­gehend zeigte er die ge­for­derte Monster­men­ta­li­tät. Diese Men­ta­li­tät stellt die Er­lan­gung und den Er­halt der Macht über die Gel­tung all­ge­meiner Regeln.

Demokratie beruht auf der Annahme, dass Dinge im öffent­lichen Dis­kurs so er­ör­tert wer­den, dass alle eine Chance haben, sich un­vor­ein­ge­nom­men ihre Mei­nung zu bil­den. Eine Fik­tion, ge­wiss, doch ist die Demo­kra­tie ins­ge­samt eine Fik­tion, die auf sol­chen An­nah­men be­ruht. Ein ge­wis­ses Maß an Selbst­kon­trol­le, Selbst­be­gren­zung, ja An­stand ist not­wendig, sol­len die demo­kra­tische Are­na und ihre Ins­ti­tu­tionen funk­tio­nieren. Wer­den die Spiel­re­geln miss­ach­tet, führt das zum Dik­tat der Stär­keren.

Man mag die österreichische Version des "disrupter", des "puer robustus", des star­ken Man­nes nicht als die er­kannt ha­ben, die sie war, weil sie in Maria­zell im Trach­ten­janker po­sier­te, sich mit ak­kurat be­ach­te­ter Tiefen­schär­fe und Farb­ge­bung im Alters­heim oder im trau­lichen Alpi­nisten­ge­wand beim Durch­strei­fen des Ge­birgs foto­gra­fie­ren ließ. Aber sie funk­tio­nier­te nach dem Prin­zip, un­sere Wer­te ste­hen hö­her als die der ande­ren. Wir er­rin­gen die Hege­mo­nie nicht mit bes­se­ren Ar­gu­men­ten, son­dern mit Ge­walt, mit dem Bre­chen von Re­geln, mit Lü­gen, mit Schwin­del.

Das sind etwas härtere Worte für das, was eupho­risch mit Mes­sage-Con­trol be­schrie­ben wird. Die­se kämpfte nicht nur an der Front der Bot­schaf­ten, sie zer­stör­te auch die Medien­land­schaft nach­haltig. Näm­lich da­durch, dass sie den kor­rup­tes­ten Boule­vard aus­gie­big fi­nan­zier­te; da­durch, dass sie den öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk zu rui­nie­ren ver­suchte (nur Ibiza hatte dabei einen ver­zö­gern­den Ef­fekt); da­durch, dass sie das Privat­fern­sehen reich ali­men­tier­te (zu­fällig ist Anto­nella Mei-Pochtler Auf­sichts­rä­tin bei der ProSiebenSat.1-Grup­pe); da­durch, dass sie Feind­medien aus­trock­nete.

Die Gleichschaltung der Medien war das Ziel des Kurz-Regimes, er­klär­te sein Par­tei­ge­nos­se und Vor­gän­ger Rein­hold Mitter­lehner im Unter­suchungs­aus­schuss. Mit dem Mann, der in einem Chat mit dem ORF-Feind Heinz-Christian Strache von lauter "roten Zecken" im ORF re­dete, dem Inves­tor Alexan­der Schütz, ist Kurz nun ge­schäft­lich ver­partnert. Wie ein Satyr­spiel muten die gegen­sei­ti­gen Be­zich­ti­gungen von Sebastian Kurz und Thomas Schmid an, die sich in einem von Kurz auf­ge­zeich­neten und zum Zweck sei­ner Ent­las­tung von den Inse­raten­kor­ruptions­vor­wür­fen ge­führ­ten Tele­fo­nat mit Schmid zu einem Vor­text ge­gen­sei­ti­gen Schwin­delns auf­bauten, denn Schmid hatte die Ab­sicht des An­ru­fers er­fasst, so­dass das Pub­li­kum, dem die­ser denk­wür­dige Lügner­dia­log so­gleich über­mit­telt wurde, vor der alten Fra­ge stand, ob es dem Kreter glauben soll, der be­hauptet, dass alle Kreter lügen. Was man be­kannt­lich da­mit be­ant­wor­tet, dass man sich auf die Meta­ebene zu­rück­zieht und die bei­den Kreter von außen be­trach­tet. Aus dieser Per­spek­tive ver­steht man, dass Lügen einer­seits da­zu dient, das be­ste­hende Sys­tem zu kip­pen, und anderer­seits nur eine Form ist, die Auf­merk­sam­keit zu stei­gern.

Beides trifft idealtypisch bei dem neuen Twitter-Besitzer Elon Musk zu­sam­men. Er strebt mit der Wieder­zu­las­sung des von der Selbst­kon­trol­le aus­ge­schlos­senen Trump und sei­nem osten­ta­tiv dis­rup­ti­ven Ge­baren drei Dinge an: ers­tens als kom­mu­ni­ka­ti­ve Kraft zu mäch­tig zu wer­den, um re­gu­liert wer­den zu kön­nen; zwei­tens den bis­her, bei al­ler sys­te­misch an­ge­leg­ten Toxi­zi­tät, doch auch dis­kur­siv orien­tier­ten Mikro­blog­ging­dienst Twitter zu einer kom­plet­ten Cloud-App zu machen, digi­ta­le Kon­trol­le, Daten­an­häu­fung und Steue­rung des Publi­kums zwecks Er­hö­hung von Pro­fit und Macht in­klu­sive; und drit­tens das Ziel aller Nebel-und Lügen­poli­tik, bei al­lem gegen­tei­ligen Ge­rede über unter­neh­me­ri­sche Tu­gen­den und Risi­ko­freu­de vom Staat mas­sive Auf­träge und Sub­ven­tio­nen zu lu­krie­ren und gleich­zei­tig Ver­mögens­steuern zu ver­mei­den oder zu mini­mie­ren. Das Busi­ness heißt Über­wachungs­kapi­ta­lis­mus oder Cloud-Kapi­ta­lis­mus. Das klingt et­was wol­kig-un­ver­bind­lich, aber man kann schön be­schrei­ben, was Kurz mit ihm ver­bindet.

Es wurde oft bemerkt, dass der Cloud-Kapitalismus einige Wunder voll­bringt. Zum einen ver­an­lasst er uns da­zu, kos­ten­los zu ar­bei­ten, zum an­deren, dass er in uns Be­gier­den nach Din­gen er­weckt, die wir drit­tens dort, in der Cloud, gleich haben und kau­fen und auch be­zah­len wol­len, wo­für wir nicht nur mit Geld, son­dern auch mit un­seren Da­ten be­zah­len. Das vier­te Wun­der aber be­steht da­rin, all das nicht zu se­hen und die Vor­gän­ge auf der in­di­vi­dual­psycho­lo­gi­schen Ebe­ne zu be­las­sen. So ist das Inter­essante an der po­li­ti­schen Persona Kurz weni­ger die Tat­sache, dass sein Er­folg auch auf ge­konntem digi­ta­lem Mar­ke­ting be­ruhte; viel inter­es­san­ter sind die Wur­zeln sei­nes radi­kal dis­rup­tiven Han­delns.

Er rückte es nie in den Vordergrund, und auch seine Kri­ti­ker brachten sel­ten die Fäden zu­sam­men. Man­che wur­den erst nach dem Ende sei­ner po­li­ti­schen Lauf­bahn sicht­bar. Aber die Kon­tak­te zum neo­libe­ralen und cloud­orien­tier­ten Kapi­tal ent­stan­den von An­fang an durch seine Chef­be­ra­terin Mei-Pochtler. Sie war nicht nur im welt­wei­ten Execu­tive Commit­tee der Boston Con­sul­ting Group, sie lei­tete auch die Stab­stel­le für Stra­te­gie, Ana­ly­se und Pla­nung im Kanzler­amt, ver­ant­wort­lich für Öster­reichs "Digi­ta­li­sierungs­strate­gie" (im Bei­rat neben an­deren: Wire­card-Chef Markus Braun), sie ver­han­del­te in der ers­ten Koa­li­tion "Wirt­schaft und Ent­büro­kra­ti­sie­rung", und sie ver­mit­telte ge­mein­sam mit ihrem Mann, dem Indus­triel­len Christian Pochtler (seit 2020 eben­falls Auf­sichts­rat in einem ÖBAG-Unter­nehmen), für Kurz Kon­tak­te zu mäch­ti­gen Män­nern der Cloud-Indus­trie wie dem ehe­ma­li­gen Google-Chef Eric Schmidt, auf deren Ein­la­dung Kurz in den USA Ver­an­stal­tun­gen und Semi­nare be­suchte.

Dass Kurz sofort nach Ende seiner Tätigkeit im Kanzler­amt einen Job bei Peter Thiel er­hielt, darf man wohl eben­falls mit sol­chen Kon­tak­ten er­klä­ren. Thiel war der erste of­fen mit dem rech­ten Flü­gel der Repu­bli­ka­ner sym­pa­thi­sie­rende Sili­con-Valley-Tycoon, er be­riet auch Donald Trump und prä­sen­tiert sich als Intel­lek­tu­eller der Neuen Rechten. Er ist nicht nur vom fran­zö­si­schen Kultur­kri­tiker René Girard und des­sen Mimesis-Theorie be­ein­flusst, er ist viel­mehr ein be­ken­nen­der Straussianer. Auf den Philo­sophen Leo Strauss (1899-1973) be­ru­fen sich Gene­ra­tionen der den­ken­den US-ameri­ka­ni­schen Rechten, Neo­cons und Kriegs­trei­ber. Rechts­plato­ni­ker und in der Nach­fol­ge von Carl Schmitt ste­hend, ver­tritt Strauss eine radi­kal anti­auf­kläre­rische Hal­tung. Einer von Thiels be­rühm­tes­ten und am sel­tens­ten ge­le­senen Essays trägt den Titel "The Straussian Moment". Auch wenn Thiel darin, unmittelbar nach 9/11, gegen die Anwendung von Gewalt plädiert, nennt er das Ziel der postmodernen Welt un­miss­ver­ständl­ich: "The peace of the king­dom of God." Der Weg dort­hin ist klar: "Es kann kein wirk­li­ches Über­ein­kom­men mit der Auf­klä­rung ge­ben, denn zu viele ihrer Binsen­weis­heiten haben sich in unserer Zeit als töd­liche Lü­gen er­wiesen."

Neben seiner Tätigkeit bei Thiel Capital agiert Kurz auch als Inves­tor. Eine sei­ner ers­ten Akti­vi­täten war die Grün­dung einer Firma namens "Dream Secu­rity" ge­mein­sam mit dem ehe­ma­li­gen Lei­ter der israe­li­schen Firma NSO, be­rüch­tigt für die Spion­age­soft­ware Pegasus. Ge­schäfts­zweck des Kurz-Unter­nehmens ist "Cyber-Security". Das passt recht gut zu den Akti­vi­tä­ten Thiels, dessen Big-Data-Firma Palantir Techno­lo­gies nicht nur für Hedge-Fonds und Ban­ken ar­bei­tet, son­dern vor allem für das US-Ver­teidi­gungs­minis­terium.

Bei einem Teil der US-amerikanischen Rechten ist das Ver­hältnis zu den Evan­geli­kalen anders als bei Donald Trump nicht nur instru­men­telles Zweck­bünd­nis. Funda­men­ta­lis­mus und Neo­libe­ralis­mus gehen sehr gut zu­sam­men, und Peter Thiel ist da­für ein promi­nen­tes Bei­spiel. Auf funda­men­ta­lere Art wird hier die plat­te öko­no­mi­sche Maxi­me des Fried­rich August von Hayek über­höht, die Wolf­gang Schüs­sel, Kurz' Vor­läufer und Be­rater im Hinter­grund, mit dem Slogan "Mehr privat, weniger Staat" un­über­trof­fen tri­via­li­siert hatte.

Im österreichischen Sandkistenformat erstaunt es nun weniger, dass ein Funda­men­ta­lis­mus-Sympa­thi­sant wie Bern­hard Bonelli, aus­ge­bil­det im Reich Mei-Pochtlers bei Boston Con­sul­ting, das Kabi­nett von Kurz lei­tete. Es nimmt nun weni­ger wunder, dass Natio­nal­rats­prä­si­dent Wolf­gang Sobotka Gebets­stun­den im Par­la­ment ab­hal­ten lässt. Und das evan­geli­ka­le Weihe­spiel von Sebastian Kurz in der Stadt­halle be­kommt einen Sinn.

Das antiaufklärerische Revirement fundamentalistischer Religion ist in Öster­reich mit dem Rück­tritt ver­schie­de­ner von Papst Johannes Paul II. er­nannter Kardi­näle und Bi­schöfe einer moder­neren Kir­che ge­wichen. Aber in Euro­pa kamen zur glei­chen Zeit Re­gimes mit reak­tio­när-kleri­ka­len An­lie­gen auf: Polen und Un­garn mach­ten die "illi­berale Demo­kratie" zum Schlag­wort. Vor allem die Freund­schaft von Kurz zum Orbán-Regime war von An­fang an nicht zu über­sehen.

Die Persona Kurz ist eine Nebelfigur erster Klasse, ein höf­li­cher Rüpel, ver­siert in der Kunst, al­les per­fekt aus­zu­spre­chen und da­hin­ter ganz an­deres zu ver­ber­gen. Nie­mals die Con­te­nance zu ver­lieren und auf schein­bar un­er­schüt­ter­lich net­te Wei­se die Geg­ner gna­den­los mit al­len Mit­teln nieder­zu­machen. Er war nicht nur ein Fabri­kant schö­nen Scheins. Er hat ein Land be­schis­sen, seine ei­gene Par­tei be­schis­sen, die Me­dien, die er mit Staats­knete zu­schiss, die Kir­che, die ihm para­evan­geli­kal hul­digte, das Par­la­ment, das er dis­kre­di­tierte, die Jus­tiz, die er ins­tru­men­ta­li­sierte, die Staats­an­walt­schaft, die er at­ta­ckierte -sie alle sehen den Sauber­mann nun als einen da­stehen, der an­patzte: sich selbst und ein ganzes Land mit ihm

Über den Author:

Armin Thurnher, geboren 1949 in Bregenz, ist Mitbegründer, Chef­redak­teur und Heraus­geber der Wiener Wochen­zeitung FALTER. Er er­hielt zahl­reiche Preise und Aus­zeich­nungen, unter an­derem den Ehren­preis des Öster­rei­chi­schen Buch­handels für Tole­ranz, als erster Nicht-Deut­scher den Otto-Brenner-Preis für seinen Ein­satz für ein so­zia­les Eu­ro­pa und den Bruno-Kreisky-Preis für das poli­ti­sche Buch für sein Lebens­werk. Thurnher ist Autor einer Viel­zahl an Büchern. Im Falter Verlag er­schienen seine poli­ti­schen Kom­men­tare „Seinesgleichen“ und das mit Irena Rosc ver­fasste Koch­buch „Thurnher auf Rezept“. Seine Kolumne „Seines­gleichen ge­schieht“ er­scheint seit 1983 jede Woche im FALTER.

Posted by Wilfried Allé Monday, April 10, 2023 10:32:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
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Revanche 

Wie Putin das bedrohlichste Regime der Welt geschaffen hat

von Michael Thumann

ISBN: 9783406799358
Verlag: C.H.Beck
Format: Hardcover
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Politik
Umfang: 288 Seiten
Erscheinungsdatum: 14.03.2023
Preis: € 25,70
Kurzbeschreibung des Verlags:

ARCHIPEL PUTIN - INNENANSICHTEN AUS DEM BEDROHLICHSTEN REGIME DER WELT

Kaum einer kennt Russland besser als Michael Thumann, der seit über 25 Jahren aus Osteuropa für die ZEIT berichtet. Er legt nun ein atemberaubend geschriebenes Buch vor, das Russlands Absturz in eine zunehmend totalitäre Diktatur und den Weg in Putins imperialistischen Krieg aus nächster Nähe nach­zeich­net. Das Motiv des Dik­ta­tors und sei­ner Ge­treuen: Re­van­che zu neh­men für die demo­kra­ti­sche Öff­nung nach 1991 und die ver­meint­liche Demü­ti­gung durch den Wes­ten. Putins Herr­schaft radi­kali­siert sich wei­ter. Es ist das be­droh­li­chste Re­gime der Welt.

"Unter Wladimir Putin verabschiedet sich ­, das ei­gent­lich größte euro­pä­ische Land, aus Eu­ro­pa. Er­neut senkt sich ein Eiser­ner Vor­hang quer durch den Kon­ti­nent. Reise ich in die­ses Land, werde ich am Flug­ha­fen in al­ler Re­gel auf­ge­halten. Der Grenz­beamte hält mei­nen Pass fest und tele­fo­niert lange mit sei­nen Vor­ge­setz­ten. Ein Men­sch im dunk­len An­zug, wahr­schein­lich Ge­heim­dienst, holt mich ab und führt mich in einen Kel­ler­raum. Da­rin ein Schreib­tisch, eine alte Ma­trat­ze mit Sprung­fe­dern, ka­put­te Stühle, Staub in den Ecken. Ich muss Fra­gen be­ant­wor­ten: Wo wohnen sie? Was den­ken sie über die Mili­tär­ope­ra­tion? Was haben sie vor in Russ­land? Ich ant­worte knapp und frage mich selbst: Kom­me ich über­­haupt noch in das Land? Und kom­me ich wie­der he­raus?"
Michael Thumann

Russlands Absturz in die Diktatur und der Weg in Putins im­peria­­li­s­ti­­schen Krieg – in ei­nem fes­­seln­­den Mix aus jour­­na­­lis­ti­scher Re­por­­tage und poli­­ti­sch-his­­to­ri­­scher Ana­­ly­­se
Michael Thumann ist einer der letz­ten deut­schen Kor­­respondenten, die noch in Moskau leben
Das Buch basiert auf zahl­reichen Be­geg­nun­gen und ex­klu­si­ven Ge­sprä­chen mit Pro­ta­go­nis­ten der rus­si­schen Poli­tik und Ge­sell­schaft

FALTER-Rezension

Reisebericht für echte Russlandversteher

Sebastian Kiefer in FALTER 13/2023 vom 31.03.2023 (S. 17)

Westeuropa wiegte sich lange in der süßen Illu­sion, die Welt werde, wenn man nur freund­lich ge­nug bliebe, bald wie Europa wer­den - Krieg würde dann kein Mit­tel der Poli­tik mehr sein, Kon­flik­te über­all per Di­plo­ma­tie und Ver­trag ge­re­gelt, der Se­gen des Freihandels die Men­sch­heit ver­söh­nen. Dass nur der ato­mare Schutz­schild der USA die im­peria­lis­tische Aggres­si­vi­tät der ­begrenzte, unterschlug man gern.
Michael Thumann, langjähriger Moskaukorrespondent der Zeit, ahnte früh, dass Wladimir Putin die europäischen Illusionen zerstören werde. Er traf Putin das erste Mal 1999, als der Krieg in Tschetschenien Putin die Präsidentschaft gesichert hatte. Heute sieht Thumann das tschetschenische Schreckensregime als "Versuchslabor", in dem die Umwandlung Russlands in einen revanchistischen, schrankenlos korrupten Terrorstaat erprobt wurde. .

Seit je bewunderte Putin wie so viele Rus­sen star­ke, ge­walt­be­rei­te Füh­rer, die nach Re­van­che für mehr ge­fühl­te denn reale Krän­kungen der ei­ge­nen Größe dür­sten. In den 2000er-Jah­ren gab sich Putin zu­nächst mit ei­ner "hy­bri­den" Ord­nung aus auto­kra­ti­schen Ele­men­ten, so­zia­len Wohl­ta­ten und re­prä­sen­ta­ti­ven Bau­pro­jek­ten zu­frie­den - die hohen Roh­stoff­pre­ise er­mög­lich­ten pater­na­lis­ti­sche Wohl­stands­illu­sio­nen, wäh­rend die öko­no­mi­sche und zi­vi­le Mo­derni­sie­rung aus­blieb.

Den Umschwung brachte für Thumann der Winter 2011/12: Landes­­weit pro­­tes­­tier­­ten hun­­dert­­tau­­sen­de Rus­­sen ge­­gen die dreist ge­­fälsch­­ten Wah­­len. Putin war fas­­sungs­los. Jetzt erst ent­­deck­te er das Ins­­tru­­ment des von Para­­noia und Krän­­kung dik­­tier­­ten, eth­­nisch ge­­grün­­de­­ten Natio­­na­­lis­mus, um den Zorn des Vol­­kes um­zu­­len­­ken auf ei­­nen Feind, dem man - wie­der ein­­mal - alle Schuld am rus­­si­schen De­­sas­ter zu­­schrieb: dem "Wes­ten", wahl­­weise als Libe­­ra­­li­s­mus, Säku­­lar­is­­mus, Par­la­­men­tarismus, als EU, USA oder Nato zu ver­stehen.
Zu Beginn seiner Amtszeit gab Putin zumindest im Westen vor, Russ­land so umzuwandeln, dass es einmal Teil der westlichen Bündnisse werden könne. Putin hatte nichts dagegen, als unter seinem Freund Kanzler Gerhard Schröder (der sich, zuvor Atheist, Putin zuliebe eigens in der Erlöserkathedrale bekehren ließ) sieben osteuropäische Länder der Nato beitraten, doch seit den Massenprotesten lancierte Putin die Mär von der Bedrohung Russlands durch die Nato -eine propagandistische Bedrohungshalluzination, die Kollektive zusammenschweißt und künftige Angriffskriege als Verteidigungsmaßnahmen rechtfertigen lässt.

Putin setzte bei der Lancierung dieser Legende auf Bündnisse mit Rechts-und Linkspopulisten Europas und allemal auf die Deutschen und ihr gebrochenes Verhältnis zur angelsächsischen Liberalität. Thumann erinnert daran, wie überraschend stark hier alte geostrategische und kulturelle Identitätskonstruktionen Deutschlands reproduziert wurden: Im Vertrag von Rapallo 1922 ging die junge Weimarer Republik, verführt vom hyperkonservativen Diplomaten Adolf Georg Otto "Ago" von Maltzan, ein antiwestliches Bündnis mit den Bolschewiki ein.

So durchbrachen sie ihre internationale Isolation. Das Ergebnis: "Deutsche Technik ging nach Russland, zurück floss russisches Öl": "deutsche Linke und Konservative [feierten] Rapallo als Triumph über den liberal-kapitalistischen Westen".

Putins nationalistische Wende ist für Thumann Teil des globalen Phänomens des "Neuen Nationalismus", dem er 2020 ein eigenes, lesenswertes Buch widmete: Viktor Orbán, Erdoğan, sogar Donald Trump waren ursprünglich liberale Geister und wurden nicht aus gewachsener Überzeugung, sondern aus zynischem Machtkalkül zu Nationalisten. Sie bedienen sich alter, antiliberaler Rhetoriken, um kollektive Energien zur Verteidigung verlorener nationaler Größe zu mobilisieren und zu kanalisieren - doch letztlich glauben sie nur an eine einzige Sache: an ihr zwischen Größenwahn, Kränkung und Aggressivität schwankendes Ego. Über die Kontrolle der Massenmedien implantieren sie ihre hoch emotionalisierten, von rohem Freund-Feind-Denken strukturierten Ersatzrealitäten in die Gehirne ihrer Anhänger.

In eingestreuten Reportageminiaturen führt Thumann vor, wie bestürzend distanzlos sogar gebildete Russen die propagandistisch erzeugten, massenmedial verbreiteten Ersatzrealitäten internalisierten. Thumann führt uns auch ins Jelzin-Museum in Jekaterinenburg. Jelzin ist für Thumann der tragische Antiheld und als solcher ein Symbol Russlands schlechthin: Groß an Mut und Herz, schwach in Organisation und Zukunftsgestaltung stieß er das Tor zur Freiheit und Moderne auf, dann kollabierte er, in Korruption und Alkohol versinkend, und gab Russland erschöpft in die Hände des (Ex-)Geheimdienstlers und Autokratenanbeters.

Thumann lehrt, was es für einen rationalen Weltbürger heißt, ein wahrer "Russlandversteher" zu sein: Ein solcher verfällt weder in Opfer-Täter-Ideologien noch in pauschale Dämonisierungen. Er macht im Wechsel von einfühlender Teilnahme und historisch reflektierender Außensicht verständlich, was so schwer zu begreifen ist: weshalb alle unter Jelzin gehegten Hoffnungen auf eine friedliche Demokratisierung und Modernisierung Russlands implodierten und aus Russland neuerlich ein imperialistischer Führer-und Terrorstaat werden konnte.

Es wäre nicht möglich gewesen, wenn die Westeuropäer nicht im Wachtraum von einer globalen Handels-und Friedensordnung ohne Despoten und Revanchisten gefangen gewesen wären.

Posted by Wilfried Allé Thursday, March 30, 2023 9:53:00 PM Categories: Sachbücher/Politik Wirtschaft/Politik
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