OHNE Verteilungsgerechtigkeit KEINE Klimapolitik
Auch für die Klimakrise gilt: Die Reichen tragen überdurchschnittlich viel zur Entstehung des Problems bei, sind aber unterdurchschnittlich von den Folgen betroffen. Welche Schlüsse sind daraus für eine erfolgreiche Klimapolitik zu ziehen? Das ist Thema des Schwerpunktes der neuen Wirtschaft und Umwelt 4/2025.
Die immer stärkere Aufheizung der Atmosphäre ist Folge menschlicher Aktivität. Diese Feststellung ist unbestritten. Aber sie verdeckt die Tatsache, dass die Menschen in sehr unterschiedlicher Weise zur Aufheizung des Klimas beigetragen haben und auch heute beitragen (Chancel 2022, Chancel und Mohren 2025).
Viele denken bei Ungleichheit zuerst an das Einkommen. Während die Einkommensungleichheit in vielen Staaten der EU im letzten Jahrzehnt sank, ist sie in Österreich gestiegen, wie der AK Wohlstandsbericht 2025 wieder bestätigte. Noch viel größer als die Einkommensungleichheit ist in praktisch allen Staaten die Vermögensungleichheit. In Österreich gibt es keine Vermögenssteuer. Daher können Vermögen hier praktisch ungehindert aufgehäuft werden. In der Folge gehört Österreich zu den Ländern mit der größten Ungleichheit bei der Verteilung von Vermögen.
Einen wesentlichen Teil des Vermögens stellt das Kapitalvermögen dar. Der weit überwiegende Teil davon gehört in Östereich einer kleinen Zahl von Privatpersonen. Mit dem Kapitalbesitz gehen Macht und Einfluss einher, die es den wenigen wirklich Reichen ermöglichen, die Bedingungen für eine weitere Konzentration von Vermögen zu verbessern. Das hat schon Katharina Pistor in „Code of Capital“ genau nachgezeichnet. Für Österreich haben das beispielsweise Pirmin Fessler und Martin Schürz (2018) gezeigt. Vermögende verhindern dabei auch, dass ihr Vermögen angetastet wird, etwa wenn es um die Finanzierung von Klimaschutz geht.
Aus dieser Form der Ungleichheit folgt: Menschen, die von ihrer Arbeit leben, zahlen direkt oder über ihre Steuern die Maßnahmen gegen die Klimakrise, während die wenigen Menschen, die von ihrem Kapitalbesitz leben, ihren Einfluss geltend machen, damit sie keinen Beitrag leisten müssen.
Kollektive Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung sowie die Aufräumarbeiten und Reparaturen nach Katastrophen werden zumeist von der öffentlichen Hand getragen. So gab der Bund nach dem Hochwasser 2024 mehr als eine Milliarde Euro für die Behebung von Schäden aus. Da ein wesentlicher Teil des Steueraufkommens aus der Besteuerung von Arbeitseinkommen stammt, bedeutet dies, dass diese Maßnahmen primär von den Beschäftigten gezahlt werden.
Gelder, die der Staat für die Behebung von Schäden durch die Klimakrise verwendet, stehen für andere staatliche Aufgaben – etwa für Bildung oder Gesundheit – nicht mehr zur Verfügung. Wenn der Sozialstaat weniger Geld hat, wirkt sich das negativ auf eine gerechtere Verteilung aus.
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Posted by Wilfried Allé
Monday, December 15, 2025 11:04:00 AM
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