von Rainer Mühlhoff

Reihe: |
Reclams Universal-Bibliothek |
ISBN: |
9783150146668 |
Verlag: |
Reclam, Philipp |
Format: |
Taschenbuch |
Genre: |
Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft |
Umfang: |
160 Seiten |
Erscheinungsdatum: |
16.07.2025 |
Preis: |
€ 8.30 |
Kurzbeschreibung des Verlags
Die Gefahren der Artificial General Intelligence
Elon Musk und Donald Trump kündigen massenhaft Verwaltungsmitarbeitern, um einen KI-Staat zu errichten. Tech-CEOs verkaufen künstliche Intelligenz als Heilsbringer für die größten Probleme der Menschheit, obwohl die entsprechende Industrie auf Ausbeutung und Menschenverachtung beruht.
Warum lässt sich die Öffentlichkeit durch Spekulation über Erlösung oder Auslöschung durch KI von den erheblichen Schäden durch KI in unserer Gegenwart ablenken? Wie erkennen wir die zunehmend faschistischen Tendenzen, die sich im Zusammenspiel von Tech-Industrie und der neuen Rechten bilden?
Rainer Mühlhoff entwickelt Antworten und diskutiert Lösungsansätze.
FALTER-Rezension
Wissen und Macht: Wie KI-Propheten den Techno-Hype missbrauchen
Matthias Dusini in FALTER 35/2025 vom 29.08.2025 (S. 31)
Die Erwartungen waren groß, als KI-Forscher verkündeten, es brauche nur mehr 20 Jahre, "und die Maschinen können das, was Menschen können". Man schrieb das Jahr 1965 und der Begriff "künstliche Intelligenz" war gerade einmal ein Jahrzehnt alt. Die Euphorie flaute ab, als sich die Leistung der Rechner als zu schwach erwies.
Der deutsche Mathematiker und Philosoph Rainer Mühlhoff greift dieses historische Beispiel auf, um den gegenwärtigen KI-Hype zu hinterfragen. Auf den mit großen Investitionen verbundenen Tech-Sommer folgte stets ein Winter. Auch der zweite KI-Sommer in den 1980ern endete; die künstlichen neuronalen Netze enttäuschten. In seiner knappen, meinungsstarken Abhandlung zerlegt Mühlhoff nicht nur die Rhetorik der KI-Propheten, sondern entlarvt auch deren fragwürdige Ideologie.
Wenn Techno-Propheten wie Ray Kurzweil (Google) oder Sam Altman (OpenAI) künstliche Intelligenz anpreisen, sprechen sie "ihr" menschliche Eigenschaften zu. Man merkt das bei selbstfahrenden Autos, die nicht als Schaltstelle eines Informationsnetzwerkes gesehen werden, sondern als autonome Wesen. "Die Zuschreibung menschlicher Eigenschaften öffnet die Tür zu visionären Überhöhungen", schreibt Mühlhoff. Seit den 2000er-Jahren gipfelt der dritte KI-Sommer in der Verkündung der Artificial General Intelligence (Allgemeine künstliche Intelligenz). Ohne empirische Evidenz spekulieren Konzernchefs über den Tag, an dem die AGI Probleme lösen kann, für die sie gar nicht trainiert war. Kurzweil prognostizierte, dass 2029 der Punkt erreicht sein werde, wo biologischer und nichtbiologischer Geist miteinander verschmelzen.
"Künstliche Intelligenz und der neue Faschismus" zeichnet die Debatten in Silicon Valley nach. Sogenannte Doomer warnen vor der Apokalypse. Nicht minder bedrohlich wirken jene, die der Superintelligenz die Lösung aller Probleme zutrauten. Konzerne schüren Ängste vor dem bedrohlichen Leviathan AGI, um einmal eine stärkere Regulierung, anderntags größere Investitionen zu fordern. Alle starrten auf KI, so Mühlhoff, und lenkten so, ganz im Sinne rechtspopulistischer Parteien, von tatsächlichen Gefahren ab. "Während die Hyperintelligenz eine Zukunftsprojektion bleibt, gilt eine bevorstehende Klimakatastrophe als gut erforscht." Tatsächlich leugnet die Regierung Trump die Folgen des Klimawandels und steckt 500 Milliarden Dollar in die Produktion einer AGI, die Amerika wieder great machen soll. Es braucht nicht unbedingt den vom Autor bemühten Vergleich mit dem Faschismus, um diese historisch wohl einzigartige Mischung aus Wissen und Macht abschreckend zu finden.