AZ-Neu

Die Informationsplattform für ArbeiterInnen, Angestellte, KMUs, EPUs und PensionistInnen

Wandern in Ostösterreich, Band 2 

72 der schönsten Touren vom Neusiedlersee bis zum Kamp, vom Weinviertel bis zur Traun

von Bernd Orfer

Verlag: Falter Verlag
EAN: 9783854393832
Reihe: Kultur für Genießer
Umfang: 328 Seiten
Erscheinungsdatum: 05.04.2007
Preis: € 25,50


Seit mehr als 15 Jahren gibt Bernd Orfer jede Woche einen Wandertipp in der Tageszeitung Der Standard, vorher publizierte er über 700 Wandervorschläge in der AZ. Im Falter Verlag erschien 2004 der erste Band von „Wandern in Ostösterreich” mit 75 der schönsten Touren zwischen Enns und March, zwischen Thaya und Mürz.

Im 2. Band geht es durch das Tannenmoor im Waldviertel und zu den Reibsandlöchern in den Wienerwald, durch das Höllental der Rax und zu den Mammutbäumen des Dunkelsteinerwaldes, über Plateaus, entlang von Flussschlingen und zu grandiosen Steigen. Sie wandern zur „schlafenden Griechin”, entlang des „Mohnstrudelwegs”, zu Murmeltieren und Sternguckern und durchs „Paradies”, entlang von Hügelketten ebenso wie beiderseits des großen Stroms, entdecken romantische Wasserfälle oder erklimmen schroffe Gipfel.

Neben stimmigen Routenbeschreibungen, Besonderheiten, Kuriositäten und Geschichten gibt der Autor hilfreiche Tipps: genaue Angaben der Wegroute, der Gehzeit, der Höhendifferenz und des notwendigen Kartenmaterials sowie Informationen über Schutzhütten und Einkehrmöglichkeiten und anderes Empfehlenswertes am Wegesrand. Jeder Tour ist eine Karte mit eingezeichneter Route vorangestellt.

Posted by Wilfried Allé Sunday, June 28, 2020 10:30:00 AM Categories: Kultur für Genießer
Rate this Content 0 Votes

Wandern in Ostösterreich, Band 3 

35 Wanderungen von der March bis zur Mürz, vom Waldviertel bis ins Burgenland

von Bernd Orfer

Verlag: Falter Verlag
EAN: 9783854394686
Reihe: Kultur für Genießer
Umfang: 200 Seiten mit ganz neuen Wanderungen
Erscheinungsdatum: 02.04.2012
Preis: € 19,90

 

Der Wanderprofi Bernd Orfer beschreibt 35 Touren, vom waldreichen Mariazeller Land bis zu den sanften Hügeln des Weinviertels, von den felsigen Wänden des Hochkars und der Rax bis in die Donauauen östlich von Wien und in das Burgenland. Für Leser, die mit Muße die Gegend erkunden und sich an der Landschaft erfreuen wollen.

Das Buch „Wandern in Ostösterreich 3” gliedert sich in die vier Kapitel „Wienerwald und Donautal”, „Vor- und Hochalpen”, „Wald- und Weinviertel” und „Östlich der Leitha”. Neben der Beschreibung der einzelnen Routen weist der Autor auch auf die Besonderheiten der verschiedenen Gebiete hin, erzählt Geschichten und gibt hilfreiche Tipps.

Angaben zu Wegroute, Gehzeit, Höhendifferenz und des notwendigen Kartenmaterials sowie Informationen über Schutzhütten und Einkehrmöglichkeiten ergänzen den Band. Zudem ist jeder Tour eine übersichtliche Karte mit der eingezeichneten Route vorangestellt.

Rezension aus FALTER 31/2014

Wo der Gipfel ein Gupf ist

Landpartien (1): Die Rax ist Wiens Hausberg. Sie ist wild wie die Dolomiten und belohnt den Geduldigen durch romantische Aufstiege

Es kann schon vorkommen, dass man es nicht bis nach oben schafft. Etwa wenn die Sonne bereits in den Morgenstunden unerträglich heiß ist und der Steig sich in unzähligen Serpentinen in die Höhe schlängelt, sodass die Stimme der Vernunft laut wird. Warum tust du dir das an? Zurück also hinunter ins Tal, wo das kalte Bachwasser Abkühlung verspricht. Dieses alpine Mikrodrama spielte sich nicht auf einem Tiroler 3000er ab, sondern auf der Rax, 80 Autominuten von Wien entfernt, am Sonntag vorletzter Woche.  
Als ich aus Südtirol zum Studium in die Bundeshauptstadt kam, machte ich mich über das lustig, was hier Berg heißt: Spittelberg oder Küniglberg. Als ich dann zum ersten Mal vom Höllental aus auf die Rax wanderte, wurde ich eines Besseren belehrt. Die Kalkfelsen erinnerten an die Dolomiten, Eisenleitern sorgten für gehtechnische Abwechslung. Eine Gruppe von Gämsen kraxelte einen von blühenden Alpenrosen gesäumten Schuttkegel hinauf – die perfekte Gebirgsidylle.

Die Rax ist ein Bergmassiv an der Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark. Man erreicht sie auch recht gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Zug hält in der Station Payerbach-Reichenau, dann geht es mit dem Bus weiter. Am einfachsten kommt man von Hirschwang mit der Seilbahn hinauf. Acht Minuten dauert die Seilbahnfahrt, von der Bergstation führen zahlreiche Wege durch die weitläufige, von Latschenkiefern bewachsene Almlandschaft. In regelmäßigen Abständen gibt es Berghütten, wo der Wanderer essen und auch übernachten kann.
Die Rax ist kein Berg wie aus dem Bilderbuch. Der Gipfel ist keine Spitze, sondern ein Gupf, die auf 2007 Metern gelegene Heukuppe am südwestlichen Rand des Massivs. Oben wartet auch kein Kreuz wie auf dem Ölberg in Jerusalem, dieser Urszene aller leidvollen Aufstiege, sondern ein steinernes Häuschen.
Gipfelstürmer, die ein mechanisches Rauf-Runter gewohnt sind, sind hier fehl am Platz. Das wahre Geheimnis der Rax bleibt auch jenen verborgen, die die Direttissima mit der Seilbahn wählen. Dieser Berg braucht Geduld, erschließt sich nur jenen, die einen der vielen Wege aus dem Tal in die Höhe wählen. Nicht der Gipfel ist das Ziel, sondern die unzähligen Varianten des Aufstiegs – und die landschaftlich reizvollen Querungen auf dem Hochplateau.
Ein wichtiger Ausgangspunkt ist das Preiner Gscheid (1070 m), eine Bushaltestelle am südlichen Rand des Bergmassivs. Von hier brechen jene auf, die schnurstracks auf die Heukuppe wollen. Zur Auswahl stehen einfache Wege wie der Reißtalersteig oder Klettersteige, die auch für Anfänger mit entsprechender Ausrüstung kein Problem sind.   
Der bekannteste Klettersteig, den man vom Preiner Gscheid aus erreicht, ist der Haidsteig. Er führt nicht zur Heukuppe hinauf, sondern bis zum Gipfel der eindrucksvoll in die Höhe ragenden Preiner Wand (1783 m). Er hat einige schöne Passagen, in denen die Bergsteigerin ein Gefühl für die Eigenheiten eines Klettersteigs bekommt.
Klettersteiggehen ist wie Leitersteigen mit Reißleine. Man zieht einen Gurt an, an dem ein kurzes Sicherungsseil hängt. An den exponierten Stellen gibt es Leitern oder Stahlklammern, über die der Wanderer hinaufsteigt. Parallel dazu sind Stahlseile befestigt, in die die Geherin die beiden am Sicherungsseil befestigten Karabiner einhakt. Wenn sie ausrutscht, fällt sie nicht tief; der Sitzgurt stoppt den Sturz. Für Nichtkletterer ist das die einzige Möglichkeit, sich in hunderte Meter tiefe Felsabstürze wie die Preiner Wand hineinzuwagen.
Der Haid-Steig vereint auf 400 Höhenmetern alles, was den Reiz des Klettersteigens ausmacht: Wandquerungen, lange Leitern und sogar einen Kamin, bei dem man Tritte und Griffe im Felsen suchen muss. Beim Blick in die Tiefe kann einem schon schwindlig werden, aber man weiß ja, der Gurt hält.
Meine Lieblingstour auf die Rax ist der Törlweg, der in Edlach, einige Busstationen vor dem Preiner Gscheid, anfängt und zum Erzherzog-Otto-Schutzhaus, kurz: "Otto-Haus", führt. Man hat hier einen schönen Ausblick auf den gegenüberliegenden Schneeberg und hinunter in das Tal von Prein. Die Wandernden queren blühende Wiesen, finden Himbeerstauden; die Lärchen spenden Schatten bis fast ganz hinauf. Und im späten August blühen ganz oben auch noch die Edelweiß.
Den Törlweg gab es bereits, bevor 1925 die Rax-Seilbahn gebaut wurde. Es war der direkte Weg hinauf zu dem 1893 eröffneten Otto-Haus (1644 m). Wer mit dem Auto unterwegs ist, kann sich den ersten Abschnitt sparen und bei der Pension Knappenhof (769 m) parken, die vor kurzem vom Industriellen Hans Peter Haselsteiner hergerichtet wurde. Gäste mit Anzeichen von Burnout finden hier einen Rückzugsort.

Der Name Törlweg geht auf ein natürliches Felstor am Ende des Aufstiegs zurück. Hier beginnen die Almwiesen, zum Otto-Haus ist es dann nicht mehr weit. Auf dem Schutzhaus ist eine Tafel befestigt, die an den Psychoanalytiker Sigmund Freud erinnert. Freud ging den Törlweg von seinem Sommerfrischehaus in Reichenau dreimal die Woche herauf. Es hat sich gelohnt.
Denn im Sommer 1893 wandte sich die Schwester des Wirts und Rax-Pioniers Camillo Kronich, Aurelia Kronich, an den Gast. "Ist der Herr ein Doktor?", fragte sie und erzählte ihm von ihren Ängsten. Wie passte die "vergrämte Miene" zu diesem "großen und kräftigen Mädchen", fragte sich der Wiener Arzt. So begann im Otto-Haus eine der ersten Psychoanalysen überhaupt.
"Es interessierte mich, dass Neurosen in der Höhe von über 2000 Metern so wohl gedeihen sollten", sollte Sigmund Freud später notieren. Er publizierte die Analyse von Aurelia unter dem Titel "Der Fall Katharina" in seinen frühen, gemeinsam mit Josef Breuer herausgegeben "Studien über Hysterie" (1895).
Das Wandern war neben der Zigarre und dem Schwammerlsuchen eine Leidenschaft des Psychiaters. Hängt das damit zusammen, dass die Psychoanalyse der Ethik des Rax-Wanderns verwandt ist? Hier wie dort wartet am Ende des Leidenswegs kein heldenhafter Gipfel, sondern eine unscheinbare Kuppe – Sinnbild einer wohldosierten Ausschüttung des Hormons Serotonin.
Pubertierende Menschen hassen es, auf den Berg zu gehen, weil sie sich gegen den von den Eltern ausgegebenen Befehl "weiter" sträuben. Die augenblickliche Einheit zwischen Ich und Welt, wie sie in den Beipackzetteln der romantischen Liebe und der chemischen Droge beschrieben wird, erscheint ihnen erstrebenswerter als eine Selbsterfahrung mit wunden Füßen. Dreimal die Woche durch das Törl, und man weiß, dass das Streben nach Glück vom richtigen Schuhwerk abhängt.
Wer die Rax von der südlichen Seite aus besucht, stößt überall auf Spuren der Zeit um 1900. Ein Großteil der Klettersteige und Schutzhütten geht auf diese Pioniertage des Alpinismus zurück, und eine Bergtour kann dann im ebenfalls shabby chicen Strandbad Edlach enden, das nur im Juli und August geöffnet ist und von frischem Quellwasser gespeist wird. Die für ein Freibad obligatorischen Pommes werden in einem klassizistischen Pavillon gereicht.

Der letzte Ausflug führt den Raxisten auf die Rückseite des Massivs. An besonders heißen Sommertagen besteht hier die Chance, der Sonne und den Menschenmassen zu entkommen, die auf den Hauptwegen unterwegs sind. Seilbahnfahren heißt an solchen Tagen vor allem warten. Zeitig am Morgen fährt ein einziger Bus von Payerbach-Reichenau nach Hinternasswald. Wer es gemütlich angeht, kann in dem ausgezeichneten Wirtshaus Raxkönig übernachten, wo sich alles, was dann auf dem Teller landet, in Sichtweite des Gastgartens grast.
Die Besiedelung der Gegend geht auf den Holzhändler Georg Hubmer (1755-1833) zurück, der Tunnels und Kanäle baute, um die Baumstämme durch das unwegsame Gelände in die Ebene hinaus zu triften. Hubmer war Protestant und errichtete 1826 in Nasswald ein evangelisches Schul- und Bethaus, das man noch heute besichtigen kann.
Hinternasswald (712 m) ist etwa drei Kilometer von Nasswald entfernt. Zuerst geht man ziemlich lang den Reißbach entlang. Am Ende des Reißtals zweigen gleich mehrere Steige hinauf auf das Rax-Plateau ab. Wir wählen den leichten Klettersteig der Wildfährte, weil er bis Mittag im Schatten liegt. Durch ein Geröllfeld, Rinnen und Wandln geht es hinauf, die gegenüberliegende Schneealpe ist stets im Blick.
Ist das noch Wandern oder bereits Bergsteigen? Eine brauchbare Definition besagt, dass das Bergsteigen da beginnt, wo die maschinelle Mobilität aufhört. Der Bergsteiger fährt so weit hinauf wie möglich, während der Wanderer sich mit den mittleren Wegen zufriedengibt.
Eine andere Erklärung lautet: Die Bergsteigerin schweigt, der Wanderer redet. "Hast du die Fliegenragwurz gesehen?", heißt es etwa beim Gang durch das Reißtal. Und: "Schau mal, der Bussard!" Wandernd erzählt man sich vom Bau der Wiener Hochquellenleitung, die die Großstadt mit Wasser aus dieser Gegend versorgt. Man bleibt stehen, um Erdbeeren und Schwarzbeeren zu pflücken, lauter unnötige Ablenkungen für die zielstrebige Bergsteigerin.
Der Wanderer freut sich schon, wenn er beim Aufstieg durch die Wildfährte gelassen bleibt. Der Blick konzentriert sich auf das Naheliegende, die glitschige Wurzel, die losen Steine. Wo setze ich meinen Schuh hin, wie kann ich mein Gewicht ausbalancieren? So wird jeder Schritt zu einer Übung, die irgendwann mit einem warmen Gefühl von Souveränität belohnt wird. Geschafft!
Oben auf der Raxalpe geht dann ein einfacher Weg durch – jetzt noch! – blühende Wiesen, an der Heukuppe vorbei, hinüber zum Karl-Ludwig-Haus (1804 m) und hinunter zum Preiner Gscheid, wo mehrmals am Tag ein Bus hält.
Da hat der Ausflügler eine wunderbare Verwandlung erlebt. Es kommt ihm vor, als habe er die Großstadt vor langer, langer Zeit verlassen.

Matthias Dusini in FALTER 31/2014 vom 01.08.2014 (S. 33)

Posted by Wilfried Allé Sunday, June 28, 2020 10:11:00 AM Categories: Kultur für Genießer
Rate this Content 0 Votes

Volksaufstand und Katzenjammer 

Zur Geschichte des Populismus

von Kolja Möller

Verlag: Wagenbach, K
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 160 Seiten
Erscheinungsdatum: 12.03.2020
Preis: € 18,50

 

Kurzbeschreibung des Verlags:

Schon Niccolò Machiavelli, Friedrich Schiller, Richard Wagner, Friedrich Engels und Karl Marx haben die Probleme von populistischen Bewegungen nachgezeichnet. Kolja Möller nutzt die historischen Erkenntnisse für eine Gegenwartsanalyse, die zeigt, wie der Populismus als Politikform funktioniert: Was ist unter »Populismus« zu verstehen? Wie schwankt der Appell ans Volk zwischen demokratischer und autoritärer Politik? In welchem Verhältnis steht der Populismus zur Verfassungsordnung, und welche Kommunikationstechniken wenden rechtspopulistische Bewegungen heute an? Das Buch skizziert die Hoffnung, dass ein guter Aufstand, der sich an den Widersprüchen unserer Zeit – wie Klimawandel und Globalisierung – orientiert, die autoritäre Welle noch einholen könnte. Kolja Möller forscht am Zentrum für europäische Rechtspolitik der Universität Bremen zur Verfassungs- und Staatslehre sowie zur politischen Theorie und Soziologie. Zuvor arbeitete er unter anderem am Exzellenzcluster ››Normative Ordnungen‹‹ der Universität Frankfurt, war Research Fellow an der Universität Brasilia und der University of New South Wales in Sydney. Bei Wagenbach außerdem lieferbar: »Globale soziale Rechte«, gemeinsam mit Andreas Fischer-Lescano.

Posted by Wilfried Allé Wednesday, June 17, 2020 8:03:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
Rate this Content 0 Votes

Die Verteilungsfrage 

Von Reichtum, Krisen und Ablenkungsmanövern

ISBN: 978-3-99046-209-6
Verlag: ÖGB-Verlag
Format: Buch + E-Book
Genre: Gesellschaft, Sachbücher, Wirtschaft/Gesellschaft, Verteilungsfrage
Umfang: 136 Seiten
Erscheinungsdatum: 10.05.2016
Preis: € 14,90

 

Produktbeschreibung

Kopfschüttelnd werden wir Zeugen, wie das reichste Promille den Rest der Menschheit immer weiter abhängt. Der Abstand zwischen dem reichsten Promille der Menschen und der Mitte der Bevölkerung erinnert an die Gesellschaft zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Auch in Österreich, wie neue Daten zeigen. Wie kommt es zu dieser dramatischen Entwicklung? Was heißt das für die Mittelschicht und was für jene am unteren Ende der Armutsskala? Wer sind eigentlich die „Reichen“ und wie kommen sie zu ihrem Vermögen? Und vor allem: Wie werden diese Ungerechtigkeiten im täglichen Diskurs so gerechtfertigt, dass sie uns allen recht normal erscheinen? Die Autorinnen und Autoren dieses Buches liefern brandaktuelle Antworten auf die Mutter aller gesellschaftspolitischen Fragen: die Verteilungsfrage.

Das Besondere daran: Das vorliegende Werk setzt sich aus Blog-Artikeln zusammen. Alle Beiträge sind ursprünglich auf blog.arbeit-wirtschaft.at erschienen. Dort ergänzen Expertinnen und Experten das politische Tagesgeschehen täglich mit Hintergründen und empirisch belegten Kommentaren, die einen erweiterten Blick auf aktuelle Debatten erlauben.

Das Buch steht hier gratis zum Download zur Verfügung:
www.blog.arbeit-wirtschaft.at/ebook

Posted by Wilfried Allé Tuesday, June 9, 2020 10:27:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher Verteilungsfrage Wirtschaft/Gesellschaft
Rate this Content 3 Votes

Kind in Wien 

Ein Stadtführer für alle, die in Wien mit Kindern zu tun haben

Das Servicehandbuch informiert unter anderem über das Angebot an Kultur-, Freizeit- und Sportaktivitäten für Kinder in Wien – von Puppenbühnen über Museen und Sportstätten bis hin zu Sprachkursen für Kinder – sowie über Ausflugsziele in Niederösterreich und im Burgenland. 

Unentbehrlich für alle Eltern, Großeltern, Tanten, Onkel, Pädagoginnen und Pädagogen: Der Klassiker „Kind in Wien” liefert über 1000 Adressen, Tipps und konkrete Informationen, die das Leben von und mit Kindern in Wien schöner, abwechslungsreicher und einfacher machen.

EAN: 9783854396680
Verlag: Falter Verlag
Format: Taschenbuch
Genre: Ratgeber/Lebenshilfe, Alltag/Adressbücher, Telefonbücher, Kursbücher, Einkaufsführer
Umfang: 592 Seiten, 35. Auflage
Erscheinungsdatum: 30.05.2020
Preis: € 16,50
Reihe: Kleine Schlaue

 

Ein Stadtführer für alle, die in Wien mit Kindern zu tun haben

Das Servicehandbuch liefert über 1000 Adressen und Tipps:

  • Ferienaufenthalte: mit und ohne elterliche Begleitung
  • Kinderfeste: Locations, Angebote
  • Kinderbetreuung und Spielgruppen: Kindergruppen, -krippen und -gärten, Babysitter etc.
  • Schulen: Privatschulen, Alternativschulen, Schulprojekte, Lernhilfen
  • In Krisenfällen: Unterstützung und Beratung für Kinder und Eltern
  • Krankes Kind: Notfalladressen, Diagnostik, Therapie
  • Essen mit Kindern: eine Auswahl an kinderfreundlichen Lokalen in der Stadt
  • Einkaufen mit Kindern und für Kinder: Kleidung, Secondhandshops, Spielzeug, Bücher u.v.m.

 

Pressetext

Der unentbehrlich Klassiker für Eltern, Großeltern, Tanten, Onkeln, Pädagoginnen und Pädagogen. „Kind in Wien“ liefert über 1000 Adressen, Tipps und konkrete Informationen, die das Leben von und mit Kindern in Wien abwechslungsreicher und einfacher machen.

Das Servicehandbuch informiert unter anderem über das umfangreiche Angebot an Kultur-, Freizeit- und Sportaktivitäten für Kinder in Wien – vom Kindertheater in der Stadt bis zum Ausflugsziel im Grünen, vom Wildbadeplatz bis zum passenden Ort für die Kindergeburtstagsparty.

Weiters finden sich in „Kind in Wien“ Anregungen, Adressen, Telefonnummern und Öffnungszeiten zu den Themen:
▪ Kinderbetreuung: Babysitter, Tagesmütter, Kindergruppen, -krippen und -gärten
▪ Schulen: Privatschulen, Alternativschulen, Schulprojekte, Lernhilfe
▪ In Krisenfällen: Unterstützung und Beratung für Kinder und Eltern
▪ Krankes Kind: Notfalladressen, Diagnostik, Therapie
▪ Einkaufen für Kinder: Spielzeug, Kleidung, Kinderwägen, Secondhandshops
▪ Essen mit Kindern: Kinderfreundliche Restaurants und Lokale

Pressekontakt:
Susanne Schwameis
T: 01/536 60-938
E: schwameis@falter.at

Posted by Wilfried Allé Saturday, June 6, 2020 8:44:00 PM Categories: Alltag/Adressbücher Einkaufsführer Kursbücher Ratgeber/Lebenshilfe Telefonbücher
Rate this Content 0 Votes

Inside Fridays for Future 

Die faszinierende Geschichte der Klimabewegung in Österreich

von Benedikt Narodoslawsky

EAN: 9783854396666
Verlag: Falter Verlag
Format: Taschenbuch
Genre: Fachbücher
Umfang: 240 Seiten
Erscheinungsdatum: 09.03.2020
Preis: € 24,90

 

Kurzbeschreibung des Verlags:

„Die Klimakrise zählt zu den größten Herausforderungen der Menschheit, dieser Konsens erstreckt sich vom UN-Generalsekretär über den Papst bis hin zum Weltwirtschaftsforum. Jede Woche gehen Tausende von Schüler*innen auf die Straße. Ihr Leitspruch lautet: „Fridays for Future“.

Die Fridays-for-Future-Bewegung hat global wie auch hierzulande binnen eines Jahres eine historische Dimension bekommen und das Klima-Thema zu einer politischen Top-Priorität gemacht. Das Buch ist gleichzeitig „Erklärstück“ und Standardwerk über die Bewegung in Österreich. Es bringt den Leser*innen die Thematik näher und gibt Hilfestellung, die politische Dynamik der Bewegung und die Klimakrise im Allgemeinen besser zu verstehen.

 

Rezension aus FALTER 11/2020

Die Revolution

Vor einem Jahr wurden Fridays for Future zum politischen Faktor in Österreich. Die unglaubliche Geschichte einer Jugendbewegung

Dezember 2018. Österreichs heißestes Jahr der Messgeschichte geht zu Ende. Die klimaschädlichen Gase sind auf ein Rekordhoch gestiegen. Österreichs Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) leugnet in einem Interview den menschengemachten Klimawandel. Österreichs Umweltpartei – die Grünen – ist politisch am Boden.

Seit drei Jahrzehnten liegt das Land im klimapolitischen Koma, trotz immer besserer Technologie werden hierzulande so viele Tonnen an Treibhausgasen wie 1990 in die Luft geblasen. Dabei werden die wissenschaftlichen Vorhersagen immer dramatischer: Die Klimakrise gilt als eine der größten Bedrohungen der Erde, sie wird zur Überflutung bevölkerungsreicher Küsten führen, Dürre- und Hungerwellen auslösen, Pflanzen- und Tierarten auslöschen, hunderttausende Hitzetote fordern und Millionen Menschen zu Flüchtlingen machen. Doch Staatenlenker aus aller Welt setzen im polnischen Katowice gerade die nächste UN-Klimakonferenz in den Sand.

Es scheint in diesem Dezember 2018 alles so zu sein wie immer. Bis auf eine Kleinigkeit. Während der Klimakonferenz in Katowice tritt ein Mädchen ans Rednerpult, das schon einiges hinter sich hat: von Klassenkameraden ausgegrenzt, gemobbt und geschlagen, Depression, Essstörungen. Greta Thunberg, 15 Jahre alt, Asperger-Syndrom, hat den aktuellen Stand der Wissenschaft zur Klimakrise studiert und unerträgliche Angst vor dem Weltuntergang bekommen. Die Schwedin ist unscheinbar, aber hinter dem Mikrofon in Katowice entfaltet sie eine Urgewalt, die bald Europa erschüttern wird.

„Wir sind nicht hergekommen, um die Regierungschefs der Welt zu bitten, dass sie sich kümmern. Sie haben uns in der Vergangenheit ignoriert und werden uns wieder ignorieren“, sagt sie. „Ihnen gehen die Entschuldigungen aus, und uns geht die Zeit aus. Wir sind hergekommen, um Sie wissen zu lassen, dass der Wandel kommt, ob ihnen das gefällt oder nicht.“ Ein Mädchen liest den Mächtigen die Leviten. Das Video ihrer Rede verbreitet sich viral.

Ein Jahr später. Dezember 2019. In wenigen Tagen endet Österreichs innenpolitisch heißestes Jahr der jüngsten Geschichte. Die FPÖ liegt politisch am Boden, die Partei hat sich mit dem Ibiza-Skandal aus der Regierung gesprengt und Neuwahlen ausgelöst. Die Grünen sind aus dieser Wahl so stark wie nie zuvor hervorgegangen, sie verhandeln gerade mit der ÖVP das Klimakapitel für ein neues Koalitionsprogramm.

Eine Woche nach dem Jahreswechsel gelobt Bundespräsident Alexander Van der Bellen die türkis-grüne Bundesregierung an – zum ersten Mal in der Geschichte des Landes sitzen die Ökos an den Schalthebeln der Macht. Bis 2040 soll Österreich klimaneutral werden. Gelingt das, wird Österreich in Sachen Klimaschutz vom Sorgenkind zum Musterschüler in Europa.

Es scheint, als hätte eine unsichtbare Macht die Republik an den Beinen gepackt, durchgerüttelt und auf den Kopf gestellt. Was ist da passiert?

Blicken wir noch einmal zurück, in den Dezember 2018. Nicht nur Thunberg ist ins Tagungszentrum von Katowice zur UN-Klimakonferenz gekommen, auch drei österreichische Studierende sind angereist, um dort etwas gegen die Klimakrise zu unternehmen. Sie treffen dort Thunberg, die mit ihrem Schild „Skolstrejk för klimatet“ auf dem Gang sitzt. Nur wenige Tage nachdem die Schwedin ihre Rede bei der Klimakonferenz gehalten hat, gehen die drei Studierenden mit selbstgebastelten Schildern in Wien auf die Straße. Sie haben sich Thunbergs Schulstreik fürs Klima angeschlossen, obwohl sie selbst längst nicht mehr zur Schule gehen.

Die neu gegründete Bewegung Fridays for Future Vienna ist in einem Wiener Café eher spontan entstanden und besteht zu diesem Zeitpunkt im Wesentlichen aus einer Facebook- und einer Instagram-Seite. Die erste Fridays-Demo in Österreich am 21. Dezember 2018 auf dem Wiener Heldenplatz dauert sechs Stunden, aber zu keinem Zeitpunkt werden gleichzeitig mehr als 50 Demonstranten zu sehen sein. Das sieht nicht so aus, als ob hier gerade Geschichte geschrieben würde, sondern eher wie zwei Maturaklassen, die sich dazu entschlossen haben, heute ein bisschen Lärm zu schlagen.

Genau daraus entwickelt sich binnen weniger Wochen eine Massenbewegung, die Österreichs politische und mediale Landschaft verändern wird. Von Wien schwappt die Protestwelle in die Landeshauptstädte, zunächst nach Innsbruck, dann Linz, dann Salzburg und Graz. Bis auf eine große Veranstaltung in der Steiermark bleiben die Demonstrationen bis Anfang März 2019 allesamt nahezu unter der Wahrnehmungsschwelle. Obwohl Greta Thunberg und Fridays for Future immer berühmter werden, kommen zu den Demos in Österreich nur einige Menschen. Wenn es sehr gut läuft, über 100.

Und dann macht es bumm. 15. März 2019, der erste globale Klimastreik. Rund 1,6 Millionen Menschen demonstrieren an diesem Tag auf der Welt für mehr Klimaschutz. Allein in Wien sind es – je nach Zählung – zwischen 10.500 und 30.000. Es ist die größte Klimakundgebung, die die Repu­blik bis dahin gesehen hat.

Der 15. März 2019 ist der D-Day der jungen Bewegung, er macht sie über Nacht zum innenpolitischen Faktor. Die Klimaschützer bekommen Audienzen beim Bundespräsidenten, beim Bildungsminister und bei der Umweltministerin. Mit dem Gewicht kommen die ersten Unstimmigkeiten innerhalb der einzelnen Fridays-Ortsgruppen in Österreich. Sie beginnen, sich zu vernetzen und gemeinsam das Land zu verändern. Und sie tun das gleich mehrfach.

Da ist zum Beispiel die Wissenschaftscommunity. Jahrzehntelang sprachen die Forscher zurückhaltend und leise über die zunehmend alarmierenderen Erkenntnisse zur Klimakrise. Im Jahr der Fridays verlassen sie ihren Elfenbeinturm. Als Politiker der jungen Klimabewegung die Kompetenz in Klimafragen absprechen, reicht es den Wissenschaftlern. Sie beschließen anlässlich des ersten globalen Streiks Mitte März, gemeinsam ein starkes Zeichen zu setzen und der jungen Klimabewegung den Rücken zu stärken. Sie gründen – angelehnt an den Namen der Klimabewegung – die Scientists for Future und erklären öffentlich, dass die Jugendlichen mit ihrer Kritik an der Politik recht haben. Mehr als 26.800 Wissenschaftler im deutschsprachigen Raum schließen sich Scientists for Future an.

Die Dynamik entwickelt eine derartige Wucht, dass manche von ihnen in Österreich sogar Wahlwerbung für die Grünen machen. Der Klimaforscher Gottfried Kirchengast, der als einziger Wissenschaftler im Nationalen Klimaschutzkomitee sitzt, macht hingegen genau das Gegenteil von Wahlwerbung. Er kanzelt ÖVP-Chef Sebastian Kurz öffentlich ab. Kurz sei „nicht staatsmännisch“, das Klimaschutzprogramm der ÖVP eine „ziemlich dreiste Irreführung der Bevölkerung“. Das sind völlig neue Töne aus den Universitäten. Das zivilgesellschaftliche Engagement der Wissenschaftler habe „durch Fridays for Future eine enorme Blüte erlebt“, sagt Kirchengast rückblickend, „das war eine Formung in der Community“.

Mit Großdemonstrationen machen die Fridays die Klimakrise im Wahljahr zum bestimmenden Thema in den Medien. Die Aufmerksamkeitsexplosion veranschaulichen folgende Zahlen, die zeigen, wie oft die Nachrichtenagentur APA und die zehn größten österreichischen Tageszeitungen insgesamt über das Thema Klimawandel berichtet haben:

Im Jahr 2017: 5202 Artikel.

Im Jahr 2018: 5721 Artikel.

Im Jahr 2019: 14.323 Artikel.

„Es sind irre Zugriffszahlen, die sich da entwickelt haben“, sagt Standard-Redakteurin Nora Laufer, die regelmäßig über Klimathemen berichtet, „das können wir genau nachverfolgen. Ich schreibe die gleichen Klimageschichten wie vor zwei Jahren, aber auf einmal lesen das um ein Vielfaches mehr Leute.“

International schließen sich 250 Medien zur Klimajournalismus-Initiative „Covering Climate Now“ zusammen. Auch hierzulande setzt es Schwerpunkt um Schwerpunkt. Der ORF erschafft etwa den „Klima-Tag“ und sendet zehn Stunden Programm zum Klimawandel, die Kronen Zeitung startet die Kampagne „Klimakrise“ und ändert ihre Sprache. „Die Formulierung ,Klimawandel‘ wird man in der Krone in der Regel jetzt nicht mehr finden“, sagt Krone-Chefredakteur Klaus Herrmann, „wir sehen das als Klimakrise oder Klimaschock.“ Österreichs bekannteste Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb bekommt eine eigene Krone-Kolumne – und das ist ihre Idee. „Es war uns irgendwie klar, dass wir an die Menschen herankommen müssen, an die wir sonst nie herankommen“, sagt die Klimaforscherin, „denn die kommen nicht zu unseren Vorträgen.“

Zwei Tage vor der Nationalratswahl 2019 geht die bislang größte Machtdemonstration der Klimabewegung über die Bühne. Je nach Zählung bringen die Fridays mit ihren Allianzpartnern beim Earth Strike zwischen 70.000 und 150.000 Menschen in Österreich auf die Straße. Am 28. September 2019 – also einen Tag vor der Wahl – füllen die Bilder der Massenkundgebung die Titelseiten quer durch die Zeitungslandschaft.

Die Nationalratswahl einen Tag später wird zur Klimawahl. Die Wahlbefragung zeigt: Über kein Thema haben die Menschen mehr gesprochen als über Umwelt- und Klimaschutz. „Es wäre ja nicht so gewesen, dass dieser Wahlkampf nicht ein Thema gehabt hätte: Ibiza, die Parteifinanzen, die Spesendebatte um Strache – das war durchaus ein starkes Konkurrenzthema“, sagt der Politikexperte Christoph Hofinger vom Sora-Institut, „aber Umwelt- und Klimaschutz sind im Verlauf des Sommers über die anderen Themen hinausgewachsen.“

Noch am Wahlabend des 29. September stellt ein ORF-Journalist dem grünen Spitzenkandidaten Werner Kogler folgende Frage: „War das eigentlich Ihr Sieg, oder ist das auch ein bisschen der von Greta Thunberg?“ Kogler, der drei Monate später als erster grüner Vizekanzler der Republik angelobt wird, antwortet: „Es war jedenfalls ein ,Sunday for Future‘.“

Benedikt Narodoslawsky in FALTER 11/2020 vom 13.03.2020 (S. 22)

Posted by Wilfried Allé Saturday, June 6, 2020 2:34:00 PM Categories: Fachbücher
Rate this Content 0 Votes

Das Glücksdiktat 

Und wie es unser Leben beherrscht

von Edgar Cabanas, Eva Illouz

Übersetzung: Michael Adrian
Verlag: Suhrkamp
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 242 Seiten
Erscheinungsdatum: 27.10.2019
Preis: € 15,50

 

Kurzbeschreibung des Verlags:

Glück lässt sich lernen. Das will uns die boomende Glücksindustrie weismachen. Und so explodiert seit den neunziger Jahren die Zahl der Glücksseminare, Glücksratgeber und Happiness-Indizes. Heute liegt es an uns selbst, negative Gefühle zu blockieren, uns selbst zu optimieren und Achtsamkeit zu praktizieren. Dann – so das Heilsversprechen – kommt auch das Glück. Doch was bedeutet es für unsere Gesellschaft, wenn der Staat sich zunehmend nicht mehr für soziale Gerechtigkeit oder ein funktionierendes Gesundheitssystem zuständig fühlt und den Bürgerinnen und Bürgern einer ultra-individualistischen Gesellschaft die gesamte Verantwortung für das eigene Schicksal übertragen wird?Die israelische Soziologin Eva Illouz und der spanische Psychologe Edgar Cabanas beschreiben in ihrem scharfsinnigen Essay erstmals das gefährliche Potential, das sich hinter der millionenschweren Glücksindustrie verbirgt – und zeigen auf, wer die Nutznießer und wer die Verlierer dieses vermeintlich positiven Trends sind. Edgar Cabanas ist Professor für Psychologie an der Camilo-José-Cela-Universität in Madrid und assoziierter Wissenschaftler am Zentrum für Geschichte der Gefühle des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin. Eva Illouz, geboren 1961, ist Professorin für Soziologie an der Hebräischen Universität von Jerusalem sowie Studiendirektorin am Centre européen de sociologie et de science politique, CSE-EHESS in Paris.

 

Rezension von Stephanie Metzger

Jeder ist seines Glückes Schmied: Dieses Sprichwort hat derzeit Hochkonjunktur. Glück ist eine Art Lifestyle geworden, wer keins hat, ist selbst Schuld. In "Das Glücksdiktat" zeigen Eva Illouz und Edgar Cabanas, wie verhängnisvoll dieses Ideen sind.

Es gibt sie, die Formel für das Glück: Glück = V + L + W. Aufgestellt hat sie Martin Seligman, Chefalchimist der sogenannten "Positiven Psychologie". Die Ingredienzien: vererbtes Glückspotential, Lebensumstände und der Willen zum Glück. Gemischt im prozentualen Verhältnis von 50 zu 10 zu 40 wird Glück in dieser Formel zu einer ziemlich individuellen Sache, die wir herstellen können – und die nur wenig von sozialen Umständen abhängt.

Die Message: Glück ist steuerbar

Eine echte Glücks-Verheißung, diese Glücksformel, könnte man meinen. Und in Zeiten analoger, viel lieber aber noch digitaler Selbstdarstellung und Selbstoptimierung der Baustein für ein gelungenes Leben. Denn, so die Diagnose von Eva Illouz und Edgar Cabanas in ihrem Buch "Das Glücksdiktat": Wir alle wollen oder besser sollen heute vor allem eines: glücklich sein! Oder mit anderen Worten: narzisstische Konsumenten. "Glück ist zu einer Art Lifestyle geworden," erklärt Edgar Cabanas, "individualistisch, konsumorientiert und uns immer auf unser Innenleben zurückwerfend. Permanent sollen wir auf unsere Gefühle, Gedanken, Empfindungen usw. hören. Das ist auch eine sehr konservative Idee, die sagt, man kann sein Leben einfach dadurch ändern, dass man sich selbst ändert und nicht die Verhältnisse".

"Glücksdiktat" nennen der spanische Psychologe Cabanas und die israelische Soziologin Illouz den Motor hinter einem Lifestyle, der die Kategorie "Glück" zu seinem obersten Prinzip erklärt. Sie zeichnen nach, wie sich die Positive Psychologie seit den 1990er-Jahren mit ihren Lehren von Selbstwirksamkeit, Achtsamkeit und der Transformation negativer Gefühle im akademischen Feld etablieren konnte. Und wie sie zugleich im Verbund mit Glücksforschung und Glücksökonomie Glück zu einer steuerbaren, berechenbaren und vor allem verkäuflichen Variablen formte. Ein Prozess, methodisch gestützt von Stimmungsanalysen und digitaler Selbstvermessung, bildgebenden Verfahren in der Hirnforschung und Big Data. Erst so konnte Glück überhaupt zum messbaren Gegenstand einer ganzen Industrie werden.

Das Geschäft mit dem Glück

Glück bestimmt den Markt und wird ein Mitspieler der Macht, so Edgar Cabanas: "Glück ist tief verstrickt in die Strukturen der Macht. Es wird zum Argument in Entscheidungsprozessen, etwa im Unternehmensmanagement. Dann soll Glück dafür stehen, was gut für uns ist, was gesund ist, was uns zum Erfolg bringt. Mit Glück wird aber auch Ungerechtigkeit gerechtfertigt. Und es wird zum Schlüsselbegriff bei der Lösung komplexer politischer Probleme, die aber eben nicht nur dadurch gelöst werden können, dass man sich auf das Wohlergehen oder die Gefühlslage der Bevölkerung beruft."

Wenn Glück höchst individualistisch aufgefasst, als solches aber zugleich zum Index des gesellschaftlichen Gemeinwohls erklärt wird, ist Sozialabbau leicht zu rechtfertigen. Wenn Entlassungen zur Chance in der persönlichen Entwicklung und diese wiederum zur Voraussetzung von Glück mutiert, können sich Arbeitgeber aus sozialer Verantwortung zurückziehen. Noch dazu, wenn der neue "Psychobürger", den die Autoren mit dem Glücksdiktat aufsteigen sehen, gerade deshalb glücklich ist, weil er seine Gefühle im Griff hat, sich im "personal branding" seinem authentischen Selbst anzunähern glaubt oder nach persönlicher Optimierung strebt. Alles Eigenschaften, die sich sehr geschmeidig ins neoliberale Narrativ von Flexibilität, Mobilität und Wettbewerb einpassen. Wer glücklich ist, ist selbst dafür verantwortlich. Aber, wer leidet eben auch. Eine gefährliche Idee: "Wenn man Glück als eine Wahl versteht," so Canabas, "dann wird auch das Leiden zu einer Wahl. Dann leidet man entweder, weil man leiden möchte, oder, weil man es verdient hat, weil man eben nicht alles dafür tut, das Leid zu überwinden."

Die Jagd nach Glück entpolitisiert und entsolidarisiert

Mit viel Engagement für eine solidarische Gesellschaft machen Eva Illouz und Edgar Cabanas die Jagd nach dem Glück als Prozess der Entpolitisierung transparent. Soziale Verantwortung, Empathie oder gesellschaftskritisches Denken gehen in diesem Prozess verloren, der selbst nur immer mehr Unglück erzeugt. Weil es eben immer noch besser, harmonischer und authentischer geht. Es sind keine unbekannten Diskurs-, Macht- und Marktmechanismen, die die Autoren aufschlüsseln. Aber wie präzise und mit welcher politischen Schärfe sie aufzeigen, was eine reduktionistische Auffassung von Glück an sprachlicher Manipulation in Unternehmenskulturen, an Entsolidarisierung oder Vermarktung ermöglicht, ist so erhellend wie alarmierend.

Denn eigentlich wissen wir ja nicht erst, seitdem wütende junge Menschen eine entschiedene Klimapolitik einfordern, dass "unglückliche" Gefühle wie Frust, Angst oder Wut sozialen Wandel, oder sollte man sagen "Glück" befördern können. Glück, so anstrengend das sein mag, ist eben doch keine Formel, sondern das Ergebnis politischer Aushandlung: "Wir sehen ja, dass die Menschen Veränderung wollen und gegen diese Ideen zu kämpfen beginnen. Sie wehren sich gegen all die Konzepte und falschen Versprechungen. Nur so kann das Glücksdiktat torpediert werden. Und um das zu befördern, muss man diese falschen Versprechungen erst einmal durchdringen, die Lügen und die Konzepte von Glück dahinter. Wir Wissenschaftler können keine Definition von Glück liefern, denn Glück ist eine politische Idee, sie muss demokratisch ausgehandelt werden. Die Bürger, nicht Soziologen müssen entscheiden, was Glück ist."

Posted by Wilfried Allé Wednesday, June 3, 2020 9:11:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
Rate this Content 0 Votes

Mythos Bildung 

Die ungerechte Gesellschaft, ihr Bildungssystem und seine Zukunft

von Aladin El-Mafaalani

Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Format: Hardcover
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 320 Seiten
Erscheinungsdatum: 13.02.2020
Preis: € 20,60

 

Rezension aus FALTER 23/2020

Vom Start weg nicht mit gleichen Chancen unterwegs

Seit es internationale Bildungsvergleichsstudien gibt, vor allem seit der ersten PISA-Testung im Jahr 2000, wissen wir, dass hierzulande die Bildungsungerechtigkeit größer ist als in den meisten vergleichbaren Ländern. Daran hat sich seither wenig geändert. In den letzten Wochen hat uns die Coronakrise mit aller Vehemenz darauf hingewiesen. Einige Wochen vorher ist dazu ein Buch erschienen, das aktueller nicht sein könnte. Der Erziehungswissenschaftler und Soziologe Aladin El-Mafaalani, der an der Universität Osnabrück den Lehrstuhl für Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft innehat, behandelt zwar die Situation in Deutschland, doch lässt sich fast alles eins zu eins auf Österreich übertragen, mit Ausnahme der weitaus höheren Kompetenzen der deutschen Länder. El-Mafaalani weist anhand von zahlreichen Studien (beeindruckende 20 Seiten Literaturverzeichnis) nach, dass der Zusammenhang zwischen Herkunft und Zukunftschancen in kaum einem anderen vergleichbaren (OECD-)Land so hoch ist wie in Deutschland. Von Chancengleichheit könne aber nach wie vor keine Rede sein. Diese Ungleichheit ist strukturell zugrunde gelegt. Ein in den Grundzügen meritokratisches System wie das deutsche fokussiert auf die tatsächlich entwickelten Kompetenzen und Leistungen und sieht Chancengleichheit dann gegeben, wenn jeder Mensch nach seinen Fähigkeiten in der Gesellschaft positioniert ist. Inwieweit aber wirklich gleiche Startchancen vorlagen, wird nicht gefragt. Hier beginnen aber genau die Probleme, denn Kinder mit schlechten Startchancen kommen bereits mit erheblichen Entwicklungsrückständen in die Grundschule, an deren Ende sind es zwei Jahre. Aber nicht nur das: Studien (auch für Österreich) weisen nach, dass diese Kinder selbst bei gleichen Leistungen strenger beurteilt werden. Besonderes Gewicht hat auch die Rolle der Eltern, deren aktive ­Mitarbeit an der ­Leistungsentwicklung der Schüler und Schülerinnen im System vorausgesetzt wird, wodurch sich die Tendenz zur „Vererbung“ von Bildungsaffinität und sozialer Ungleichheit weiter verstärkt. ­Gleichzeitig wird das traditionelle Familienbild konserviert, klassische Rolle der Frau inbegriffen. Scharf kritisiert El-Mafaalani auch das Festhalten an der Halbtagsschule, die die Institution Schule bis heute prägt und die Gleichstellung von Mann und Frau nachhaltig beeinträchtigt. Die frühe Trennung im Alter von zehn Jahren hat klar belegbare Effekte hinsichtlich sozialer Ungleichheit, wenngleich keine Wirkung auf die Leistungsfähigkeit eines Schulsystems insgesamt nachgewiesen werden konnte. Wie kann man es besser machen? Dazu bringt der Autor im letzten Kapitel eine Reihe von sehr brauchbaren Ansatzpunkten, wie die Fokussierung auf den Bereich der Frühkindförderung und die Grundschule sowie darauf, was er die „Mikrosysteme“ von Schulen nennt. Interdisziplinäre und multiprofessionelle Teams arbeiten an den jeweiligen Standorten in unterschiedlichen Zusammensetzungen. Elterngespräche müssen verstärkt stattfinden, allerdings anlasslos und niederschwellig. Das Ziel, die Chancen von Kindern aus benachteiligten Elternhäusern und Milieus zu verbessern, darf nicht gegen die Eltern verfolgt werden, sondern muss mit ihnen umgesetzt werden. Dafür braucht es einen grundlegenden Paradigmenwechsel. Nicht nur in Deutschland, sei mit Nachdruck angemerkt. Fazit: „Mythos Bildung“ ist ein ausgesprochen wichtiges Buch und nicht nur allen Interessierten zur Lektüre empfohlen, sondern vor allem den politisch Verantwortlichen. Höchste Zeit nämlich, dass das Thema Gerechtigkeit und Chancengleichheit in der Bildung endlich zum vorrangigen Bildungsziel wird.

Heidi Schrodt in FALTER 23/2020 vom 05.06.2020 (S. 15)

Posted by Wilfried Allé Wednesday, June 3, 2020 7:36:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
Rate this Content 0 Votes

Resilienz im Krisenkapitalismus 

Wider das Lob der Anpassungsfähigkeit

von Stefanie Graefe

Verlag: transcript
Format: Taschenbuch
Genre: Soziologie/Sonstiges
Umfang: 234 Seiten
Erscheinungsdatum: 01.09.2009
Preis: € 19,99

 

Kurzbeschreibung des Verlags:

Ob Stress, Erschöpfung, Armut, Klimawandel oder Neoautoritarismus: Die Krisenförmigkeit des Gegenwartskapitalismus ist unübersehbar. Mit »Resilienz« wird vor diesem Hintergrund nicht zufällig eine Norm der Selbst- und Menschenführung populär, die die flexible Anpassungsfähigkeit von Subjekten und Systemen an eine prinzipiell krisenförmige Umwelt propagiert. Wer resilient ist, so die Botschaft, bleibt auch in unsicheren Zeiten erfolgreich, glücklich und gesund. Gesellschaftliche Strukturbedingungen werden dabei tendenziell unsichtbar.
Stefanie Graefe unterzieht die aktuelle Konjunktur der Resilienz einer kritischen Überprüfung und fragt nach dem Preis, den wir für das Lob der Krisenfestigkeit zahlen müssen. Stefanie Graefe ist Privatdozentin und Soziologin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sie forscht und lehrt mit den Schwerpunkten Arbeit und Gesundheit, Politische Soziologie, Subjekttheorie, Biopolitiken und Qualitative Sozialforschung.

Posted by Wilfried Allé Sunday, May 31, 2020 6:16:00 PM Categories: Soziologie/Sonstiges
Rate this Content 0 Votes

Das große Welttheater 

Von der Macht der Vorstellungskraft in Zeiten des Umbruchs

von Philipp Blom

Verlag: Zsolnay, Paul
Format: Hardcover
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 128 Seiten
Erscheinungsdatum: 25.05.2020
Preis: € 18,50

 

Kurzbeschreibung des Verlags:


„Das große Welttheater ist ein Ort, an dem die Welt sich neu erfinden kann.“ Philipp Bloms Analyse der gegenwärtigen Umbrüche

Wir leben in der besten aller Welten: Nie zuvor gab es so lange Frieden bei uns, nie waren wir so reich, so sicher. Diese Geschichten erzählen wir uns selbst. Was aber, wenn sie nicht der Wirklichkeit entsprechen? Wenn die Demokratien bröckeln, der Hass zwischen den sozialen Gruppen wächst, das Wirtschaftswachstum stagniert, die Gefahr einer Klimakatastrophe steigt? In seinem großen Essay zeigt Philipp Blom, wie es möglich ist, dass der Westen nicht trotz, sondern wegen Frieden und Wohlstand in einer Krise steckt. Nichts in unserer Vergangenheit hat uns darauf vorbereitet. Die Zeichen stehen auf Sturm, und der Kampf um die Zukunft wird auch ein Kampf der Geschichten sein, vor aller Augen, auf der Bühne des Welttheaters.

Posted by Wilfried Allé Saturday, May 30, 2020 11:55:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
Rate this Content 0 Votes
Page 20 of 30 << < 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 > >>

Statistics

  • Entries (293)
  • Comments (5)

Categories