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Politik mit der Angst 

Die schamlose Normalisierung rechts­extremer und rechtspopulistischer Diskurse

von Wodak Ruth

ISBN: 9783902968562
Verlag: Edition Konturen
Umfang: 256 Seiten
Genre: Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft/Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft
Erscheinungsdatum: 29.09.2020
Einband: Hardcover
Preis: € 29,80
Kurzbeschreibung des Verlags

Ruth Wodak hat ihren Bestseller „Politik mit der Angst“ grund­legend neu ge­fasst und die vie­len Ent­wick­lungen der letz­ten fünf Jahre ein­ge­arbeitet.
Was an sprachlichem Rowdytum, an Belei­di­gung und Aus­gren­zung von Min­der­heiten, an Ver­logen­heit noch vor weni­gen Jah­ren un­denk­bar war, ist heu­te in den Main­stream vor­ge­drun­gen. Hass und Ras­sis­mus sind salon­fä­hig ge­wor­den. Für Lü­gen muss man sich nicht mehr ent­schul­di­gen, schlech­tes Be­neh­men wird als an­spre­chen­des, attrak­ti­ves Mit­tel zur Be­kämp­fung so­ge­nann­ter „Eli­ten“ ge­schätzt.
Neu sind die Ab­schnitte zu den The­men Norma­li­sie­rung, Anti-Gen­de­ris­mus, Über­schrei­tung und Ver­let­zung von Ge­sprächs­maxi­men und Höf­lich­keits­kon­ven­tio­nen, Links­popu­lis­mus, Ein­fluss von Social Media und „Anti-Soro­sis­mus“, also der dis­kur­si­ven Kons­truk­tion alter/neuer anti­semi­ti­scher Feind­bil­der. Ein wei­te­res neu­es Ka­pi­tel be­fasst sich mit den mas­si­ven Heraus­for­de­rungen der libe­ra­len Demo­kra­tie in den EU-Mit­glied­staaten und da­rüber hinaus.

Univ.Prof.in Dr.in Ruth Wodak

Sprachsoziologin, Diskurs­forscherin, emeri­tier­te Pro­fes­so­rin für an­ge­wandte Sprach­wis­sen­schaf­ten an der Uni­ver­si­tät Wien und der Lan­cas­ter Uni­ver­sity und Au­torin "Poli­tik mit der Angst: Die scham­lose Nor­ma­li­sierung rechts­ex­tre­mer und rechts­popu­lis­ti­scher Dis­kurse"

„A Waunsinn normal“, sagte Hans Orsolics an­ge­sichts eines Lebens, in dem der ehe­ma­lige Boxer viel er­lebt hat. An das Fazit, wel­ches ge­lernte Öster­reicher­Innen ken­nen, könnte man sich er­innern, da in der Poli­tik in Öster­reich der­zeit über das „Normale“ und ver­schie­dene Ge­gen­pole dis­ku­tiert wird. Schein­de­bat­ten da­rüber, was nor­mal ist und was nicht, wer­den Öster­reich nicht weiter­hel­fen, wäh­rend das Land im inter­natio­na­len Ver­gleich ab­rutscht, die Wett­bewerbs­fähig­keit sinkt, die In­fla­tion bleibt zu hoch. Die ÖVP hielt sich frü­her ein­mal für eine bür­ger­liche Par­tei, das Bür­ger­tum war im 18. Jahr­hun­dert ge­zwun­gen, stra­te­gi­sche Bünd­nis­se mit Künst­ler­Innen und Den­ker­Innen ein­zu­gehen. Die ge­sell­schafts­poli­ti­sche Be­deu­tung der Kunst mit Recht stän­dig zu be­tonen und gleich­zei­tig von je­der Poli­tik tren­nen zu wol­len, wirkt wie Heuche­lei. Die Tren­nung der Be­völ­ke­rung in nor­male und an­dere Men­schen ist nicht nur ein grund­sätz­li­ches ge­sell­schaft­li­ches Prob­lem, son­dern kann auch fa­ta­le Fol­gen haben. Eine Ge­sell­schaft braucht die brei­te Mehr­heit der ver­meint­lich „Normalen“, aber in ei­ner Mi­schung aus Sta­bi­li­tät und Dy­namik auch die Men­schen, wel­che die Nor­men bre­chen. Die „Nor­ma­li­tät“ wird zum Kampf­be­griff der Poli­tik, da­bei sind es Anders­den­kende, die Nor­men hin­ter­fra­gen, mit Ge­wohn­hei­ten bre­chen und die Ge­sell­schaft voran­treiben.

„Normal ist, morgens aufzu­stehen und sei­nen Job zu machen, nor­mal ist eine Hei­mat, sind si­che­re Gren­zen, ja, und nor­mal ist auch Deutsch­land“ heißt es in be­tont har­mo­nis­tisch ins­ze­nier­ten Kam­pagnen­vi­deos der AfD mit je­der Menge Deu­tun­gen ei­nes neu­en Leit­be­griffs. Hier die „Nor­malen“, dort die „Ab­nor­malen“, hier das „Wir“, dort „die ande­ren“, statt ernst­haf­ter Poli­tik be­kom­men die Men­schen in Öster­reich dümm­li­che Schlag­worte vor­ge­setzt. Bundes­prä­si­dent Ale­xan­der Van der Bellen hat die drei größe­ren Par­la­ments­par­teien da­vor ge­warnt, den poli­ti­schen Dis­kurs auf eine ge­fähr­li­che Ebe­ne zu ver­schie­ben. An­ge­sichts gu­ter Um­frage­werte und jüngs­ter Wahl­er­folge links und rechts wie etwa der FPÖ in Nieder­öster­reich und der KPÖ in Graz und Salz­burg sucht die ÖVP das poli­ti­sche Heil in der „Mit­te der Ge­sell­schaft“. Johanna Mikl-Leitner, Karl Nehammer und die ÖVP sind mit die­sem Ver­such in Eu­ro­pa nicht allei­ne, das geo­gra­fisch am nächs­ten lie­gen­de Bei­spiel ist in Deutsch­land bei einer Par­tei zu fin­den, die keine christ­lich-sozia­len Wur­zeln wie die ÖVP hat, son­dern die laut dem Ver­fas­sungs­schutz An­lass zur Beo­bach­tung rechts­ex­tre­mer Um­trie­be gibt. Der Vize­kanz­ler be­zeich­ne­te das Buh­len um „die große Mehr­heit der Normal­den­ken­den“, wie diese Nieder­öster­reichs Landes­haupt­frau nennt, als „prä­fa­schis­toid und brand­ge­fährlich“.

Posted by Wilfried Allé Monday, October 2, 2023 10:45:00 AM Categories: Literaturwissenschaft/Allgemeine Sprachwissenschaft Sprachwissenschaft/Vergleichende
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