Lieber Wilfried!
die Mindestsicherung ist für viele Menschen das letzte soziale Netz. Für mich ist klar: Sie muss gerecht, einheitlich und langfristig wirken. Deshalb fordere ich schon lange, die Mindestsicherung über das AMS abzuwickeln - mit dem Ziel, arbeitsfähige Bezieherinnen und Bezieher zurück in den Arbeitsmarkt zu bringen. Dazu soll eine eigenständige Kindergrundsicherung eingeführt werden. Zugleich habe ich immer betont, dass die Sozialhilfe österreichweit einheitlich geregelt sein muss. Ich rechne damit, dass die Bundesregierung im Herbst eine entsprechende Reform auf den Weg bringt.
Wien geht hier mit gutem Beispiel voran. Im Wiener Regierungsprogramm haben wir vereinbart, die Mindestsicherung zu evaluieren. Denn auch in 20 Jahren muss sie in der Lage sein, ihre Kernaufgabe zu erfüllen: Menschen in Armut zu unterstützen und sie beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu begleiten.
Aus dieser Evaluierung sind drei konkrete Schritte hervorgegangen, die soziale Sicherheit stärken und das Budget entlasten:
- Anrechnung der Wohnkosten an die Mietbeihilfe: Künftig wird bei allen Familienmitgliedern 25% des Bezugs für Wohnkosten vorgesehen und an die Mietbeihilfe angerechnet. Dadurch sinken die Gesamtkosten, ohne dass Familien dadurch in Armut geraten.
- Gleichstellung von Bedarfsgemeinschaften und Wohnungsgemeinschaften: Unter einer Bedarfsgemeinschaft versteht man Einzelpersonen oder Familien, die einen Haushalt führen, also gemeinsam wohnen und gewisse Kosten wie Strom oder Miete teilen. Dementsprechend bekommt z.B. nicht jede erwachsene Person einer Familie den Mindestsicherungs-Höchstsatz. Künftig soll das auch bei Personen einer Wohngemeinschaft so sein und der Mindestsicherungsbezug entsprechend angepasst werden.
- Kindergartenplatz: Kinder von Mindestsicherungsbezieher:innen sollen ab dem 3. Geburtstag Anspruch auf einen städtischen Kindergartenplatz haben und diesen verpflichtend besuchen. Das bedeutet frühe Sprachförderung, bessere Chancen für die Kinder und Entlastung für die Eltern besonders für Frauen, die so leichter in den Arbeitsmarkt zurückkehren können.
Mit diesen Maßnahmen zeigen wir: Wir in Wien halten Wort und gestalten mit Verantwortung – nicht mit pauschalen Kürzungen als Antwort auf polemische Zurufe, sondern mit gezielten Maßnahmen. Denn Sachpolitik und Ernsthaftigkeit in der Politik haben für mich als Bürgermeister absoluten Vorrang.
Mein vollständiges Interview zur Reform der Mindestsicherung und zu weiteren aktuellen Themen gibt es hier zum Nachlesen: NEWS Interview
Ein herzliches Freundschaft und Glück auf!
Dein
Dr. Michael Ludwig
Bürgermeister der Stadt Wien
