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Die Kämpfe der Zukunft

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Posted by Wilfried Allé Sunday, May 4, 2025 2:36:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft

Gleichheit und Gerechtigkeit im 21. Jahrhundert

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von Thomas Piketty, Michael Sandel

ISBN: 9783406832475
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 158 Seiten
Format: Hardcover
Übersetzung: Stefan Lorenzer
Sammlung: Zukunft denken
Unsere Bestseller
Erscheinungsdatum: 02.04.2025
Preis: € 20,60

Kurzbeschreibung des Verlags

Gleichheit und Gerechtigkeit für das 21. Jahrhundert

Ein Gipfeltreffen der Superstars: Thomas Piketty, der Öko­nom aus Paris, und Michael J. Sandel, der Philo­soph aus Har­vard, dis­ku­tieren über Gleich­heit und Ge­rech­tig­keit. Stets haben sie da­bei die ak­tuel­len Fra­gen im Blick: die wach­sen­de so­zia­le Un­gleich­heit, den Klima­wan­del, die Mas­sen­mi­gra­tion, den Auf­stieg der Rech­ten, die Zu­kunft der Lin­ken. Wenn zwei der klügs­ten Köpfe unse­rer Zeit die Kern­the­men unse­rer Zeit er­ör­tern, dann er­gibt das nicht nur viel Stoff zum Nach­den­ken, son­dern be­rei­tet auch ein großes intel­lek­tuel­les Vergnügen.

Wir leben in einer Zeit tiefer poli­ti­scher In­sta­bi­li­tät und schwe­rer Um­welt­kri­sen. Was ist zu tun, um ge­gen­zu­steu­ern? Piket­ty und Sandel stim­men in vie­len Punk­ten über­ein: Wir brau­chen mehr In­ves­ti­tio­nen in in­klu­si­ve Ge­sund­heit und Aus­bil­dung, hö­here pro­gres­si­ve Steu­ern, kla­re Gren­zen für die Macht des Reich­tums und der Märk­te. Aber wie kom­men wir da­hin? Und sol­len wir ma­te­riel­len Wohl­stand oder so­zia­len Wan­del pri­o­ri­sie­ren? Schließ­lich: Wie ist es um all die­se The­men be­stellt, wenn über­all auf der Welt ein neu­er radi­ka­ler Natio­na­li­smus auf dem Vor­marsch ist?

FALTER-Rezension

It's not the economy, stupid! Es geht auch um die Würde

Georg Renöckl in FALTER 12/2025 vom 21.03.2025 (S. 24)

Schauplatz eins: Bill Clinton prägte einst den herab­las­sen­den, aber er­folg­rei­chen Spruch "It' s the economy, stupid". "Es ist die Wirt­schaft, Dumm­kopf!" Der Demo­krat ge­wann die US-Wah­len 1992 mit der Er­kennt­nis, dass die Wirt­schaft Wah­len ent­schei­det. Schau­platz zwei: Den Ver­hand­lun­gen zwi­schen FPÖ und ÖVP ver­dan­ken wir eine kur­ze De­bat­te über die Men­schen­rechte, de­ren ers­ter Ar­ti­kel lau­tet: "Alle Men­schen sind frei und gleich an Wür­de und Rech­ten geboren".
Was das eine mit dem anderen und beides mit der ak­tu­el­len Welt­lage zu tun hat?
Das er­klä­ren der in Har­vard leh­ren­de Philo­soph Michael Sandel und der fran­zö­si­sche Star-Öko­nom Thomas Piket­ty in ei­nem Ge­spräch an der Paris School of Eco­no­mics. Der Ver­lag spricht von ei­nem "Gipfel­tref­fen der Super­stars".

Die Frage nach Gleichheit und Gerechtigkeit ist der rote Faden des nun in Buch­form vor­lie­gen­den Ge­sprächs, das vor dem düs­te­ren Hin­ter­grund des Sie­ges­zugs von Do­nald Trump statt­fin­det. Dennoch blickt Thomas Piket­ty zu Be­ginn mit Opti­mis­mus in die Ver­gan­gen­heit. Schließ­lich sei die Un­gleich­heit noch vor 100 Jah­ren we­sent­lich aus­ge­präg­ter ge­we­sen - und wurde letzt­lich er­folg­reich be­kämpft. Der da­mals er­reich­te Ge­sell­schafts­ver­trag, in dem die Reichs­ten in den USA mit einem Spit­zen­steuer­satz von bis zu 90 Pro­zent zum So­zial­staat bei­tru­gen, ist heu­te frei­lich ka­putt. Da die Super­rei­chen kei­nen adä­qua­ten Bei­trag mehr leis­ten, wei­gert sich auch der Mit­tel­stand, für die Är­me­ren mit­zu­zahlen.

Michael Sandel sieht die Verantwortung für die stei­gende Un­zu­frie­den­heit vor al­lem bei Poli­ti­kern links der Mit­te, wie Bill Clinton, Tony Blair, Ger­hard Schrö­der und Barack Obama. Sie setz­ten auf die so­ge­nannte Leis­tungs­ge­sell­schaft, an­statt die Macht der Märkte ein­zu­he­gen. Die Rede von der Merito­kra­tie ist für Sandel je­doch heuch­le­risch, da die­jeni­gen, die es ge­schafft ha­ben, den ge­sell­schaft­li­chen An­teil ih­res Er­folgs aus­blenden.

Alle anderen gelten als selbst schuld. Ihre Wut ist für Sandel eine wich­ti­ge Ur­sache für Trumps Er­folg. Wenn ein Hedge­fonds-Mana­ger 5000-mal mehr ver­dient als eine Kran­ken­schwes­ter, dann ist das "über die Un­ge­rech­tig­keit hi­naus auch eine Art Be­lei­di­gung und eine Krän­kung, die un­sere Ge­sell­schaft de­nen zu­mu­tet, die ar­beiten".

Auch Thomas Piketty hält Höchstlöhne als Mittel zur Her­stel­lung von mehr Gleich­heit für un­er­läss­lich. Da­rü­ber hi­naus rei­che es nicht, "die Rechts­po­pu­lis­ten mit ihren von Hil­lary Clinton 'jäm­mer­lich' ge­nann­ten Wäh­lern zu geißeln. Ich denke, die regierenden Links-und Mitte-links-Parteien sollten die Schuld bei sich selbst suchen und sich darüber klar werden, dass sie selbst den Inter­na­tio­na­lis­mus und die Glo­ba­li­sie­rung so or­gani­siert ha­ben, dass nor­male Men­schen sie has­sen mussten".

Piketty plädiert für strengere Rahmen­be­din­gun­gen und mehr Kon­trol­le der Ka­pi­tal- und Han­dels­ströme. Da­mit wäre auch die De­bat­te um Mi­gra­tion ent­schärft: Rechts­po­pu­lis­ten wür­den nicht dort be­son­ders da­zu­ge­win­nen, wo vie­le Mi­gran­ten le­ben, son­dern dort, wo Ar­beits­plät­ze ver­schwinden.

Die politisch wichtigste Dimension von Gleichheit, darin sind sich Sandel und Piket­ty am Ende ei­nig, ist die Fra­ge der Wür­de. "Das Prob­lem ist die un­fass­ba­re Ei­gen­tums­kon­zen­tra­tion in den Hän­den ei­ni­ger weni­ger, die zu ei­ner Macht­kon­zen­tra­tion führt. Die ei­nen ha­ben große Macht und die an­de­ren ver­lie­ren die Kon­trol­le. Bei Wohl­stand und Ei­gen­tum geht es also nicht bloß um Geld. Es geht um Ver­hand­lungs­macht ge­gen­über an­de­ren und um die Kon­trol­le über das ei­gene Leben."

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