AZ-Neu

 

Was wir hier empfehlen ...

Statistics

  • Entries (295)
  • Comments (5)

Categories

Pillen vor die Säue 

Warum Antibiotika in der Massentierhaltung unser Gesundheitssystem gefährden
Posted by Wilfried Allé Monday, October 18, 2021 11:17:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
Rate this Content 0 Votes

von Rupert Ebner , Eva Rosenkranz

ISBN 9783962382063
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 256 Seiten
Format: Taschenbuch
Erscheinungsdatum: 16.03.2021
Verlag: oekom verlag
Preis: € 20,60

Kurzbeschreibung des Verlags:

»Dieses Buch ist eine eindrückliche Warnung, dass es so nicht weitergehen kann – weder für die Tiere noch für uns.« Tanja Busse
Es ist, als liefen wir sehenden Auges in die Katastrophe: Um unseren Fleischhunger zu stillen, müssen möglichst viele Tiere auf möglichst wenig Raum möglichst rasch »Schlachtgewicht« erreichen – und das geht nur mit hohem Antibiotikaeinsatz. Dies ist nicht nur den Tieren, den Landwirten und der Umwelt gegenüber unverantwortlich; es beschleunigt auch die Entwicklung resistenter Keime und gefährdet damit die gesamte Humanmedizin: Ohne die bisherige Wunderwaffe in Tropf und Tablette werden Operationen riskant und selbst kleine Infektionen potenziell gefährlich.
Wie verwundbar wir und unser Gesundheitssystem sind, hat uns die Corona-Pandemie eindrücklich vor Augen geführt. Damit bakterielle Infektionen nicht zur nächsten globalen Gesundheitskrise werden, müssen wir umsteuern. Rupert Ebner und Eva Rosenkranz zeigen, was jetzt geschehen muss – für mehr Tierwohl, gesunde Menschen und eine intakte Umwelt.

FALTER-Rezension

"Die größte Gesundheitskrise unserer Zeit ist da...

... und sie heißt nicht Corona." Ba­ga­tel­len wie eine Zahn­ent­zün­dung oder eine Blasen­in­fek­tion kön­nten künf­tig wie­der töd­lich en­den, Opera­ti­onen oder Krebs­thera­pien kaum noch durch­ge­ührt wer­den. Der Grund: Durch den inflationären Einsatz von Antibiotika, den Wunderwaffen der Medizin, entwickeln sich immer mehr resistente Keime. Die Wirkstoffe helfen nicht mehr. "Schon heute ster­ben in Deutsch­land pro Jahr min­des­tens 15.000 Men­schen in­folge sol­cher nicht be­herrsch­barer In­fek­tionen", schrei­ben der Tier­arzt Rupert Ebner und die Autorin Eva Rosen­kranz in ihrem auf­rüt­telnden Buch "Pil­len vor die Säue".

Zum einen würden Ärzte Anti­bio­tika zu oft ver­schrei­ben und Patien­ten die Ein­nahme­re­geln nicht be­folgen. Vor allem aber treibe die In­ten­siv­tier­hal­tung Re­sis­ten­zen voran. Anti­bio­tika seien dort sys­tem­im­ma­nent: Ohne sie würde in der auf ex­treme Ef­fi­zienz ge­trimmten Hal­tung ein großer Teil der Tiere das Schlacht­ge­wicht nie er­rei­chen.

Ebner kennt die Schweine-und Hühner­ställe von innen, er ar­bei­tet seit Jahr­zehn­ten in einer Praxis für so­ge­nannte Nutz­tiere. "Nicht ein kran­kes Tier wird be­han­delt", er­klä­ren die Au­toren, "son­dern alle, weil ein ein­zi­ges kran­kes Tier in großen Be­stän­den die an­deren an­stecken könnte." Mast­hähnchen zum Beis­piel er­hielten im Schnitt während eines Fünf­tels ihres kur­zen Lebens Anti­bio­tika, im Schnitt drei ver­schie­dene Wirk­stof­fe. Die Au­toren plä­dieren für eine von Grund auf an­dere Tier­hal­tung, weni­ger Fleisch laute das Ge­bot der Stunde.

Die im Stall gezüchteten re­sis­ten­ten Keime sprin­gen näm­lich leicht auf den Men­schen über: di­rekt über das Fleisch, über Gülle, die Ab­luft von Stäl­len oder wenn ein Land­wirt als Trä­ger sol­cher Keime ins Spi­tal kommt und sie dort ver­brei­tet. Die Auto­ren er­zählen die Ge­schich­te des deut­schen Fuß­ball-National­spie­lers Matthias Sammer, der sich nach einer Knie­opera­tion mit multi­resis­ten­ten Kei­men in­fi­zier­te und bei­nah ge­stor­ben wäre. Erst nach drei Wo­chen wirkte end­lich das aller­letzte Mit­tel.

Reserveantibiotika nennen sich diese aller­letzten Mit­tel, die zum Ein­satz kom­men, wenn sonst nichts mehr an­schlägt. Bei Tuber­ku­lose zum Bei­spiel, denn mehr als die Hälfte die­ser Er­kran­kungen ver­ur­sachen heute multi­resis­tente Bak­terien. Doch auch die Wir­kung der Re­serve­anti­bio­tika sinkt, weil selbst sie den Tieren in großem Stil ver­ab­reicht wer­den. So wird der glo­bale Medi­zin­schrank im­mer leerer.

Laut Tanja Busse, die das Vorwort für das Buch ver­fasst hat, haben Wis­sen­schaft­ler auch vor der Klima­krise und vor Pan­de­mien seit Jah­ren ver­geb­lich ge­warnt: "Wie wäre es, wenn wir beim The­ma Anti­bio­ti­ka­miss­brauch zur Ab­wechs­lung nicht war­ten, bis die Ka­tastrophen über uns herein­brechen?"

Noch sieht es nicht danach aus. Im Septem­ber haben die EU-Par­la­men­ta­rier da­ge­gen ge­stimmt, dass Re­serve­anti­bio­ti­ka nur noch für Men­schen und ein­zel­ne Tiere ein­ge­setzt wer­den dür­fen. Weiter­hin wer­den also ganze Grup­pen von Tieren mit Mit­teln be­han­delt, die für vie­le Men­schen die letzte Ret­tung be­deu­ten - aber bald wir­kungs­los wer­den könnten.

Gerlinde Pölsler in Falter 41/2021 vom 15.10.2021 (S. 51)

Die Wegwerfkuh 

Wie unsere Landwirtschaft Tiere verheizt, Bauern ruiniert, Ressourcen verschwendet und was wir dagegen tun können.
Posted by Wilfried Allé Monday, October 18, 2021 11:07:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
Rate this Content 0 Votes

von Tanja Busse

ISBN 9783896675385
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 288 Seiten
Format: Hardcover
Erscheinungsdatum: 30.03.2015
Verlag: Blessing
Preis: € 16,50

Kurzbeschreibung des Verlags:

Sie nennen es Effizienz – doch in Wahr­heit ist es ein System gi­gan­tischer Ver­schwen­dung

Die deutsche Landwirtschaft produziert immer mehr Milch, Fleisch und Eier in immer kürzerer Zeit. Die Ef­fi­zienz scheint ihr bestes Ar­gu­ment zu sein. Nur mit den Metho­den der Agrar­indus­trie könne man neun Mil­liarden Men­schen er­nähren, be­haup­ten deren An­hän­ger.Doch diese Hoch­leistungs­land­wirt­schaft ist eine Ver­schwen­dungs- und Ver­nichtungs­land­wirt­schaft . Sie er­zeugt Milch­kühe, die – bei einer na­tür­lichen Lebens­er­war­tung von zwan­zig Jah­ren – schon nach drei Jah­ren im Melk­stand ge­schlach­tet wer­den. Sie wer­den zu einer so ho­hen Milch­pro­duk­tion ge­trie­ben, dass sie krank und un­frucht­bar wer­den.Gleich­zei­tig kön­nen die meis­ten Bauern nicht mehr auto­nom han­deln, weil sie ab­hän­gig und hoch ver­schul­det sind. In der Ge­flügel­mast ver­kau­fen wenige große Kon­zerne Küken, Fut­ter und Medi­ka­men­te an die Land­wir­te und nehmen ihnen nach der Mast die schlacht­rei­fen Hühner ab. Die Prei­se be­stim­men die Unter­nehmen – die Stall­kos­ten und das Ri­si­ko für die Auf­zucht tra­gen die Bauern, die sich trotz­dem der Lo­gik der In­dus­trie beu­gen.In ihrem neuen Buch Die Wegwerfkuh be­lässt Tanja Busse es nicht bei der schonungs­losen Kri­tik der Miss­stände und Ab­hängig­keiten, son­dern zeigt auch Wege zu einer nach­hal­tigen Land­wirt­schaft auf.

FALTER-Rezension

"Die größte Gesundheitskrise unserer Zeit ist da...

... und sie heißt nicht Corona." Ba­ga­tel­len wie eine Zahn­ent­zün­dung oder eine Blasen­in­fek­tion kön­nten künf­tig wie­der töd­lich en­den, Opera­ti­onen oder Krebs­thera­pien kaum noch durch­ge­ührt wer­den. Der Grund: Durch den inflationären Einsatz von Antibiotika, den Wunderwaffen der Medizin, entwickeln sich immer mehr resistente Keime. Die Wirkstoffe helfen nicht mehr. "Schon heute ster­ben in Deutsch­land pro Jahr min­des­tens 15.000 Men­schen in­folge sol­cher nicht be­herrsch­barer In­fek­tionen", schrei­ben der Tier­arzt Rupert Ebner und die Autorin Eva Rosen­kranz in ihrem auf­rüt­telnden Buch "Pil­len vor die Säue".

Zum einen würden Ärzte Anti­bio­tika zu oft ver­schrei­ben und Patien­ten die Ein­nahme­re­geln nicht be­folgen. Vor allem aber treibe die In­ten­siv­tier­hal­tung Re­sis­ten­zen voran. Anti­bio­tika seien dort sys­tem­im­ma­nent: Ohne sie würde in der auf ex­treme Ef­fi­zienz ge­trimmten Hal­tung ein großer Teil der Tiere das Schlacht­ge­wicht nie er­rei­chen.

Ebner kennt die Schweine-und Hühner­ställe von innen, er ar­bei­tet seit Jahr­zehn­ten in einer Praxis für so­ge­nannte Nutz­tiere. "Nicht ein kran­kes Tier wird be­han­delt", er­klä­ren die Au­toren, "son­dern alle, weil ein ein­zi­ges kran­kes Tier in großen Be­stän­den die an­deren an­stecken könnte." Mast­hähnchen zum Beis­piel er­hielten im Schnitt während eines Fünf­tels ihres kur­zen Lebens Anti­bio­tika, im Schnitt drei ver­schie­dene Wirk­stof­fe. Die Au­toren plä­dieren für eine von Grund auf an­dere Tier­hal­tung, weni­ger Fleisch laute das Ge­bot der Stunde.

Die im Stall gezüchteten re­sis­ten­ten Keime sprin­gen näm­lich leicht auf den Men­schen über: di­rekt über das Fleisch, über Gülle, die Ab­luft von Stäl­len oder wenn ein Land­wirt als Trä­ger sol­cher Keime ins Spi­tal kommt und sie dort ver­brei­tet. Die Auto­ren er­zählen die Ge­schich­te des deut­schen Fuß­ball-National­spie­lers Matthias Sammer, der sich nach einer Knie­opera­tion mit multi­resis­ten­ten Kei­men in­fi­zier­te und bei­nah ge­stor­ben wäre. Erst nach drei Wo­chen wirkte end­lich das aller­letzte Mit­tel.

Reserveantibiotika nennen sich diese aller­letzten Mit­tel, die zum Ein­satz kom­men, wenn sonst nichts mehr an­schlägt. Bei Tuber­ku­lose zum Bei­spiel, denn mehr als die Hälfte die­ser Er­kran­kungen ver­ur­sachen heute multi­resis­tente Bak­terien. Doch auch die Wir­kung der Re­serve­anti­bio­tika sinkt, weil selbst sie den Tieren in großem Stil ver­ab­reicht wer­den. So wird der glo­bale Medi­zin­schrank im­mer leerer.

Laut Tanja Busse, die das Vorwort für das Buch ver­fasst hat, haben Wis­sen­schaft­ler auch vor der Klima­krise und vor Pan­de­mien seit Jah­ren ver­geb­lich ge­warnt: "Wie wäre es, wenn wir beim The­ma Anti­bio­ti­ka­miss­brauch zur Ab­wechs­lung nicht war­ten, bis die Ka­tastrophen über uns herein­brechen?"

Noch sieht es nicht danach aus. Im Septem­ber haben die EU-Par­la­men­ta­rier da­ge­gen ge­stimmt, dass Re­serve­anti­bio­ti­ka nur noch für Men­schen und ein­zel­ne Tiere ein­ge­setzt wer­den dür­fen. Weiter­hin wer­den also ganze Grup­pen von Tieren mit Mit­teln be­han­delt, die für vie­le Men­schen die letzte Ret­tung be­deu­ten - aber bald wir­kungs­los wer­den könnten.

Gerlinde Pölsler in Falter 41/2021 vom 15.10.2021 (S. 51)

Näher als erlaubt 

Wie sich die Politik mit Steuergeld Medien kauft
Posted by Wilfried Allé Sunday, October 17, 2021 10:03:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Politik
Rate this Content 2 Votes

Österreich 2021: Das Magazin „News“ ver­öffent­licht mehrere kri­tische Bei­träge zu „Türkis“. Als Re­ak­tion des „tür­kisen“ Fi­nanz­mi­nis­teriums wird ein ab­so­lu­ter An­zeigen­boy­kott nicht nur für „News“, son­dern auch alle seine Schwes­ter­me­dien an­ge­kün­digt. Zur Stra­fe. Ist die ver­fas­sungs­mäßig ga­ran­tier­te Frei­heit der Pres­se noch ge­währ­leis­tet? Oder hän­gen nicht längst viele Me­dien am Tropf der Po­li­tik, die Steuer­geld zweck­ent­frem­det, um die Me­dien zu be­herr­schen? Ein Buch, das erst­mals um­fas­send die Geld­flüs­se und Ab­hän­gig­kei­ten of­fen­legt.

von Andreas Wetz

ISBN 9783200078772
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Politik
Umfang: 184 Seiten
Format: Taschenbuch
Erscheinungsdatum: 14.10.2021
Verlag: Verlagsgruppe NEWS Medienservice GmbH
Covergestaltung von: Age de Carvalho
Preis: € 19,90
Kurzbeschreibung des Verlags:

Unter Sebastian Kurz verdreifachten sich die Werbe­aus­gaben der Bun­des­re­gie­rung in Zei­tun­gen auf 3 Mil­li­onen Euro pro Mo­nat. Und das in einem Markt, in dem tra­di­tio­nelle Print-Pro­du­kte auf­grund der vor­an­schrei­ten­den Di­gi­ta­li­sie­rung von Jahr zu Jahr mehr un­ter Druck ge­raten. In­se­ren­ten wan­dern in Scha­ren zu den Platt­for­men von Google und Face­book ab. Eine Lücke, die die Po­li­tik ge­zielt und zu ihren Guns­ten mit Geld füllt. „Näher als er­laubt“ legt dieses Netz­werk aus ge­gen­sei­tigen Ab­hängig­keiten of­fen. Mit Hilfe einer Da­ten­bank der FH Joan­neum konnten Geld­flüsse dar­ge­stellt wer­den, die die Staats­spitze bis­her in un­les­baren Zahlen­ko­lon­nen ve­steckte. Da­bei zeigt sich, dass keines­wegs nur die Wiener Gratis­zei­tungen mit un­ver­hältnis­mäßig hohen Be­trä­gen be­dacht wer­den, son­dern auch so man­ches Quali­täts­blatt hoch oben in der fi­nan­ziel­len Gunst der Re­gie­ren­den steht.

Das Buch beschreibt, wie durch die ge­schickte Formu­lierung von Ge­setzen über die Jahre Mil­li­onen von Euro zur För­de­rung von Par­tei­zei­tungen und pro­fi­tablen Medien­kon­zer­nen ver­scho­ben wur­den, während für kleinere Publi­ka­tionen und Wochen­blätter nur Bro­samen übrig blie­ben. Und es be­nennt kon­kre­te Vor­fälle, in denen öf­fent­liches Geld als Druck­mit­tel ge­gen die Frei­heit der Pres­se ein­ge­setzt wurde.

Ein Medienthriller, der sich weit ab­seits der illi­bera­len Demo­kra­tien des Ostens mit­ten in Öster­reich ab­spielt.

Autor: Andreas Wetz
Verlag: Verlagsgruppe NEWS Medienservice GmbH

Stell dir vor ... 

mit Mut und Fantasie die Welt verändern
Posted by Wilfried Allé Thursday, October 7, 2021 1:27:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
Rate this Content 1 Votes

von Rob Hopkins

ISBN 9783706626989
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 288 Seiten
Format: Hardcover
Erscheinungsdatum: 30.09.2021
Verlag: Löwenzahn Verlag in der Studienverlag Ges.m.b.H.
Übersetzung: Dirk Höfer
Preis: € 22,90

Kurzbeschreibung des Verlags:

Dieses Buch wird klimapositiv hergestellt, cradle-to-cradle gedruckt und bleibt plastikfrei unverpackt.
LASS UNS DIE WELT VERÄNDERN UND DIE ZUKUNFT NEU DENKEN: MIT MUT UND FANTASIE!
Wir leben in einer Welt, die es uns NICHT GERADE EINFACH macht, DER ZUKUNFT VOLLER HOFFNUNG ENTGEGENZUBLICKEN: düstere Nachrichten zu Klimakrise, Artensterben, Ernährungsunsicherheit, dem Zerbrechen von Ökosystemen und radikalen politischen Bewegungen stehen an der Tagesordnung. Vertrauen in der Bevölkerung, dass sich alles zum Besseren wenden kann? Fehlanzeige. Aber warum scheint es eigentlich so schwierig, Lösungen für diese Probleme zu finden? Rob Hopkins gibt uns die Antwort: WEIL WIR VERLERNT HABEN, UNSERE WICHTIGSTE FÄHIGKEIT EINZUSETZEN: UNSERE VORSTELLUNGSKRAFT. Die einfache Frage zu stellen: WAS WÄRE, WENN? Um eine neue Welt zu kreieren, müssen wir sie uns zuerst vorstellen können. Wir müssen unsere Fantasie einsetzen. Und wenn wir das vollbringen, dann sehen wir sie plötzlich ganz klar, entdecken die Kraft unserer Gedanken, die uns zuflüstern, dass wir es – doch noch! – schaffen können. Hast du den Mut, dich darauf einzulassen?
WAS, WENN ALLES RICHTIG GUT WIRD?
Wie malt sich Rob Hopkins also diese neue, von Erfindungsgeist und Imagination sprühende Zukunft aus? Er sieht SCHULEN, IN DENEN NICHT MEHR WISSEN ABGEFRAGT, SONDERN DIE KREATIVITÄT DER KINDER GEFÖRDERT WIRD. Er sieht GRÜNE, BIODIVERSE STÄDTE, in denen an jeder Ecke Pflanzen und Gemüse in die Höhe sprießen und Verbrennungsmotoren und Straßenlärm ein Ding der Vergangenheit sind. Er sieht KLEINSTRUKTURIERTE, LOKALE UNTERNEHMEN, große SOLIDARITÄT, Unterstützung, ALLGEMEINEN WOHLSTAND. Und er sieht kommunale "Think tanks", Zusammenkünfte von Imaginations-Komitees, in denen alle Bürger*innen mitforschen, debattieren und sich eine bessere Welt für ihre Gemeinde ausmalen. Du denkst, das klingt unrealistisch und schwer umsetzbar? Dann hast du dich getäuscht: Das sind nämlich alles PROJEKTE UND IDEEN, DIE ES BEREITS GIBT.
BRING DEINE WELT IN BEWEGUNG – UND STARTE DEN WANDEL!
Genau deshalb ist dieses Buch SO UNGLAUBLICH MUTIG - UND SO WICHTIG. Rob Hopkins, MITBEGRÜNDER DER „TRANSITION TOWNS“-BEWEGUNG, zeigt uns, dass es Hoffnung gibt: dass sie da sind, die Lösungen, die genialen Ideen, die innovativen Einfälle. Völlig gebannt begleiten wir ihn und LERNEN MENSCHEN KENNEN, DIE ES GESCHAFFT HABEN, scheinbar unmögliche Gedankenexperimente IN DIE REALITÄT UMZUSETZEN. Klingt riskant? Gut so: Denn ohne Mut, Fantasie und Risikobereitschaft können wir radikale und dringend notwendige Veränderungen auf unserem Planeten nicht umsetzen.
Also: Lass uns einen neuen Weg finden, unsere Probleme zu lösen und über unsere Zukunft nachzudenken. Der SCHLÜSSEL DAZU IST UNSERE VORSTELLUNGSKRAFT. Wenn wir unsere KOLLEKTIVE IMAGINATION BELEBEN, NÄHREN UND TRAINIEREN, gibt es nichts, was wir nicht planen, erarbeiten und umsetzen können. Bist du dabei, wenn wir die Welt auf den Kopf stellen?
- WIE WIR DIE WELT VERÄNDERN KÖNNEN? MIT VORSTELLUNGSKRAFT! Wenn wir ihr erst freien Lauf lassen, können wir einfach alles schaffen. Also, stellen wir uns die simple, aber alles entscheidende Frage: WAS WÄRE, WENN?
- UNSERE ZUKUNFT? ANDERS, KNALLBUNT UND GUT FÜR ALLE: Lies dieses Buch und gewinne den Glauben an eine chancenreiche Zukunft und die Möglichkeit zur Veränderung zurück.
- UNGLAUBLICHE GESCHICHTEN, SCHOCKIERENDE FAKTEN, FASZINIERENDE MENSCHEN: Mitreißend erzählt Hopkins von Leuten, die ihre IDEEN VON EINER BESSEREN ZUKUNFT UMSETZEN – und zeigt, dass der Wandel nur eine Kopfreise entfernt ist.

In unseren Worten 

Lebensgeschichten von Wienerinnen aus der ganzen Welt
Posted by Wilfried Allé Tuesday, September 28, 2021 2:40:00 PM Categories: Sachbücher/Geschichte
Rate this Content 0 Votes

ISBN 9783854769651
Verlag: 9783854769651
Genre: Sachbücher/Geschichte
Umfang: 144 Seiten
Format: Buch
Erscheinungsdatum: 01.09.2021
Herausgegeben von: Jelena Gučanin, Magdalena Gartner, Jasmin Shahali, Sarah Sulollari
Preis: € 14,00

Kurzbeschreibung des Verlags:

"Alle sprechen über Menschen, die flüchten müssen, aber niemand hört den Menschen zu, die wirklich geflüchtet sind. Und schon gar niemand hört einer Frau zu, die selbst erzählt, warum sie überhaupt flüchten musste und wie sie das empfand. Nur einmal will ich meine eigene Geschichte erzählen, gemeinsam mit anderen, die auch geflüchtet sind, damit die Menschen aufhören, mir Worte in den Mund zu legen, die nicht stimmen."

Die Idee zu diesem Buch stammt von Frauen, die gemeinsam beschlossen haben, dass nicht länger über sie gesprochen wird, sondern sie ihre Flucht- und Migrationsgeschichten selbst erzählen wollen. Die Texte sind so unterschiedlich wie die Autorinnen selbst. Generations- und religionsübergreifend teilen Frauen und Mädchen ihre Erfahrungen in ihren eigenen Worten. Die Nahbarkeit und Direktheit der Erzählungen gibt einen ungefilterten Einblick in ihre Lebenswelten.

Wie alles begann

Die Idee zu diesem Buch stammt von einer jungen, sehr mutigen Frau, die sich gemeinsam mit ihrer Familie über viele Jahre hinweg im Asylverfahren befand. Immer wieder erzählte sie uns von der Wut und Angst, die mit jedem Asylverfahren verbunden sind.

„Weiß eigentlich irgendjemand, was wir durchmachen ? Was meine Familie schon durchgemacht hat? Wir warten. Warten, ob wir Asyl bekommen. Warten, ob wir zurückmüssen. Die Politik hat eine bestimmte Vorstellung davon, wie ›Flüchtlinge‹ sind. Sie sehen alle als Eindringlinge. Als Menschen, die anderen etwas wegnehmen wollen.“

„Was möchtest du tun?“, fragten wir sie.

„Ich will einmal meine eigene Geschichte selbst erzählen. Am liebsten dem ganzen Parlament und allen Menschen auf der Straße. Das würde vielleicht endlich das Bild ändern, das Menschen in Österreich über Geflüchtete haben. Niemand hört den Menschen zu, die wirklich flüchten müssen. Und schon gar niemand hört einer Frau zu, die ihre Fluchtgeschichte erzählt. Es müssen mehr Bücher zum Thema geschrieben werden.“

Heute ist diese junge Frau eine der Autorinnen dieses Buches. Sie war es, die die zündende Idee hatte und den Weg dazu bereitete, dass hier so viele Lebensgeschichten zusammengekommen sind.
Wir möchten uns an dieser Stelle bei der genannten Autorin bedanken. Für ihren Mut. Für ihre Ideen. Für ihre Kreativität. Für ihre Stärke. Für ihr Durchhaltevermögen. Dafür, dass sie in den letzten Jahren so oft wieder aufgestanden ist. Und nicht zuletzt für die unfassbare Kraft, mit der sie für ihr Leben und das ihrer Familie und letztlich auch für die Umsetzung dieses Projektes eingetreten ist

Bauer und Bobo 

Wie aus Wut Freundschaft wurde
Posted by Wilfried Allé Wednesday, September 22, 2021 11:04:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
Rate this Content 0 Votes

von Florian Klenk

Lieferbar ab Oktober 2021

ISBN 9783552072596
Verlag: Zsolnay, Paul
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 160 Seiten
Format: Hardcover
Erscheinungsdatum: 27.09.2021
Preis: € 20,60

Kurzbeschreibung des Verlags:

„Wahrheit aufdecken und damit die Realität verbessern: bei großen Staatsaffären und auch bei den Nöten eines kleinen Bauern. Dass Klenk das Kleine nicht zu klein ist, macht ihn groß.“ Robert Menasse

Begonnen hat es mit einer Beschimpfung. Christian Bachler, der den höchstgelegenen Bauernhof der Steiermark bewirtschaftet, schimpfte in einem Video aus dem Schweinestall über den „Oberbobo“ Florian Klenk (Bobo = Ökospießer). Der Chefredakteur des Falter hatte zuvor ein Urteil gutgeheißen, das einen Bauern zu Schadenersatz verpflichtete, nachdem seine Kuh eine Frau getötet hatte. Bachler forderte Klenk auf, ein Praktikum auf seinem Hof zu machen, und der Bauer und der Bobo kamen ins Gespräch: über Klimawandel, Fleischindustrie, Agrarpolitik und Banken. Als Bachlers Hof Ende 2020 vor dem Ruin stand, fanden die beiden Freunde aus zwei Welten binnen 24 Stunden 12.829 Spender, die bereit waren, zu helfen. Warum es sich lohnt, mit Leuten zu reden, deren Meinung man nicht teilt.

„Eine Geschichte wie ein kleines Wunder. … Ein Lehrstück in Sachen Vertrauensbildung.“ ZDF apekte, 10.09.21
 

Prolog

»Komm, Bobo, stoßen wir an«

Als alles vorbei war, zückte Christian Bachler seine kleine Flasche angesetzten Lärchenschnaps. Er schüttete das rote süße Zeug in zwei kleine Plastikstamperl und reichte mir eines davon. »Komm, Bobo, stoßen wir an! Hoffentlich ist das nicht nur ein Traum«, sagte Bachler, und wäre der Corona-Irrsinn nicht gewesen, wir hätten uns vermutlich umarmt.

Ich erinnere mich, dass es saukalt war, dass mir trotz Schnaps vor Kälte alle Glieder zitterten und dass wir zum Stamperl zwei Packungen Mannerschnitten und eine Wurstsemmel verdrückt haben. So wie wir das oben am Berg gemacht haben, bei ihm zu Hause in der Steiermark, nach dem steilen und anstrengenden Aufstieg über die Lärchenwiesen hinauf zur Alm.

Kurz 

Ein Regime
Posted by Wilfried Allé Monday, September 20, 2021 11:50:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
Rate this Content 0 Votes

von Peter Pilz

Lieferbar ab Oktober 2021

ISBN 9783218012577
Verlag: Kremayr & Scheriau
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 256 Seiten
Format: Buch
Erscheinungsdatum: 22.07.2021
Preis: € 24,00

Kurzbeschreibung des Verlags:

Ibiza-Affäre. BVT-Skandal. Postenschacher. Mitglieder der Parteispitze, die als Beschuldigte geführt werden. Die türkise „Familie“ ist in eine lange Liste an Skandalen involviert. Doch es sind keine isolierten Geschehnisse, sondern Symptome eines Projekts, das seit Jahren im Hintergrund läuft: der schleichende Umbau der Republik Österreich nach Orbánschem Vorbild.
Peter Pilz legt ein detailliertes Panorama der aktuellen österreichischen Politik vor. Er zeichnet Sebastian Kurzˊ Weg an die und an der Macht nach und zeigt kenntnisreich, wie deren Absicherung durch enge Verflechtungen der ÖVP mit Medien, Justiz, Nachrichtendienst, Wirtschaftsmagnaten und potenten Spendern gelingt. Schicht um Schicht enthüllt sich dabei ein mitunter verstörendes politisches Sittenbild, das uns vor Augen führt, dass sich auch in Österreich die Zukunft Europas entscheidet.

Helmuth Schönauer bespricht:
"Kurz. Ein Regime"
von Peter Pilz

Das Buch „Kurz“ ist der Unschuldsvermutung gewidmet. Als Leser tut man daher gut daran, alles im Kopf offen zu halten, bis es die Gerichte geklärt haben. Und selbstverständlich gilt auch für diese Rezension die Unschuldsvermutung.

Für Zeitgenossen poppen immer wieder Glücksaugenblicke auf, wenn die vielen Dateien der Alltagsmasse von jemandem geordnet und zu einer logischen Geschichte zusammengefasst werden. Dabei versuchen Journalisten, aus dürren Fakten eine Story zu erzählen, die jemand für das Medium in Auftrag gegeben hat, während Historiker aus den Homestories jene Strömungen herausdestillieren müssen, welche eine erste Plausibilität der Ereignisse ergeben. Jene Augenblicke, an denen die Quellen der Tageskalender erstmals zu einer Geschichte zusammengefügt werden, sind für jeden Menschen aufregend, der sich als Zeitgenosse einer frischen Epoche angesprochen fühlt.

Peter Pilz liefert mit seinem Geschichts-Reader „Kurz. Ein Regime“ eine Zusammenfassung der letzten Kurz-Jahre, die in ihrer Coolness ziemlich aufrüttelnd ist, obwohl alle Fakten in Tagesdosen bekannt sind. Der explosive Ausdruck Regime wird gleich im Vorspann erklärt: „Wo die Staatsgewalten zu einer einzigen Macht zu verschmelzen beginnen, wird aus einer Regierung ein Regime. Das ist das Projekt von Sebastian Kurz.“ (9)

Diese Transformation wird in sechzehn Abschnitten dargelegt, wobei man zeitlich vielleicht drei Verdichtungen herausstreichen sollte. a) Vorspiel im Filz der Altparteien, b) Übernahme der ÖVP und damit des Staates, c) Ausblick auf die Wirkung in Europa.

Für einen Spickzettel lassen sich Thesen herausschreiben, die durchaus überlegenswert sind.
– Da die Digitalisierung den bestehenden Pressemarkt aufgemischt hat, sind die Zeitungen auf staatliche Unterstützung angewiesen, weil das Werbegeschäft eingebrochen ist.
– Da nach der Bankenkrise das Kapital zu Beton geworden ist, lassen sich wirkliche Geschäfte nur mehr mit Grund und Boden und Immobilien machen.
– Da Zeitungen und Immobilien auf das Wohlwollen der Regierung angewiesen sind, braucht es einen Deal, um für alle ein Win-Win herzustellen.
– Damit die Geschäfte klaglos über die Bühne gehen, muss letztlich die Justiz kaltgestellt werden.

Unter diesen Prämissen übernimmt Sebastian Kurz zuerst die Partei und dann die Regierung, wobei die jeweiligen Koalitionen bloß Dekoration sind wie auch das Parlament. Hinter allem steht ein kleiner „Familienkreis“, den Sebastian Kurz als Kontrollfreak führt. Ihm geht es nie um Inhalte, sondern um Darstellung. Das Bild der Pressekonferenz ist wichtig, nicht ihr Text.

An dieser Stelle verweist der Autor auf die grandiosen Politik-Instinkte des Kanzlers, er sei ein Traum für jeden Rhetorik-Trainer. Da er nicht durch eigene Meinungen und eigene Substanz verstellt sei, könne er voll professionell antrainierte Inhalte präsentieren. Dieses ideologisch freigeräumte Feld ermöglicht zudem eine Kompatibilität mit anderen Parteien für Kurz-Zeitregierungen. Dabei werden die Teilzeitpartner ihrer Substanz entkleidet und nach Gebrauch nackt zu deren ehemaligen Wählern zurückgeschickt, während das aufgefrischte Kurzprogramm mit den Themen Migration und Klima gestärkt in die nächsten Wahlen gehen kann.

Für eine erfolgreiche Regierung braucht man Sponsoren und viele Posten, die man als Belohnung verteilen darf. Ein kalkulierbarer Plan ist bei diesem System schädlich, denn es geht nur um das Regieren der kleinen Truppe, nicht aber um die Regierten.

Das Kurz-System wird in einer groben Analogie den Systemen Putin und Orban gegenübergestellt, bei denen ja auch niemand mehr nachfragt, was denn ihr Inhalt sei. Zudem ist deren Machtübernahme ähnlich verlaufen wie jene von Kurz. Während dieser dem österreichischen Filz der Altparteien entstiegen ist, kam Putin aus dem Geheimdienst und Orban, ursprünglich Demokrat, aus der parlamentarischen Hölle, die sich die zerstrittenen Kleinstparteien Ungarns geschaffen hatten.

Peter Pilz Analyse spielt im Sommer 2021, wo der Ibiza-Ausschuss gerade abgedreht ist, und alle offenen Fragen gerichtlich geklärt werden müssen. Das System steht an der Kippe, es kann scheitern wie in Israel Netanjahu, wenn sich alle gegen Kurz zusammentun. Oder es wird ein volles Putin-Programm. Ein Mittelweg ist bei Regimen nicht angedacht.

Für Europa sind die Folgen fatal. Kurz ist in Brüssel vom Liebling zum Bösewicht mutiert, die Allianzen gegen ihn werden ihn in eine Ostachse mit illiberalen Demokratien treiben.

Der Leser schlägt das Buch mit offenem Mund zu und ist auf jeden Fall einmal mit dem Sortieren des Gelesenen beschäftigt. Für Glossisten und Kleinschriftsteller kommt an dieser Stelle spontan eine Reflexion der eigenen Kurz-Thesen an die Reihe. Man muss sich schütteln, was da im Bundeskanzleramt täglich für Post abgeht, währen die Schreib-Zwerge draußen sich um das Thema Wolf und Binnen-I kümmern.

Noch vor dem Grübeln gilt es freilich, ein Doppel-Kompliment an Peter Pilz zu machen. Es ist unendlich wichtig, dass die losen Fakten der Zeitgeschichte immer wieder zusammengefasst und in ein Buch gebunden werden. Auch wenn die Halbwertszeit vielleicht gering ist, das Nachdenken wird immens gesteigert.

Und zweitens ist die Wertschätzung gegenüber dem „feindlichen“ Thema herausragend. Fast mit Neid erzählt Peter Pilz von Sebastian Kurz, der offensichtlich in seiner Partei das geschafft hat, was ihm bei den Grünen nicht geglückt ist.

Zuviel Hitze hier auf dieser Welt! 

Posted by Wilfried Allé Wednesday, September 15, 2021 4:20:00 PM Categories: Belletristik/Comic Cartoon Humor Satire/Cartoons
Rate this Content 0 Votes

ISBN 9783903055575
Verlag: Scherz & Schund Fabrik e.U.
Genre: Belletristik/Comic, Cartoon, Humor, Satire/Cartoons
Reihe: Cartooning for Peace
Vorwort: Yann Arthus-Bertrand
Umfang: 120 Seiten
Format: Buch
Erscheinungsdatum: 09.09.2020
Preis: € 25,00

Kurzbeschreibung des Verlags:

Ausgewählt vom Netzwerk Cartooning for Peace, zeichnen 60 internationale Künstler wie sich Umweltverschmutzung und Klimaerwärmung auf unser Leben auswirken.

FALTER-Rezension

Wie lassen sich Artensterben, Klimakrise und Umweltverschmutzung so emotionalisieren, dass man ins Handeln kommt? Das internationale Zeichner-Netzwerk „Cartooning for Peace“ hat es mit einer Sammlung von 60 Karikaturen versucht, sie zeigen etwa einen sterbenden Elefanten, dessen Rüssel zum Schornstein mutiert, einen Glyphosat trinkenden Bauern, der von Europa umarmt wird, und ein Fischschwarm mit Gasmasken. Große Kunst, wie die Zeichner ökologische Krisen auf einen Blick verdichten. Aber selten.

Benedikt Narodoslawsky in Falter 37/2021 vom 17.09.2021 (S. 22)

Der Deutsche Klub 

Austro-Nazis in der Hofburg
Posted by Wilfried Allé Friday, September 10, 2021 12:31:00 PM Categories: Sachbücher/Geschichte/20. Jahrhundert (bis 1945)
Rate this Content 0 Votes

von Andreas Huber , Linda Erker , Klaus Taschwer

ISBN 9783707606515
Verlag: Czernin
Genre: Sachbücher/Geschichte/20. Jahrhundert (bis 1945)
Umfang: 224 Seiten
Format: Hardcover
Erscheinungsdatum: 02.03.2020
Preis: € 25,00

Kurzbeschreibung des Verlags:

Das mächtige rechte Netzwerk des Deutschen Klubs, der von 1908 bis 1939 in Wien bestand, nahm in der Zwischenkriegszeit auf vielfältige Weise Einfluss auf die politischen Entwicklungen in Österreich. Vor allem war der elitäre Verein in den 1930er-Jahren maßgeblich an der nationalsozialistischen Unterwanderung des Landes beteiligt. Nach dem »Anschluss« im März 1938 übernahmen etliche dieser Austro-Nazis Schlüsselpositionen in Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft.
Gestützt auf neue Archivmaterialien macht die Studie die wahre Bedeutung des Vereins sowie der Deutschen Gemeinschaft deutlich, eines eng mit dem Deutschen Klub verknüpften Geheimbundes. Dabei zeigt sich auch, wie fließend die Übergänge zwischen national und nationalsozialistisch für die Elite des »dritten Lagers« in den 1930er-Jahren gewesen sind – und wie sehr die in der Ersten Republik gebildeten Netzwerke in der Zweiten Republik nachwirkten.

FALTER-Rezension

Postenschacher im rechtskonservativen bis radikalen Milieu hat in Österreich eine lange Tradition, wie die aufschlussreiche Studie „Der Deutsche Klub. Austro-Nazis in der Hofburg“ beschreibt.

Dieser Verein wurde im Jahr 1908 gegründet, um den vielen zerstrittenen deutschnationalen Parteien, Burschenschaften und Verbindungen eine gemeinsame Plattform zu geben und sie zu befrieden. Von 1919 bis 1939 gehörten ihm rund 1000 Männer an, Frauen oder Juden durften nicht beitreten.

Im Lauf der Zeit wurden darin auch viele Spitzenpolitiker aktiv – darunter allein 18 Minister der Zwischenkriegszeit. Ansonsten bildeten Wiener Bildungsbürger das Rückgrat des Klubs, der Vereinssitz befand sich ab 1923 im Leopoldinischen Trakt der Hofburg. Hier wurden regelmäßig politische Vorträge und Kulturveranstaltungen abgehalten. Inhaltlich stand der Verein für den „Anschlussgedanken“ sowie eine „rassisch-radikale Ablehnung des Judentums“.

Wie alle deutschnationalen Korporationen war der Deutsche Klub auch eine Art Vermittlungsagentur. Ältere Vereinsmitglieder in höheren Positionen sollten die jüngeren Kollegen unterstützen und ihnen nach Möglichkeit Stellen zuschanzen.

Den Höhepunkt bildete dabei der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938. So war Bundeskanzler Arthur Seyß-Inquart ein Mitglied des Deutschen Klubs – genau wie vier weitere Minister des neunköpfigen „Anschluss“-Kabinetts. In Folge übernahmen Klubmitglieder leitende Positionen in vielen großen Institutionen wie der Uni Wien, der Nationalbank oder auch dem Tiergarten Schönbrunn.

Im Oktober 1939 wurde der Deutsche Klub schließlich von den Nazis aufgelöst, weil sie seitens der gut vernetzten Vereinsmitglieder eine unkontrollierbare „Nebenregierung“ in Wien befürchteten. Und das, obwohl der Deutsche Klub die Nazis bis zuletzt tatkräftig unterstützt hatte. Der Werdegang einiger – auch NS-belasteter – Vereinsmitglieder nach 1945 zeigt die Macht solcher Netzwerke über Regimewechsel hinweg.

Tobias Schmitzberger in Falter 36/2021 vom 10.09.2021 (S. 20)

Lebenswerk 

Posted by Wilfried Allé Friday, September 10, 2021 10:19:00 AM Categories: Autobiographien Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Biographien
Rate this Content 0 Votes

von Alice Schwarzer

ISBN 9783462054361
Ausgabe 3. Auflage
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Biographien, Autobiographien
Umfang: 480 Seiten
Format: Hardcover
Erscheinungsdatum: 08.10.2020
Preis: € 25,70

Kurzbeschreibung des Verlags:

Rückblick, Bilanz, Ausblick.
Nachdem Alice Schwarzer 2011 im »Lebenslauf« ihre Herkunft, ihre Kindheit und Jugend sowie die frühen Jahre als Journalistin geschildert hat, berichtet sie nun über die großen Themen ihres Lebens und ihrer Arbeit, durch die sie über Jahrzehnte ein ganzes Land geprägt hat und noch prägt: Ihre Kämpfe gegen Gewalt an Frauen und Kindern, gegen die Männerjustiz, das Abtreibungsverbot, Sexismus, Pornografie und Prostitution– und für eine »Vermenschlichung der Geschlechter« sowie die Aufhebung der Arbeitsteilung zwischen Frauen und Männern sind legendär. Motto: »Die Hälfte der Welt für die Frauen – die Hälfte des Hauses für die Männer!« Durch Alice Schwarzers lebendig erzählten Rückblick auf 50 Jahre wird das Ausmaß ihrer politischen Interventionen sichtbar, bis hin zu MeToo und der Kritik am politischen Islam. Ohne sie sähe das heutige Deutschland anders aus. Immer wieder hat Alice Schwarzer mit spektakulären TV-Streitgesprächen etwa mit Esther Vilar (1975) oder Verona Feldbusch (2001) Geschichte geschrieben, genauso wie mit ihren Büchern, der Gründung der Zeitschrift Emma (1977) oder ihren öffentlichen Aktionen gegen den §218 (»Ich habe abgetrieben«) und »PorNO«. Und immer wieder stand auch sie selbst im Mittelpunkt heftiger medialer Aus-einandersetzungen über ihre Person. Ein Buch voller Erinnerungen, Begegnungen (u.a. mit Angela Merkel), Einblicken in ihr Leben und ihre Positionen bis hin zu den heutigen Debatten. Plus ein Anhang mit Schlüssel-Texten von Alice Schwarzer aus den letzten 50 Jahren.

FALTER-Rezension

Was hat Frau Merkel geschafft?

Alice Schwarzer war kurz in Wien, für einen Dreh zu einem Dokumentarfilm über sie von Sabine Derflinger. Zeit für eine Melange mit dem Falter und ein Gespräch über die deutsche Wahl, die scheidende Kanzlerin Angela Merkel, die von dieser verwaltete Flüchtlingskrise und die neuen totalitären Tendenzen an den Universitäten.

Falter: Frau Schwarzer, am 26. September wird in Deutschland gewählt. Muss man als Feministin bei Annalena Baerbock ankreuzen?

Alice Schwarzer: Nein, man muss gar nichts. Ich habe noch nie einen Menschen gewählt, weil der Mensch eine Frau ist. Wenn ich allerdings die Wahl hätte zwischen einem Mann und einer Frau, bei gleicher Qualität, würde ich die Frau wählen.

Sie sagen, die Grünen haben derzeit keine feministische Agenda?

Schwarzer: Die Grünen sagen gerne, sie hätten „den Feminismus in der DNA“, aber das genügt nicht. Wir haben in der aktuellen Emma die Parteiprogramme verglichen und den drei Kanzlerkandidaten 20 gleiche Fragen gestellt – Baerbock fällt da im Vergleich zu ihren Mitbewerbern leider nicht als hervorragend feministisch auf.

Immerhin musste der grüne
Co-Parteichef Robert Habeck auf die Spitzenkandidatur verzichten, weil er der Mann war.

Schwarzer: Tja … Diese Quoten sind, wie man an dem Beispiel sieht, grundsätzlich nicht unproblematisch. Ich sehe sie mittlerweile kritisch. Die bessere Lösung wäre vermutlich, gezielt benachteiligte Gruppen, allen voran die Frauen, strukturell zu fördern. Habeck hat ja nie gesagt, er habe verzichtet, weil Baerbock die bessere Wahl sei, sondern weil sie eine Frau sei. Eine vergiftete pseudofeministische Geste. Das wendet sich jetzt gegen sie, indem man nun sagt: Er wäre eigentlich der bessere Kandidat gewesen, aber weil sie eine Frau sei … Und auch Habeck selbst lässt das mehr als durchblicken.

Kommen wir zu den grünen Inhalten.

Schwarzer: Natürlich ist Baerbock für Ganztagskrippen und -schulen und für gleichen Lohn. Bei den heiklen Fragen aber, und da denke ich etwa an die Sexualpolitik, sind die Grünen aus meiner Sicht hochproblematisch. Zum Beispiel die Prostitution. Für sie ist das „Sexarbeit“ – ein Beruf wie jeder andere. Ich weiß nicht, was sich die privilegierten Frauen in Berlin-Mitte dabei denken. Ist denen wirklich nicht klar, dass 95 Prozent der Frauen in der Prostitution aus den ärmsten Ländern der Welt kommen, aus Osteuropa, Afrika? Diese Ausbeutung! Prostituierte sind heute, durchaus im Sinne von Fanon, die „Verdammten dieser Erde“, die Ärmsten der Armen. Darüber hin­aus ist Prostitution ein Kernthema im Verhältnis der Geschlechter. Eine Gesellschaft, in der man Frauen kaufen kann, kann niemals emanzipiert sein. Die Akzeptanz von Prostitution macht alle Frauen zum käuflichen Geschlecht und vergiftet die Fantasie der Männer, auch derjenigen, die der Versuchung widerstehen, Freier zu sein. Der Freier kauft ja nicht Sex, er kauft Macht.

Wäre es bei der SPD anders? Deren Spitzenkandidat Olaf Scholz wirbt mit dem Spruch „Ich kann Kanzlerin“.

Schwarzer: In allen sexualpolitischen Fragen plappert die SPD den Grünen nach. Sie hält das vermutlich für modern. Leider. Obwohl Scholz klug ist, und ich glaube wirklich Feminist. Zumindest sagt er das schon lange. Aber letztendlich bleibt auch er bei den Fragen, die mich vorrangig interessieren, vage. Zum Beispiel bei der Debatte um den Gender-Pay-Gap. Ja verdammt noch einmal, Deutschland ist seit vielen Jahrzehnten das Schlusslicht in Europa, wir liegen sogar hinter Rumänien. Warum? Weil wir das Land der „Rabenmütter“ sind. Es gilt immer noch: Eine gute Mutter bleibt zuhause bzw. macht heutzutage­ Teilzeit. Weil es auch im Jahr 2021 immer noch nicht ausreichend Krippen, Kindergärten und Ganztagsschulen gibt. Es ist ein strukturelles Problem – und das muss behoben werden. Aber das haben lange auch die Konservativen, hat die CDU/CSU verhindert.

Die Ära Merkel geht zu Ende. Was hat sie denn für die Frauen getan?

Schwarzer: Angela Merkel hat gezeigt, dass eine Frau es kann – ohne sich bei den Männern anzubiedern. Es gibt ein Davor und ein Danach.

Das hat Margaret Thatcher auch schon.

Schwarzer: Nein, Thatcher hat die Domina gemimt. Und sie hat eine menschenfeindliche Politik gemacht, nur im Interesse des Geldes. Das hat Merkel nicht, auch wenn es zunächst, 2005, so aussah. Ihr CDU-Kontrahent Merz hat einmal gesagt: „Merkel ist der beste sozialdemokratische Kanzler, den Deutschland je hatte.“ Er hat das ironisch und beleidigend gemeint, aber ich finde, es ist ein Kompliment. Merkel ist über 16 Jahre durch die unterschiedlichsten Krisen gegangen. Sie hat versucht, sachorientiert und mit Anstand zu regieren. Sie hat weder das Weibchen gespielt noch den Kerl gemimt. Das bringt ja auch nichts. Wenn die Jungs Wettpissen machen, sind wir eh draußen. Sie ist ihren eigenen Weg gegangen. Praktisch, bequem; die flachen Schuhe, die Hosen, die Jacketts. Aber es stimmt: Sie hätte offensiver sein können als Frau.

Oder als Frauenpolitikerin …

Schwarzer: Das meine ich. Doch immerhin hat sie 2005 sofort eine andere Familienpolitik möglich gemacht. Die damalige Familienministerin und heutige EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen konnte mit Merkels Unterstützung eine sehr moderne Frauen- und Familienpolitik umsetzen. Merkel hat auch einen neuen Stil eingeführt in Berlin: sachorientiert, bescheiden, respektvoll. Frauen durften ja unter Gerhard Schröder und Joschka Fischer den Mund gar nicht erst aufmachen.

Merkel hat vor sechs Jahren diesen einen Satz gesagt: „Wir schaffen das.“ Haben wir es geschafft?

Schwarzer: Da müssen wir präzisieren, was geschafft werden sollte. In einem hat Merkel auf jeden Fall dramatisch versagt: bei der Unterscheidung zwischen Islam, dem Glauben, und Islamismus, der Ideologie. Ich habe im Frühsommer zusammen mit dem Wissenschaftszentrum Berlin eine Allensbach-Umfrage initiiert, die zwischen Islam und Islamismus unterschieden hat. Und da ist herausgekommen, dass der Prozentsatz der echten Rassisten, die etwas gegen den Islam als Religion oder Muslime an sich haben, ziemlich gering ist, also eine einstellige Prozentzahl. Aber eine gewaltige Mehrheit verspürt ein enormes Unbehagen in Bezug auf die islamistische Agitation. Seit den 90ern versucht ja der politische Islam, auch im Westen seine Werte zu infiltrieren. Das geht von der Akzeptanz der Scharia im Familienrecht über die Trennung der Geschlechter in der Schule bis zur Forderung des Kopftuchs für Lehrerinnen, ja sogar zur Akzeptanz der Burka im öffentlichen Raum. In unserer repräsentativen Allensbach-Studie sind 61 Prozent der Menschen für ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen und 90 Prozent für ein generelles Burkaverbot! Und die Politik? Dass es überhaupt noch Frauen im Westen gibt, die die Burka „freiwillig“ tragen, statt sie sich spätestens angesichts des Dramas in Afghanistan solidarisch vom Leib zu reißen, ist für mich schwer nachvollziehbar.

Die damalige türkis-blaue Regierung hat in Österreich die Burka verboten – das war vor allem auch eine populistische Geste.

Schwarzer: Populistisch? Es ist schlimm genug für die Linke, dass sie sich über diese Gefahr keine Gedanken zu machen scheint. Damit lassen wir auch die Millionen aufgeklärter Musliminnen und Muslime auf der Welt im Stich, die die ersten Opfer dieser Fanatiker sind. Die christlichen Fundamentalisten sind nicht besser, die haben zu 80 Prozent Trump gewählt. Außerdem ist es ein Wahnsinnsproblem, dass da jetzt mit einem Schlag hunderttausende junge Männer aus Ländern hergekommen sind, in denen Frauenrechte schon qua Gesetz nicht existieren; in denen Gewalt gegen Frauen und Kinder die Norm ist. Verschärfend hinzu kommt: Diese Männer sind oftmals durch Bürgerkriege brutalisiert und traumatisiert. Als Opfer oder Täter – oder beides.

Sie haben das Buch „Der Schock – die Silvesternacht in Köln“ herausgegeben. Hat sich Ihr Schock im Nachhinein etwas relativiert?

Schwarzer: Im Gegenteil. Ich kann das im Mai 2016 erschienene Buch heute, fünf Jahre später, veröffentlichen, ohne auch nur ein Komma zu ändern. Alle Fakten und Analysen stimmen. Was ist denn in der Kölner Silvesternacht passiert? Über 600 Frauen haben nach der Nacht Anzeige wegen sexueller Gewalt erstattet. 95 Prozent waren jüngere Männer aus islamischen Ländern, vor allem aus Marokko und Algerien, das ich gut kenne. Ich habe ja 2018 ein ganzes Buch über „Meine algerische Familie“ geschrieben. Das Motiv dieser Männer war Frauenhass; sie wollten die Frauen aus dem öffentlichen Raum verjagen, so wie sie das auch in Kairo auf dem Tahrir-Platz getan haben. Das sind junge Männer, die zuhause in ihren Ländern keine Chance haben. Sie kommen überwiegend – legitimerweise, was das Motiv angeht – aus wirtschaftlichen Gründen. Sie erhoffen sich ein besseres Leben. Sie sind gewohnt, dass Frauen in ihren Ländern Untermenschen sind. Jetzt kommen sie zu uns, es geht ihnen schlecht, und sie sollen nun auch noch die Frauen als gleichberechtigt akzeptieren. Zusätzlich werden sie in den Moscheen von Islamisten verhetzt. Die predigen, dass das Huren sind, die da abends auf die Straße gehen. Und da soll es Rassismus sein, wenn man das benennt? Das Gegenteil ist rassistisch: wenn man es nicht sagt! Wenn man diesen jungen Männern einen gönnerhaften Freibrief gibt, Stil „Die sind so. Bei denen ist das nun mal so!“. Damit gibt man ihnen ja auch nicht die Chance, sich zu ändern, das Unrecht zu begreifen und dazuzulernen. Wie der Koautor von „Schock“, der Algerier Kamel Daoud, der von den Islamisten mit dem Tode bedroht wird, so treffend gesagt hat: Die vielen tausend Kilometer, die diese jungen Männer nach Europa mit ihren Füßen gegangen sind, müssen sie nun auch noch im Kopf gehen, um wirklich bei uns anzukommen.

Jetzt würden viele Ihrer Kritiker einwenden, dass wir uns zu stark auf die Flüchtlinge konzentrieren. Auf dem Oktoberfest gehe es auch nicht anders zu.

Schwarzer: Ja, ich kenne dieses gerade in unserem Fall ziemlich komische Argument. Wer, wenn nicht die Emma, schreibt seit über 40 Jahren über die Männergewalt?! Die hat leider keine Hautfarbe, keine Klasse und keinen Glauben – Männergewalt gegen Frauen und Kinder ist universell. Nur bei uns sehen wir das hierzulande nach 50 Jahren Feminismus immerhin kritisch – und schließen gewalttätigen Männern die Türen, bevor sie loslegen. Aber in diesen enthemmt patriarchalen Kulturen wird die Gewalt gegen Frauen auch noch stolz öffentlich demonstriert.

Sie verwenden keinen Genderstern in Ihrem Buch. Warum?

Schwarzer: Ich bin Journalistin, ich arbeite mit Sprache. Sprache ist mein Stoff. Sicher, Sprache spiegelt und beeinflusst die Machtverhältnisse. Aber ich finde, mit Sternchen und Unterstrichen verhunzt man die Sprache. Wir bei Emma benutzen das Binnen-I. Auch eine Krücke.

Selbst bei uns in der Redaktion würden jetzt einige einwenden, dadurch werden die Geschlechter und die Diversität in einer Gesellschaft nicht sichtbar gemacht.

Schwarzer: Wollen wir mal auf dem Teppich bleiben. „Geschlechter nicht sichtbar gemacht“ – also es gibt in dieser Welt vor allem biologische Männer und Frauen und eine verschwindende biologische Minderheit dazwischen. Und dann kommt noch eine Minderheit dazu, früher 0,002 Prozent der Bevölkerung, die einen ernsthaften seelischen Konflikt haben. Sie fühlen sich „im falschen Geschlecht“. Das kann bis zu Selbstverstümmelungen führen. Ich war schon in den 80er-Jahren dafür, dass diese Transsexuellen ihren Personenstand wechseln können. 1991 haben laut einer sexualwissenschaftlichen Studie 1100 Transsexuelle in Deutschland gelebt. Heute beträgt die Zahl der Menschen, vor allem der Mädchen, die sich für transsexuell halten, das Hundertfache. Jede sehr verständliche Geschlechtsrollenirritation – Mädchen, die Fußball spielen oder sich in ihre Freundin verlieben – wird schon als Transsexualität interpretiert. Mit der Folge von lebenslangen Hormongaben und schweren körperlichen Eingriffen. Grüne und SPD plädieren in ihren Parteiprogrammen dafür, dass man schon ab 14 das Geschlecht wechseln kann, ohne die eigenen Eltern auch nur zu informieren. Das ist unverantwortlich. Wir Feministinnen sind mit dem Anspruch angetreten, die Geschlechterrollen (Gender) abzuschaffen, für die die Biologie (Sex) nur der Vorwand ist. Sicher, von diesem Ziel sind wir leider auch im Westen noch weit entfernt, und in Ländern wie Afghanistan Lichtjahre. Aber in unserem Kulturkreis haben wir immerhin inzwischen die Freiheit, es zu versuchen. Was ich begrüße. In meinen Texten können Sie seit 1971 tausendmal den Satz lesen: „Mein Ziel ist, dass Männer und Frauen Menschen werden“, also dass die Geschlechterrollen abgeschafft werden, das biologische Geschlecht Menschen nicht länger definiert. Dass Frauen sich zugestehen können, sogenannte männliche Eigenschaften zu haben, und Männer, dass sie sogenannte weibliche haben.

Das heißt, die Kategorie bleibt Frau und nicht FLINT*?

Schwarzer: Ich weiß, so ist von politisch Korrekten in Österreich eine 14-Jährige bezeichnet worden, die Opfer einer Gruppenvergewaltigung geworden ist. Diese Szenesprache nimmt ja schon zynische Züge an. Wir haben früher, in den 70ern und 80ern, repressive Sprache und Herrschaftssprache kritisch analysiert. Das ist Herrschaftssprache. Verschleiernd und unverständlich. Kein Mensch auf der Straße versteht das.

Das heißt, die Linke hat mit dieser Szenesprache ihr eigenes Kirchenlatein geschaffen und mit dem Begriff des „strukturellen Rassismus“ die Erbsünde wiederentdeckt?

Schwarzer: Sie sagen es treffender, als ich es sagen könnte.

Und gepredigt wird mit dem Rücken zum Volk?

Schwarzer: Genau so ist es. Und das Schlimme ist, dass dieser ganze Quatsch jetzt dem guten alten Feminismus auf die Füße fällt. Die sprechen im Namen des Feminismus, was ich unerhört finde. Und die Menschen glauben, dass die Feministinnen alle verrückt geworden sind.

Beim letzten Wien-Besuch wollten Aktivistinnen Ihren Auftritt an der Angewandten verhindern, weil Sie sich, so die ÖH, „sexarbeitsfeindlich, transphob und antimuslimisch“ geäußert hätten. Hat Sie das überrascht?

Schwarzer: Diese Leute, die hinten rumgegrölt haben, sind wenige Minuten später zwei Etagen höher gegangen zu einem Auftritt von Kübra Gümüşay, der elegantesten Vertreterin eines sehr orthodoxen Islam in Deutschland. Tief verschleiert, man sieht nichts, kein sündiges Haar, keinen sündigen Körper, nur ihren Laptop und ihre pastellfarbenen Tücher. Anfang der 70er erkannte man die geschulten Marxisten, Maoisten und Trotzkisten nicht nur an der Sprache, sondern auch an ihrem völlig unberührbaren Auftritt. Die sagten immer das Gleiche und waren nicht zu erschüttern. Heutzutage stelle ich bei manchen meiner Kritiker und Kritikerinnen dasselbe fest.

Die bekannte französische Journalistin und Feministin Caroline Fourest hat die Art und Weise, wie Leute auf den Unis ausgeladen werden oder nicht auftreten dürfen, mit den Terrorprozessen der 30er-Jahre in Moskau verglichen. Das ist ein ziemlich harter Vorwurf. Würden Sie so weit gehen?

Schwarzer: Caroline ist nicht zufällig eine Freundin. Ich unterstreiche jedes Wort ihres letzten Buches „Generation beleidigt“. Wir haben es ja auch in Emma vorabgedruckt. Ich bin in Paris Mitglied eines sogenannten Salons, wo Intellektuelle kontroverse Fragen diskutieren. Eines der Themen ist der politische Islam. Etliche Professorinnen­ und Professoren von der Sorbonne haben Finsteres zu berichten: Tabus, Sprachverbote, Hetzkampagnen. Also das erreicht fast das Niveau von Houellebecqs „Unterwerfung“.

Erleben wir eine Rückkehr einer sehr totalitär oder eindimensional agierenden Linken – unter dem Deckmantel der Diversität?

Schwarzer: Ja, die Reste der autoritären und totalitären Linken sammeln sich in diesem Becken. Hinzu kommen jetzt die neuen Identitären und die selbsterklärten Antirassisten. Von diesen Kreisen wird ja auch der politische Islamismus geleugnet, ja propagiert.

Aber was ist dagegen einzuwenden, wenn eine junge, selbstbewusste Frau sagt: Ich habe eine gute Ausbildung, ich möchte das Kopftuch tragen, das sind meine Kinder, der Mann wäscht auch ab …

Schwarzer: … und dann kommt schon wieder die Alice Schwarzer und sagt: Das darfst du nicht anziehen! Hahaha! Worum aber geht es wirklich? Nicht um die einzelnen Individuen, sondern um ein politisches Symbol. In den 60er-Jahren gab es schon eine Million Türken in Deutschland. Sie waren konservativ, kamen vom Land. Doch weder haben wir da ein Kopftuch gesehen – höchstens bei einer Bäuerin, wie in Kärnten oder in Bayern –, noch war vom Islam die Rede. Ich glaube, wenn bei Ford der Dieter den Willi gefragt hätte: Du, hör mal, der Mohammed, was hat der eigentlich für eine Religion? – Dann hätte der gesagt: Du, ich weiß nicht, ich frag den mal. Also: Es gab kein Kopftuch, kein öffentliches Beten oder Fasten. Religion war Privatsache! Dann kam – mit Khomeini – Anfang der 80er das weltweite Erstarken des politischen Islam. Und ab Mitte der 90er hatten die Islamisten, die im Gegensatz zu uns anderen sehr gut organisiert sind mit Milliarden Petrodollars, einen Unterwanderungsplan. Seither sehen wir auch verstärkt Kopftücher, für die Islamisten den Eltern so manches Mal sogar Geld geben. Doch lassen Sie mich zwei Ebenen unterscheiden: die subjektive und die objektive. Die Frauen, die in unseren Gesellschaften Kopftuch tragen, tun das, sagen sie, „freiwillig“. Doch es gibt auch den Druck von Familien, von der Community. Diesen Frauen aber will ich keineswegs das Kopftuchtragen verbieten. Das werden Sie bei mir noch nirgendwo gelesen oder gehört haben. Ich will aufklären, über die politische Bedeutung des Kopftuchs im 21. Jahrhundert.

Die da wäre?

Schwarzer: Der politische Islam hat von der ersten Stunde an das Kopftuch zur zentralen Frage gemacht, zu seiner Flagge. Ein paar Wochen nach der Machtergreifung 1979 hat Khomeini die Frauen nachhause geschickt: runter von der Straße, raus aus den Universitäten, den Büros, zieht euch erst einmal anständig an! Denn: Die Haare und der Körper einer Frau sind Sünde, und sie muss das bedecken, um die Männer nicht zu reizen. Es wird Sie jetzt nicht so wahnsinnig überraschen, dass eine Feministin das befremdlich finden und kritisieren muss. Ich rede also über die politische Bedeutung des Kopftuchs und werte nicht das einzelne Individuum, dessen Motive sind vielfältig.

Frau Baerbock entschuldigte sich, dass sie das N-Wort ausgesprochen hatte, und zwar in antirassistischer Motivation.

Schwarzer: Es ist zwar komisch, dass sie sich für ein kritisches Zitat entschuldigen soll, aber es ist absolut richtig, dass man das nicht mehr sagt! Das war immer schon diskriminierend gemeint und ist es weiterhin. Ich finde es erleichternd, dass wir jetzt auch in Bezug auf den Rassismus eine Sensibilität in der Sprache haben.

Die Influencerin DariaDaria hat in einem Schwimmbad zu einem Mädchen- und Frauenbadetag eingeladen. Hätten Sie sich das auch gewünscht?

Schwarzer: Es ist dann wünschenswert, wenn ich beide Möglichkeiten habe: das gemischte Bad und das Frauenbad. Ich verstehe das Bedürfnis vor allem junger Frauen, die da im Visier sind, ihre Ruhe zu haben. Aber perspektivisch träume ich nicht von zwei oder mehreren getrennten Welten für die Geschlechter oder Hautfarben oder Kulturen etc. Denn als Universalistin in­ter­es­sieren mich die Gemeinsamkeiten von Menschen viel mehr als ihre Unterschiede – ohne diese zu leugnen. Ich träume von einer Welt für Menschen.

Eva Konzett in Falter 36/2021 vom 10.09.2021 (S. 22)

Page 15 of 30 << < 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 > >>
https://www.az-neu.eu/Blog/ViewList.aspx?pageid=10275&mid=11378&pagenumber=15