AZ-Neu

Die Informationsplattform für ArbeiterInnen, Angestellte, KMUs, EPUs und PensionistInnen

Working Class 

Warum wir Arbeit brauchen, von der wir leben können

von Julia Friedrichs

ISBN 9783827014269
Verlag: Berlin Verlag
Format: Hardcover
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 320 Seiten
Erscheinungsdatum: 01.03.2021
Preis: € 22,70
Kurzbeschreibung des Verlags:

»Ihr werdet es einmal schlechter haben!«
Die Generation nach den Babyboomern ist die erste nach dem Zweiten Weltkrieg, die ihre Eltern mehrheitlich nicht wirtschaftlich übertreffen wird. Obwohl die Wirtschaft ein Jahrzehnt lang wuchs, besitzt die Mehrheit in diesem Land kaum Kapital, kein Vermögen. Doch sich Wohlstand aus eigener Kraft zu erarbeiten ist schwieriger geworden, insbesondere für die, die heute unter 45 sind. Die Hälfte von ihnen fürchtet, im Alter arm zu sein. Was sind die Ursachen für diesen großen gesellschaftlichen Umbruch, wann fing es an? Julia Friedrichs spricht mit Wissenschaftlern, Experten und Politikern. Vor allem aber begleitet sie Menschen, die dachten, dass Arbeit sie durchs Leben trägt, die reinigen, unterrichten, Tag für Tag ins Büro gehen und merken, dass es doch nicht reicht. Sie sind die ungehörte Hälfte des Landes. Dieses Buch erzählt ihre Geschichte.

FALTER-Rezension
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr

Es gibt so eine Geschichte, die immer wieder erzählt wird, die so versimpelt ist, dass sie richtiggehend falsch ist, und diese Geschichte geht so: Früher gab es eine homogene industrielle Arbeiterklasse, die war einst entrechtet, setzte aber dann faire Löhne, gute Arbeitsbedingungen durch, schaffte den Aufstieg, erwarb Wohlstand, aber irgendwann ging es dann mit ihr bergab. Löhne sanken, Belegschaften schrumpften, Produktionsstandorte wurden verlagert und heute gibt es „die Arbeiterklasse“ nur mehr in Spurenelementen.

Doch die arbeitenden Klassen waren nie so homogen und sie sind nicht verschwunden, sie haben nur ihr Gesicht verändert. „Die working class sieht anders aus als vor hundert Jahren, aber noch immer gilt: Es sind Menschen, die arbeiten, um Geld zum Leben zu haben“, schreibt Julia Friedrichs in ihrem Buch „Working Class“. Die Autorin hat mit den verschiedenen Protagonisten dieser Klasse gesprochen, mit Menschen, „für die es keinen Namen gibt“, wie Friedrichs sie nennt. Arbeiterklasse klingt irgendwie falsch nach Fabrik und Fließband, „class populaire“ sagen die Franzosen. Die „einfachen Leute“ eben.

Die Angst der Menschen

Friedrichs, vielfach preisgekrönte Reporterin und Buchautorin (in „Wir Erben“ hat sie etwa die andere Seite des ökonomischen Spektrums porträtiert), bleibt beim Begriff „Working Class“. Working Class, das sind jene, die die Arbeiten verrichten, die wir alle brauchen, von den Pflegern und Pflegerinnen über die Leute am Bau, die im Putzdienst, die Pädagogen mit kleinem Einkommen und prekären Verträgen, das „Dienstleistungsproletariat“. „Gut drei Millionen Menschen in Deutschland verdienen weniger als 2000 Euro brutto im Monat, obwohl sie Vollzeit arbeiten, zehn Millionen bekommen weniger als zwölf Euro die Stunde“, schreibt sie.

Einer von Friedrichs Protagonisten ist Sait, der seit fast 20 Jahren im Dienste einer ausgegliederten Putzfirma die Berliner U-Bahn-Stationen schrubbt. In den ­80er-Jahren konnte man von so einem Job gut leben, das weiß er von seinem Vater, der als ungelernter Lkw-Fahrer in Deutschland begann, aber „jetzt ist die Gewerkschaft so klein“ – er zeigt zwei Zentimeter zwischen Daumen und Zeigefinger. „Früher waren die Firmen so klein“ – „Und warum ist das so?“ – „Weil die Menschen Angst haben. Wir sind froh, dass wir Arbeit haben.“ 10,56 Euro brutto erhält er die Stunde. Davon soll er seine Frau und seine beiden Kinder erhalten.

Oder Christian. Er hat eine Lehre in einer kleinen Firma gemacht, Bürojob. Eine Zeitlang ging es auf der Leiter noch hinauf, dann blieb er hängen, überarbeitete sich, hatte einen Zusammenbruch, jetzt wurde er endgültig aus der Firma gemobbt. Rüdiger, der als Verkäufer und Kundenbetreuer bei Karstadt anfing, als Warenhäuser noch eine fixe Lebensstellung bedeuteten, ging es nicht viel anders. Aber auch Alexandra und ihr Partner strampeln täglich gegen den Abstieg, obwohl sie Musikschullehrer mit akademischem Abschluss sind. Sie arbeiten auf Honorarbasis, müssen Stunde um Stunde zusammensammeln, damit sich die Raten fürs sowieso nicht besonders teure Eigenheim mit Ach und Krach ausgehen.

Sie alle sind Alleingelassene. Nicht nur, weil sie die Erfahrung machen, dass sie auf sich gestellt sind und man sich auf Solidarität nicht verlassen kann. Ihre Weltdeutungen und ihre Werte und die Kritik, die sie an den Umständen üben, sie stützen sich auf kein kollektives Erleben mehr. Wer die Unbehaustheit und die Verwundungen der heutigen arbeitenden Klassen verstehen will, auch die Respektlosigkeiten, denen die Protagonisten ausgesetzt sind, sollte dieses Buch lesen.

Robert Misik in Falter 20/2021 vom 21.05.2021 (S. 22)

Posted by Wilfried Allé Wednesday, May 19, 2021 1:20:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
Rate this Content 0 Votes

Wie Demokratien sterben 

Und was wir dagegen tun können

von Steven Levitsky, Daniel Ziblatt

Übersetzung: Klaus-Dieter Schmidt
Verlag: Pantheon
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 320 Seiten
Erscheinungsdatum: 26.08.2019
Preis: € 14,40

Rezension aus FALTER 38/2020

Steven Levitsky und Daniel Ziblatt analysieren in ihrem Bestseller aus dem Jahr 2018 Stationen auf dem Weg ins Autoritäre. Sie bringen historische und aktuelle Beispiele wie Hugo Chávez in Venezuela und Viktor Orbán in Ungarn, sie nennen die Philippinen, Polen oder die Türkei und Deutschland der 1930er. Solide, gute Verfassungen sind immens wichtig, ebenso wichtig sind aber die ungeschriebenen Regeln und Normen der politischen Auseinandersetzung. Dazu gehört etwa, den politischen Gegner zwar scharf zu kritisieren, ihm aber nicht die grundsätzliche Legitimität, am politischen Prozess teilzunehmen, abzusprechen. Dazu gehört auch, schiedsrichterartige Institutionen wie Höchstgerichte nicht infrage zu stellen. Aber auch die Presse, Interessenvertretungen und die Geheimdienste. „Wer ein Fußballspiel manipulieren will, nimmt sich zuerst die Schiedsrichter vor“, schreiben die Autoren. Mainstream-Parteien, also Volksparteien der Mitte, kommt dabei eine „Wächterfunktion“ zu. So loben die Autoren etwa jene hochrangigen ÖVPler, die sich in der überparteilichen Wahlbewegung für Bundespräsident Alexander Van der Bellen engagierten, um den Extremisten Norbert Hofer zu verhindern.

Barbaba Tóth in FALTER 38/2020 vom 18.09.2020 (S. 21)

Posted by Wilfried Allé Friday, May 14, 2021 8:33:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
Rate this Content 0 Votes

Wie du dein eigenes Saatgut gewinnst – und so ein kleines Stück Welt rettest  

alte Sorten erhalten, Pflanzenvielfalt feiern, unabhängig sein

von Sigrid Drage

Verlag: Löwenzahn Verlag in der Studienverlag Ges.m.b.H
Format: Hardcover
Genre: Ratgeber/Natur/Garten
Umfang: 240 Seiten
Erscheinungsdatum: 28.04.2021
Preis: € 26,90

 

Kurzbeschreibung des Verlags:

Dieses Buch wird klimapositiv hergestellt, cradle-to-cradle ge­druckt und bleibt plastik­frei un­ver­packt. LASS UNS RE­BEL­LIEREN: SAAT­GUT­VER­MEH­RUNG FÜR UN­SERE ZU­KUNFT! Du möch­test wis­sen, WO­HER DEIN ES­SEN KOMMT und lebst nach der De­vise: Am bes­ten aus dem ei­ge­nen Gar­ten oder gar nicht? DU BIST DER PERMA­KUL­TUR VER­FALLEN und möch­test die Welt ein kleines Stück­chen bes­ser ma­chen? Oder bist du ein­fach VER­RÜCKT NACH DEI­NEN SELBST GE­ZO­GENEN PFLAN­ZEN - den saf­tigen To­ma­ten und dem un­fass­bar duften­den Ore­ga­no - und möch­test auf das nächste Level up­graden? Dann mach’s dir doch ein­fach selbst! TAUCH EIN IN DIE WELT DER PFLANZEN­VER­MEHRUNG UND ZÜCH­TE JAHR­AUS, JAHR­EIN DEINE EI­GE­NEN LIEB­LINGS­GEMÜSE. Nach­haltiger geht’s nicht: Ka­rot­ten, Thymian, Kar­tof­feln und Erd­beeren sprießen in deinem Beet und lan­den auch im nächs­ten Jahr als Samen, Steck­ling, Mutter­pflanze oder Aus­läu­fer wie­der dort - DER NATÜR­LICHE KREIS­LAUF SETZT SICH FORT und be­ginnt von Neuem. Ohne Gen­tech­nik, Trans­port­kilo­meter oder Ver­packung. Da­für IN ALLEN FOR­MEN UND FAR­BEN und mit ei­nem der­art ein­zig­artigen Ge­schmack, dass du es kaum fas­sen wirst. PFLANZEN­VIEL­FALT VOR­AUS! ERNTE UND VER­MEHRE, WIE DIR DEI­NE BUN­TEN GEMÜSE­KÖPFE UND KESSEN KRÄUTER­BLÄTTER GE­WACH­SEN SIND! Saat­gut­ernte und Steck­lings­ver­mehrung: Zau­berei? Wenn du zu­siehst, wie dein Samen­korn zur Pflanze reift, kommt dir das gar nicht so ab­we­gig vor. Dabei geht es doch ganz leicht! Die Auto­rin Sigrid Drage lie­fert dir alle Infos und Tipps, die du brauchst, um an Ende DIE ER­TRAG­REICHSTEN, RESIS­TEN­TESTEN UND DIE AM BES­TEN AN DEI­NEN GAR­TEN AN­GE­PASSTEN SAMEN UND STECK­LINGE WEITER­ZU­PFLAN­ZEN. Ganz na­tür­lich und schonend, ver­steht sich - und ganz nach den Prin­zi­pien der Perma­kul­tur. An­ge­fangen mit den BASICS: Wie sollst du deine Pflan­zen am bes­ten AUS­SÄEN, VOR­ZIEHEN, AN­PFLAN­ZEN UND PFLE­GEN? Und na­tür­lich: alles rund um BE­STÄU­BUNG, BE­FRUCH­TUNG, GENERATIE UND VEGETATIVE VERMEHRUNG. Grundlagen abgehakt? Dann kann es gleich weitergehen: mit AUS­FÜHRLICHEN PORTRAITS ZU 40 GEMÜSEN, KRÄUTERN, BLUMEN UND BEEREN, die du ganz UN­KOMPLI­ZIERT VER­MEHREN und auch WIRK­LICH GE­BRAU­CHEN KANNST. Da wären etwa der knollig-aroma­tische Fen­chel, die wu­chernde Busch­bohne, die bunt-bau­chige Au­ber­gine oder die Kräu­ter-All-Time-Favo­rites Ros­marin und Basi­li­kum. Um an deine ei­genen Sor­ten zu kom­men, suchst du dir gleich ein paar Ver­bün­dete. SAMEN­TAUSCH­BÖRSE? Ja bitte! Die wird ab jetzt zu einem fes­ten Be­stand­teil deines Garten­jahres. HYBRID­SORTEN MÜSSEN DRAUS­SEN BLEIBEN. AB JETZT GIBT'S NUR MEHR, WAS DU SELBST VER­MEHRT HAST Wenn du deine ei­genen Pflan­zen ver­mehrst, kannst du dich LOS­LÖSEN. Von allem, was in der Saat­gut­indus­trie schief­läuft. Du be­stimmst, WEL­CHE SORTEN WEITER­GE­PFLANZT wer­den. OHNE NOR­MIERUNG ODER VOR­SCHRIF­TEN. Am An­fang steht der Weg zu­rück: zu ALT­EN KUL­TUR­METHODEN, RAREN SOR­TEN und einer Tech­nik, die in Ver­gessen­heit ge­raten ist. Denn die Ver­mehrung von Samen und Steck­lingen gibt es be­reits seit Ur­zeiten. Heute dik­tieren in­dus­trielle Agrar­kon­zerne, was auf den Markt kommt: Und das sind nur eine Hand­voll kon­ventio­nelle, hoch­ge­züch­tete oder gen­tech­nisch ver­änderte Sor­ten, die da­rauf aus­ge­legt sind, Ein­weg­pro­dukte zu sein. AUF DIESE FARB- UND FORM­LOSEN, LANG­WEILIGEN UND VOR ALLEM GE­SCHMACK­LOSEN HYBRID­GEMÜSE HAST DU ABSOLUT KEINE LUST MEHR? Dann bist du hier genau rich­tig. Werde zur Samen­züchterin und zum Stecklings­flüs­terer! Dann bist du näm­lich VIEL­FALTS­ER­HALTERIN, SELBST­VER­SORGER UND KLIMA­SCHÜTZERIN auf ein­mal. Die Lücke im na­tür­lichen Kreis­lauf, die durch kon­ven­tio­nelle Samen ent­steht, wird ge­schlos­sen. Mit der Zeit kannst du deine ei­genen samen­festen Sorten ziehen. Und du kannst dich über DEINE KNALL­BUNTEN, SCHIEFEN UND GANZ UND GAR SELBST AUF­GE­ZO­GENEN UND FORT­GE­PFLANZ­TEN PFLÄNZ­CHEN freuen. - BYE-BYE HYBRID­SAMEN - HALLO GEMÜSE­VIEL­FALT! Wir star­ten eine SAMEN­RE­VO­LU­TION, die sich ge­wachsen hat. Mit selbst ge­züch­teten Pflan­zen, die dich be­freien: von Gen­tech­nik, Mono­po­len und anderen schlech­ten Saat­gewohn­heiten. VER­MEHREN, TAU­SCHEN UND SELBST­VER­SORGEN. Klima und Um­welt wer­den ju­beln! - Von wegen Gärt­ner-Olymp: SAAT­GUT GE­WIN­NEN UND STECK­LINGE ZIE­HEN KANN JEDER. Hol dir die Grund­lagen, starte gleich los - und ernte un­glaub­lich ge­schmacks­inten­sive Ge­müse, Kräu­ter und Beeren, die jedes Jahr noch üppiger wach­sen. Was nicht weg­schnabu­liert wird, lan­det im Samen­tüt­chen oder im Steck­lings­topf. So ein­fach geht das! - Immer schon cool: Pflan­zen ver­mehrt haben schon unsere Vor­fahren. LASS UNS DAS UR­ALTE WISSEN HER­VOR­HOLEN UND GANZ NEU ENT­DECKEN: mit 40 LIEBLINGS­PFLANZEN, auf die du ab jetzt nie mehr ver­zich­ten kannst. Und die eine UN­GLAUB­LICHE VIEL­FALT IN DEINEN GAR­TEN EIN­ZIEHEN LAS­SEN: weiße To­ma­ten, vio­lette Kar­toffeln oder blau­hül­sige Bohnen? Er­lebe dein blühendes Wunder!

Posted by Wilfried Allé Tuesday, May 4, 2021 9:09:00 PM Categories: Ratgeber/Natur/Garten
Rate this Content 0 Votes

Working Class 

Warum wir Arbeit brauchen, von der wir leben können

von Julia Friedrichs

Verlag: Berlin Verlag
Format: Hardcover
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Umfang: 320 Seiten
Erscheinungsdatum: 01.03.2021
Preis: € 22,70

 

Kurzbeschreibung des Verlags:

»Ihr werdet es einmal schlechter haben!« Die Generation nach den Babyboomern ist die erste nach dem Zweiten Weltkrieg, die ihre Eltern mehrheitlich nicht wirtschaftlich übertreffen wird. Obwohl die Wirtschaft ein Jahrzehnt lang wuchs, besitzt die Mehrheit in diesem Land kaum Kapital, kein Vermögen. Doch sich Wohlstand aus eigener Kraft zu erarbeiten ist schwieriger geworden, insbesondere für die, die heute unter 45 sind. Die Hälfte von ihnen fürchtet, im Alter arm zu sein. Was sind die Ursachen für diesen großen gesellschaftlichen Umbruch, wann fing es an?
Julia Friedrichs spricht mit Wissenschaftlern, Experten und Politikern. Vor allem aber begleitet sie Menschen, die dachten, dass Arbeit sie durchs Leben trägt, die reinigen, unterrichten, Tag für Tag ins Büro gehen und merken, dass es doch nicht reicht. Sie sind die ungehörte Hälfte des Landes. Dieses Buch erzählt ihre Geschichte.

Pressestimmen

»Friedrichs gelingt es, ein mit Zahlen und Fakten gesättigtes Buch verständlich zu gestalten, indem sie reportagehafte Passagen, Interviews und Analysen verknüpft.« ― die tageszeitung Published On: 2021-03-13

»Friedrichs analysiert präzise, nah an den Menschen dran, frei von Polemik oder Sozialkitsch.« ― 3sat „Kulturzeit“ Published On: 2021-03-12

»Sehr angenehm geschrieben, persönlich und trotzdem sehr reich an Fakten.« ― rbb "Zibb" Published On: 2021-03-11

»Menschennah, aber kitschfrei, präzise und durch Daten, Fakten und Analysen von Ökonomen gestützt, erzählt Friedrichs vom wachsenden Reichtum weniger auf Kosten vieler, wie und seit wann Kapital Arbeit schlägt.« -- Corinna Nohn ― Handelsblatt Published On: 2021-03-05

»Die Journalistin schildert den Alltag ihrer Protagonisten einfühlsam, aber niemals unkritisch, und beschreibt Situationen und Orte mit treffenden Sprachbildern. So macht sie die trockene Statistik anschaulich.« -- Claas Christophersen ― NDR Info Published On: 2021-03-03

»Die Geschichten berühren und sind aufrüttelnd erzählt.« ― Berliner Zeitung Published On: 2021-04-24

»Durchaus ein Lesetipp für den kommenden 1. Mai, dem Tag der Arbeit.« ― Hamburger Abendblatt Published On: 2021-04-24

»Friedrichs zeigt in ihrem Buch an etlichen Beispielen und sehr anschaulich auf die wunden Punkte unserer Gesellschaft. Mir ist in diesem Buch sehr deutlich geworden, warum manchen Menschen der Aufstieg gelingt und andere keine Chance haben.« ― Südwest Presse Published On: 2021-04-23

»Sie erzählt aus der Ich-Perspektive, mit persönlichem Touch, angereichert mit Kommentaren und Anekdoten.« ― Der Tagesspiegel Published On: 2021-04-21

»Ein notwendiger Beitrag zur Diskussion in dieser Zeit.« ― literatursalon.online Published On: 2021-04-17

»Ich reagiere durchaus emotional und auch aufgewühlt auf dieses Buch, aber das erreicht sie, indem sie eigentlich sehr nüchtern und äußerst sachlich argumentiert.« ― SRF „Das Sachbuch-Trio“ (CH) Published On: 2021-04-12

»Herausgekommen ist nicht nur das eindrückliche Porträt einer neuen Arbeiterklasse, die sich überhaupt erst als solche zu verstehen lernen muss. Es ist auch die Geschichte einer Generation, die es als erste in der Nachkriegszeit nicht besser haben wird als ihre Eltern.« ― der Freitag Published On: 2021-04-07

»Arbeiterinnen, Angestellte, Freiberufler – die Angehörigen der neuen ›Working Class‹ – Julia Friedrichs erzählt menschennah und doch präzise ihre persönliche Geschichte, die es unbedingt verdient, gehört zu werden.« ― Politik & Kultur Published On: 2021-04-01

»Julia Friedrichs ist schonungslos offen und arbeitet gründlich und fundiert. Sie ist eine begnadete Vollblut-Journalistin mit dem Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen. Dieses hat mir die Augen geöffnet, auch wenn ich manchmal schwer an diesen Erkenntnissen zu knabbern habe.« ― Gala Online Published On: 2021-03-22

»Es ist ein Buch, das aufrüttelt und das endlich die in den Mittelpunkt stellt, die zum Reichtum des Landes zwar beitragen, davon aber kaum profitieren.« ― mdr Kultur "Unter Büchern" Published On: 2021-03-05

»Wie immer hat Friedrichs solide und empathisch recherchiert. Sie hat Wertschätzung über für jene, die ihr Zeit widmen und Geschichten erzählen, damit sie ihre Bücher schreiben kann.« ― Augustin (A) Published On: 2021-03-01

»Dass Friedrichs die Problematik an konkreten Fällen festmacht und ihnen über einen längeren Zeitraum folgt, macht sie greifbar, leichter einzuordnen; es ist keine komplizierte Lektüre.« -- Kristina Toussaint ― Aachener Zeitung Published On: 2021-03-01

»Wir finden, dass es unbedingt an der Zeit ist, sich diese Geschichten anzuhören.« ― Zeit Newsletter Published On: 2021-02-23

Posted by Wilfried Allé Saturday, May 1, 2021 6:20:00 PM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft/Gesellschaft
Rate this Content 0 Votes

Alles Bio vom Balkon. Obst, Gemüse und Kräuter selber ziehen 

Große Ernten auf kleinster Fläche mit den richtigen Sorten und Pflanzgefäßen, natürlichem Dünger und Pflanzenschutz. Alles für den nachhaltigen Naschbalkon

von Ursula Kopp

Verlag: Bassermann
Format: Hardcover
Genre: Ratgeber/Natur/Garten
Umfang: 96 Seiten
Erscheinungsdatum: 08.03.2021
Preis: € 9,99

 

Rezension aus FALTER 15/2021

Ernte in Balkonien

Fensterbank, Balkon, Terrasse, Hinterhofgärtchen: Keine Fläche ist zu klein, um auch in der Großstadt eigenes Gemüse, Kräuter oder Beeren zu ziehen. Aber wie geht man es an? Eine Anleitung in fünf Schritten für Urban Gardener mit Selbstversorgersehnsucht.

Erst einmal einlesen

Je kleiner die Fläche, desto wichtiger die Planung. Deshalb hilft zum Einstieg eine Aufwärmrunde Armchair-Gardening, sprich Lektüre: Unübertroffen umfassend ist immer noch Andrea Heistingers „Handbuch Bio-Balkongarten“. Kein Aspekt, der dort nicht beleuchtet würde. Kurz gefasstes Know-how zu Balkongemüse, -obst und -kräutern bietet auch das neue „Alles Bio vom Balkon“ von Ursula Kopp.

Ebenso lohnend ist der Blick in einschlägige Balkongarten- und Selbstversorger-Blogs, etwa kistengruen.de, hauptstadtgarten.de oder wurzelwerk.net. Ganz neu ist die Garten-App Gardify (www.gardify.de), eine Art Smart-Gardening-Tool, das einem mit To-do-Erinnerungen, Ökoscans, Pflanzen-Doc oder ortsgenauen Frostwarnungen virtuell zur Hand geht.

Was es zu vermeiden gilt

Man mag es noch so bedauern, aber auf einem dunklen Nordbalkon werden nie Paradeiser reifen. Sie benötigen – wie die meisten Fruchtgemüse – sechs Stunden Sonne pro Tag. Halbschattentolerant sind Blattgemüse wie Mangold, Salat oder Gartenampfer. Hellerer Schatten funktioniert etwa auch für Radieschen, Gurken oder Himbeeren. Und im tiefen Schatten kann man es immerhin noch mit Pilzen probieren. Wobei in der Stadt Schattenlage sowieso nicht gleich Schattenlage ist: Denn wenn rundum Fensterscheiben Sonnenlicht reflektieren, schaut die Sache schon wieder besser aus.

Ebenso sind in der Stadt Hitze und Wind ein Thema. Beide lassen Pflanzgefäße rasch austrocknen. Daher lieber wenige größere Topfe als viele kleine, in denen die Erde in Windes­eile steinhart wird und man mit dem Gießen nicht nachkommt. Auch Nährstoffe sind in größeren Gefäßen länger verfügbar.

Die richtige Wahl

Wer in der Horizontalfläche beschränkt ist, schwinge sich in die Höhe: Windsicher befestigte Rankgerüste funktionieren auf Balkonen und Terrassen als ideale Senkrechtgärten. Feuerbohnen, Erbsen, Gurken, essbare Blüten wie Kapuzinerkresse oder auch viele Paradeiser kann man nach oben ziehen und dabei auch für Blattgrünkühlung von Mauern sorgen. Insgesamt gilt: Beim Einkauf kleinwüchsige Sorten wählen, bei Obst zu schlankem Säulenobst greifen und nach Balkonsorten fragen.

Eine Fundgrube für Sorten, die auf kleinstem Raum gedeihen, ist Birgit Lahners Buch „Bio-Gärtnern am Fensterbrett“. Die Wiener Nutzpflanzenexpertin bietet auch eintägige Workshops zum Thema an (www.birgitlahner.at). Gute Adressen für den Kauf von Bio-Gemüsejungpflanzen und Bio-Samen von samenfesten Sorten, also Sorten, von denen man Samen gewinnen und im Folgejahr wieder anbauen kann, sind z.B. Reinsaat, Sativa oder Arche Noah (siehe Spalte).

Einige erprobte Mischkulturen für Töpfe, wie sie Andrea Heistinger empfiehlt, sind: Salat und Radieschen, Knoblauch und Erdbeeren, Erdmandeln und Paradeiser, Salat und Kohlsprossen, Basilikum mit Paprika, Paradeiser oder Aubergine, Schnittlauch und Karotte.

Gutes Gerät

Drei Werkzeuge braucht man zum Balkongärtnern jedenfalls: Handschaufel, Gartenschere und ein „Heindl“, sprich: eine kleine, gestielte Handhacke. Damit deckt man alles vom Jäten übers Graben und Stutzen bis zum Töpfe-mit-Erde-Befüllen ab. Man kann dabei jeweils zur Billigausführung greifen und Glück haben oder sich gleich etwas Stabiles zulegen, zum Beispiel eine Gartenschere von Felco (Modell ist Geschmackssache) sowie eine Handschaufel und eine Kleinhaue von „PKS Bronze-Gartenwerkzeuge“ aus Bad Ischl (kupferspuren.at).

Beschriftete Pflanzetiketten, die man neben frisch Gesätem oder Gesetztem in die Erde steckt, gehören ebenfalls zur Grundausstattung, weil man schneller, als man glaubt, vergisst, was man wo gesetzt hat. Ideal – und billiger als Plastiketiketten – sind hölzerne Mundspateln. Mit Bleistift beschriften, der hält am längsten!

Weil es immer etwas hoch- und festzubinden gibt, braucht es eine Rolle reißfesten, nicht zu dünnen Gartenspagats. Und wer einmal in einer betörenden Auswahl von Qualitätsgartenwerkzeug schwelgen möchte, kann dass auf dictum.com tun.

Erde und Wasser

Weil man in Balkonien nur in Pflanzgefäßen gärtnert, ist die Erde umso wichtiger. Hier bei der Qualität zu sparen rächt sich später. Oberstes Gebot: Die Erde darf keinen Torf enthalten! Bio und Torf gehen ohnehin nicht zusammen. Beim Torfabbau werden nämlich jede Menge Moore zerstört.

Ein sehr gutes, torffreies Bio-Substrat aus Niederösterreich ist Alfred Grands Bio-Erde aus Kompost, Rindenhumus, Lavasand und Regenwurmhumus: www.vermigrand.eu.

Für die Anzucht von Samen, die nährstoffarme Erde zum Keimen brauchen und erst nach dem Vereinzeln in gehaltvolleres Substrat gesetzt werden, gibt es eigene Anzuchterde. Sie eignet sich auch gut für Kräuter.

Ein Wort noch zum Gießen: Gemüse braucht vor allem als frisch gesetzte Jungpflanze und während der Frucht-entwicklung regelmäßige Wasserversorgung. In Hitzephasen muss man deshalb mitunter zweimal pro Tag gießen. Eine Mulchschicht oben auf der Topferde – etwa aus Stroh – hilft gut gegen das Austrocknen.

Nun der finale Geheimtipp: Sammeln Sie Regenwasser! Das erspart Gießkanneschleppen, und wie alle Pflanzen mögen auch Gemüse und Kräuter weiches Regenwasser am liebsten

Carsten Fastner in FALTER 15/2021 vom 16.04.2021 (S. 44)

Weiters in dieser Rezension besprochen:

Bio-Gärtnern am Fensterbrett - Wie auf kleinstem Raum das ganze Jahr Gemüse, Kräuter, Salate und Obst wachsen (Birgit Lahner)
Handbuch Bio-Balkongarten - Gemüse, Obst und Kräuter auf kleiner Fläche ernten (Andrea Heistinger, Verein ARCHE NOAH)

Posted by Wilfried Allé Thursday, April 15, 2021 1:57:00 PM Categories: Ratgeber/Natur/Garten
Rate this Content 0 Votes

Die Verlockung des Autoritären 

Warum antidemokratische Herrschaft so populär geworden ist

von Anne Applebaum

Übersetzung: Jürgen Neubauer
Verlag: Siedler
Format: Hardcover
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 208 Seiten
Erscheinungsdatum: 12.03.2021
Preis: € 22,70


Kurzbeschreibung des Verlags:
Das neue Buch der Pulitzer-Preisträgerin Die Erschütterung der liberalen Demokratie überall auf der Welt wird gern mit der Schwäche der westlichen Werteordnung erklärt. Die Pulitzer-Preisträgerin Anne Applebaum geht dem Phänomen auf andere Weise auf den Grund. Sie fragt: Was macht für viele Menschen die Rückkehr zu autoritären, anti-demokratischen Herrschaftsformen so erstrebenswert? Was genau treibt all die Wähler, Unterstützer und Steigbügelhalter der Anti-Demokraten an? An vielen Beispielen – von Boris Johnson über die spanischen Nationalisten bis zur Corona-Diktatur in Ungarn – und aus persönlicher Erfahrung zeigt sie, welche Bedeutung dabei soziale Medien, Verschwörungstheorien und Nostalgie haben, welche materiellen Interessen ins Spiel kommen und wie nicht zuletzt Elitenbashing und Aufstiegsverheißungen die Energien der vermeintlich Unterprivilegierten befeuern. Ein brillanter Streifzug durch ein Europa, das sich auf erschreckende Weise nach harter Hand und starkem Staat (zurück)sehnt.

Klappentext
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Neubauer. Die Erschütterung der liberalen Demokratie überall auf der Welt wird gern mit der Schwäche der westlichen Werteordnung erklärt. Die Pulitzer-Preisträgerin Anne Applebaum geht dem Phänomen auf andere Weise auf den Grund. Sie fragt: Was macht für viele Menschen die Rückkehr zu autoritären, anti-demokratischen Herrschaftsformen so erstrebenswert? Was genau treibt all die Wähler, Unterstützer und Steigbügelhalter der Anti-Demokraten an? An vielen Beispielen - von Boris Johnson über die spanischen Nationalisten bis zur Corona-Diktatur in Ungarn - und aus persönlicher Erfahrung zeigt sie, welche Bedeutung dabei soziale Medien, Verschwörungstheorien und Nostalgie haben, welche materiellen Interessen ins Spiel kommen und wie nicht zuletzt Elitenbashing und Aufstiegsverheißungen die Energien der vermeintlich Unterprivilegierten befeuern.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung
Rezensent Thomas Ribi schätzt den Ansatz aus persönlichen Erfahrungen, historischem Weitblick und theoretischer Analyse, mit dem sich Anne Applebaum in ihrem Buch der Verschiebung des politischen Diskurses nach rechts widmet. Wer hinter Machtmenschen wie Putin, Erdogan, Orban und Kaczynski die Strippen zieht, erkundet die Autorin laut Ribi anhand von ehemaligen Weggefährten, Journalisten, Bloggern, Intellektuellen, Medienleuten. Was diese Menschen bewegt, sich dem Populismus zu verschreiben, macht der Band deutlich, ebenso die "Fluchtpunkte" ihrer Ideen, meint Ribi.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung
Rezensent Günther Nonnenmacher vermisst in Anne Applebaums Analyse des Rechtsrucks in Mitteleuropa, in England und den USA den Blick auf die Wähler. Applebaum konzentriert sich laut Nonnenmacher allzu sehr auf ihr eigenes Milieu, die politische Rolle der Intellektuellen, Politiker, Journalisten und Wissenschaftler, der "clercs", findet er. Deren Weg in den Nationalpatriotismus in Polen oder Ungarn kann ihm die Autorin anhand vorwiegend persönlicher Eindrücke nachvollziehbar machen. Die strukturellen Gründe für das Abrutschen in den Autoritarismus aber findet Nonnenmacher im Buch zu wenig beachtet.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur
Rezensent Marko Martin liest Anne Applebaums Einlassungen zur neuen Lust am Autoritarismus mit Bauchschmerzen. Nicht etwa, weil die Autorin zu wenig auf die Gründe für den Erfolg rechter Populisten eingeht (für Martin der einzige Einwand gegen das Buch), sondern weil sie das Milieu der intellektuellen Spindoctors hinter Trump oder Viktor Orban so genau kennt und ihren Einfluss auf die Politik differenziert und genau herauszuarbeiten weiß. Welche Folgen die von diesem Milieu propagierte Umwertung aller Werte haben könnte, zeigt die Autorin laut Martin in solcher Deutlichkeit, dass einem angst und bange wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
Rezensentin Julia Encke sieht schwarz mit Anne Applebaums Analyse zur Frage, wie sich antidemokratische Verhältnisse in der Weltpolitik immer weiter ausbreiten konnten. Wie Applebaum am Beispiel von ehemaligen Weggefährten die Radikalisierung in der polnischen Heimat ihres Mannes schildert, findet Encke erschreckend, weil klar wird, dass die betreffenden Akteure keine Verlierer sind, sondern eine grundsätzliche "autoritäre Veranlagung" zu haben scheinen. Die strippenziehende Bildungselite hinter den politischen Akteuren in Polen, Ungarn, Spanien und den USA und ihre Methoden, die Applebaum im Buch identifiziert, machen Encke Angst, auch wenn die Autorin am Ende ihres Buches optimistisch zum Widerstand aufruft.

Posted by Wilfried Allé Sunday, April 11, 2021 11:00:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
Rate this Content 0 Votes

Die Welt danach 

Leben, Arbeit und Wohlfahrt nach dem Corona-Camp

von Bernd Marin

Verlag: Falter Verlag
Format: Taschenbuch
Genre: Zeitdokument/Corona‐Lockdown
Umfang: 140 Seiten
Erscheinungsdatum: 15.03.2021
Preis: € 12,00



Wie kann Leben, Arbeit und Wohlfahrt nach der akuten Gesund­heits- und Wirt­schafts­krise nach­haltig er­neuert wer­den?
Das Buch bietet verständliche Antworten auf häufig ge­stellte Fra­gen rund um die Corona-Krisen; genaue evi­denz­ba­sierte Be­obach­tungen an Hand von Zahlen und Fak­ten; span­nende Fall­ge­schich­ten und an­re­gende Denk­an­stöße, so­wie ori­gi­nelle Re­flexionen über Eu­ro­pas mög­liche Zu­kunfts­sze­na­rien in­mit­ten großer Un­ge­wisshei­ten und Halb­wissen.
Ein Mix von Interviews, deren sozialwissen­schaft­liche Ana­ly­se und in­ves­ti­ga­ti­ver Re­cher­che er­gibt eine in­for­ma­tive Chro­nik der Ver­schrän­kungen von ob­jek­ti­vem Pech und in­sti­tutio­nellem Ver­sagen – etwa der „ita­lieni­schen Tra­gö­die“ und ihrer ge­samt­euro­päischen Be­deu­tung.
Denn in der Pandemie­politik inter­agiert schick­sals­haft schierer Zu­fall (Glück/Un­glück) einer­seits mit häufig wec­hseln­den, mit­unter kurio­sen büro­kra­tischen Fehl­ein­schätzungen, und Fehl­leistungen, – oder auch kol­lek­tivem Ler­nen, klu­ger Stra­te­gie­wahl und legis­tischer Steue­rung so­wie adminis­tra­tivem Ge­schick und Im­pro­vi­sa­tions­gabe – anderer­seits.

Leserstimmen
  • Ein hervorragendes Interview, sehr stimulierend. Informativ, ironisch und elegant formuliert (Shalini Randeria, Rektorin des IWM Wien und Prof. am IHEID Genf)
  • Ein visionärer Text … (Martin Sprenger, MedUni Graz)
  • Hochinteressante Bereicherung unserer Covid-Dis­kussionen (Erhard Fried­berg, Prof. em. Sciences Po Paris)
  • Ein unglaublich spannender und dichter Text (Johannes Huber, Publizist und Blogger, dieSubstanz.at)
  • Danke für den klugen – und humorvollen! – Bei­trag zu einer in­zwischen un­er­träg­lich ver­bissenen Debatte! (Ruth Beckermann, Filme­macherin, Wien)
  • Hervorragend, transparent und aufrüttelnd (Gábor Littasy, FA für Neuro­logie und Psychiatrie Wien)
  • Großartiger Beitrag, wertvollste Aus­einander­setzung mit Corona (Josef Redl, Finanz­experte Wien)
  • Weise, brillant und zugleich humor­voll (Friedhelm Frischen­schlager, Vize­präsident EBÖ)
  • Faktenreich und inspirierend, eine spannende Lektüre (Stephan Mühl­bacher, Prof. an der Karl Landsteiner Privat­uni­versi­tät)
  • Ein wirklich tolles Interview und Buch. Best value for money (Patrick Kenis, Prof. an der Tilburg Uni­versity)
  • Ein visionärer Text, der schön zeigt, dass wir schon im Früh­jahr viel mehr auf einen offenen Dis­kurs hätten setzen müssen (Martin Sprenger, Head of Post­graduate Public Health Program, MedUni Graz)
  • Tolles Interview: So viele kluge Gedanken, so viele inter­essante Über­legungen – eine Be­reicherung (Robert Trappl, Univ.-Prof., Leiter des Öster­reichischen Forschungs­instituts für Artificial Intelligence, OFAI)
  • Gratuliere zu dieser substanziellen, auf solidem Wissen fußenden, kri­tischen und Aus­blick wagenden Aus­ein­ander­setzung mit dem Thema. Welch wohl­tuender Unter­schied zu den repeti­tiven Platti­tüden, mit denen wir täg­lich zu­ge­müllt werden (Georg Stingl, Prof. emer. an der MedUni Wien, Forschungs­gebiete Dermato-Venero­logie, Immuno­logie und Allergo­logie)
  • Mit großem Vergnügen gelesen, das hat gutgetan (Peter Huemer, Publizist und Historiker)
  • Dieses Buch ist – in der Terminologie Bernd Marins – ein er­freu­licher ,Kollateral­nutzen‘ der Covid-19-Pan­demie! Ge­wohnt poin­tiert ana­ly­siert Marin, wie die Ge­sund­heits­krise Leben, Arbeit und Wirt­schaft ver­ändert. Er er­örtert Er­folge steiler Lern­kurven und evo­lutio­närer ,Sperr­klinken­effekte‘ wie auch Folge­schäden von Halb­wissen, has­tigem Seuchen­manage­ment und ins­ti­tutio­neller Dumm­heit. Fakten­­reich und in­spi­rie­rend für euro­pä­ische Zu­kunfts­vi­si­onen, eine span­nende Lek­türe, bes­­tens zu empfehlen (Stephan Mühl­bacher, Prof. für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie, Karl Landsteiner Privat­uni­versität für Gesund­heits­wesen)
  • Das Ausmaß der freiwilligen Freiheits­ent­sagung auf der einen und des munteren Block­wart­tums auf der anderen Seite sind er­schütternd! (Louise Hecht, Privat­dozentin für Jüdische Kultur­ge­schichte, Uni­versi­tät Salz­burg)
  • Das ist ein ausgezeichneter Befund zur Lage, den da Herr Prof. Marin vor­gelegt hat (Gabriele Matzner-Holzer, Botschafterin a.D., Publi­zistin und Diplomatin an den österr. Botschaften in Moskau, New York, Washington, Berlin, Bratislava, Tunis und London)
  • Prallvoll mit so viel kluger Info, wow, wir sind ganz geflasht …(Korina Brockhaus, Musikerin Berlin)
  • Großartiger Beitrag: Eine so umfassende und wert­volle Aus­einander­setzung mit Corona ist mir bisher noch nicht unter­gekommen (Josef Redl, Finanz­experte und früherer Präsident des Finanz-Marketing Ver­bandes Öster­reich und Mit­denker der Platt­form seniors4success)
  • Hochinteressante Bereicherung unserer Covid-Dis­kussionen. Was war aus­schlag­gebender für den Ver­lauf der Krise: Glück und Pech oder Politik, Seuchen-(Miss-)Manage­ment und büro­kra­tische In­do­lenz? Und: Warum hat Eu­ro­pa Italien im Stich ge­lassen? (Erhard Fried­berg, Prof. em. de Sociologie, Sciences Po und CSO/CNRS, Paris)
  • Ein ideenreiches und hochaktuelles kleines Buch. Das große Inter­view habe ich mit Gewinn und Zu­stim­mung ge­lesen (Claus Offe, Professor em. an der Hertie School of Governance, Berlin und Permanent Fellow am IWM Wien)
  • Der Flut an Informationen zu Covid-19, inbegriffen Fakten und Fakes, steht nicht nur ein Mangel an kri­ti­scher Sich­tung und klä­render Zu­sammen­­fas­sung gegen­über, son­dern oft auch eine zu ge­ringe Er­wei­terung des ge­wohnten Blick­feldes. Darin liegt das be­sondere Ver­dienst dieses Buches: Bernd Marin zeigt, dass Men­schen nicht nur an oder mit Corona ster­ben, son­dern bis zu dop­pelt so viele ohne, aber wegen Corona. Ein in­tellek­tueller Sinnes- und Lese­schmaus zum ver­male­deiten Virus, den gesund­heits­poli­tischen Bändigungs­ver­suchen – und der um­ge­benden Angst­lust, Straf­lust und Mord­lust. (August Ruhs, Prof. an der MedUni Wien, FA f. Psy­chia­trie und Neuro­logie, Psycho­ana­lytiker)
Posted by Wilfried Allé Tuesday, March 23, 2021 4:57:00 PM Categories: Fachbücher Zeitdokument/Corona‐Lockdown
Rate this Content 0 Votes

Stille Stadt 

Wien und die Corona‐Krise

In diesem Zeitdokument hat der Fotograf Christopher Mavric in der Zeit des Corona‐Lockdowns von März bis Mai 2020 Menschen im öffentlichen Raum in Wien fotografisch festgehalten. Die von Peter Payer verfassten Texte, dokumentieren die wichtigsten Eckdaten der Ereignisse und interpretieren sie zeit‐ bzw. stadthistorisch. Sie betten die Fotos chronologisch ein und geben Hintergrundinformationen zu den Auswirkungen des Lockdowns auf das Stadtleben. Damit wird der radikale Wandel des öffentlichen Raumes in Wien dokumentiert.

von Peter Payer, Christopher Mavric

Verlag: Falter Verlag
Format: Taschenbuch
Genre: Zeitdokument/Wien-Corona‐Lockdown
Umfang: 160 Seiten
Erscheinungsdatum: 15.03.2021
Preis: € 29,90


Kurzbeschreibung des Verlags:

Die Ausführungen in diesem Buch verstehen sich als erste Bestandsaufnahme der Stadt Wien im so dramatischen Corona-Jahr 2020. Im Zentrum steht das rückblickende ­Ordnen der in vielerlei Hinsicht komplexen Vorgänge, eingebettet in Reflexionen über kollektive Disziplinierungen und – ganz zentral – den in diesem Jahr so direkt erlebbaren Zusammenhang zwischen Stadtraum und Sozialverhalten.

Stadtforscher Peter Payer und Fotograf Christopher Mavrič, beide leidenschaftliche Stadtflaneure, erkunden Ausbruch und Verlauf der Krise. Aufmerksam halten sie die urbanen Veränderungen in Wort und Bild fest. Ihre vielfältigen und spannungsreichen Eindrücke offenbaren etwas vom Wesen Wiens, aber auch ganz grundlegend von Stadt im Ausnahmezustand – ein Blick auf eine der gewaltigsten Zäsuren der jüngeren Stadtgeschichte.

Posted by Wilfried Allé Tuesday, March 16, 2021 5:45:00 PM Categories: Zeitdokument/Wien-Corona‐Lockdown
Rate this Content 0 Votes

Wien wird Bundesland 

Die Wiener Stadtverfassung 1920 und die Trennung von Niederösterreich

Der umfangreiche Sammelband beleuchtet zahlreiche rechts- und kulturhistorische Aspekte der Herauslösung Wiens aus Niederösterreich sowie die Umsetzung und die weitreichenden Konsequenzen dieses Trennungsprozesses.

Shop

Herausgegeben von: Bernhard Hachleitner
Herausgegeben von: Christian Mertens
Verlag: Residenz
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Geschichte/20. Jahrhundert (bis 1945)
Umfang: 200 Seiten
Erscheinungsdatum: 09.11.2020
Preis: € 29,00


Kurzbeschreibung des Verlags:

In der 1918 entstandenen Republik (Deutsch-) Österreich lebte mehr als die Hälfte der Bevölkerung im Bundesland Niederösterreich, zu dem Wien damals noch gehörte. Dieses Übergewicht und die veränderten politischen Verhältnisse nach den Wahlen 1919 verliehen den Tendenzen einer Verselbständigung Wiens zusätzliche Dynamik. Die Bundesverfassung schuf 1920 den rechtlichen Rahmen dafür, gleichzeitig gab sich Wien eine moderne Stadtverfassung. Nach der Klärung organisatorischer und vermögensrechtlicher Fragen wurde die vollständige Trennung von Wien und Niederösterreich(-Land) mit Jahreswechsel 1921/1922 vollzogen. „Wien wird Bundesland“ umfasst verfassungs- und kulturhistorische Aspekte dieses Trennungsprozesses, dessen Nachwirkungen bis in unsere jüngste Vergangenheit reichen.

Posted by Wilfried Allé Tuesday, March 2, 2021 9:20:00 PM Categories: 20. Jahrhundert (bis 1945) Geschichte Sachbücher
Rate this Content 0 Votes

Digitale Jäger 

Ein Insiderbericht aus dem Recherchenetzwerk Bellingcat

von Eliot Higgins

Von nun an wird die Geschichte nicht nur mehr von den Siegern geschrieben. Auch die Besiegten, die zufälligen Passanten, die Nachbarn - sie haben Handys. Und die Flut an Nachrichten und Neuigkeiten, die aus dem Internet hereinströmt, scheint unermesslich zu sein. Aber es muss auch sorgsam sortiert uns strukturiert werden. Das erfordert zwangsläufig Vernunft und Verantwortung.

Verlag: Quadriga
Übersetzung: Wolfgang Seidel
Format: Taschenbuch
Genre: Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Umfang: 288 Seiten
Erscheinungsdatum: 26.02.2021
Preis: €  18,5 0
Rezension aus FALTER 7/2021

„Uns geht es darum, zur Wahrheit beizutragen“

Für einen digitalen Jäger hat die Corona-Pandemie auch Vorteile. Das Interview mit dem Falter findet automatisch auf Zoom statt. Eliot Higgins braucht sich nicht mit Sicherheitsvorkehrungen abzuplagen. Außerdem hat er seine Reisetätigkeit fürs Erste eingestellt – in England herrscht Lockdown. Weniger Auftritte im Ausland heißt auch: mehr Zeit mit seiner Familie in Leicester. Doch sorgenfrei ist Higgins deshalb nicht. Erst vor kurzem ist er aus Sorge um die Sicherheit seines Clans umgezogen. Da seine Adresse automatisch im britischen Wahlregister veröffentlicht wird, wenn er als Wähler regis­triert ist, hat er gerade für seinen Job sein demokratisches Recht geopfert, die eigene Regierung mitzubestimmen.

Falter: Herr Higgins, im Video „Ich rufe meinen Mörder an“ sitzt neben dem russischen Oppositionsführer Alexej Nawalny einer Ihrer Mitarbeiter. Christo Grosev hat Nawalny geholfen, das Giftkomplott des FSB aufzuklären. Ist er jetzt auch in Lebensgefahr?

Eliot Higgins: Christo wohnt in Wien. Gerade schrieb er mir, dass ein Typ damit droht, seine volle Adresse zu veröffentlichen. Wir überlegen, ob wir die österreichische Polizei einschalten. Wir versuchen, uns immer so gut zu schützen, wie wir können. Ich habe schon bisher in Hotelzimmern nie die Mini­bar angefasst.

Seit der Recherche von Nawalny und Bellingcat zu seiner Vergiftung durch das Nervengift Nowitschok weiß man, dass auch Unterhosen nicht vor dem russischen Geheimdienst FSB sicher sind.

Higgins: Meine Unterhose muss jetzt auch in den Safe. Im Ernst, wenn mir ein nettes Hotelmanagement zur Begrüßung eine Torte ins Zimmer stellt, rühre ich die nie an. Statt in Restaurants zu essen, kaufe ich meistens traurige Sandwiches im Supermarkt.

Wieso machen Sie diesen lebensgefährlichen Job?

Higgins: Ich bin zwischen dem Ende des Kalten Krieges und der Invasion im Irak 2003 aufgewachsen. Ich verbrachte viel Zeit online. Während des Arabischen Frühlings fiel mir auf, dass sehr oft etwas gepostet wird, das weder verifiziert noch in Zusammenhang mit anderen Informationen gebracht wird. Also begann ich mir Satellitenbilder anzuschauen und sie mit den Videos zu vergleichen, die zum Beispiel auf den Liveblog des Guardian hochgeladen wurden. So begann ich zum Beispiel, den Frontverlauf in Libyen zu verstehen. Es war wie Sudokulösen oder Puzzlelegen.

Also waren Sie nicht unbedingt von journalistischem Interesse getrieben?

Higgins: Es ging mir nicht um Journalismus, ich wollte nur verbreiten, was ich an interessanten Fakten fand. Es störte mich, dass die Leute, die sich Internetquellen ansahen, oft Verschwörungstheorien anhingen. Die haben eine Schwarz-Weiß-Sicht auf die Dinge. Die Irak-Invasion 2003 hat den Nahen Osten traumatisiert, viele Leute sehen bis heute alles nur durch dieses Prisma. Denen geht es nur um eine Konfrontation zwischen Ost und West und nicht um die Zivilisten, die dabei sterben. Die Mission von Bellingcat ist deshalb: Identifizieren, Bestätigen, Amplifizieren. Unsere Recherchen können dann in Artikeln oder vor Gerichten verwendet werden. Uns geht es darum, zur Wahrheit beizutragen.

Das klingt ein wenig wie Wikileaks.

Higgins: Bellingcat ist ein wohltätiger Verein, der in den Niederlanden registriert ist. Ich bin nicht der König von Bellingcat, das Board kann mich jederzeit feuern. Es geht also nicht wie bei Wikileaks um eine Person. Außerdem machen wir keine Leaks. Wir verifizieren Material, das in offenen Quellen allen zugänglich ist. Wir veröffentlichen nur, was gegengecheckt ist.

Julian Assange hat zumeist etwas veröffentlicht, was den USA geschadet hat. Sie dagegen scheinen Ihre Aufdeckungen oft gegen Putin zu richten. Ist Bellingcat eine Art Anti-Wikileaks?

Higgins: Wir haben auch die Waffenverkäufe der Briten und Amerikaner an Saudi-Arabien veröffentlicht. Mit diesen Waffen wurden im Jemen Zivilisten bombardiert. Wir sind keine leidenschaftlichen Anwälte einer Seite. Ich bin auch nicht antirussisch. Ich habe vielleicht etwas gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin, weil er seinen Leuten Schreckliches antut. Ich finde, die Russen verdienen eine freie und demokratische Gesellschaft.

Wieso bekommen gerade die russischen Recherchen so viel Aufmerksamkeit?

Higgins: Vielleicht weil es oft so lächerlich ist, was der russische Geheimdienst FSB tut, dass es fast nicht zu glauben ist. Wir drehen jetzt eine Dokumentation über das Unterhosenkomplott gegen Nawalny. Dann können die Leute nachvollziehen, wie wir arbeiten. Wir bekamen die Passdaten von den Attentätern nicht vom britischen Geheimdienst MI5 oder von der CIA. Die kann man im Darknet erstehen, dort kann man sie für ein paar Rubel kaufen.

Dann sind Sie also kein CIA-Agent?

Higgins: Ich wurde schon beschuldigt, ein Agent jedes einzelnen Geheimdienstes der Welt zu sein – auch des russischen FSB. Nein, Bellingcat wird nicht von der CIA bezahlt. Begonnen haben wir mit Crowdfunding mit einem Budget von 60.000 Pfund. Seitdem verdoppelt sich das Funding jedes Jahr. Im Moment sind wir bei zwei Millionen und 20 Angestellten.

Man kann Ihre Methode – Open Source Intelligence – schon selbst lernen. Sie geben selbst Workshops?

Higgins: Genau. Wir wollen, dass Leute lernen, sich die offenen Quellen zunutze zu machen, um Verschwörungstheorien entgegenzuwirken.

Sind Regierungen Ihrer Arbeit gegenüber hellhörig geworden?

Higgins: Wir haben im EU-Parlament gesprochen. Dort sagten viele Leute zu uns, dass wir uns gegen Falschinformation aus Russland wehren müssten. Ich sagte: Nein, es geht nicht nur um Russland, was uns wirklich gefährlich werden kann, ist QAnon­. Es beunruhigt mich, wie sehr die kontrafaktischen Gemeinschaften sich in den Diskurs des Mainstreams eingeschlichen haben. Ein paar Wochen später stürmten die Trump-Anhänger das Kapitol in Washington. Das hat etwas verändert. Es ist jetzt allen klar, was passiert, wenn wir nicht gegen Fake News angehen. Russische Desinformation ist nur ein kleiner Teil dessen, wogegen wir ankämpfen müssen.

Und wie?

Higgins: Hier in Britannien habe ich gesehen, wie leicht Verschwörungstheorien über chemische Waffen in Syrien geglaubt wurden – auch vom ehemaligen Labour-Chef Jeremy Corbyn übrigens. Und in Amerika denken, habe ich gerade gelesen, 50 Prozent der Republikaner, dass die Antifa-Bewegung die gewalttätigen Ausschreitungen im Kapitol angeführt hat. Die Antifa? Ich habe Stunden mit diesen Videos aus dem Kapitol zugebracht. Es ist sonnenklar, dass das nicht die Antifa war. Das waren die Proud Boys.

Diese weißen, neofaschistischen Nationalisten kann man für ihre Gewalttaten einsperren, man kann sie auch auf Twitter sperren. Ist das aus Ihrer Sicht ausreichend?

Higgins: Nur weil Twitter und Facebook in Amerika zu Hause sind, konnte man Trump und diese Leute überhaupt sperren. Wenn Facebook eine chinesische Firma wäre, hätte man diese Konten gelöscht? Wäre Trump von einem russischen Twitter geblockt worden? Die sozialen Medien müssen natürlich auch im Westen große Schritte machen, um verantwortungsvoller mit ihrer Macht umzugehen. Wenn wir das alles nicht jetzt sofort angehen, gehen wir in unseren Problemen unter.

Tessa Szyszkowitz in FALTER 7/2021 vom 19.02.2021 (S. 24)

Posted by Wilfried Allé Monday, February 22, 2021 11:34:00 AM Categories: Gesellschaft Sachbücher/Politik Wirtschaft
Rate this Content 0 Votes
Page 17 of 30 << < 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 > >>

Statistics

  • Entries (293)
  • Comments (5)

Categories