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KPMG bescheinigt der Wien Energie solide Finanzen 

... spätestens jetzt sind die damals so hochgejazzten Anpatz-Versuche implodiert

Die Wirtschaftsprüfer von KPMG bescheinigen der Wien Energie finanzielle Stabilität und Zahlungsfähigkeit. Die von KMPG testierte positive Fortbestehensprognose halte fest, dass die Wien Energie "ein zukunftssicheres, stabiles Geschäftsmodell hat", so Wien-Energie Chef Michael Strebl. Der Bericht dazu ist heute, am 30.9.2022 an die Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA) gegangen, die dem Unternehmen im Auftrag des Bundes einen Kreditrahmen über zwei Mrd. Euro gewährt hat.

Die Wien Energie, die rund zwei Millionen Kunden mit Strom, Gas und Fernwärme versorgt, hatte Ende August unerwartet einen Finanzbedarf von mehreren Milliarden Euro. Zur Abdeckung wendete sich das Unternehmen damals an den Bund. Auslöser war ein plötzlicher massiver Anstieg der Strompreise bei gleichzeitig relativ niedrigen Gaspreisen. Deshalb musste das Unternehmen große Beträge an Sicherheiten hinterlegen - am extremsten Tag waren es 3,4 Mrd. Euro. Mit der Beruhigung der Preise waren ein Teil dieser Sicherheiten kurz danach nicht mehr notwendig. Der gewährte Kreditrahmen des Bundes von zwei Mrd. Euro wurde bis jetzt nicht angezapft.

Dieses Szenario entstand, weil gleichzeitig der Strompreis stark stieg und der Gaspreis stark absacktet, sodass die Wien Energie einen Liquiditätsengpass hatte. Weil es in einer derzeitigen 'Preisrally' erneut zu einem Liquiditätsengpass kommen könnte, fordere die Wien Energie vom Staat einen Schutzschirm aufzuspannen.

Solche Schutzschirme gebe es bereits in acht europäischen Ländern, darunter Deutschland, die Schweiz, Schweden oder Dänemark. In Deutschland gebe es eine "sehr intelligente Lösung", die über die staatliche Förderbank kfw den Schutz gewähre. Wenn nun beispielsweise ein Stadtwerk Unterstützung brauche, könne diese "ohne öffentliche Diskussion" gewährt werden.

Wien-Energie Chef Michael Strebl weist einmal mehr den Vorwurf zurück, die Wien Energie hätte spekuliert. Das Wichtigste aus Sicht der Wien Energie sei die Versorgungssicherheit für die Kunden.

https://www.trend.at/branchen/kpmg-wien-energie-solide-finanzen?utm_source=Newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=trend-Newsletter+-+30.09.2022&utm_content=https%3A%2F%2Fwww.trend.at%2Fbranchen%2Fkpmg-wien-energie-solide-finanzen

Posted by Wilfried Allé Friday, September 30, 2022 9:30:00 PM
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Wien Energie: Was war da eigentlich los? 

von Helmut Spindler

Helmut Spindler ist CEO von PowerBot, das sich auf die Automatisierung des Stromhandels im Intradaymarkt spezialisiert hat und dabei hilft, Erneuerbare Energien in den Markt zu integrieren und das Potential von flexiblen Anlagen, wie etwa Batteriespeicher, zu heben.  In diesem Gastbeitrag beschäftigt er sich mit den Spekulationsvorwürfen gegen die Wien Energie, welche die Terminmarktgeschäfte betreffen. Zur Klarstellung: PowerBot unterstützt Unternehmen beim physischen Ausgleich von Erzeugungsschwankungen im Kurzfristmarkt, was für die Energiewende erforderlich ist. Die Dienstleistungen von PowerBot haben keinen Bezug zu Terminmarktgeschäften und es besteht auch keine Geschäftsbeziehung zu Wien Energie.

Als Energiemarktexperte wurde ich in den letzten Tagen klarerweise immer wieder zur Causa Wien Energie gefragt. Grundsätzlich ist es natürlich so, dass nur die Wien Energie (WE) weiß, was da genau passiert ist und als Öffentlichkeit kennen wir keine Details. Ich kann jedoch sagen, dass die Geschichte, die diese in den letzten Tagen medial erzählt hat, energiewirtschaftlich schlüssig ist und ich dazu neige, deren Aussagen („es gibt keine spekulativen Positionen und auch keine Verluste, nur temporären Kapitalbedarf für Sicherheiten“) zu glauben. Ich erläutere meine Sicht hier nun doch, weil es einfach so viel öffentliches Interesse an diesem Thema gibt. Vorab möchte ich aber noch erwähnen, dass dies meine reine Privatmeinung ist und ich keine Geschäftsbeziehungen zur Wien Energie habe. Es ist einfach ein Expertenblick auf das, was ich den letzten Tagen den Medien entnommen habe, nicht mehr und nicht weniger.

Er behandelt folgende Themen:

  • Zocken in hohem Ausmaß unplausibel
  • Handel an Strombörsen ist Best Practice
  • Portfoliostrategie von Wien Energie „gutes Zeichen“
  • Profile von Absicherungen sind unterschiedlich
  • Preisverdopplung großes Pech für Energiefirmen
  • Fokus auf Fernwärme großer Nachteil
  • Fazit

Neugierig?
hier geht's zum vollständigen Artikel ->

Posted by Wilfried Allé Thursday, September 15, 2022 3:32:00 PM
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Ein systemisches Problem 

Die Ursachen der Krise auf den Strommärkten und bei der Wien Energie

Die volle Liberalisierung des Strommarktes hat für Insta­bi­li­tät und Boom/Bust-Zyklen mit star­ken Preis­schwan­kungen ge­sorgt. Diese sind das Grund­pro­blem, und die Strom­fir­men müs­sen sich mit Deri­vativ­ge­schäften da­ge­gen ab­si­chern. Dies kann auf zwei Arten pas­sieren: seriös über die Bör­sen oder aber über un­regu­lierte Over-the-Counter-Märkte, wo die Zocker ak­tiv sind - nicht von un­ge­fähr nennt man sie auch Over-the-Counter-Kasi­nos. In der Finanz­krise 2008/2009 waren diese die Brand­be­schleu­niger der Krise und ließen die größten US-Ban­ken und auch Unter­nehmen reihen­weise in die Pleite rut­schen. Viele dieser Ge­schäf­te wur­den daher ver­boten und auf Bö­sen ver­la­gert, die viele Ab­siche­rungs- und Früh­warn­instru­mente haben, zum Bei­spiel Nach­schuss­pflich­ten, wie sie jetzt bei der Wien Ener­gie schla­gend ge­worden sind.

Die Ursache für den jüngsten star­ken An­stieg der Strom­preise ist vor allem der von Russ­land als noch De-facto-Mono­po­list be­trie­bene An­stieg der Gas­preise: Im Merit-Order-Sys­tem gibt das teu­erste Kraft­werk den Strom­preis vor. Russ­lands Prä­si­dent Wladimir Putin kann über die Ver­knap­pung von Gas­ex­porten in die EU den Gas- und damit auch den Strom­preis in die Höhe trei­ben. Der jüngste Gas­liefer­stopp bei der wich­tigs­ten Pipe­line Nord Stream führte zu­sam­men mit Speku­lation auf wei­ter stei­gende Prei­se zu e­plo­dieren­den Gas- und Strom­preisen.

Seit Herbst 2021 erlaubt die EU-Kommission den EU-Staaten Ein­gri­fe in den Strom­markt und hat auch schon Maß­na­hmen vor­ge­schla­gen. Die meis­ten EU-Län­der haben das auch ge­nutzt, wie ein Strom­preis­deckel in Frank­reich, bil­liges Gas für die Strom­pro­duk­tion in Por­tu­gal und Spa­nien oder Über­ge­winn­steuern in Ita­lien, Griechen­land und Groß­bri­tan­nien zei­gen. Deutsch­land wie­derum hat nicht direkt in den Markt ein­ge­grif­fen, son­dern ei­nen Schutz­schirm von 100 Mil­li­arden Euro für Unter­nehmen im Ener­gie­sek­tor auf­ge­spannt, die bei plötz­lichen dra­ma­ti­schen Preis­sprün­gen an den Ener­gie­bör­sen ge­gebenen­falls kurz­fristig sehr hohe zu­sätz­liche Sicher­heiten (so­genannte Margins) hinter­legen müs­sen. Auch Schwe­den beugt mit einem Schutz­schirm einer Finanz­krise vor.

Weder Preisdämpfung noch Schutzschirm

Entweder der Staat geht durch Ein­grif­fe das ur­säch­li­che Pro­blem der Preis­vola­ti­li­tät an oder hilft den Unter­nehmen durch Schutz­schirme. Nur Öster­reichs Bun­des­re­gie­rung hat bis­her nichts ge­tan. Wie man von EU-In­sidern hört, hat sie so­gar mit ei­ni­gen an­de­ren Län­dern eine Re­form des EU-Strom­marktes in Rich­tung stär­ke­rer Re­gu­lie­rung blockiert. Öster­reich hat also bis­her weder eine Strom­preis­dämpfung noch einen Schutz­schirm für Unter­nehmen, was jetzt die Wien Ener­gie zu spü­ren be­kam. Erst in der durch die stark ge­stie­ge­nen Gas- und Strom­preise aus­ge­lös­ten Krise hat die Bundes­re­gie­rung ihre neo­li­be­rale Posi­tion ver­las­sen und unter­stützt nun die von der SPÖ schon lan­ge ge­for­der­te stär­kere Re­gu­lie­rung des EU-Strom­marktes.

Türkis-Grün argumentierte bisher, man solle nicht in den Markt ein­grei­fen - in einen Markt wohl­ge­merkt, den beim Öl das Opec-Kar­tell, beim Gas der Bei­na­he-Mono­po­listen Russ­land und beim Strom oli­go­po­lis­ti­sche Groß­kon­zerne domi­nieren. Letz­teren schaut der Re­gu­la­tor da­bei zu, wie sie die Ener­gie­kun­den mit über­höh­ten Netz­ge­büh­ren und Ver­brauchs­ta­ri­fen ab­zocken. So­gar der li­be­rale deut­sche Finanz­mi­nis­ter Christian Lindner be­für­wor­tet staat­liche Ein­grif­fe in den Strom­markt: Sonst werde "die In­fla­tion im­mer stär­ker durch eine Strom­krise an­ge­trie­ben". Er kri­ti­siert die stark ge­stie­ge­nen Ge­winne der Be­trei­ber von Wind­rädern, Solar­an­lagen und Kohle­kraft­wer­ken, die auf­grund gel­ten­der Re­geln auto­ma­tisch so be­zahlt wer­den, als hät­ten sie teu­res Gas ge­kauft: "Am Strom­markt hat die Poli­tik einen Profit-Auto­pi­loten ein­ge­rich­tet. Die Ge­winne stei­gen zu Las­ten der Ver­brau­cher Mil­li­arde um Mil­li­arde."

Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will mit einer Re­form des Strom­mark­tes die Pre­se für Ver­brau­cher und In­dus­trie dämpfen, in­dem die End­kun­den­prei­se für Strom vom stei­gen­den Gas­preis ent­kop­pelt wer­den. Jetzt hat die deut­sche Re­gie­rung ei­nen Strom­preis­deckel, fi­nan­ziert durch eine Über­ge­winn­steuer, be­schlos­sen.

Stromkonzerne, die sich wie die Wien Energie über die Bör­sen ab­si­chern, ste­hen am Pran­ger, weil durch den Preis­an­stieg kurz­fris­tig sehr hohe zu­sätz­liche Sicher­heiten zu hinter­legen sind, die ihre Fi­nanz­kraft über­stei­gen, und in Öster­reich Preis­deckel oder Schutz­schirme für sie feh­len. Die Zocker in den Over-the-Counter-Kasinos hin­gegen müs­sen diese Sicher­heiten nicht auf­bringen. Dort gibt es keine Früh­warn­instru­mente; ei­nen Finanz­be­darf merkt man erst, wenn Ver­luste ent­stan­den sind. Die Zocker gehen dann recht plötz­lich Pleite und müs­sen, wenn sie sys­te­misch sind, vom Staat auf­ge­fan­gen wer­den. Für eine Ver­gleich­bar­keit soll­ten die Unter­nehmen ver­pflich­tet wer­den, ihr Exposure im Over-the-Counter-Kasino zu ver­öffent­li­chen und je­nen Finanz­bedarf vor­zu­halten, der ent­stan­den wäre, wenn die jüngs­ten Preis­sprünge bei seri­ösen Ge­schäf­ten an der Bör­se er­folgt wären - plus 30 Pro­zent Risi­ko­zu­schlag, da ja das Over-the-Counter-Kasino ris­kan­ter ist als die Börse.

Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), der in der "ZiB 2" für volle Trans­pa­renz plä­diert hat, wird das in sei­nem Ver­ant­wortungs­be­reich beim Ver­bund sicher gerne um­setzen: Welche Deri­vativ­ge­schäfte gibt es, was da­von läuft seri­ös über die Bör­se, was im Over-the-Counter-Kasino, wie hoch wäre der Finanz­be­darf, tra­gen diese Ge­schäf­te zum Ge­winn bei oder ha­ben ihn Ver­luste im Deri­va­tiv­ge­schäft ver­rin­gert? Die Ver­bund-Aktio­näre würde all dies sicher inter­es­sieren.

Österreichs Moral Hazard im Stromsektor

Der Tiroler Landesrat und ÖVP-Chef Anton Mattle will "nicht für Ener­gie­ver­sor­ger im Osten be­zahlen". Er dürfte nicht rea­li­siert ha­ben, dass es hier um Sicher­hei­ten für Früh­warn­sys­teme an den Bör­sen geht, die ein­ge­rich­tet wur­den, um Ver­luste zu ver­hin­dern. Wir alle zah­len aber hohe Strom­preise, zu denen seine Landes­re­gie­rung durch die Blockade des Wind­kraft­aus­baus we­sent­lich bei­trägt, weil eben teu­re Gas­kraft­werke zur Strom­pro­duk­tion ein­ge­setzt wer­den müs­sen, was auch unsere Ab­hän­gig­keit von Gas­im­por­ten aus Russ­land ver­stärkt. Wür­den Tirol, Vor­arl­berg und Salz­burg ihr Wind­kraft­poten­zial so nut­zen wie das Burgen­land, könnten wir Gas in großem Aus­maß er­setzen und hät­ten da­mit einen we­sent­lich niedri­geren Strom­preis bei einer ge­rin­geren Ab­hän­gig­keit von Russ­land. Mattle sollte übri­gens auch bei der Tiwag, ana­log zum Ver­bund, die Deri­va­tiv­ge­schäf­te offen­legen.

Generell sollte die Bundesregierung die gesetz­li­chen Vor­aus­setzungen da­für schaf­fen, dass die Fir­men dem Re­gu­la­tor ihre Deri­va­tiv­ge­schä­te im Over-the-Counter-Kasino samt Finanz­be­darf, wenn diese Ge­schäf­te alle seriös an der Bör­se ge­lau­fen wären, mit­tei­len und quar­tals­weise auch ver­öffent­lichen müs­sen, um den der­zei­ti­gen Moral Hazard im Strom­sek­tor in Öster­reich zu be­enden und Plei­ten auch großer sys­te­mi­scher Ener­gie­unter­nehmen vor­zu­beugen.

Riesiges Exposure im Over-the-Counter-Kasino

Wegen der hohen Nachschusspflichten an den Börsen sind die Zocker in die un­regu­lier­ten bi­la­te­ra­len Märkte aus­ge­wichen, was die Liqui­di­tät an den Bör­sen ver­ringert und die Preis­aus­schläge ver­stärkt hat. In die­sem Zu­sammen­hang meinte der ehe­ma­lige Chef des Re­gu­la­tors E-Con­trol, Walter Boltz, sinn­ge­mäß, sie wür­den sich statt an der Bör­se bi­la­te­ral ab­sichern, und hier gebe es keine Pro­bleme. Wie kann man das Zocken im Over-the-Counter-Kasino als siche­rer als die Börse mit ihren Ab­siche­rungs­instru­menten be­zeichnen?

Finanzminister Brunner betonte unter­dessen, nur die Wien Energie sei be­trof­fen und andere Unter­nehmen hät­ten keine Pro­bleme. Nun, er kann sicher be­zif­fern, wie hoch der Finanz­be­darf der hei­mi­schen Strom­fir­men ge­wesen wäre, hätten sie alle ihre ge­samten Deri­va­tiv­ge­schäfte über die Bör­se ab­ge­wickelt. Sollten sie aller­dings vieles über das Over-the-Counter-Kasino ab­ge­wickelt ha­ben, hätte uns der Finanz­mi­nis­ter falsch in­for­miert, da die Risi­ken sehr wohl be­stan­den hät­ten, aber nicht offen­ge­legt wor­den wären. Öster­reich hat hier zwei­fel­los ein sys­te­mi­sches Pro­blem mit ei­nem rie­sigen Ex­posure der Fir­men im Over-the-Counter-Kasino, das der Bundes­re­gie­rung eben­so wenig be­wusst zu sein scheint wie dem Regu­lator.

https://www.wienerzeitung.at/meinung/gastkommentare/2160721-Ein-systemisches-Problem.html

Posted by Wilfried Allé Wednesday, September 7, 2022 10:18:00 AM
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