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Unendliches Wachstum ist mit endlichen Ressourcen schwer zu verwirklichen 

Immer neuere Technologie und florierende Märkte erlauben uns Menschen einen Lebensstandard wie niemals zuvor. Gleichzeitig aber verursachen sie aber auch nie dagewesene Schäden und Zerstörungen. Das weitere Vordringen der Zivilisation, die verheerenden Rodungen, Monokulturen, Pestizide, Bodenversiegelungen und die Verschmutzung der Ozeane haben zur Folge, dass in Europa sechzig Prozent aller Wirbeltiere und Insekten verschwunden und Tausende von Arten vom Aussterben bedroht sind. Ein globaler Kollaps der Biodiversität droht, der Organismen und Netzwerke zerreißt oder beschädigt, die zum Teil noch gar nicht entdeckt worden sind.

Steigen die Meerestemperaturen weiter an, wird das auch zum Zusammenbruch der Planktonvorkommen führen, die bereits jetzt um vierzig Prozent reduziert sind. Durch die Photosynthese produziert Plankton einen wichtigen Anteil des Sauerstoffs in der Atmosphäre, bindet dabei CO2 und steht gleichzeitig am Anfang einer mächtigen Nahrungskette. Währenddessen vernichten illegale Brandrodungen pro Jahr eine Fläche Regenwald, die so groß ist wie Österreich und die Schweiz zusammengenommen, dreißig Fußballfelder pro Minute.

Das Problem ist nicht, dass all dies intellektuell schwer zu erfassen wäre. Unendliches Wachstum ist mit endlichen Ressourcen schwer zu verwirklichen. Es ist viel eher, dass es denen, die die Möglichkeit hätten, daran etwas zu ändern, es materiell so gut geht wie noch nie und so offensichtlich die Sicht und Einsicht verstellt ist. Und als Beruhigung wird die Pille "Hier und Heute" eingenommen um das " Unangenehme und Morgen" in eine scheinbar noch weite Zukunft hinauszuschieben.

Wir agieren vielmehr nach dem Motto: "Wer sich als erster bewegt, hat verloren". Doch die Realität und Zukunft funktioniert nicht nach diesen Spielregeln. Das gilt es zu erkennen.

Der Schriftsteller Philipp Bloms versucht mit seinem Buch „Das große Welttheater ist ein Ort, an dem die Welt sich neu erfinden kann“ in einer Analyse die gegenwärtigen Umbrüche darzustellen. Er meint und mahnt: "Wir leben in der besten aller Welten: Nie zuvor gab es so lange Frieden bei uns, nie waren wir so reich, so sicher. Diese Geschichten erzählen wir uns selbst. Was aber, wenn sie nicht der Wirklichkeit entsprechen? Wenn die Demokratien bröckeln, der Hass zwischen den sozialen Gruppen wächst, das Wirtschaftswachstum stagniert, die Gefahr einer Klimakatastrophe steigt?" In seinem großen Essay zeigt Philipp Blom, wie es möglich ist, dass der Westen nicht trotz, sondern wegen Frieden und Wohlstand in einer Krise steckt. Nichts in unserer Vergangenheit hat uns darauf vorbereitet. Die Zeichen stehen auf Sturm, und der Kampf um die Zukunft wird auch ein Kampf der Geschichten sein, vor aller Augen, auf der Bühne des Welttheaters.

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Posted by Wilfried Allé Saturday, May 30, 2020 9:20:00 AM
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